St. Andreas (Köln)

St. Andreas (Köln)
St. Andreas in Köln
Innenansicht

Die Basilika St. Andreas ist eine der zwölf großen romanischen Kirchen in Köln. Sie befindet sich im Stadtteil Altstadt-Nord und ist wenige Gehminuten vom Dom entfernt. Seit 1. Januar 2010 ist St. Andreas keine Pfarrkirche mehr, sondern Filialkirche der kath. Kirchengemeinde St. Aposteln.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

St. Andreas ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika, die romanische wie gotische Elemente enthält. Der Standort von St. Andreas geht vermutlich auf eine frühchristliche Kapelle mit dem Namen St. Matthaeus in fossa („St. Matthäus am Graben“) zurück.

Historische Dokumente belegen in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Gründung eines dem Hl. Andreas gewidmeten Chorherrenstifts; das von Erzbischofs Bruno initiierte frühromanische Kirchengebäude mit Krypta wird von Erzbischof Gero im Jahr 974 auf St. Andreas als Schutzpatron geweiht.

Der heutige Bau geht auf einen spätromanischen Bau aus dem 12. Jahrhundert zurück; im 14. Jahrhundert wurde das Bauwerk um einen gotischen Chor und gotische Kapellen erweitert. Ein Jahrhundert später wurden der romanische Ostchor und die Krypta zu Gunsten eines gotischen Hochchors abgerissen. Weitere dem jeweils aktuellen Baustil geschuldete Umbauten folgten später. Signifikant ist der Vierungsturm mit seinem Faltdach.

1802 erfolgte die Säkularisation des Stiftes. Vor dem Abbruch der alten Kölner Dominikanerkirche wurden Gebeine des Albertus Magnus (1200-1280) und bedeutender Ausstattungsstücke in die Andreaskirche, die Pfarrkirche wird, überführt. Hierher gelangt infolge der Säkularisation der Machabäerkirche auch der spätmittelalterliche Schrein mit den Reliquien der Makkabäer.

Im Laufe des 19. Jhs. erfolgte ein Abbruch der Stiftsgebäude und Wiederherstellung der Kirche mit neuromanischen Korrekturen. Der Kreuzgang wurde 1843 bis auf den Ostflügel, die heutige Eingangshalle, abgerissen.

Die Schäden des Zweiten Weltkrieges wurden bis 1947 weitgehend behoben. Wie durch ein Wunder blieben trotz der Zerstörungen während des Weltkrieges wertvolle mittelalterliche Wandmalereien erhalten.

1953-55 wurde durch Karl Band die Krypta des 11. Jhs. in Teilen freigelegt, modern ausgebaut und erweitert durch Grabkapelle für den hl. Albertus Magnus, der seit dem 25. November 1954 in einem römischen Sarkophag ruht.

1957 wurde die Kirche den Dominikanern, die bereits ab 1947 als Seelsorger an der Kirche wirkten, als Klosterkirche zur Verfügung gestellt. Am 700. Todestag des Heiligen Albertus Magnus (15. November 1980) besucht Papst Johannes Paul II. das Grab des Heiligen.

1992-97 erfolgte eine umfassende Innen- und Außenrestaurierung.

Sehenswürdigkeiten

Sehenswert ist die Altartafel der Rosenkranzbruderschaft (auch Madonna mit dem Mantel) vom Meister von St. Severin aus dem frühen 16. Jahrhundert und der Blutbrunnen in der Vorhalle. Im nördlichen Seitenschiff befindet sich der Makkabäer-Schrein, der 1520 in Auftrag gegeben wurde und seine Vollendung im Jahre 1527 fand. Auftraggeber war der Beichtvater Helias Mertz des Benediktinerinnenklosters zu den Hl. Makkabäern am Eigelstein, das 1803 aufgehoben wurde. Beide, der Blutbrunnen wie auch der Makkabäer-Schrein, stammen aus dem Benediktinerinnenkloster.

Die Gebeine des Theologen, Kirchenlehrers und Naturwissenschaftlers Albertus Magnus liegen in der erweiterten Krypta.

Makkabäerschrein

Makkabäerschrein

Der Makkabäerschrein hat das Aussehen einer Kirche und wurde mit vergoldeten Kupferplatten angefertigt. Auf den rund 40 Reliefsszenen sind Szenen aus dem Martyrium der Makkabäer zu erkennen, die zur Passion Christi und seiner Mutter in Parallele gesetzt wurden (beispielsweise die Geißelung der Makkabäerbrüder und die von Christi). An den Ecken des Daches befinden sich die vier Evangelisten, Matthäus, Johannes, Lukas und Markus und an den Eckpfeilern Figuren von Christus, Helena, Maria und einem Priester.

Künstlerische Ausstattung

Innen

Albertus-Magnus-Fenster
Das von Wilhelm Ruppert jr. 1956 gestifteten Fenster wurde 1954 vom Glasmaler Jakobus Melchior erstellt und zeigt Episoden aus dem Leben vom Hl. Albertus.
Märtyrer der Makkabäer-Fenster
In den 1990er Jahren reifte die Überlegung, den Künstler Markus Lüpertz neue Fenster für die im Krieg zerstörten und durch weißes Glas ersetzten Fenster in St. Andreas entwerfen zu lassen. Das erste Fenster wurde im Dezember 2005 im Makkabäerchor eingesetzt. 2007 wurden zwei weitere Fenster eingeweiht. Es handelt sich um die Darstellung des Leidenswegs Christi und der alttestamentlichen Makkabäer. Insgesamt sollen zwölf Fenster durch den Künstler gestaltet werden. Bis Ende 2008 sollte der südliche Makkabäerchor vollständig sein, im Jahr darauf der nördliche Marienchor. Die Fenster sollten insgesamt über 1.000.000 Euro kosten, ein Segment 4.800 Euro, und sie sollten vollständig durch Spenden vom Förderverein Romanische Kirchen Köln finanziert werden.[1]

Außen

Maße

  • Innere Gesamtlänge: 62 m
  • Gesamtbreite des Langhauses: 27,5 m
  • Lichte Weite des Mittelschiffs: 7,35 m
  • Lichte Weite der Seitenschiffe: 4,90 m
  • Höhe des Mittelschiffgewölbes: 17,50 m
  • Höhe der Kuppel: 16,80 m
  • Turmhöhe: 50 m

Orgel

Blick auf die Hauptorgel

Die Orgel wurde 1995 von Gert Weyland (Opladen) nach einem Dispositionsentwurf des (ehemaligen) Kölner Domorganisten Clemens Ganz erbaut. Das Instrument hat 42 Register und 2 Gruppenzüge. Die Spieltrakturen und Koppeltrakturen sind mechanisch, die Registertraktur ist elektrisch.

I Hauptwerk C–g3
1. Praestant 16′
2. Prinzipal 8′
3. Rohrflöte 8′
4. Oktave 4′
5. Copula 4′
6. Superoktave 2′
7. Mixtur IV-V
8. Cornett V (ab f0)
9. Trompete 8′
Tremulant
II Schwellwerk C–g3
10. Bourdon 16′
11. Flûte harmonique 8′
12. Bordun 8′
13. Gambe 8′
14. Unda maris 8′
15. Fugara 4′
16. Flûte traversière 4′
17. Nasard 2 2/3
18. Flageolett 2′
19. Tierce 1 3/5
20. Plein Jeu IV-V
21. Cornett V (Nr. 19, 20)
22. Basson 16′
23. Trompette 8′
24. Hautbois 8′
Tremulant
III Positiv (schwellbar) C–g3
25. Holzflöte 8′
26. Salicional 8′
27. Prinzipal 4′
28. Nachthorn 4′
29. Quinte 2 2/3
30. Schwegel 2′
31. Terz 1 3/5
32. Quinte 1 1/3
33. Piccolo 1′
34. Tintinabulum (Nr. 27, 31, 33)
35. Cromorne 8′
36. Voix humaine 8′
Tremulant
Pedal C–f1
37. Untersatz 32′
38. Prinzipalbass 16′
39. Subbass 16′
40. Oktavbass 8′
41. Tibia 8′
42. Tenoroktave 4′
43. Posaune 16′
44. Trompete 8′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I III/II, I/P, II/P, III/P
    • Superoktavkoppeln: III/I (ausgebaut), III/P
  • Spielhilfen: 2 programmierbare Crescendi, 2304 Setzerkombinationen, Sequenzer
  • Nachtigall

Glocken

Glockenstube

Die vier Glocken wurden 1955 von Hans Hüesker (Petit & Gebr. Edelbrock) in Gescher gegossen. Sie hängen in einem zweistöckigen Stahlglockenstuhl an Holzjochen im Vierungsturm. Die Geläutedisposition ergibt einen dorischen Tetrachord.[3]

Nr.
 
Name
 
Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
Inschrift
 
1 Albertus Magnus 1389 1650 d1 +2 O clara lux Coloniæ! Alberte doctor optime Thomæ magister inclyte. Hymni tributu suscipe Colonia Agrippina
2 Heilig Grab 1224 1100 e1 +3 Te nationum præsides. Honore tollant publico. Colant magistri judices. Leges et artes exprimant. Ordo exquestis Sancti Sepulcri hierosolymnitani
3 Maria 1155 900 f1 +2 Venite gentes carpite. Ex his rosas mysteriis et pulchri amoris inclytæ. Matri coronas nectite devotae tibi Agrippinenses
4 Andreas 1025 650 g1 +3 Andrea Christi famulo. Digni die apostolo germano fratri principis. Passionique socio parochia ad Sanctum Andream

Läuteordnung

Die Läuteordnung differenziert zwischen den einzelnen Zeiten im Kirchenjahr. Sie unterscheidet Werktage von Sonntagen und diese von Hochfesten. Zur Mittagsandacht besorgt die kleine Glocke 4 ein Vorläuten 30 Minuten vor Beginn. Die übrigen Einzelglocken und Teilgeläute sind wie folgt aufgeteilt:

Anlass
Läutebeginn: je nach Anlass 5–15 min vorher
4 3 2 1 Anlass
Läutebeginn: je nach Anlass 5–15 min vorher
4 3 2 1
Adventszeit: Sonntagseinläuten und -messen 3 2 Osterzeit/Osteroktav: Sonntagseinläuten und -messen 4 3 2 1
– Werktagsmessen 3 – Werktagsmessen 4 3 2
Weihnachtszeit/Weihnachtsoktav: Sonntagseinläuten und -messen 4 3 2 1 Jahreskreis: Sonntagseinläuten und -messen 4 3 2
– Werktagsmessen 4 3 2 – Werktagsmessen 4 3
Fastenzeit: Sonntagseinläuten und -messen 2 1 Hochfeste: Einläuten und Messen 4 3 2 1
– Werktagsmessen 2 Aschermittwoch, Allerseelen, Requien 1

Einzelnachweise

  1. http://gemeinden.erzbistum-koeln.de/st_andreas_koeln/kirche/luepertzfenster/
  2. Heinz Firmenich; Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.): St. Andreas in Köln. 2. Auflage. Gesellschaft für Buchdruckerei, Neuss 1975, Außenbau, S. 10.
  3. Gerhard Hoffs (Hg.): Glockenmusik katholischer Kirchen Kölns. S. 79–80.

Literatur

  • Ralf van Bühren: Kunst und Kirche im 20. Jahrhundert. Die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils (Konziliengeschichte, Reihe B: Untersuchungen), Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh 2008, ISBN 978-3-506-76388-4, S. 617
  • Sabine Czymmek: Die Kölner romanischen Kirchen – Schatzkunst, Bd. 1. Köln 2008 (= Colonia Romanica, Jahrbuch des Fördervereins Romanische Kirchen Köln e. V., Bd. XXII, 2007), ISBN 978-3-7743-0422-2, S. 27-73
  • Hiltrud Kier: Kirchen in Köln. Bachem, Köln 1999, ISBN 978-3-7616-1395-5
  • Dr. Erhard Schlieter (Hrsg.): Romanische Kirchen in Köln. Wienand GmbH, Köln o. J.
  • Albert Verbeek: Kölner Kirchen. Die kirchliche Baukunst in Köln von den Anfängen bis zur Gegenwart. Greven, Köln, 2. Auflage, 1969.

Weblinks

 Commons: St. Andreas (Köln) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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