Bahnstrecke Bickenbach–Seeheim

Bahnstrecke Bickenbach–Seeheim
Bickenbach–Seeheim
Kursbuchstrecke (DB): 315e
Streckennummer: 3544
Streckenlänge: 4,4 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
Strecke – geradeaus
Main-Neckar-Bahn von Darmstadt/Frankfurt
Bahnhof, Station
0,0 Bickenbach (Bergstr)
   
Main-Neckar-Bahn nach Bensheim/Heidelberg
   
1,7 Alsbach
   
3,2 Jugenheim (Bergstraße)
   
4,4 Seeheim (Bergstraße)

Die Eisenbahnstrecke Bickenbach–Seeheim war eine nicht elektrifizierte normalspurige Nebenbahn an der hessischen Bergstraße. Sie verband die Ortschaften der heutigen Gemeinde Seeheim-Jugenheim mit der Main-Neckar-Bahn.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Treibende Kraft für den Bau dieser Anschlussbahn war ein Eisenbahn-Komitee unter dem Vorsitz des Hauptmanns Carl Scriba, der sich auch bei anderen Eisenbahnprojekten der Region engagierte. Das Projekt wurde unter anderem auch durch Prinz Alexander von Hessen und bei Rhein, Präsident der Ersten Kammer des Landtages des Großherzogtums Hessen-Darmstadt, unterstützt. Die großherzogliche Familie besaß das Schloss Heiligenberg bei Jugenheim. Gleichwohl wurde aber erst im Juli 1893 die Konzession für den Bau der Strecke erteilt. Nun leisteten insbesondere die Gemeinde Bickenbach und dortige Grundeigentümer Widerstand. Die Gemeinde Bickenbach wurde von der Bahn in großem Bogen umfahren und hatte keinen Nutzen von ihr.

Bau

So konnte, wegen des schwierigen Grunderwerbs, erst im Dezember 1894 mit dem Bau begonnen werden. Das Gelände bot keine größeren Schwierigkeiten. Im Bahnhof Bickenbach erhielt die Bahn einen eigenen Bahnsteig und eine Weichenverbindung, die sowohl das Umsetzen der Lokomotive als auch durchgehende Züge von der Main-Neckar-Bahn aus Richtung Darmstadt erlaubten. Im Juli 1895 war die Strecke fertig gestellt und wurde am 6. Juli 1895 eröffnet.

Betrieb

Der Zugverkehr war von Anfang an sehr dicht. Werktags verkehrten 18, sonntags 17 Zugpaare, so dass fast zu jedem Zug auf der Main-Neckar-Bahn, der in Bickenbach hielt, Anschluss bestand. Auch verkehrte anfangs ein Theaterzug, der Darmstadt um 23:45 Uhr verließ und |Seeheim um 0:24 Uhr erreichte. Die Bahn war vor allem auch für den Fremdenverkehr zu den Luftkurorten Seeheim und Jugenheim wichtig. Eingesetzt wurden auf der Strecke vor allem Lokomotiven der preußischen Gattung T3.

Von den Anwohnern wurde die Verbindung mit der Bezeichnung Das Ziggelsche bedacht.

Niedergang

Versuche in den Jahren 1934/35, einen Teil des Zugangebotes durch Postbusse zu ersetzen, scheiterten am Widerstand der Fremdenverkehrsindustrie. Selbst im letzten Reichskursbuch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges vom 3. Juli 1944 sind werktags noch 12 und sonntags 10 Zugpaare verzeichnet.

Im Rahmen der allgemeinen Politik der Deutschen Bundesbahn, zahlreiche Nebenbahnstrecken stillzulegen, wurde auf der Strecke am 31. Dezember 1955 der Personenverkehr eingestellt, ohne dass zuvor geprüft worden wäre, ob ein Betrieb – z. B. mit Schienenbussen – hätte aufrechterhalten werden können. Die Strecke wurde noch von einigen Sonderzügen befahren, darunter auch der Gläserne Zug und ein Wahlkampf-Sonderzug des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer 1957. Der Güterverkehr wurde zum Juli 1960 eingestellt. Im März 1961 wurde die Strecke schließlich abgebaut.

Nachdem die Gleise abgetragen waren, kam die Idee auf, die bisher in der Landstraße parallel zur Bahnstrecke führende meterspurige Darmstädter Straßenbahn zwischen Seeheim und Jugenheim auf die Trasse der bisherigen Nebenbahn zu verlegen, was 1966 verwirklicht wurde. So ist ein Teil der Trasse heute noch erhalten. 1979 wurde ein Teilstück der Straßenbahnverlängerung von Jugenheim nach Alsbach auf der ehemaligen Bahntrasse angelegt. Die Bickenbacher Straße wird nun aber von der Straßenbahn ebenerdig gekreuzt, nicht wie die Bahnstrecke, die mit einer Brücke über die Straße führte.

Literatur

Hans Buchmann: Das „Ziggelsche“: Die Nebenbahn Bickenbach-Seeheim. In: Die Bahn und ihre Geschichte = Schriftenreihe des Landkreises Darmstadt-Dieburg 2 (Hrsg.: Georg Wittenberger / Förderkreis Museen und Denkmalpflege Darmstadt-Dieburg).Darmstadt 1985, S. 27-35.

Weblinks


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