St. Severus (Gemünden)

St. Severus (Gemünden)

Das Stift St. Severus war ein Stift in Gemünden. Es war dem heiligen Severus geweiht. Das von den Konradinern gegründete Stift hatte eine bedeutende Rolle bei der Christianisierung des Westerwalds und ist eng mit der Geschichte des Hauses Westerburg verbunden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Stift in konradinischer Zeit

Das Stift Gemünden geht auf eine konradinische Gründung zurück. Zu Beginn der konradinischen Herrschaft im Lahngau bestand nur das Stift „St. Lubentius“ in Dietkirchen, das wahrscheinlich bereits im 6. Jahrhundert gegründet wurde. Im Jahr 845 gründete Graf Gebhard im Lahngau gemeinsam mit Erzbischof Hetti von Trier das Stift „St. Severus“ in Kettenbach. Zu Beginn des 10. Jahrhundert folgten weitere konradinische Gründungen: das Stift „St. Georg“ Limburg (910), das Stift „St. Walpurgis“ Weilburg (912) und das Stift „St. Marien“ Wetzlar (914/15).

Das in Kettenbach gegründete St. Severusstift erhielt am 31. März 845, noch im Jahr der Gründung, von König Ludwig dem Deutschen das Dorf Lierschied und Güter in der Mark von Hahnstätten. Graf Gebhard hatte noch vor 847 die Profess abgelegt und war dem Stift beigetreten. Das Stift bestand aus 12 Kanonikern und 12 Laien.

Am 9. November 879 verlegte Graf Gebhard kurz vor seinem Tod das Stift nach Gemünden im Westerwald. Hier wurde für das Stift eine neue Kirche erbaut. Er übertrug dem Stift den Zehnt und die Urpfarreien Gemünden, Seck und Lahr (Kirche: St. Johannes), sowie die Dörfer Winnen und Hergenroth sowie Güter in Wilsenroth, Hilß, Wengenroth, Kalsberg, Willmenrod, Heckholzhausen und Langendernbach.

Die Konradiner tätigten, nach Gebhards Tod, weitere Zuwendungen an das Stift. Gebhards Sohn Udo übergab dem Stift 879 Güter bei Irmtraut und Winnen. Gebhards Enkel, Bischof Rudolf von Würzburg, übertrug dem Stift das Patronat über die Kirchen in Biskirchen und Battenfeld sowie Güter bei Gebhardshain. Daneben wurde dem Stift weiterer Besitz vor allem im süd-östlichen Westerwald zugewandt.

Das Stift in salischer Zeit

Unter ungeklärten Umständen erlangte das Stift nach dem Ende der konradinschen Herrschaft Reichsunmittelbarkeit. Wahrscheinlich gelang es als Mitgift von Gisela von Schwaben an Kaiser Konrad II. aus dem Haus der Salier. Sein Sohn Kaiser Heinrich III. und sein Enkel Heinrich IV. übertrugen Teile des Gemündener Stiftsbesitz auf das Stift „St. Georg“ in Limburg.

Die Vogtei über das Stift oblag verschiedenen Adelsfamilien. Von den Konradinern ist es auf die verwandten Grafen von Gleiberg übergegangen. Bei ihrem Aussterben erbten die Pfalzgrafschaft Tübingen die Vogtei und von dort gelangte sie an die Grafen von Leiningen. Bei einer Ehe zwischen Siegfried III. von Runkel und einem unbekannten Mitglied des Leininger Grafenhauses ging der größte Anteil an der Vogtei auf das edelfreie Geschlecht von Runkel über. Ein Achtel der Vogtei gelangte nach dem Aussterben der Leininger 1224 an die Grafen von Virneburg, die ihr Anteil 1222 an Burchard von Querfurt veräußerten.

Das Stift in Westerburger Zeit

Um 1209 war die auf Stiftsgut stehende Burg Westerburg bereits in der Hand der Herren von Runkel. Aus dem Jahr 1221 ist eine Urkunde überliefert die belegt wie Erzbischof Dietrich von Trier einen Streit zwischen dem Vogt des Stifts Siegfried III. von Runkel und Westerburg und dem Propst des Stifts schlichtete. Bei der Teilung des Haus Runkel nach 1288 bildete die Vogtei über Gemünden einen wesentlichen Besitz der Westerburger Linie.

Am 19. September 1336 erlangte Reinhard I. von Westerburg von Kaiser Ludwig IV. dem Bayer das Recht die zwei nächsten Pröpste des Stifts zu ernennen. In den folgenden Jahrzehnten entfremden die Herren von Westerburg das Stift schrittweise dem Heiligen Römischen Reich. Auf dem Konzil von Basel wurde dem Haus Westerburg das Recht bestätigt die Pröpste und Kanoniker des Stiftes zu ernennen, damit hatte das Stift praktisch seine Reichsunmittelbarkeit verloren.

Reformation

Das Haus Westerburg führte 1566/68 die Reformation in seinem Herrschaftsbereich ein. Die Reformatoren ignorierten die formale Reichsunmittelbarkeit des Stiftes und ordneten den evangelischen Gottesdienst an. Die Herren von Westerburg beriefen protestantisch gesinnte Geistliche in das Stift. Diese übertrugen 1597 alle Lehen des Stifts auf das Haus Westerburg. Im Laufe des 16. Jahrhundert verlor das Stift die Kirchenpatronate der Kirchen die nicht auf dem Gebiet der Herrschaft Westerburg lagen.

Während des Dreißigjährigen Krieges kam es zum Versuch der Rekatholisierung. Im Zuge des militärischen Erfolge der Katholischen Liga gelang es Kurtrier, die Herrschaft über das Stift Gemünden zu erlangen und das Stift mit katholischen Geistlichen neu zu besetzen. Mit der Besetzung des Westerwalds durch schwedische Truppen im Winter 1632/33 löste sich das neue katholische Stift jedoch wieder auf.

Nach dem Dreißigjährigem Krieg wurde das Stift mit den Pfarren aus Gemünden, Schadeck und der Stadt Westerburg wieder errichtet und bestand noch bis ins 18. Jahrhundert fort. Bei der Mediatisierung der Herrschaft Westerburg durch das Haus Nassau 1803 hatte das Stift Gemünden aufgehört zu bestehen.

Literatur

  • Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 3. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1999, ISBN 3-922244-80-7.
  • Wolf-Heino Struck: Die Stifte St. Severus in Gemünden, St. Maria in Diez mit ihren Vorläufern, St. Petrus in Kettenbach, St. Adelphus in Salz (Germania Sacra. NF 25) , Berlin: de Gruyter 1988

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