Staatsbriefe

Staatsbriefe

Staatsbriefe war der Name einer monatlich erscheinenden rechtsextremen und reichspropagandistischen deutschen Zeitschrift.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Sie wurde 1990 von Hans-Dietrich Sander gegründet und im Verlag Castel del Monte herausgegeben. Im Dezember 2001 erschien die letzte Printausgabe. Artikel und Beiträge gab es seitdem bis September 2007 nur noch online über eine Website.

Ausdrückliches Hauptanliegen der Staatsbriefe war es, die Bundesrepublik Deutschland zu überwinden und eine auf die staufische Tradition angelehnte Reichsordnung einzuführen. Nach eigener Darstellung wurde der Name der Zeitschrift im Anklang an die Erlasse, Sendschreiben, Manifeste und Berichte des Stauferkaisers Friedrich II. gewählt. Zeitweilig war die Zeitschrift eine bedeutende Plattform der Präsentation und Diskussion internationaler Ordnungsvorstellungen der extremen Rechten.[1]

Der Vorwurf des Antisemitismus und der permanenten Verunglimpfung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik und ihrer politischen Repräsentanten führte in den 1990er beziehungsweise auch in den letzten Jahren zu verschiedenen Erwähnungen (sowohl der Staatsbriefe – letztmalig 2003 – als auch ihres Herausgebers Sander) in den Verfassungsschutzberichten unter der Rubrik Rechtsextremismus.

Aufgrund der Publikation eines Textes von Germar Rudolf und eines Beitrages zum Thema „Holocaust“ wurde Hans-Dietrich Sander 1998 vom Münchener Landgericht als verantwortlicher Herausgeber der Staatsbriefe wegen Volksverhetzung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener „zu einer Haftstrafe von 8 Monaten auf Bewährung sowie zu einer Geldstrafe in Höhe von 4.000 DM rechtskräftig verurteilt“.[2]

In der Ausgabe 1 von 1993 wurde ein von Reinhold Oberlercher verfasstes „Hundert-Tage Programm der nationalen Notstandsregierung“ publiziert, in dem konkrete Schritte des „nationalen Lagers“ für den Fall einer Machtergreifung vorgeschlagen wurden (S. 7–10). Folgende Punkte wurden unter anderem aufgelistet: „Einstellungsverbot für ausländische und volksfremde Arbeitskräfte“, „die standrechtliche Erschießung von Rauschgiftbesitzern“, „Verbot der Ideologie der Menschlichkeit“, „Verbot des Pazifismus und die „Wiedereinsetzung des Deutschen Reiches.

Zu den Autoren der Staatsbriefe zählten u. a. Germar Rudolf, Andreas Röhler, Jürgen Schwab, Hans Wahls, Christian Worch, Reinhold Oberlercher, Wolfgang Strauss, Salcia Landmann, Horst Lummert, Hans Georg Amsel, Thor von Waldstein und Josef Schüßlburner.

Unterreihe Consiliarien

Im Jahre 1995 wurde in Ergänzung zur Zeitschrift eine Unterreihe mit dem Titel Consiliarien begonnen, die über ein erstes Heft jedoch nicht hinauskam.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fabian Virchow: Gegen den Zivilismus. Internationale Beziehungen und Militär in den politischen Konzeptionen der extremen Rechten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-15007-3, S. 495.
  2. Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 1989, S. 89, und Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 1999, S. 101.

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