Stadtmuseum Rapperswil

Stadtmuseum Rapperswil
Stadtmuseum Rapperswil (Oktober 2009)
Wappenfolge im Eingangsbereich - Herren von Russikon, von Landenberg, Göldlin und Breny
Innenansicht Breny-Turm (April 2008)
Westliche Stadtbefestigung mit Breny-Turm, Zwischentrakt und Breny-Haus, von der Giessi aus gesehen (Oktober 2009)
Zwischentrakt des Stadtmuseums, der durch den Neubau ab 2010/11 ersetzt werden soll

Das Stadtmuseum Rapperswil wurde 1943 als «Heimatmuseum von Rapperswil» gegründet. Untergebracht ist es im «Breny-Haus» und dem östlich anliegenden «Breny-Turm», im Ortsteil Rapperswil der Gemeinde Rapperswil-Jona (Schweiz).

Inhaltsverzeichnis

Breny-Haus und Breny-Turm

Die baulichen Strukturen von Breny-Haus und der mit dem Breny-Turm verbindenden Stadtmauer reichen bis ins späte 13. Jahrhundert zurück, als die Herren von Russikon (Russinger) einen Wohnturm errichteten und ihn als Dienstleute (Ministeriale) der Grafen von Rapperswil bis ins 15. Jahrhundert bewohnten. In der heutigen Form wurde das Breny-Haus um 1492 vom aus dem Tösstal stammenden Ritter Hans von Landenberg anstelle des früheren Sitzes der Russinger erbaut. Die Landenberger amteten in Rapperswil bis 1530 als Schultheissen und Räte. Nachfolgende Bewohner waren von 1530 bis 1660 die Familie Kaspar Göldlin, danach unter anderem die Familie Good aus Mels und ab 1758 Pfarrer Michael Augustin Breny von Lütisburg, der Begründer der Familienstiftung Breny. Die einstige Burganlage mit dem 28 Meter hohen Wohnturm am sogenannten Herrenberg (Schlosshügel) markierte bis zur Stadterweiterung im 16. Jahrhundert die Nordostecke der früheren Stadtbefestigung. Der Breny-Turm war in die südwärts (seewärts) führende Stadtmauer mit dem Herrenbergtor (Abbruch 1848) integriert.[1][2]

Die weitgehend erhaltene Wohnausstattung stammt aus der Zeit (16. Jahrhundert) des Eigentümers Hauptmann Thuring Göldli.[3][4] Die gotische Halle mit Blumengirlanden und Balkendecke ist wie die anderen Räume weitgehend im ursprünglichen Bauzustand erhalten. Die Wohndiele mit spätgotischer, zum Teil übermalter Wandmalerei ist mit den Wappen Landenberg und Hünenberg [5] (1492) versehen. Die Breny-Stube und das Landenberg-Zimmer (Jahrzahl 1503 und Wappen der Hohenlandenberg) sind im Originalzustand.

Stadtmuseum Rapperswil

Entstehungsgeschichte

Unter dem Patronat des Verkehrsvereins Rapperswil-Jona wurden 1943 Teile der Liegenschaft Paulina und Heinrika Breny als «Heimatmuseum lokaler Geschichte und Kunst» eingerichtet. Die Liegenschaft (Obere Halsgasse bis 1960) gelangte 1958 als Vermächtnis der Geschwister in den Besitz der Ortsgemeinde Rapperswil-Jona. Seither sind die Namen Breny-Haus und Breny-Turm geläufig.

Aktivitäten und Aktuelles

Nutzung und Standort wurden 2008/9 im Rahmen des Projektes «Janus» überprüft,[6][7] die Resultate öffentlich präsentiert und den Einwohnern von Rapperswil-Jona im Dezember 2009 zur Abstimmung vorgelegt. Das Stadtmuseum wird vom Januar 2010 bis Herbst 2011 saniert und bleibt für Besucher geschlossen: Der sanierungsbedürftige Zwischentrakt wird abgebrochen, durch einen zweckmässigen Neubau ersetzt und in das historische Strassenbild zwischen der Stadtpfarrkirche und dem Engelplatz eingepasst werden. Dieser Neubau dient sowohl als Ausstellungsfläche als auch zur Erschliessung von Brenyhaus und Brenyturm. Die die Stadtansicht prägende Nordseite bleibt unverändert. Investitions- und Betriebskosten von rund 5,6 Millionen Franken werden zwischen Ortsgemeinde und Politischer Gemeinde Rapperswil-Jona hälftig getragen. Gleichzeitig mit der Realisation des Projektes Janus sollen die aufgelaufenen Unterhaltsarbeiten an den Fassaden, Fenstern und Dächern der historischen Gebäude sowie an der Stadtmauer zulasten des Budgets der Ortsgemeinde angegangen werden. Die Ausstellung des Museums wird zudem nach neuesten Erkenntnissen erneuert und voraussichtlich gänzjährig präsentiert werden.[8]

Sammlungsschwerpunkte

Sammlungsschwerpunkte (Stand Oktober 2009) sind, nebst Wechselausstellungen, prähistorische und römische Grabungsfunde vom Seegelände und insbesondere aus den umfangreichen Ausgrabungen bei Kempraten, der einstigen römischen Siedlung Centum Prata. Weitere Ausstellungsobjekte sind mittelalterliche Wappensteine der Stadt Rapperswil, eine Trinkschale der Gräfin Elisabeth von Rapperswil, eine spätgogische Wohndiele und sakrale Goldschmiedekunst, darunter auch die Mitra, der Krummstab die Kreuzpartikel-Monstranz[9] und Pontifikalgegenstände aus dem Klosterschatz der Prämonstratenserabtei Rüti, die im Juni 1525 während der Reformation aufgehoben wurde.[10] Der Zwischentrakt (Stadtmauer) beherbergt die Wohnräume Breny, die Göldli-Stube mit Antikenbildnissen aus der Renaissance, das Curti-Zimmer der gleichnamigen Rapperswiler Seidenhändler aus dem 15. Jahrhundert und das Greith-Zimmer. Im Breny-Turm untergebracht sind ein Stadtmodell (Gesamtansicht von Rapperswil um 1800), Informationen zur Stadtgeschichte und Stadtbefestigung sowie Beispiele des mittelalterlichen Rapperswiler Gewerbes, wie Waffen, Apotheke, Schuhmacher-Werkstatt und Ofenkeramik.

Die bisherige konventionelle Präsentation der Sammlungsobjekte wird mit Vollendung des Neubaus einer szenisch didaktischen Mischung von Geschichtserlebnis und Informationsvermittlung weichen, Schlüsselobjekte aus der Sammlung sollen ab 2011 im Zusammenspiel von visuellen und akustischen Umsetzungen voraussichtlich gänzjährig präsentiert werden.[8]

Exponate (Auswahl)

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Stadtmuseum Rapperswil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kulturbaukasten Rapperswil-Jona, 36 Museen ohne Dach respektive diese und weitere Informationen zum Gebäude entstammen u.a. den 36 Schaukästen in der Altstadt.
  2. Die Historie der Bewohner des Breny-Turms ist den Informationstafeln im Stadtmuseum Rapperswil entnommen.
  3. Göldli im Historischen Lexikon der Schweiz
  4. Göldli, Heinrich im Historischen Lexikon der Schweiz
  5. Hünenberg im Historischen Lexikon der Schweiz
  6. Stadtverwaltung Rapperswil-Jona: Stadtmuseum im Breny Haus - Ideenwerkstatt zu Nutzungsfragen Schloss (20. Februar 2008), abgerufen am 19. Oktober 2009
  7. Wettbewerb Stadtmuseum Rapperswil, abgerufen am 19. Oktober 2009
  8. a b Website der Stadtverwaltung Rapperswil-Jona: Das geplante neue Stadtmuseum baut auf neuem Selbstverständnis, abgerufen am 15. Dezember 2009
  9. Die Kreuzpartikel-Monstranz aus dem Klosterschatz Rüti wird (Stand April 2008) im Pfarrhaus Rapperswil aufbewahrt.
  10. NZZ Online (17. Januar 2008): Abt Klausers Vermächtnis sorgt für Verstimmung, abgerufen am 26. April 2008
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