Stadtsilhouette

Stadtsilhouette
Hongkong: Kowloon (links oben) und Hong Kong Island (Vordergrund), vom Victoria Peak aus gesehen.
New York City: Blick vom Rockefeller Center nach Süden
Dubai: Stadtzentrum
San Gimignano, Geschlechtertürme
Stich von Speyer von Matthias Merian, 1637, Türme und Kirchen
Chemische Fabrik Kalk, Köln
Skyline von Seattle bei Nacht mit dem beherrschenden Fernsehturm
MRO Karlsruhe

Skyline (englisch „Himmelslinie“ oder Silhouette) meint die Teilansicht oder das Panorama, das eine Stadt mit ihren höchsten Bauwerken und Strukturen vor dem Horizont abzeichnet.

Skylines sind etwas wie ein Markenzeichen, bzw. können „das“ Merkmal einer (bestimmten) Stadt sein. Eine wichtige Rolle im Erscheinungsbild einer Skyline spielen heute die „Skyscraper“, die Wolkenkratzer. Früher waren die Türme der Stadtbefestigungen und in Europa Kirchenbauten oder Kirchtürme, im islamischen Kulturkreis Minarette prägend für die Stadtsilhouette.

Skylines voller Wolkenkratzer gelten weltweit als Zeichen wirtschaftlicher Dynamik. In der Liste der Städte mit den meisten Großgebäuden liegt Hongkong mit 7.659 registrierten Hochhäusern vor New York City mit 5.571 Wolkenkratzern und São Paulo mit 4.803 fertigen Hochhäusern (bei dieser Zählung werden Fernsehtürme, Stadien, Kirchen und Moscheen nicht berücksichtigt).

Chicago gilt auch als Geburtsort der Wolkenkratzer, da hier mit dem zehnstöckigen Home Insurance Building 1885 das erste Haus mit Stahlskelett errichtet wurde. Am South Wacker Drive steht das höchste Gebäude Chicagos, der Sears Tower, der eine Zeit lang auch das höchste Gebäude der Welt war.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Geschlechtertürme haben der Kleinstadt San Gimignano in der Toskana den Beinamen „Manhattan des Mittelalters“ beschert. Rivalisierende Familien versuchten, sich in der Höhe ihrer Türme gegenseitig zu überbieten. Das schien ihnen wichtiger zu sein als ein luxuriöses Leben, das in solchen Türmen nicht möglich war. Noch imposanter war im Mittelalter der Anblick der Türme von Bologna.

Mittelalter: Stadtbefestigungen und Kirchtürme

Im europäischen Mittelalter prägten aber meist nicht Geschäfts- oder Wohnhäuser, sondern vor allem die

Von diesen Silhouetten wurden oftmals von spezialisierten Unternehmern Kupferstiche angefertigt, die uns die oftmals verlorenen Ansichten vergangener Zeiten überliefern. Da außer bei Dörfern und Städten in Tallagen, wie z.B. Chur, ein Überblick von einer Zeichenposition nicht möglich war, wurden, um verdeckte Türme und Kirchenschiffe bzw. Kirchtürme auf dem Kupferstich darzustellen, Bilder aus zwei oder drei Positionen gezeichnet und dann die Silhouette zeichnerisch aufgeklappt. Ein Beispiel ist Merians Stich von Speyer, der aus drei Positionen gezeichnet ist, die dann zusammenkomponiert wurden.

Neuzeit: Schornsteine, Fernsehtürme, technische Anlagen

In der Neuzeit begannen große Fabrikhallen und vor allem Fabrikschornsteine die Skyline der rasch wachsenden Industriestädte zu prägen.

Mit der Entwicklung des Fernsehens wurde oftmals der Fernsehturm das höchste und die Skyline prägende Gebäude der Stadt. Als besonders prägend für die Skyline gelten z.B. der CN Tower in Toronto und in Deutschland der Stuttgarter Fernsehturm.

Eine Sonderstellung nimmt der Eiffelturm in Paris ein, der zwar auch der erste Funkturm war, aber in erster Linie als Monument des Fortschritts für die Weltausstellung 1889 ins Paris anläßlich des 100-jährigen Jubiläums der Französischen Revolution errichtet wurde und seither die Skyline der Stadt prägt.

Hier und da sind es technische Anlagen wie Fördertürme in Bergbauregionen, Hochöfen, Gasbehälter oder Kühltürme von Kraftwerken die eine Skyline mitprägen oder im Einzelfall dominieren. An großen Chemiestandorten oder Erdölraffinerien prägen diese oft die Skyline.

In Hafenorten können große Hafenkräne und Lagergebäude, z.B. Getreidesilos, in neuerer Zeit Containeranlagen die Silhouette prägen. Bekannte für die Silhouette relevante Silos sind z.B. der Henninger-Turm in Frankfurt und die Schapfenmühle in Ulm.

Wolkenkratzer

Die erste Stadt, die für ihre Hochhaus-Skyline berühmt wurde, war New York; hier die überbaute Trinity Church

Die ersten Städte die berühmt wurden für eine Skyline, die von Wolkenkratzer geprägt waren, waren New York und Chicago, wobei die Chicago der Vorreiter war, New York aber die mit Abstand berühmtere Wolkenkratzerstadt wurde und auch deswegen Millionen Touristen anzieht.

Neben Platznot wie zuerst auf New Yorks Halbinsel Manhattan oder den Städten Hongkong, Tokio und Singapur, spielt vielfach auch das Bedürfnis Leistungsfähigkeit zu demonstrieren beim Bau von Wolkenkratzern bzw. Viertlen mit Wolkenkratzern eine Rolle, so etwa bei den Petronas Towers[1] in Indonesien oder dem Zentrum Pudong von Shanghai.

Städte mit den auffälligsten Skylines

Beim Ranking von Emporis, einem Informations-Dienstleistungsunternehmen für die internationale Immobilienwirtschaft, entscheidet die Zahl der Stockwerke, die einzelne Gebäude haben. Emporis vergibt außerdem jedes Jahr den Architekturpreis Emporis Skyscraper Award.

Beim Ranking der 25 Städte mit den auffälligsten Skylines erzielte Hongkong mit 121.931 Punkten (New York: 36.406 Punkte) die höchste Bewertung. Auf Platz 15 kam Frankfurt am Main mit dem höchsten Wert für eine europäische Stadt.

Deutschland

Frankfurt

Die Skyline von Frankfurt am Main

Die Skyline von Frankfurt am Main hat der Stadt den Beinamen Mainhattan eingebracht. Der Messeturm war mit 257 Meter Höhe das höchste Gebäude Europas, bis er vom 259 Meter hohen Commerzbank Tower übertroffen wurde. Um die Hochhäuser bauleitplanerisch zu reglementieren, wurde ein Hochhausrahmenplan aufgestellt, der festschreibt, wo und wie Hochhäuser gebaut werden dürfen.

München

Die Frauenkirche in München über Jahrzehnte das Höhenmaß für Hochhäuser ...
... dominiert immer noch die Skyline der Münchner Innenstadt

In München galt zum Schutz des alten und von den Münchnern hochgeschätzten Stadtbildes bis Anfang der 80er-Jahre die Regel, dass kein Hochhaus höher sein durfte als die 100 Meter hohe Frauenkirche. Auch das BMW-Hochhaus hielt sich noch an diese Regel.[2] Auch heute noch gehört zum Genehmigungsprozess eine Stadtbildverträglichkeitsuntersuchung.[3]

Als tatsächlich begonnen wurde über 100 Meter zu bauen, bildete sich zur Verteidigung der alten Stadtsilhouette eine Bürgerintiative Unser München, die ein Bürgerbegehren gegen massiven Hochhausbau startete. Insbesondere das Hochhaus Uptown München wurde als Negativbeispiel angegriffen und als Vierkantnagel bezeichnet. Die Bürgerintiative machte geltend, München geöre "zu den wenigen großen Städten wie zum Beispiel Florenz, Rom oder Budapest, die sich noch eine zu verteidigende Stadtsilhouette bewahrt haben." München dürfe keine beliebige 08/15-Hochhausstadt werden, wie es sie weltweit tausendfach gebe. München müsse seine Individualität bewahren. Mit diesen Argumenten konnte die Initiative-Unser-München 35.000 Unterstützungsunterschriften gewinnen.[4] Tatsächlich obsiegte die Bürgerintiative mit ihrem Volksbegehren mit 101.780 Befürwortern mit 50,8 Ja-Stimmen bei 21,9% Wahlbeteiligung.[5] Mit der neuen alten Höhengrenze scheiterte eine ganze Reihe von Hochhausprojekten.

Hamburg

Richtmaß für die maximale Höhe in Hamburg der Michel

In Hamburg gibt es kein höheres Gebäude als die 132 Meter hohe Stadtkirche Michel. Hamburgs Oberbürgermeister Ole von Beust reagierte auch auf den Münchner Bürgerentscheid verständnisvoll: "Zumindest lehrt der Bürgerentscheid in München, dass die Menschen in starkem Maß Anteil nehmen an der Gestaltung ihrer Stadt. Auch die Hamburger können durchaus empfindlich auf städtebauliche Projekte reagieren. Ihnen liegt besonders der vertraute Blick auf den Hafen, das Innenstadt-Ensemble mit Binnen- und Außenalster und die Silhouette der Kirchtürme am Herzen, die das Aussehen und die Erscheinung Hamburgs am stärksten charakterisieren. Es ist breiter Konsens in Hamburg, dass dieser Blick unverstellt bleiben muss."[6]

Köln

Der Kölner Dom ist mit 157 Metern das höchste Gebäude der Stadt und wurde 1996 von der UNESCO als eines der europäischen Meisterwerke gotischer Architektur eingestuft und zum Weltkulturerbe erklärt. Am 5. Juli 2004 wurde wegen des Baus eines 103 Meter hohen Turms und der Planung drei weiterer Hochhäuser bis zu 120 Meter in unmittelbarer Nähe zum Dom[7] wegen der „Gefährdung der visuellen Integrität des Doms und der einzigartigen Kölner Stadtsilhouette durch die Hochhausplanungen auf der dem Dom gegenüberliegenden Rheinseite“ vom UNESCO-Welterbekomitee auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt.[8] Bei Verhandlungen am 13. Juli 2005 auf der UNESCO-Konferenz im südafrikanischen Durban wurde die endgültige Entscheidung um ein Jahr vertagt. Den deutschen Behörden sollte die Möglichkeit gegeben werden, bis Ende 2005 Informationen über geplante Baumaßnahmen in Köln-Deutz einzureichen.

Im Juli 2006 entschied das Welterbekomitee auf seiner 30. Tagung im litauischen Vilnius, den Kölner Dom aus der Liste des gefährdeten Welterbes zu streichen.[9] Damit wurde den geänderten Bauplänen für das rechtsrheinische Ufer Rechnung getragen; außer dem bereits fertiggestellten „KölnTriangle“ sollen dort keine weiteren Hochhäuser mehr entstehen.

Weblinks

Einzelnachweis

  1. http://www.petronas.com.my/internet/pett/pettweb.nsf/frm_inspire_hi?OpenFrameset
  2. http://www.muenchen.de/Rathaus/plan/plantreff/hh_in_m/85142/
  3. http://www.muenchen.de/Rathaus/plan/stadtentwicklung/plantreff/hh_in_m/85162/svu.html
  4. http://www.sueddeutsche.de/muenchen/163/364982/text/
  5. http://www.muenchen.info/wahlen/wahlneu/wahl2004/hochhausentscheid/index.html
  6. http://www.baublatt.de/archiv/2005_1/8.pdf Artikel im Baublatt Januar/Februar 2005: Umfrage zum Hochhausbau: München und Frankfurt trennen einige hundert Meter, Seite 1 und Kasten links unten]
  7. http://www.baublatt.de/archiv/2005_1/8.pdf
  8. UNESCO: Die „Rote Liste“ des Welterbes (Stand: Juli 2005).
  9. UNESCO: Kölner Dom von der Roten Liste gestrichen, Pressemitteilung der Deutschen UNESCO-Kommission vom 11. Juli 2006.

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