Stadtwerke Hannover

Stadtwerke Hannover
Stadtwerke Hannover AG
Enercitylogo.svg
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 21. Dezember 1970
Sitz Hannover
Leitung Michael G. Feist (Vorsitzender), Harald Noske, Jochen Westerholz
Mitarbeiter 2.740 (Stand: 2011)
Umsatz 2,8 Mrd. Euro. (2009)
Branche Energiewirtschaft
Produkte Strom, Gas, Wasser, Fernwärme, Energiedienstleistungen
Website www.enercity.de

Die Stadtwerke Hannover AG in Hannover ist ein kommunales Energieversorgungs- und Dienstleistungsunternehmen. Es deckt die Grundversorgung der Bevölkerung und der Industrie mit Strom, Wasser und Gas und Fernwärme ab. Mit etwa 2.700 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 2,8 Mrd. Euro zählt es zu den zehn größten Energieversorgungsunternehmen Deutschlands. Das Unternehmen bietet Energie und Dienstleistungen für Privat- und Geschäftskunden vorwiegend in Hannover und in der Region Hannover an. Die Dachmarke der Energieprodukte ist seit 1996 „enercity“. Eigentümer sind die Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Hannover (75,09%), die Thüga (24%) und die Region Hannover (0,91%).[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

20-stöckiges Hauptverwaltungsgebäude im Ihme-Zentrum

Schon gegen Mitte des 16. Jahrhunderts existierte in Hannover eine Wasserverteilung über ein Brunnensystem und Wasserleitungen, das über 300 Jahre lang mittels ständiger Ausbauten und Wartungen erhalten werden konnte. 1875 jedoch fasste der Magistrat den Entschluss, ein Grundwasserwerk in Ricklingen zu erbauen Die Einwohnerzahl Hannovers von mehr als 100.000 machte diese Entscheidung notwendig, da die einfachen Brunnen dem Wasserbedarf der Stadt nicht mehr gewachsen waren.

1878 nahm das neue Werk in Ricklingen seinen Betrieb auf. Es war allerdings nicht der erste große Energielieferant, von dem die Stadt Hannover profitierte: Bereits 1825 war ein Vertrag mit der Londoner Imperial-Continental-Gas-Association (ICGA) abgeschlossen worden, der das britische Unternehmen mit der Aufgabe betraute, die alten, noch mit Talg betriebenen Straßenlampen durch neue Gaslampen zu ersetzen, diese zu betreiben und zu warten. Hierzu wurde noch im selben Jahr der Vertragsunterzeichnung das Gaswerk Glocksee errichtet.

1883 folgte dem Wasserwerk Ricklingen und dem Gaswerk Glocksee eine Blockanlage zur Erzeugung elektrischer Energie. 1891 ging schließlich das erste Elektrizitätswerk in der Osterstraße ans Netz. Alle einzelnen Werke wurden 1922 zu einem Regiebetrieb zusammengefasst: den städtischen Betriebswerken.

Die Nachkriegszeit war durch rapide Wiederaufbaumaßnahmen, dem Wirtschaftswunder, geprägt, von denen auch die städtischen Betriebswerke profitierten. Neue Anlagen wurden eingerichtet und die Erweiterung der Netze in vorher noch nicht erschlossene Gebiete gefördert. Ab 1952 hieß das Versorgungsunternehmen offiziell Städtische Betriebswerke.

Nachdem das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit und insbesondere der Aufschwung der späten 1960er Jahren den Stadtwerken (bis Ende 1952: Städtische Betriebswerke) bis zu zweistellige Zuwachsraten beschert hatte, beschloss der Rat der Stadt Hannover im November 1970 die Umwandlung der Versorgungseinrichtungen in eine Aktiengesellschaft; alleiniger Aktionär der Stadtwerke Hannover AG wurde am 21. Dezember 1970 die Landeshauptstadt Hannover. Die Umwandlung der Stadtwerke in eine Aktiengesellschaft war notwendig, um Stadtwerke und Üstra in der Holding Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Hannover mbH (VVG) zusammenfassen zu können.

Die Förderung von Erdgas begann Anfang der 1970er Jahre, 1982 wurde der erste Kavernenspeicher in Empelde in Betrieb genommen, und 1989 begann der Betrieb des Gemeinschaftskraftwerks in Stöcken.

Die Hauptverwaltung befindet sich seit 1975 im Ihme-Zentrum im hannoverschen Stadtteil Linden-Mitte.

Unternehmen

enercity-Leuchtreklame

Das Stammkapital der Stadtwerke Hannover AG gehört zu 75,09 Prozent der Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Hannover (VVG). Weitere 24 Prozent befinden sich im Besitz der Thüga AG mit Sitz in München, an der wiederum die Stadtwerke Hannover beteiligt sind. Die restlichen 0,91 Prozent gehören der Region Hannover.

Die Stadtwerke halten mehrere Beteiligungen an Energieunternehmen in der Region Hannover und führen das operative Geschäft für die beiden großen Kraftwerke in den Stadtteilen Stöcken und Linden sowie für den Gasspeicher in Empelde.

Seit Anfang der neunziger Jahre engagiert sich das Unternehmen für den Einsatz von Biomasse zur klimafreundlichen Wärme- und Stromerzeugung. Die größten Projekte in diesem Zusammenhang sind die Beteiligung am Biomasseheizkraftwerk Landesbergen im Jahr 2003 sowie die Übernahme von Anteilen der Danpower GmbH im Jahr 2006.

Produkte

In Hannover und den Umlandgemeinden beliefert das Unternehmen über eine halbe Million Menschen mit Strom, Erdgas, Fernwärme und Trinkwasser.

Strom, Fernwärme

Die Stadtwerke betreiben zur Produktion von Strom und Fernwärme in Hannover drei Kraftwerke: das Heizkraftwerk Linden in Linden-Nord, das Kraftwerk Herrenhausen in Leinhausen (beide mit Erdgas betrieben) sowie zusammen mit VW das Gemeinschaftskraftwerk Hannover in Stöcken (mit Steinkohle betrieben). 70 Prozent des selbst erzeugten Stroms werden in diesen drei Heizkraftwerken erzeugt.

Fernwärme wurde 1962 in Hannover eingeführt. Nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung wird die Abwärme aus der Stromerzeugung der drei Kraftwerke den Kunden als Raum- oder Prozesswärme geliefert.

Die Länge des Leitungsnetzes (ohne Fernmeldekabel) im Strombereich beträgt 7.324 Kilometer, das Fernwärmenetz hat eine Gesamtlänge von 294 Kilometern (Stand: 2008). Im Geschäftsjahr 2007 betrug der Stromabsatz im eigenen Netzgebiet 2.639 GWh, die Wärmeabgabe 1.301 GWh.

Gas

Das Verteilungsnetz der Gasversorgung umfasst 1.962 Kilometer, 2007 belief sich der Absatz im Geschäftsfeld Erdgas auf 8.394 GWh.

Wasser

Die Wasserwerke Elze-Berkhof und Fuhrberg, 25 Kilometer nördlich von Hannover gelegen, fördern und pumpen stündlich jeweils bis zu 4.300 Kubikmeter Trinkwasser in die Landeshauptstadt. Damit produzieren beide Wasserwerke jeweils etwa 45 Prozent des insgesamt nach Hannover eingespeisten Trinkwassers und stellen die wichtigste Säule der Wassergewinnung für über 650.000 Menschen in der Region Hannover dar.[2] Die gesamte Länge der Wasserleitungen (Zubringer-, Haupt- und Versorgungsleitungen) misst 2.211 Kilometer. 2007 lieferten die Stadtwerke 42,0 Millionen Kubikmeter Wasser.

Beteiligungen

Gemeinschaftskraftwerk Hannover

Die Energieerzeugungsanlage Gemeinschaftskraftwerk Hannover entstand in Zusammenarbeit mit dem Volkswagenwerk Hannover sowie der Continental AG. Das Heizkraftwerk deckt den gesamten Prozess- und Raumwärmebedarf von VW-Nutzfahrzeuge und der Continental sowie die Grundlast an Fernwärme und Strom für das Versorgungsgebiet der Stadtwerke Hannover AG.

Kraftwerk Mehrum

Am mit Steinkohle betriebenen Kraftwerk Mehrum haben die Stadtwerke Hannover einen Anteil von 83,3 % und die Braunschweiger Versorgungs-AG einen Anteil von 16,7 %.

Energie-Projektgesellschaft Langenhagen

An der Energie-Projektgesellschaft Langenhagen mbH sind die Stadt Langenhagen und die Stadtwerke Hannover AG zu je 50 Prozent beteiligt. Das Unternehmen wurde 1994 gegründet. Seine Hauptziele sind, eine wirtschaftliche, ressourcen- und klimaschonende Energieversorgung auf kommunaler Ebene zu realisieren sowie die verbrauchsbedingten Emissionen zu reduzieren. Zu den Geschäftsfeldern des Unternehmens zählen die Planung, der Bau und der Betrieb effizienter Strom- und Wärmeproduktionsanlagen sowie die ökologische Energieverteilung. Ein Schwerpunkt ist die Nahwärmeversorgung von Wohnhäusern und anderen Gebäuden durch den Einsatz von modernen Blockheizkraftwerken.

Danpower

Die Stadtwerke Hannover halten 74,9 Prozent der Geschäftsanteile an der Danpower GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Potsdam ist besonders in Ostdeutschland ein starker Marktteilnehmer im Wärme-Contracting und bei der Nutzung von Biomasse.

Clevergy

An der Clevergy GmbH & Co. KG mit Sitz in Leipzig sind die Stadtwerke Hannover AG und die N-ERGIE Aktiengesellschaft aus Nürnberg jeweils mit 50 Prozent beteiligt. Das Energieunternehmen wurde Anfang 2008 gegründet und bietet im Baukastenprinzip individuell gestaltbare Stromtarife für Privatkunden über das Internet an.

Enercity HolzenergieCenter Hannover

Die Enercity HolzenergieCenter Hannover ist ein im Jahre 2007 eröffneter Unternehmensteil, der als koordiniertes EU-Klimaschutzprojekt CONCERTO die energieoptimierte Sanierung von mehr als 300 Wohnungen sowie den Einsatz erneuerbarer Energien unterstützt.

htp

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Ab 1996 vermarkteten die Stadtwerke Hannover AG das eigene Telekommunikationsnetz zur Steuerung ihrer Anlagen über eine eigens gegründete Gesellschaft. Die Netzgesellschaft htp GmbH ist ein in der Region um Hannover, Braunschweig und Hildesheim etabliertes Telekommunikationsunternehmen mit über 80.000 Privat- und Geschäftskunden (Stand: 2010). Die Stadtwerke Hannover halten 50 Prozent der Anteile an htp, die anderen 50 Prozent werden von der EWE AG mit Sitz in Oldenburg gehalten.

Weitere Beteiligungen

Ergänzt wird die Stromproduktion durch Beteiligungen an Erzeugungskapazitäten mit der E.ON Kraftwerke GmbH (wie beim Biomasseheizkraftwerk Landesbergen und die Kooperation mit der Naturstrom AG. Eine zehnprozentige Beteiligung an der Beteiligungsgesellschaft Zukunftsenergien AG mit der Tochter Windkraft Nord AG ist ebenfalls im Besitz der Stadtwerke Hannover AG.

Die Strom-, Gas-, Wasser- und Fernwärmeinfrastruktur der Stadtwerke wird seit 1. Januar 2007 von der Tochter enercity Netzgesellschaft mbH bewirtschaftet, die darüber hinaus für das Strom- und Gasnetz die Betreiberrolle gemäß dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) wahrnimmt.

Weitere Aktivitäten

Leuchtröhrenwand des enercity expo café

Die Stadtwerke engagieren sich im sozialen Bereich mit der Jugendplattform "enercity network". Im Rahmen seiner Kulturförderung unterstützt das Unternehmen das vom Jazz Club Hannover veranstaltete Musikfestival „enercity Swinging Hannover“. Das traditionelle Open-Air-Festival mit namhaften Künstlern findet seit über 40 Jahren am Himmelfahrtstag auf dem Trammplatz in Hannover statt. Ebenfalls gefördert wird die im Vorfeld stattfindende „enercity jazzzeit“.

Am 8. April 2011 wurde - mit Unterstützung der Landeshauptstadt Hannover - der enercity Härtefonds e.V. gegründet. Der Verein soll soziale Härten bei Strom-, Gas- und Wassersperrungen vermeiden helfen. Der Verein ist mit jährlich 150.000 € ausgestattet. Er ist das Ergebnis eines langjährigen Konsultationsprozesses mit gesellschaftlichen und behördlichen Akteuren aus dem Sozialsektor.

Während der Expo 2000 betrieb enercity in der Innenstadt am Kröpcke das "enercity expo Café". Auffällig ist die Gestaltung mit Glasfassaden und die davor gesetzte großflächige Leuchtstoffröhrenwand. Ein Jahr nach der EXPO 2001 zog in das Obergeschoss das Kundenzentrum der Stadtwerke ein, das Energieberatungen gibt während im Erdgeschoss das Cafe weiter betrieben wurde. Für Schlagzeilen sorgte das Café, als sich im Juli 2002 Teile der Glasfassade lösten auf einen Gehweg stürzten, wodurch jedoch niemand verletzt wurde. Die Stadtwerke ließen darauf alle Expo-Glasscheiben entfernen und entwickelten die aktuelle Lichtkunst-Fassade.

Literatur

  • Olaf Grohmann: Geschichte der Wasser- und Energieversorgung der Stadt Hannover : von den Anfängen bis zur Gegenwart, Hannover, 1991.

Einzelnachweise

  1. Enercity - Eignerstruktur, aufgerufen am 15. September 2010
  2. water-click.de: Die Wassergewinnung im Fuhrberger Feld

Weblinks


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