Stalag 326

Stalag 326

Das Stammlager VI K (326) (häufig auch: Stammlager 326 (VI K) Senne, kurz: Stalag 326 VI K) war von 1941 bis 1945 ein deutsches Kriegsgefangenenlager in der Senne bei Stukenbrock.

Neben dem Lager Staumühle war das Lager eines der großen Kriegsgefangenenlager in der Senne. Das Stammlager diente ab 1941 der Internierung sowjetischer Kriegsgefangener, ab 1942 auch der Internierung polnischer, serbischer und französischer Gefangener, ab 1943 auch von Italienern. Insbesondere die sowjetischen Soldaten wurden unter sehr schlechten Bedingungen im Lager inhaftiert. Sie mussten beispielsweise in selbst gegrabenen Erdhöhlen hausen. Die hygienischen Zustände waren verheerend. Gesicherte Opferzahlen sind nicht bekannt, jedoch geht man von 15.000 bis 70.000 während der Haft verstorbenen Personen aus. Insgesamt durchliefen bis Kriegsende etwa 300.000 Soldaten das Lager. Die Soldaten hatten Arbeitseinsätze im Raum Ostwestfalen-Lippe zu leisten und wurden im Lager für den Ruhrbergbau gemustert.

Nachdem das Lager amerikanischen Truppen Anfang April 1945 in die Hände fiel, wurde das Lager auch für deutsche Kriegsgefangene genutzt, während in einem anderen Teil (wie auch im Hutted Camp bei Augustdorf) die ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen auf ihre Repatriierung warteten, die dann ab Sommer 1945 erfolgte. Wie auch im Lager Staumühle betrieben die britischen Militärbehörden im ehemaligen Stalag von Herbst 1946 bis Anfang 1948 ein Internierungscamp für führende Nationalsozialisten ihrer Besatzungszone. Dieses Lager trug die Bezeichnung Civil Internment Camp (C.I.C.) Nr. 7.

Nach Auflösung des Civil Internment Camps bezogen ab Anfang 1948 Heimatvertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten das nun als Sozialwerk Stukenbrock bezeichnete Gelände. Erst 1977 verließen die letzten dieser Flüchtlinge das Lager. Seit 1970 befindet sich im ehemaligen Stalag das PolizeiausbildungsinstitutErich Klausener“ des Landes Nordrhein-Westfalen.

In Stukenbrock erinnert die Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) Senne an die Geschichte des Ortes. In Stukenbrock erinnert außerdem ein sowjetischer Ehrenfriedhof an die Opfer des Stalags. Hier wurden in 36 Massengräbern tausende Tote verscharrt. Ein Obelisk enthält die Inschrift:

HIER RUHEN DIE IN DER FASCHISTISCHEN GEFANGENSCHAFT ZU TODE GEQUÄLTEN 65.000 RUSSISCHEN SOLDATEN. RUHET IN FRIEDEN 1941–1945

Am Bahnhof Hövelhof wurde eine Gedenktafel angebracht. Regelmäßig im September findet beim ehemaligen Stalag ein Antikriegstag des Arbeitskreises „Blumen für Stukenbrock“ im Gedenken an die Opfer des Lagers statt.

Siehe auch

Literatur

  • Karl Hüser, Reinhard Otto: Das Stammlager 326 (VI K) Senne 1941–1945. Sowjetische Kriegsgefangene als Opfer des nationalsozialistischen Weltanschauungskriegs. Eine fundierte, mit Fotos und Dokumenten belegte Aufarbeitung der Geschichte des Lagers in Stukenbrock. 1992. ISBN 978-3927085503.
  • Volker Pieper, Michael Siedenhans: Die Vergessenen von Stukenbrock - Die Geschichte des Lagers in Stukenbrock-Senne von 1941 bis zur Gegenwart, Verlag für Regionalgeschichte, 1988; ISBN 3-927085-04-9
  • Alexander Wassiljew: Rückkehr nach Stukenbrock - Erinnerungen eines russischen Kriegsgefangenen, Röderberg im Pahl-Rugenstein-Verlag, 1989, ISBN 3-87682-856-2

Weblinks

51.8643298.6771187Koordinaten: 51° 51′ 52″ N, 8° 40′ 38″ O


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