Statistik

Statistik

Statistik ist die Lehre von Methoden zum Umgang mit quantitativen Informationen (Daten). Sie ist eine Möglichkeit, eine systematische Verbindung zwischen Erfahrung (Empirie) und Theorie herzustellen.[1] Sie ist damit unter anderem die Zusammenfassung bestimmter Methoden, um empirische Daten zu analysieren.

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Fisher iris versicolor sepalwidth.svg Portal:Statistik
Aktuelles
Gebiete der Statistik
Computational Statistics
Deskriptive Statistik
Empirische Forschungsmethoden
Explorative Statistik, grafische Verfahren und Visualisierung
Induktive Statistik
Lineare Modelle
Multivariate Statistik
Software
Wirtschafts- und Sozialstatistik
Zeitreihenanalyse

Statistik wird einerseits als eigenständige mathematische Disziplin über das Sammeln, die Analyse, die Interpretation oder Präsentation von Daten betrachtet, andererseits als Teilgebiet der Mathematik, insbesondere der Stochastik, angesehen.[2][3][4]

Die Statistik wird in die folgenden drei Teilbereiche eingeteilt:

  • Die deskriptive Statistik (auch beschreibende Statistik oder empirische Statistik): Vorliegende Daten werden in geeigneter Weise beschrieben, aufbereitet und zusammengefasst. Mit ihren Methoden verdichtet man quantitative Daten zu Tabellen, graphischen Darstellungen und Kennzahlen. Bei einigen Institutionen ist wie bei der amtlichen Statistik oder beim sozio-oekonomischen Panel (SOEP) die Erstellung solcher Statistiken die Hauptaufgabe.
  • Die induktive Statistik (auch mathematische Statistik, schließende Statistik oder Inferenzstatistik): In der induktiven Statistik leitet man aus den Daten einer Stichprobe Eigenschaften einer Grundgesamtheit ab. Die Wahrscheinlichkeitstheorie liefert die Grundlagen für die erforderlichen Schätz- und Testverfahren.
  • Die explorative Statistik (auch hypothesen-generierende Statistik, analytische Statistik oder Data-Mining): Dies ist methodisch eine Zwischenform der beiden vorgenannten Teilbereiche, bekommt als Anwendungsform jedoch zunehmend eine eigenständige Bedeutung. Mittels deskriptiver Verfahren und induktiver Testmethoden sucht sie systematisch mögliche Zusammenhänge (oder Unterschiede) zwischen Daten in vorhandenen Datenbeständen und will sie zugleich in ihrer Stärke und Ergebnissicherheit bewerten. Die so gefundenen Ergebnisse lassen sich als Hypothesen verstehen, die erst, nachdem darauf aufbauende, induktive Testverfahren mit entsprechenden (prospektiven) Versuchsplanungen sie bestätigten, als statistisch gesichert gelten können.

Der Unterschied zwischen deskriptiver und explorativer Statistik wird auch an den Fragestellungen deutlich:[5]

  • Deskriptive Statistik: Wie kann man eine Verteilung eines Merkmals beschreiben?
  • Explorative Statistik: Was ist an einer Verteilung eines Merkmals bemerkenswert oder ungewöhnlich?

Wortherkunft

Das Wort Statistik stammt von lateinisch statisticum „den Staat betreffend“ und italienisch statista Staatsmann oder Politiker. Die deutsche Statistik, eingeführt von Gottfried Achenwall 1749, bezeichnete ursprünglich die „Lehre von den Daten über den Staat“. Im 19. Jahrhundert hatte der Schotte John Sinclair das Wort erstmals in seiner heutigen Bedeutung des allgemeinen Sammelns und Auswertens von Daten benutzt.

Geschichte

Die moderne Statistik entstand aus verschiedenen historischen (datenanalytischen) Entwicklungen, die im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zu der heutigen Statistik zusammengewachsen sind. Insbesondere die Teilung der Statistik in eine deskriptive und eine schließende Statistik spiegelt diese historische Entwicklung wieder.

Amtliche Statistik

Hauptartikel: Amtliche Statistik und Statistisches Amt

Die Anfänge der amtlichen Statistik reichen bis weit vor Christi Geburt zurück. Die ersten amtlichen Statistiken waren Volkszählungen (Ägypten zirka 3050 v. Chr., in der Stadt Mari in Mesopotamien zirka 1700 v. Chr., China zirka 1000 v. Chr.). Im alten Griechenland gab es zumindest in Athen Bürgerregister, Register zur Bevölkerungsbewegung, Einfuhrlisten zollpflichtiger Waren (wie Importe von Getreide) und Vermögenskataster. Bei römischen Volkszählungen wurden die Bürger und ihr Vermögen erfasst.

In Deutschland fand die erste Volkszählung 1449 in Nürnberg statt. Die Stadtverwaltung wollte die Bevölkerung und Vorräte erfassen, um zu entscheiden, ob man Flüchtlinge aus dem Markgrafenkrieg noch in die Stadt lassen konnte oder nicht. Den Anfang mit umfangreichen (amtlichen) statistischen Erhebungen machte der französische Staatsmann Colbert 1665 mit der Einrichtung einer Handelsstatistik. 1801 wurde in Frankreich die erste allgemeine Volkszählung durchgeführt.

In Preußen wurden seit 1683 auf Anordnung des Kurfürsten Friedrich Wilhelm Bevölkerungsstatistiken (Geburten, Eheschließungen und Todesfälle) erstellt und im Lauf der Zeit erweitert: 1719 der Hausbestand und Kommunalfinanzen, 1778 der Viehbestand, Aussaat, Getreidepreise, Flachs- und Tabakanbau, Fabriken, Hütten- und Bergwerke, Schifffahrt und Handel. Andere deutsche Staaten und Städte zogen nach, so Bayern im Jahre 1771 mit der Dachsbergschen Volksbeschreibung. Seit der Errichtung des Statistischen Amtes des Deutschen Reiches 1872 wird in Deutschland eine gesamte amtliche Statistik geführt. [6] Auch in Österreich wurde 1753 durch Maria Theresia eine erste Volkszählung durchgeführt.

Im Gegensatz zu heutigen Ergebnissen der amtlichen Statistik wurden die erstellten Statistiken nicht veröffentlicht und galten als Staatsgeheimnisse.

Universitätsstatistik

Unabhängig von der amtlichen Statistik hat sich die sogenannte Universitätsstatistik, ein inzwischen kaum mehr geläufiger Begriff für die beschreibende Staats- und Länderkunde, entwickelt. Das Sammelwerk des Italieners Sansovino (1562) ist eine erste Auflistung der Regierungsformen von zwanzig Staaten.[7] Ähnliche Werke entstanden unter anderem von dem Italiener Botero (1589), dem Franzosen d'Avitys (1616) und dem Niederländer de Laet (1624-1640).[8] Der Hauptvertreter der Universitätsstatistik in Deutschland war der Statistiker Achenwall.

Die amtliche Statistik diente der Verwaltung und der Unterstützung von Regierungs- oder Verwaltungsentscheidungen. Die Universitätsstatistik sollte mehr eine allgemeine Informationsquelle für Staatsmänner sein und enthielt anfangs nur textuelle Beschreibungen. Dazu gehörten Regierungsform, Gesetzesbestimmungen und Einzeltatsachen, eben „Staatsmerkwürdigkeiten“ im Sinne von des Merkens würdig. Erst später kamen tabellarische Aufstellungen hinzu, wie bei Büsching. Die Universitätsstatistiker haben jedoch selbst keine Erhebungen durchgeführt, sondern durch den Zugang zu den amtlichen Statistiken diese bearbeitet und veröffentlicht.

Politische Arithmetik

Erst die politischen Arithmetiker begannen, nach Gesetzmäßigkeiten in den Daten zu forschen. Dies hatte ihren Ursprung in den populärer werdenden Tontinen, einer Art Rentenversicherung.[9] Der Engländer Graunt analysierte 1660 Geburts- und Sterbelisten und wollte allgemeine Gesetzmäßigkeiten über das Geschlechterverhältnis, das Verhältnis von Sterbe- und Geburtsfällen, Sterbehäufigkeiten finden.[10] Der englische Statistiker und Ökonom Petty übertrug diese Art von Analyse auf Wirtschaftsdaten. Der Hauptvertreter der politischen Arithmetiker in Deutschland ist der Statistiker Süßmilch mit seinem Werk Die Göttliche Ordnung in den Verhältnissen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen von 1741.

Diese Art von Statistiken hatte auch Einfluss auf philosophische Fragen, beispielsweise zur Existenz des freien Willens des Individuums.[11] Quetelet stellte fest, dass die Zahl der Eheschließungen in belgischen Städten geringere Abweichungen vom Durchschnitt zeigt als die Zahl der Todesfälle. Und das, obwohl der Zeitpunkt der Eheschließung dem freien Willen unterliegt und der Todeszeitpunkt (in der Regel) nicht.

Wahrscheinlichkeitsrechnung

Aus Betrachtungen von Glücksspielen entstand die moderne Wahrscheinlichkeitsrechnung. Als Geburtsstunde der Wahrscheinlichkeitsrechnung gilt der Briefwechsel zwischen Pascal und Fermat im Jahr 1654. Das Fundament der modernen Wahrscheinlichkeitsrechnung wurde mit dem Erscheinen von Kolmogorovs Lehrbuch Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung im Jahr 1933 abgeschlossen.

Schritte der praktischen Umsetzung der Statistik

Die Durchführung einer statistischen Untersuchung erfolgt immer im Zusammenspiel von statistisch-mathematischer Methodik und theoretischem Fachwissen. Sie kann grob in fünf Schritte eingeteilt werden:

Planung

In der Planungsphase (oder auch Definitionsphase) müssen die Forschungsfragen (Problem- und Zielstellung der Untersuchung und ihre theoretische Begründung) klar festgelegt werden. Zur Beantwortung muss folgendes entschieden werden:

  • Wie wird die Grundgesamtheit definiert,
  • an welchen statistischen Einheiten soll gemessen werden,
  • welche Variablen sollen erhoben werden,
  • welche Operationalisierungen sollen vorgenommen werden,
  • welcher Art und welchen Umfang soll die Erhebung haben.

Eine statistische Untersuchung ist selten eine unmittelbare Abfolge der fünf Schritte, sondern meist ein ständiger Wechsel zwischen den verschiedenen Phasen in Abhängigkeit von den Daten, Analyseergebnissen und theoretischen Überlegungen.

Erhebung

Nach der Festlegung der Erhebungsart ergeben sich entsprechende Schritte.

Primär-statistische Erhebung

Der Forscher erhebt seine Daten selbst, etwa durch Umfrage. Damit muss das Prozedere der Datenerhebung, etwa durch das ADM-Design, festgelegt werden und die Erhebung nach diesen Vorschriften durchgeführt werden.

Sekundär-statistische Erhebung

Der Forscher nutzt Einzeldaten, die von anderen erhoben wurden, etwa durch ein Statistisches Amt. So spart er Arbeit, da er nicht selbst erhebt. Oft jedoch passen die erhobenen Variablen nicht exakt zur Forschungsfrage oder der gewünschten Operationalisierung.

Tertiär-statistische Erhebung

Der Forscher nutzt nur für eine statistische Raumbezugseinheit[12] aggregierte Daten, die von anderen erhoben und veröffentlicht wurden.

Aufbereitung

Die Aufbereitungsphase umfasst die Kodierung der Daten, die Datenbereinigung (Plausibilitätsprüfung und Korrektur, Ausreißer, fehlende Werte) und evtl. (statistisch oder sachlogisch) notwendige Transformationen der erhobenen Variablen.

Analyse

In der Analysephase werden die Methoden der explorativen, deskriptiven und induktiven Statistik auf die Daten angewandt (Kennziffern, Grafiken und Tests). Aufgrund der teilweise automatisch erhobenen Datenmengen und der immer komplexeren Auswertungsverfahren (etwa Bootstrap-Verfahren) ist eine Analyse ohne eine geeignete Statistik-Software kaum möglich.

Interpretation

Die Interpretation der Ergebnisse der statistischen Analyse erfolgt unter Berücksichtigung des jeweiligen Fachgebietes.

Informationsgehalt und -bewertung

Statistiken stellen eine Repräsentation gesammelter Daten dar. Je nach Art und Weise der Datengewinnung entspricht der Gehalt der Informationen einem brauchbaren Ergebnis. Bei Verlassen der reellen und objektiven Prozesse können aber auch falsche Schlüsse aus Statistiken gezogen werden. So lässt sich ermitteln, wie groß der Anteil von Schwarzfahrern in Zügen oder die Durchschnittseinkommen der Bevölkerung an einem bestimmten Ort sein könnten. Allein aus statistisch verknüpfbaren Daten sollten aber keine Zusammenhänge gebildet werden.

Im Umgang mit Statistiken gilt es stets, den gesamten Datengehalt auf Relevanz prüfen, auf Beziehung der Teilinformationen zueinander und zum Umfeld. Durch geeignete Interpretation der Daten können falsche Belege gefunden werden, wenn die eine oder andere Beziehung weggelassen wird oder falls sie ins falsche Umfeld gesetzt wird. Es wird daher von Statistiken gefordert, dass sie „objektiv“ (unabhängig vom Standpunkt des Statistikerstellers), „reliabel“ (verlässlich), „valide“ (überkontextuell gültig), „signifikant“ (bedeutend) und „relevant“ (wichtig) sind.

Schulen und Denkrichtungen

In Lehrbüchern wird mitunter der Eindruck vermittelt, es gebe nur das eine, sich ständig weiterentwickelnde Statistikmodell. In der Deskriptiven Statistik gibt es wenig Kontroversen, in der Induktiven Statistik gibt es jedoch verschiedene Denkschulen, die ein Problem unterschiedlich analysieren, bewerten und numerisch berechnen.[13] Wenig bekannte Ansätze sind

  • die Fiduzialinferenz von Ronald Aylmer Fisher,
  • die Likelihoodinferenz basierend auf den Arbeiten von George Alfred Barnard, Allan Birnbaum und Anthony W.F. Edwards und
  • die Strukturinferenz von Donald A. S. Fraser.

Dominiert wird die induktive Statistik durch

Die folgende Tabelle zeigt einige Unterschiede zwischen den Inferenzarten auf:

Klassische Inferenz Bayes-Inferenz Statistische Entscheidungstheorie
Verwendetes Inferenzkonzept Objektivistisch, kognitivistisch, frequentistisch Subjektivistisch, kognitivistisch, nichtfrequentistisch Subjektivistisch, dezisionistisch, nichtfrequentistisch
Verwendete Information Früher: Priorinformation -> Jetzt: Stichprobendaten -> Später: Handlungsfolgen
nur Stichprobendaten zusätzlich Priorinformation zusätzlich Handlungsfolgen
Informationsverarbeitung Stichproben- und Likelihoodfunktionen zusätzlich Priorverteilungen für Priorinformationen und Posteriorverteilung mittels Bayes Formel zusätzlich Verlustfunktion für Handlungsfolgen
Eingesetzte Methoden Punkt- und Intervallschätzung sowie Testverfahren auf Basis der Stichprobenverteilungen Punkt- und Intervallschätzung sowie Testverfahren auf Basis der Posteriorverteilungen Aufstellung von Entscheidungsfunktionen
Methodenbeurteilung Unbekannter Parameter Θ ist fix und Wahrscheinlichkeitsaussagen betreffen nur die Schätzung \hat{\Theta}_n Unbekannter Parameter Θ ist stochastisch und Wahrscheinlichkeitsaussagen betreffen auch Θ


Anwendung

Ursprünglich wurde die Statistik entwickelt für die amtliche Statistik und auch für die Analyse von Glücksspielen. Bei vielen Fachwissenschaften bestand der Bedarf nach „objektiver“ Überprüfung und Entscheidung von Theorien, wozu die Mathematik und Regeln der Statistik geeignet sind. So haben sich aus der Anwendung von statistischen Methoden in den Fachwissenschaften eigene Teilgebiete entwickelt.

  • Betriebsstatistik bezeichnet einerseits die Beschreibung und Überprüfung innerbetrieblicher Abläufe mit Hilfe statistischer Methoden und andererseits externe Statistiken über eine Gesamtheit von Betrieben.
  • Bevölkerungsstatistik ist die Lehre von der systematischen Erfassung, Darstellung und Interpretation der demografischen Situation und Entwicklung mit Hilfe statistischer Methoden (s.a. Demografie).
  • Biostatistik (auch: Biometrie) beschäftigt sich mit Fragestellungen, die sich in der medizinischen Forschung und anderen sich mit Lebewesen befassenden Forschungsbereichen ergeben.
  • Chemometrik (auch Chemometrie) ist die chemische Teildisziplin, die sich mit der Anwendung mathematischer und statistischer Methoden beschäftigt, um in optimaler Weise chemische Verfahren und Experimente zu planen, zu entwickeln, auszuwählen oder auszuwerten.
  • Demografie oder Bevölkerungswissenschaft ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich statistisch mit der Entwicklung von Bevölkerungen und deren Strukturen befasst.
  • Epidemiologie ist jene wissenschaftliche Disziplin, die sich mit den Ursachen und Folgen sowie der Verbreitung von gesundheitsbezogenen Zuständen und Ereignissen in Populationen beschäftigt.
  • Finanzstatistik fokussiert sich auf drei Themen: empirische Analysen und Modellierung von Finanzzeitreihen sowie die Agentenbasierte Modellierung für simulierte und reale Märkte.
  • Geostatistik bezeichnet bestimmte stochastische Methoden zur Charakterisierung und Schätzung von räumlich korrelierten georeferenzierten Daten.
  • Ökonometrie ist ein Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften, das die ökonomische Theorie sowie mathematische Methoden und statistische Daten zusammenführt, um wirtschaftstheoretische Modelle empirisch zu überprüfen und ökonomische Phänomene quantitativ zu analysieren.
  • Operations Research ist ein Teilgebiet der angewandten Mathematik, das sich mit der Optimierung bestimmter Prozesse oder Verfahren, auch mit statistischen Methoden, beschäftigt.
  • Quantitative Linguistik untersucht mit statistischen Methoden den Spracherwerb, den Sprachwandel sowie Verwendung und Struktur von Sprachen.
  • Populationsökologie ist ein Teilgebiet der Ökologie, das sich mit der Zusammensetzung, der Dynamik und der Wechselwirkung biologischer Populationen beschäftigt. Traditionell wird die Populationsökologie in die statische Populationsbeschreibung und in die Populationsdynamik unterteilt. Ein wesentlicher Inhalt derselben ist die Wechselwirkung von Populationen im Rahmen der Konkurrenz- sowie der Räuber-Beute-Beziehungen.
  • Psychometrie ist das Gebiet der Psychologie, das sich allgemein mit Theorie und Methode des psychologischen Messens befasst. Sie ist eine Zusammenstellung (spezifischer) mathematischer und statistischer Modelle und Methoden. Diese wurden entwickelt, um die im Rahmen psychologischer Forschung gewonnenen empirischen Daten zusammenzufassen und zu beschreiben, und um aus ihnen Schlussfolgerungen zu ziehen. Vor allem dienen sie der psychologischen Modellbildung, wie mathematisch-statistischer, also psychometrischer Modelle über verschiedene kognitive Funktionsbereiche, über Persönlichkeitsbereiche, die aus den entsprechenden grundlegenden Theorien abgeleitet und formalisiert werden.
  • Six Sigma ist eine Methode aus dem Qualitätsmanagement, deren Kernelement die Beschreibung, Messung, Analyse, Verbesserung und Überwachung von Geschäftsvorgängen mit statistischen Mitteln ist.
  • Sportstatistiken dienen der Darstellung bereits erbrachter sportlicher Leistungen und werden dazu verwendet, diese Leistungen zu analysieren sowie Vorhersagen über zukünftig zu erwartende Leistungen zu machen. Sie sind die Grundlage für Sportwetten.
  • Statistische Mechanik (hierzu auch: Statistische Thermodynamik) war ursprünglich ein Anwendungsgebiet der Mechanik. Der Zustand eines physikalischen Systems wird nicht mehr durch den genauen zeitlichen Verlauf von Ort und Impuls, der einzelnen Teilchen charakterisiert, sondern durch die Wahrscheinlichkeit, derartige mikroskopische Zustände vorzufinden und steht somit für die (theoretische und experimentelle) Analyse zahlreicher, fundamentaler Eigenschaften von Systemen vieler Teilchen (Atome, Moleküle).
  • Statistische Physik beschäftigt sich mit der Beschreibung von Naturphänomenen, bei denen zwar eine große Anzahl an Teilsystemen (oder Teilchen) beteiligt ist, aber nur Aussagen über die Gesamtheit interessieren oder grundsätzlich nur eine unvollständige Information über das Detailverhalten der Teilsysteme vorhanden ist. Sie ist eine physikalische Disziplin, deren mathematische Basis Sätze aus der Wahrscheinlichkeitstheorie und der asymptotischen Statistik und einige wenige physikalische Hypothesen bilden.
  • Umweltstatistik beschäftigt sich mit dem Sammeln von Umweltdaten und der Analyse von Ökosysteme, deren Belastungen und Reaktionen, mit Hilfe statistischer Methoden.
  • Wirtschaftsstatistik ist die Lehre von der systematischen Erfassung, Darstellung und Interpretation ökonomischer Tatbestände mit Hilfe statistischer Methoden.

Ausbildung

Hauptartikel: Statistik (Studienfach)

Software

gretl, eine Open-Source-Statistiksoftware

Die Entwicklung der Computer seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat einen großen Einfluss auf die Statistik. Frühe statistische Modelle waren fast immer lineare Modelle. Die immer größere Rechenkapazität und die Entwicklung geeigneter numerischer Algorithmen verursachte ein gesteigertes Interesse an nicht-linearen Modellen, wie neuronalen Netzwerken und führte zur Entwicklung komplexer statistischer Modelle, beispielsweise Generalisierte Lineare Modelle oder Mehrebenenmodelle.

Durch die individuelle Verfügbarkeit von Statistik-Software kann man auch Daten selbst darstellen und eine Vielzahl von Berechnungen durchführen. Dies reicht von der Berechnung von Lageparametern (wie Mittelwerte, Median, Modus) und Streuungsmaße (wie Standardabweichung, Varianz, Spannweite) bis zu komplexen statistischen Modellen. Auch ist in der Regel die Darstellung von Daten in einer Vielzahl von Diagrammen, wie Box-Plot-Diagrammen, Stamm-Blatt-Diagrammen möglich. Für spezialisierte Grafiken kann man auf Visualisierungsprogramme zurückgreifen.

Der Zuwachs an Rechenleistung hat ebenfalls zu einer zunehmenden Popularität computerintensiver Methoden auf der Basis von Resampling-Techniken (Permutationstests, Bootstrapping) geführt. Auch die Bayessche Statistik ist, durch Gibbs-Sampling, möglich geworden.

Bedeutende Statistiker und Statistikerinnen

Literatur

  • Portal:Statistik/Literatur

Weblinks

Wikibooks Wikibooks: Einführung in Statistik – Lern- und Lehrmaterialien
Wiktionary Wiktionary: Statistik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Statistik – Zitate

Einzelnachweise

  1. Rinne, H. (1997), Taschenbuch der Statistik (2. Auflage), Harri Deutsch Verlag, Frankfurt am Main, S. 1
  2. Lincoln E. Moses: Think and Explain with statistics. Addison-Wesley, 1986, ISBN 978-0201156195, S. 1-3.
  3. David Moore: Statistics for the Twenty-First Century. The Mathematical Association of America, Washington, DC 1992, Teaching Statistics as a Respectable Subject, S. 14–25.
  4. William Lee Hays: Statistics for the social sciences. Holt, Rinehart and Winston, 1973, ISBN 978-0030779459, S. xii.
  5. Wolfgang Polasek: Explorative Daten- Analyse. Einführung in die deskriptive Statistik. 2. Auflage. Springer, Berlin 1994, ISBN 978-3540583943.
  6. Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.): Bevölkerung und Wirtschaft 1872-1972. W. Kohlhammer Stuttgart und Mainz, 1972, S. 15–16.
  7. Sansovino, F. (1578), Del governo et amministratione di diversi regni et repvbliche, cosi antiche come moderne, Per ordine di Iacomo Sansouino, Venetia (Open Library)
  8. Botero, G. (1589), Della ragion di Stato libri dieci, Appresso i Gioliti, Venetia (Open Library)
  9. Peter Koch: Beiträge zur Geschichte des deutschen Versicherungswesens, Teil 2. Verlag Versicherungswirtschaft, 2005, S. 28.
  10. Graunt, J. (1665) Natural and Political Observations mentioned in a following Index, and made upon the Bills of Mortality, 1665 (Digitalisat)
  11. Wappäus, J.E. (1861), Allgemeine Bevölkerungsstatistik (Zweither Theil) Verlag der J.C. Hinrichs'schen Buchhandlung, Leipzig, S. 411ff
  12. Statistisches Raumbezugssystem
  13. Rinne, H. (1997), Taschenbuch der Statistik (2. Auflage), Harri Deutsch Verlag, Frankfurt am Main, S. 471ff.
  14. Kommunales Raumbezugssystem: http://www.staedtestatistik.de/agk.html

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