Steinöl

Steinöl
Erdölprobe aus Wietze
Erdölförderung an der vietnamesischen Küste
Rohölpreise (nominell und real) seit 1861

Erdöl ist ein in der Erdkruste eingelagertes, hauptsächlich aus Kohlenwasserstoffen bestehendes lipophiles Stoffgemisch. Es ist ein fossiler Energieträger und dient zur Erzeugung von Elektrizität und als Treibstoff fast aller Verkehrs- und Transportmittel. Daneben wird Erdöl in der chemischen Industrie zur Herstellung von Kunststoffen und anderen Chemieprodukten vielfach eingesetzt. Erdöl ist derzeit der wichtigste Rohstoff der modernen Industriegesellschaften. Deshalb wird es auch „Schwarzes Gold“ genannt. Allein in den Jahren von 2000 bis 2007 wurden etwa 200[1] bis 220[2] Milliarden Barrel des Rohstoffs weltweit gefördert.

Inhaltsverzeichnis

Wortherkunft

Von den Babyloniern stammt das Wort „naptu“ (von nabatu = leuchten) für Erdöl, welches in der Bezeichnung „Naphtha“ gegenwärtig noch Bestand hat. Dieser Ausdruck deutet darauf hin, dass schon früh das Erdöl zu Beleuchtungszwecken diente. Die Babylonier waren es auch, die wichtige Straßen und Zufahrten zu Kultstätten mit einer dünnen Asphaltschicht abdeckten. Die Verwendung von Bitumen („Erdpech“) war im babylonischen Reich so allgegenwärtig, dass Hammurabi dem Stoff einige Kapitel in seinem Gesetzeswerk 1875 v. Chr. einräumte − die erste nachweisbare staatliche Regulierung von Erdöl.

Das Wort Petroleum ist lateinischen Ursprungs: „oleum petrae“, zu Deutsch Stein- oder Felsöl. Dies geht auf Entdeckungen der Römer in Ägypten zurück, wo sie in einem Gebirgszug am Golf von Sues Erdöl aus dem Gebirge austreten sahen.

Geschichte

Gefunden wurde Erdöl schon vor einigen tausend Jahren dank seiner Eigenschaft, dass es eine niedrigere Dichte als Wasser besitzt und deshalb in den Hohlräumen der Schieferton-, Sand- und Karbonat-Sedimente nach oben steigt, von wo es unter günstigen Umständen an die Erdoberfläche zutage tritt (in Deutschland zum Beispiel bei Hänigsen zwischen Hannover und Braunschweig).

Bis an die Erdoberfläche hervorquellendes Erdöl, welches durch die Aufnahme von Sauerstoff asphaltartige Stoffe bildete, wurde schon vor 12.000 Jahren im vorderen Orient, vor allem in Mesopotamien, als Bitumen entdeckt. Die Menschen lernten die Eigenschaften dieses Naturprodukts zu nutzen: So erhielt man durch Vermischen von Erdöl mit Sand, Schilf und anderen Materialien ein Produkt zur Abdichtung von Schiffsplanken.

Man nimmt an, dass schon die römische Armee Erdöl als Schmierstoff für Achsen und Räder gebrauchte. Es wurde auch schon früh als Kriegswaffe eingesetzt; so wurden im frühmittelalterlichen Byzantinischen Reich mit Erdöl betriebene Flammenwerfer hergestellt, das sogenannte „griechische Feuer“.

Entstehung

Zur Entstehung von Erdöl gab es verschiedene Erklärungsansätze. Stand der Wissenschaft ist die Entstehung aus kohlenstoffreichen Ablagerungen flacher Epikontinentalmeere.

Gemäß der biogenen oder biotischen Theorie zur Erdölgenese entsteht Erdöl aus abgestorbenen Meeresorganismen wie Algen. Sie werden im Laufe von mehreren hunderttausend bis mehreren Millionen Jahren auf dem Meeresgrund abgelagert. Herrschen in der betreffenden Meeresregion sauerstoffarme Bedingungen nahe dem Meeresgrunde, so bilden sich im Laufe der Zeit mächtige Sedimentfolgen mit hohem Anteil biogenen Materials. Die Abwesenheit von Sauerstoff in diesem Ablagerungsmilleu verhindert die vollständige Verwesung der Biomasse, ein Faulschlamm entsteht. Im Laufe von Jahrmillionen wird dieser durch Überdeckung mit weiteren Sedimenten hohen Drücken und Temperaturen ausgesetzt. Am Ende des Prozesses scheint es so, als sei die Biomasse im Untergrund "versenkt" worden. Dies ist ein populärer Irrtum, vielmehr wurden die biogenen Sedimente über lange Zeit von immer weiteren und mächtigen Schichten überdeckt.

Unter diesen Bedingungen werden die in der Biomasse enthaltenen wasserunlöslichen, langkettigen Kohlenwasserstoffe, die sogenannten Kerogene in kurzkettige gasförmige und flüssige Kohlenwasserstoffketten aufgespalten, ein Prozess der in der Industrie auch als Cracken bekannt ist.

Die fein verteilten Kerogene werden durch Druck und Temperatur zersetzt, jedoch nicht oxidiert. Sie können innerhalb der Poren von Gesteinen wandern. Diesen Prozess nennt man Migration. In sogenannten Speichergesteinen sammeln sich die umgewandelten Kohlenwasserstoffe als Erdöl und Erdgas an. Gerät das Erdöl unter undurchlässige Gesteinsschichten, die seine weitere Wanderung an die Erdoberfläche und seitwärts verhindern (Erdölfalle), reichert es sich dort an und es entsteht eine Erdöllagerstätte. In den Gesteinsporen befinden sich neben Erdöl auch Lagerstättenwasser und Erdgas. Es entsteht zusammen mit Erdöl unter sehr ähnlichen Bedingungen und bildet über Erdöllagerstätten oft eine sogenannte Gaskappe.

Bohrkernprobe aus einer Erdöl führenden Sandsteinschicht.

Damit die Umwandlung von Kerogenen in Erdöl und Erdgas gelingt, müssen verschiedene geologische Faktoren gesichert sein. Eine wichtige Rolle spielen dabei Drücke und Temperaturen, die im Laufe der Katagenese auftreten. Damit die im Erdöl enthaltenen Kohlenwasserstoffketten stabil bleiben, darf nach derzeitigem Kenntnisstand eine Versenkungstiefe der Mutter- und Speichergesteine von rund 4000 Metern nicht überschritten werden[3]. Diesen Bereich bezeichnet man auch als Erdölfenster. In größeren Tiefen sind nur noch Erdgasvorkommen wahrscheinlich. Optimale Bedingungen für die Entstehung von Erdöl, was Druck, Temperaturen und geeignete Fallenstrukturen angeht, finden sich in der Regel an den passiven Schelfrändern der Kontinente, an Grabenbrüchen und in der Nähe unterirdischer Salzstöcke.

Im Verlauf der weiteren Diagenese können Kerogene bituminös, d.h. zäh- und unbeweglich werden. Solche Vorkommen sind für die Förderung wegen der hohen Kosten zunächst uninteressant. Ein hoher Ölpreis könnte aber die Verarbeitung schwerer Ölfraktionen lohnend machen.

Sedimentgesteine, die hohe Anteile biogenen Kohlenstoffs enthalten, werden als Erdölmuttergestein bezeichnet. Ein in Deutschland bekanntes Beispiel für stark kohlenstoffhaltige Sedimente ist der Ölschiefer aus dem Lias Epsilon, der in Süddeutschland des Öfteren an der Oberfläche ansteht und auch im Nordseebereich wichtiges Erdölmuttergestein ist.

Oberflächennahe, erdölhaltige sandige Sedimente werden als Ölsande bezeichnet.

Alternative Ansätze

Andersartige Theorien zur Erdölentstehung vermuten die Ursprünge des Erdöls direkt im Erdmantel und der tieferen Kruste. Sie schließen die Beteiligung von fossilen Lebewesen bei der Entstehung aus und beruhen somit allein auf abiotischen Faktoren. Diese Theorien gelten nach derzeitigem Kenntnisstand als überholt und haben nur noch historischen Wert. In der Sowjetunion war die abiogenetische Theorie nach Nikolai Kudryavtsev in den 50er-Jahren populär. Es gibt gegenwärtig nur noch wenige Personen, die solche Ansätze vertreten[4], unter anderem da alle bis heute gemachten Ölfunde auf fossilem biotischem Ausgangsmaterial basieren. Abiotische Entstehungstheorien gelten als wissenschaftlich exotisch und werden mitunter als pseudowissenschaftlich bezeichnet.

Prospektion

Die gezielte Suche nach Erdöl- und Erdgasvorkommen bezeichnet man als Prospektion.

In der Frühzeit der Erdölgewinnung war man auf Anzeichen an der Erdoberfläche angewiesen, die auf Vorkommen von Erdöl schließen ließen. So tritt aus seicht liegenden Lagerstätten ständig Erdöl in geringen Mengen aus. Ein Beispiel dafür ist die seit dem 15. Jahrhundert bekannte, aber mittlerweile versiegte St. Quirins-Quelle bei Bad Wiessee am Tegernsee, aus der über Jahrhunderte Erdöl austrat, das vornehmlich als Heilmittel Verwendung fand.

Die Suche nach tief liegenden Ölvorkommen erfolgte früher durch eine eingehende Analyse der geologischen Verhältnisse eines Landstrichs. In der Folge wurden dann an ausgewählten Orten Probebohrungen niedergebracht, von denen ca. 10 - 15 % fündig wurden.

Vibroseis-Fahrzeuge bei der 3D-Exploration im Alpenvorland Oberösterreichs im Januar 2008.

Mit der Zeit wurden aufwändige Prüfungsmethoden entwickelt, die eine immer detailliertere Darstellung der Bodenschichtung ermöglichen. Das am weitesten verbreitete Verfahren ist die Reflexionsseismik. Dabei werden an der Erdoberfläche Schwingungen erzeugt, deren an den unterschiedlichen Bodenschichten reflektierte Signale über Geophone empfangen und aufgezeichnet werden. Aus den Laufzeiten und Charakteristiken der reflektierten Signale lassen sich Schichtenprofile errechnen.

Heute wird in Europa in etwa zwei Drittel der Fälle das Vibroseis-Verfahren eingesetzt. Dabei wird mit Gruppen von üblicherweise drei bis fünf Spezialfahrzeugen, die Schwingungen einer definierten Frequenz über eine Art Rüttelplatte in den Erdboden übertragen, eine Messstrecke abgefahren. Entlang der Messstrecke sind Geophone in Gruppen zum Empfang der reflektierten Signale angeordnet. Das systematische Befahren eines Gebiets mit sich kreuzenden Messstrecken erlaubt die Errechnung eines dreidimensionalen Modells der Bodenschichtung.

Gewinnung

Hauptartikel: Ölförderung

Die großtechnische Ausbeutung der Erdöllagerstätten begann im 19. Jahrhundert. Man wusste bereits, dass bei Bohrungen nach Wasser und Salz gelegentlich Erdöl in die Bohrlöcher einsickerte. Die ersten Bohrungen wurden 1856 in Dithmarschen von Ludwig Meyn und 1858 bei Wietze in Niedersachsen (nördlich von Hannover) durchgeführt. In einer Tiefe von ca. 50 m wurde gegen 1910 mit 2000 Bohrtürmen etwa 80 % des deutschen Erdölbedarfs gefördert. In Wietze befindet sich heute das Deutsche Erdölmuseum.

Weltberühmt wurde die Bohrung nach Öl, die Edwin L. Drake am 27. August 1859 am Oil Creek in Titusville, Pennsylvania durchführte. Drake bohrte im Auftrag des amerikanischen Industriellen George H. Bissell und stieß in nur 21 Meter Tiefe auf die erste größere Öllagerstätte. Die erste Erdölförderung im Untertagebau fand 1854 in Bóbrka bei Krosno (Polen) statt.

In Saudi-Arabien wurde das „Schwarze Gold“ zuerst in der Nähe der Stadt Dammam am 4. März 1938 nach einer Reihe erfolgloser Explorationen von der US-Gesellschaft Standard Oil of California entdeckt.

Erdölbohrloch mit Bohrmeissel, Längsschnitt, schematisch, oben verrohrt

Allgemein erfolgt die Förderung konventionellen Erdöls heute in folgenden Phasen:

  • In der ersten Phase wird Öl durch den natürlichen Druck des eingeschlossenen Erdgases (eruptive Förderung) oder durch „Verpumpen“ an die Oberfläche gefördert (primary oil recovery)
  • In der zweiten Phase (secondary oil recovery) werden Wasser oder Gas in das Reservoir injiziert (Wasserfluten und Gasinjektion) und damit zusätzliches Öl aus der Lagerstätte gefördert.
  • In einer dritten Phase (tertiary oil recovery) werden komplexere Substanzen wie Dampf, Polymere, Chemikalien, CO2 oder Mikroben eingespritzt, mit denen die Nutzungsrate nochmals erhöht wird.

Je nach Vorkommen können in der ersten Phase 10–30 % des vorhandenen Öls gefördert werden und in der zweiten Phase weitere 10–30 %; insgesamt in der Regel also 20–60 % des vorhandenen Öls. Angesichts des hohen Preisniveaus und der globalen Marktdynamik ist damit zu rechnen, dass sich die tertiäre Förderung auch bei „alten“ Vorkommen stark intensivieren wird.

Besondere Schwierigkeiten bereitet die Erdölförderung aus Lagerstätten, die sich unter Gewässern befinden („Off-shore-Gewinnung“). Hier müssen zur Erschließung der Lagerstätte auf dem Gewässergrund stehende oder darüber schwimmende Bohrplattformen (Bohrinseln)eingerichtet werden, von denen aus gebohrt und später gefördert (Förderplattformen) werden kann. Hierbei ist das Richtbohren vorteilhaft, weil dadurch von einer Bohrplattform ein größeres Areal erschlossen werden kann.

Befindet sich die Erdöllagerstätte nahe der Erdoberfläche, so kann das Öl im Tagebau gewonnen werden, Beispiel: Athabasca-Erdölsande, Alberta.

Aus tieferen Lagerstätten wird Erdöl durch Sonden gefördert, die durch Bohrungen bis zur Lagerstätte eingebracht werden.

Erdölbohrturm mit Rohrgestängeabschnitten, daneben Behälter für die Bohrflüssigkeit

Nach Abschluss der Bohrarbeiten kann auch eine reine Förderplattform eingesetzt werden. Beispiel: Thistle Alpha.

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte haben die Ölförderung und ihre Begleiterscheinungen in manchen Entwicklungsländern erhebliche wirtschaftliche, soziale und ökologische Probleme verursacht. Pipelines werden angezapft und ganze Tankschiffe beispielsweise in Nigeria von bewaffneten Gruppen entführt, um das gewonnene Gut (ca. 2,25 Mio. Barrel am Tag) gegen Waffen bei Hehlern zu verkaufen, da viele bewaffnete Gruppen des Nigerdelta sich von dem Staat oft verraten und vor allem von den größeren Mineralölkonzernen bestohlen und ausgebeutet fühlen. Dies führte unter anderem zur blinden Gewalt von Seiten des Staates, wobei eine ganze Kleinstadt dem Erdboden gleichgemacht wurde. Shell sprach von 1000 Gewaltopfern jährlich, amnesty international dagegen von rund 500 Opfern allein in einer Woche.

Weltreserven und Bevorratung

Nachgewiesene Welt-Erdölreserven laut British Petrol, stat. review 2005


Für das Jahr 2004 wurden die bestätigten Weltreserven je nach Quelle auf 1260 Milliarden Barrel (171,7 Milliarden Tonnen nach Öldorado 2004 von ExxonMobil) bzw. auf 1148 Milliarden Barrel (156,6 Milliarden Tonnen nach BP Statistical Review 2004) berechnet. Das Wissenschaftsmagazin Science ging 2004 sogar von Reserven von insgesamt drei Billionen Barrel aus. Die Reserven, die geortet sind und mit der heute zur Verfügung stehenden Technik wirtschaftlich gewonnen werden können, nahmen in den letzten Jahren trotz der jährlichen Fördermengen jeweils leicht zu und erreichten im Jahre 2004 den höchsten jemals berechneten Stand. Während die Reserven im Nahen Osten, Ostasien und Südamerika aufgrund der Erschöpfung von Lagerstätten und unzureichender Prospektionstätigkeit sanken, stiegen sie in Afrika und Europa leicht an.

Nach heutigem Stand der Technik, prospektierter Fläche und Verbrauch decken die Erdölreserven noch für 50 Jahre den Weltverbrauch. Der Begriff Erdölkonstante bezeichnet den Umstand, dass solche Voraussagen der statischen Reichweite von Erdöl wie bei anderen Rohstoffen regelmäßig fortzuschreiben sind. Im Jahre 2003 befanden sich die größten Erdölreserven in Saudi-Arabien (262,7 Milliarden Barrel), im Iran (130,7 Milliarden Barrel) und im Irak (115,0 Milliarden Barrel), darauf folgten die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Venezuela (siehe Abschnitt Reserven für eine genaue Tabelle).

Kritiker dieser Reservenangaben weisen allerdings darauf hin, dass die meisten der Reserven aus Nicht-OECD-Ländern keiner unabhängigen Kontrolle unterliegen (siehe Fußnoten des BP-statistical review). Oft unterliegen (wie in Saudi-Arabien) alle Angaben zu Förderdaten einzelner Felder und Reserven dem Staatsgeheimnis. Daher unterstellen Kritiker diesen Zahlen eine Verfälschung. Vielen OPEC-Förderländern wird auch unterstellt, die Reserven zu optimistisch anzugeben, da die zugeteilten Förderquoten abhängig von den gemeldeten Reservemengen sind. Voraussagen mancher Experten, im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts werde durch das Erreichen des Peak-Oil bzw. Globalen Erdölfördermaximum der Ölpreis künftig unausweichlich ansteigen, haben sich bislang nicht erfüllt.

Die Länder der Europäischen Union sind verpflichtet, einen 90-Tage-Vorrat als Strategische Ölreserve für Krisenzeiten zu unterhalten. Ein großer Teil der deutschen und ein kleinerer Teil der ausländischen Vorräte liegt in den unterirdischen Kavernenanlagen im Zechsteinsalz im Raum Wilhelmshaven, wohin auch das meiste Erdöl nach Deutschland eingeführt wird. In Österreich obliegt der Erdöl-Lagergesellschaft diese Aufgabe.

Tabelle: Weltweite Ölreserven in Milliarden Barrel[5]

Annahme der Industriedatenbank Studie der Energy Watch Group
OECD 97 112
Russland u.a. 191 154
China 26 27
Südostasien 30 22
Lateinamerika 129 53
Naher Osten 679 362
Afrika 105 125
Welt 1255 854

Bei einem täglichen Verbrauch von 87 Mio. Barrel[6] ergibt sich bei 1255 Mrd Barrel eine Laufzeit von etwa 40 Jahren, bei 854 Mrd Barrel eine Laufzeit von 27 Jahren.[7]

Weltförderung

Ölfunde von 1930 bis 2050 und Förderung bis 2001, Quelle: ASPO
Diagramm der größten nichtstaatlichen Erdölkonzerne

Laut Abdallah Dschumʿa (CEO von Aramco), Anfang 2008 wurden in der Geschichte der Menschheit rund 1.1. Billionen[8]. Barrel Erdöl gefördert. Die meisten Reserven wurden in den 1960er Jahren entdeckt. Ab Beginn der 1980er Jahre liegt die jährliche Förderung (2005) bei 30,4 Milliarden Barrel (87 Millionen Barrel pro Tag Verbrauch in 2008 [6]) – über der Kapazität der neu entdeckten Reserven, sodass seit dieser Zeit die vorhandenen Reserven abnehmen.

Deshalb wird von einigen Experten mit einem Fördermaximum (→ Globales Ölfördermaximum) zwischen 2010 und 2020 gerechnet. Einige befürchten, das Maximum werde noch vor 2010 eintreten oder sei sogar schon eingetreten (Kenneth Deffeyes, Colin J. Campbell, Jean Laherrere). Das wirtschaftliche Problem bestünde darin, dass bei Erreichen dieses weltweiten Fördermaximums Erdöl immer knapper und teurer würde.

Abdullah S. Jum'ah[8] weist derartige Befürchtungen zurück[9]. Er schätzt, dass von den vorhandenen flüssigen Ölvorkommen erst weniger als 10 % gefördert wurden und (inklusive nicht konventioneller Reserven) noch mindestens für 100 Jahre Erdöl bei heutigem Verbrauchsraten zur Verfügung stünde [10].

Während in den 70er Jahren private westliche Ölkonzerne noch knapp 50 % der weltweiten Ölproduktion kontrollierten[11], hat sich dieser Anteil 2008 auf weniger als 15 % verringert. Experten[11] halten einen Mangel an Öl nicht für gegeben, es handele sich um eine Krise im Zugang zu fortgeschrittener Technologie (der Multies) bzw. umgekehrt auch in der mangelnden Investitionssicherheit in den staatlich kontrollierten Ölförderländern.

Hauptförderer von Erdöl waren im Jahr 2003 Saudi-Arabien (496,800 Millionen Tonnen), Russland (420,000 Millionen Tonnen), USA (349,400 Millionen Tonnen), Mexiko (187,800 Millionen Tonnen) und der Iran (181,700 Millionen Tonnen); die gesamte Weltförderung lag bei 3.608,600 Millionen Tonnen (siehe 1 für eine genaue Tabelle). Die Erdölförderung in Deutschland deckte ursprünglich bis zu 80 % des nationalen Bedarfs und hatte historisch eine große Bedeutung, ist aber mittlerweile vergleichsweise geringfügig.

Transport

Erdöl wird weltweit über weite Entfernungen transportiert. Der Transport von den Förderstätten zu den Verbrauchern geschieht auf dem Seeweg mit Öltankern, über Land überwiegend mittels Rohrleitungen (Pipelines).

Tankerunglücke

Etwa 100.000 Tonnen gelangen jährlich bei Tankerunfällen mit teilweise katastrophalen Folgen für die Umwelt ins Meer. Bekannt wurde vor allem die Havarie der Exxon Valdez 1989 vor Alaska. Da versäumt wurde, das Öl direkt nach dem Unfall mit Ölsperren aufzuhalten und abzusaugen, vergrößerte sich der Ölteppich auf über 700 km und kontaminierte eine entsprechend große Strandfläche. Die danach durchgeführten Reinigungsmaßnahmen erwiesen sich als unwirksam; die katastrophalen ökologischen Folgen lösten jedoch eine breite öffentliche Diskussion über Risiken und Gefahren maritimer Öltransporte aus.

Der Unfall führte schließlich zu einer Erhöhung der Sicherheitsauflagen für Öltanker sowie zu einer intensiven Untersuchung möglicher Maßnahmen zur Bekämpfung von Ölunglücken.

Verbrauch

Der Anteil des Erdöls am Primärenergieverbrauch liegt bei ca. 40 % und damit an erster Stelle der Energielieferanten. Der größte Einzelenergieverbraucher ist der Straßenverkehr.

Weltverbrauch

Rohölimporte der Bundesrepublik Deutschland seit 1970

Der tägliche Verbrauch weltweit liegt im Jahr 2008 bei etwa 87 Millionen Barrel[6]. USA (20,1 Millionen Barrel), Volksrepublik China (6 Millionen Barrel), Japan (5,5 Millionen Barrel) und Deutschland (2,7 Millionen Barrel) waren im Jahr 2003 Hauptverbraucher des Erdöls (siehe 1 für eine genaue Tabelle). Der Weltverbrauch steigt derzeit um 2 % pro Jahr an.

Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei den Industriestaaten deutlich höher als bei Entwicklungsländern. So lag der Verbrauch in den USA 2003 bei 26,0 Barrel pro Einwohner, in Deutschland bei 11,7, während in China statistisch auf jeden Einwohner 1,7 Barrel kamen, in Indien 0,8 und in Bangladesch nur 0,2 Barrel pro Kopf verbraucht wurden.

Hauptausfuhrstaaten sind Russland, Norwegen, Großbritannien und der OPEC-Staat Libyen.

Verbrauch in Deutschland

Lückenhaft In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Der Abschnitt behandelt nicht den Verbrauch von Rohöl, sondern nur die Importe. Zum Verbrauch zählt auch die inländische Förderung. Angaben hierüber fehlen gänzlich.--Wellenwriter 09:04, 12. Mär. 2009 (CET)

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Deutschland importierte im Jahr 2004 110,14 Millionen Tonnen Rohöl. Die Importe von Erdöl und Erdgas nach Deutschland sind im Jahr 2006 nach vorläufigen Ergebnissen wertmäßig um mehr als ein Viertel (+28,4 %) gegenüber dem Vorjahr 2005 gestiegen. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2006 Erdöl und Erdgas im Wert von 67,8 Milliarden Euro eingeführt. Gemessen nach Werten waren damit 9,3 % der gesamten Importe nach Deutschland Erdöl und Erdgas.

Der wichtigste Erdöl- und Erdgaslieferant für Deutschland war 2006 mit einem Drittel (33,2 %) der Rohstoffimporte im Wert von 22,5 Milliarden Euro Russland. Es folgte Norwegen, dessen Erdöl- und Erdgaslieferungen in Höhe von 16,3 Milliarden Euro einem knappen Viertel (24,0 %) der wertmäßigen Importe entsprachen. Das drittwichtigste Lieferland für Deutschland ist das Vereinigte Königreich mit Lieferungen im Wert von 7,2 Milliarden Euro, die einen Anteil von 10,6 % an den gesamten deutschen Erdöl- und Erdgasimporten ausmachten. Der Anteil des aus deutschen Quellen gewonnenen Erdöls liegt bei etwa 3 % des Verbrauches, die ergiebigste Quelle ist dabei das Fördergebiet Mittelplate.[12]

Raffinerien

Hauptartikel: Erdölraffinerie

Die erste Erdölraffinerie entstand 1859. Die Erdölpreise sanken deutlich und die Raffinerien nahmen in der Anzahl zu. Leuchtöle, besonders Petroleum, ermöglichten neue Lichtquellen.

Nach der Einführung des elektrischen Lichts war Erdöl zunächst nicht mehr attraktiv, doch bald nach der Entwicklung des Automobils setzte die Familie Rockefeller als Mitbegründerin der Standard Oil Company die Verwendung des Erdölprodukts Benzin als Ottokraftstoff durch, statt des von Henry Ford zunächst vorgesehenen Ethanols.

Vereinfachtes Schema der Erdölaufarbeitung

In der Erdölraffinerie wird das Erdöl in seine unterschiedlichen Bestandteile wie Leichtes und Schweres Heizöl, Kerosin sowie Benzin u. a. in Destillationskolonnen aufgespalten. In weiteren Schritten können aus dem Erdöl die verschiedensten Alkane und Alkene erzeugt werden.

Erdölraffinerie

Petrochemie

Hauptartikel: Petrochemie

In der chemischen Industrie nimmt das Erdöl eine bedeutende Stellung ein. Die meisten chemischen Erzeugnisse lassen sich aus ca. 300 Grundchemikalien aufbauen. Diese Molekülverbindungen werden heute zu ca. 90 % aus Erdöl und Erdgas gewonnen. Zu diesen gehören: Ethen, Propen, 1,3-Butadien, Benzol, Toluol, o-Xylol, p-Xylol (diese stellen den größten Anteil dar).

Aus der weltweiten Fördermenge des Erdöls werden ca. 6–7 % für die chemischen Produktstammbäume verwendet, der weitaus größere Anteil wird einfach in Kraftwerken und Motoren verbrannt. Die Wichtigkeit dieser Erdölerzeugnisse liegt auf der Hand: Gibt es kein Erdöl mehr, müssen diese Grundchemikalien über komplizierte und kostenintensive Verfahren mit hohem Energieverbrauch hergestellt werden.

Aus Erdöl kann fast jedes chemische Erzeugnis produziert werden. Dazu gehören Farben und Lacke, Arzneimittel, Wasch- und Reinigungsmittel, um nur einige zu nennen.

                     Erdöl
                       |
               (Erdölraffinerie)
                       |
                       |    → steigender Siedepunkt →
  +-----------+--------+-------+------------+-------------+----------------+
  |           |                |            |             |                |
 Gase---+---Naphtha          Kerosin       Gasöl---+---Vakuumgasöl     Vakuumrückstand
        |     |                |            |     |       |                |
        |   Benzin         Flugbenzin    Diesel,  |   Schmieröle     schweres Heizöl,
        |                               leichtes  |    Tenside      Schweröl, Bitumen,
        |                                Heizöl   |                    Koks, Ruß
    (Steamcracken)                                |
        |                                         | 
    Olefine und                               (Cracken)
     Aromaten                                     |
        |                                       Benzin
   (Reaktionen)
        |
     Monomere
        |
 (Polymerisation)
        |
    Kunststoffe

Chemie und Zusammensetzung

Erdöl ist hauptsächlich ein Gemisch vieler Kohlenwasserstoffe. Die am häufigsten vertretenden Kohlenwasserstoffe sind dabei lineare oder verzweigte Alkane (Paraffine), Cycloalkane (Naphthene) und Aromaten. Jedes Erdöl hat je nach Fundort eine spezielle chemische Zusammensetzung, die auch die physikalischen Eigenschaften wie Farbe und Viskosität bestimmt.

Farbe und Konsistenz variieren von transparent und dünnflüssig bis tiefschwarz und dickflüssig. Erdöl hat auf Grund von darin enthaltenen Schwefelverbindungen einen charakteristischen Geruch, der zwischen angenehm und widerlich-abstoßend wechseln kann. Farbe, Konsistenz und Geruch sind sehr stark von der geografischen Herkunft des Erdöls abhängig. Manche Erdölsorten fluoreszieren bei der Bestrahlung mit ultraviolettem Licht.

Unraffiniertes Erdöl (Rohöl) stellt mit mehr als 17.000 Bestandteilen eine der komplexesten Mischungen an organischen Stoffen dar, die natürlicherweise auf der Erde vorkommen.[13]

Neben den reinen Kohlenwasserstoffen sind noch Kohlenstoffverbindungen, die Heteroatome wie Stickstoff (Amine, Porphyrine), Schwefel (Merkaptane, Thioether) oder Sauerstoff (Alkohole, Chinone) enthalten, Bestandteil des Erdöls. Daneben finden sich Metalle wie Eisen, Kupfer, Vanadium und Nickel.

Der Anteil der reinen Kohlenwasserstoffe variiert erheblich. Der Anteil kann von 97 % bis zu nur 50 % bei Schwerölen und Bitumen reichen.

Die Zusammensetzung nach Elementen bewegt sich dabei in folgender Bandbreite:[14]

Kohlenstoff 83–87 %
Wasserstoff 10–14 %
Stickstoff 0,1–2 %
Sauerstoff 0,1–1,5 %
Schwefel 0,5–6 %
Metalle <1000 ppm

Finanzwirtschaft

Als zentraler Rohstoff ist Erdöl auch Gegenstand der Spekulation. Öl und Ölprodukte werden nicht nur unmittelbar am Spotmarkt, sondern oft auch in Form von Warentermingeschäften (Ölkontrakten) gehandelt. Zwei sehr wichtige Rohölsorten für solche Geschäfte sind Brent und West Texas Intermediate. Der Ölpreis [15] beeinflusst häufig auch die Börsenkurse, da viele Branchen Öl als Roh- und/oder als Betriebsstoff einsetzen und daher eine gewisse Abhängigkeit vom Ölpreis besteht oder gesehen wird. Daneben wirkt sich der Ölpreis auch regelmäßig auf die Devisenmärkte aus, da Erdöl noch immer überwiegend in US-Dollar gehandelt wird; ein hoher Preis führt in Folge oft auch zu einem höheren Dollarkurs, wobei auf diesen noch eine ganze Reihe anderer Faktoren einwirken (z.B. Tausch der Dollars in andere Währungen durch die Förderländer), sodass dieser Effekt nicht unbedingt auffällig wird. Finanzwirtschaftliche Bedeutung hat, neben dem bereits erwähnten Umtausch in andere Währungen, auch die sonstige Verwendung der Verkaufserlöse für Erdöl durch die Förderländer.

Siehe auch

Literatur

  • Colin J. Campbell: Ölwechsel! Dt. Taschenbuch-Verl., Januar 2007. ISBN 3-423-34389-3.
  • F. William Engdahl: Mit der Ölwaffe zur Weltmacht. Der Weg zur neuen Weltordnung. Kopp, Rottenburg N 2005. ISBN 3-938516-19-4 (vgl. [4]).
  • Thomas Gold: Biosphäre der heißen Tiefe. Ed. Steinherz, Wiesbaden 2000. ISBN 3-9807378-0-2.
  • Wolfgang Gründinger: Die Energiefalle. Ein Rückblick auf das Erdölzeitalter. C.H. Beck, München 2006. ISBN 3-406-54098-8.
  • Richard Heinberg: The Party's Over. Das Ende der Ölvorräte und die Zukunft der industrialisierten Welt. Riemann, München 2004. ISBN 3-570-50059-4.
  • Robert H. Motzkuhn: Der Kampf um das Öl. Hohenrain-Verlag, Tübingen 2005. ISBN 3-89180-077-0.
  • Rudolf Rechsteiner: Grün gewinnt. Orell Füssli, Zürich 2003. ISBN 3-280-05054-5 (PDF).
  • Matthew R. Simmons: Wenn der Wüste das Öl ausgeht. Der kommende Ölschock in Saudi-Arabien. Finanzbuch-Verlag. Dez.2006 ISBN 3-89879-227-7.
  • Daniel Yergin: Der Preis. Die Jagd nach Öl, Geld und Macht. S. Fischer, Frankfurt 1991. ISBN 3-10-095804-7.
  • Autorenkollektiv: Das Öl. in: Imperialismus. Bd 3. Gesellschaft für Druck und Verlag Wissenschaftlicher Literatur, München 1981, S. 169–194. ISBN 3-922935-01-X.
  • Autorenkollektiv: Zur politischen Ökonomie des Erdöls – Ein strategisches Gut und sein Preis. in: GegenStandpunkt. München 1.1992,1. ISSN 0941-5831.

Weblinks

Artikel

  • mineralienatlas.de/... Erdöl im Mineralienatlas, obwohl kein Mineral;
  • pinr.com/... Adam Wolfe, The Increasing Importance of African Oil (Power and Interest News Report, 20. März 2006);
  • zeit.de/... Enrons Erben zocken weiter. Der Ölpreis ist ein Spielball von Spekulanten geworden. (19. Oktober 2006);
  • taz.de/... Ulrike Herrmann, Prognose: Öl wird knapper (18. Januar 2006);
  • heise.de/tp/.. Thomas Pany, Gänzlicher Verzicht auf Öl – Schweden will seine Energiewirtschaft vollkommen umstellen (8. Februar 2006);
  • gegenstandpunkt.com/.... Das Öl – ein Geschäftsartikel erster Klasse;
  • www.oew.org/... Energie, Krieg und Umwelt.

Einzelnachweise

  1. OPEC: World crude oil reserves: Cumulative production versus net additions (2000–2007)
  2. Naturwissenschaften entdecken: Erdöl: schwarzes Gold auf dem globalisierten Markt (RTF)
  3. Petrascheck,Walther (1992) Lagerstättenlehre, S.456
  4. Kenney et al., Dismissal of the Claims of a Biological Connection for Natural Petroleum, Energia 2001
  5. www.spiegel.de: Tabelle: Weltweite Ölreserven
  6. a b c www.iea.org: täglicher Erdölverbrauch
  7. Rechnung Laufzeit: 1255000 / 87 / 365 Tage = 40 Jahre oder 854000 / 87 / 365 Tage = 27 Jahre ; statische Berechnung. Dynamische Effekte sind schwer kalkulierbar z. B. hoher Ölpreis → weniger Verbrauch → längere Laufzeit.
  8. a b Aramco Chief Debunks Peak Oil by Peter Glover Energy Tribune vom 17. Januar 2008
  9. [1] Aramco chief says world's Oil reserves will last for more than a century, Oil and Gas Journal
  10. [2] Rising to the Challenge: Securing the Energy Future Jum’ah Abdallah S. World Energy Source
  11. a b [3] As Oil Giants Lose Influence, Supply Drops By JAD MOUAWAD. IN NYT. 18.August 2008
  12. www.mittelplate.de
  13. V. A. P. Martins dos Santos et al.: „Alkan-Biodegradation mit Alcanivorax borkumensis“, Laborwelt Vol. 7, Nr. 5, S. 33ff, 2006.
  14. James G. Speight: The Chemistry and Technology of Petroleum, S. S. 215–216, Marcel Dekker 1999, ISBN 0824702174
  15. www.finanzen.net: Aktueller Ölpreis

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