Stockelsdorf

Stockelsdorf
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Stockelsdorf
Stockelsdorf
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Stockelsdorf hervorgehoben
53.88333333333310.6518
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Ostholstein
Höhe: 18 m ü. NN
Fläche: 56,7 km²
Einwohner:

17.113 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 302 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 23612, 23617
Vorwahlen: 04504, 04505, 04506, 0451
Kfz-Kennzeichen: OH
Gemeindeschlüssel: 01 0 55 040
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Ahrensböker Straße 7
23617 Stockelsdorf
Webpräsenz: www.stockelsdorf.de
Bürgermeisterin: Brigitte Rahlf-Behrmann
Lage der Gemeinde Stockelsdorf im Kreis Ostholstein
Karte

Stockelsdorf ist eine amtsfreie Gemeinde im Kreis Ostholstein, Schleswig-Holstein. Stockelsdorf liegt unmittelbar an der nördlichen Stadtgrenze zur Hansestadt Lübeck und bildet mit dieser und der östlich angrenzenden Stadt Bad Schwartau eine Agglomeration. Zur Gemeinde gehören neben dem gleichnamigen Kernort die Dorfschaften Arfrade, Curau, Dissau, Eckhorst, Horsdorf, Klein Parin, Krumbeck, Malkendorf, Obernwohlde und Pohnsdorf als Ortsteile. Gemessen an der Einwohnerzahl ist Stockelsdorf nach Henstedt-Ulzburg die zweitgrößte Gemeinde ohne Stadtrechte in Schleswig-Holstein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wird Stockelsdorf im Jahr 1320. Da hier bereits von einem Dorf die Rede ist (villa), das sich in ritterschaftlichem Besitz befindet, müssen die Ursprünge des Ortes deutlich früher liegen.

Historische Quelle

In einer Urkunde vom 25. Februar 1320 (ausgestellt in Hamburg) genehmigen gleich 3(!) holsteinische Grafen, nämlich Graf Adolph VII. und seine Vettern, die Grafen Gerhard III. (der Große) und Johann III. (der Milde), den Verkauf der villam stochelstorpe von dem Ritter Burchard von Otteshude (Borchardus de Otteshudhe) an den Lübecker Bürger Emelrich Pape (Emelrico dicto Papen). Bereits 1333 erwirbt der spätere Lübecker Bürgermeister Bertram Vorrade Stockelsdorf.

Weitere Entwicklung

Weitere Lübecker Adlige gelangten später in den Besitz des Gutes (v.Brömbsen, v.Höveln, v.Calven, v.Dame) 1925 wurde das Gut von der Witwe des letzten Besitzers (Major Lembcke) aufgelöst. 1534 wurde ein Holstein betreffender Teilfrieden der Grafenfehde, der Frieden von Stockelsdorf hier vor den Toren der Hansestadt vereinbart. Bis zum Groß-Hamburg-Gesetz 1937 gehörte Stockelsdorf zum Freistaat Oldenburg (Landesteil Lübeck). Die Ortsteile Dissau, Malkendorf und Krumbek sowie ein halber Anteil von Curau waren bis zu diesem Zeitpunkt als Exklaven Teile der Hansestadt Lübeck. Es gibt im Zentralort zwei denkmalgeschützte Gebäude: Die Stockelsdorfer Kirche von 1903 und das Herrenhaus Stockelsdorf, von 1761, das kürzlich renoviert wurde und heute den Bürgersaal beherbergt. Zusätzlich wird derzeit wieder versucht, hier einen Restaurationsbetrieb zu etablieren, nachdem ein erster Versuch im Jahr 2005 gescheitert war. Die historische Zollscheune am Landgraben, der die lübsche Grenze darstellte, ist dem Ausbau der Bundesstraße 206 nach Bad Segeberg in den 1960er Jahren zum Opfer gefallen.

Stockelsdorfer Fayencen

Auf dem Gutsgelände des Herrenhauses Stockelsdorf wurde vom Gutsbesitzer Georg Nicolaus Lübbers im Jahr 1772 eine Fayencen-Manufaktur gegründet. Direktor wurde der sehr erfahrene Johann Georg Buchwald, der bereits vorher in Eckernförde (1765) und Kiel (1768) ähnliche Fabriken geleitet hatte. Die qualitätsvollen Arbeiten der Stockelsdorfer Fayencemanufaktur sind teilweise heute noch erhalten und im St.-Annen-Kloster wie im Behnhaus in Lübeck ausgestellt, unter anderem ein Ofen. Wegen des großen Widerstandes der Lübecker Töpfer und der einsetzenden Einfuhr von billigem englischen Steingutes musste die Manufaktur bereits 1786 wieder geschlossen werden. [2] Direktor Buchwald wurde kurz darauf in Bad Schwartau ansässig und begann eine Produktion von Tonwaren auf eigene Kosten, die jedoch nicht sehr erfolgreich war.[3]

Jüdische Gemeinde

Im 18.Jahrhundert hatte man - nach Moislinger Vorbild - den Juden Niederlassungsrecht gewährt. 1799 wird der jüdische Friedhof erwähnt - die jüdische Schule wird 1840 von 18 Kindern besucht.

Historische Ortsteile

Mori

Mori ist ein ehemaliges lübsches Gut und wird 1333 erstmals erwähnt. Zunächst als Neuhof (nyger hof); im Jahre 1410 als to der murryen (morrien). Besitzer war Bertram Vorrad - später sein Vetter Tiedemann Vorrad. Als dieser 1385 ohne Erben starb, musste der Hof verkauft werden. Nach langem Erbschaftsstreit erwarb ihn 1410 Wilhelm von Calven. Bis 1528 gehörte Mori als Meierhof zum Gut Stockelsdorf, dann teilten sich van Calvens Enkel die Höfe. 1636 konnte die Familie den Hof nicht mehr halten, nachdem ein Schwager von dort aus Straßenräuberei betrieben hatte und dafür in Lübeck hingerichtet worden war.[4] Der Käufer des heruntergekommenen Hofes, der Lübecker Ratsherr Adrian Müller, ließ eine neues Herrenhaus im Stil der Renaissance mit Bergfried als Schutz des Dorfbewohner im Dreißigjährigen Krieg errichten. Dessen Sohn ließ eine Kapelle bauen, die bis 1821 bestand. Später gehörte das Gut u.a. Anton von Lüneburg. Nach mehreren weiteren Besitzerwechseln gelangte Mori in das Eigentum der Plessings, die das alte Herrenhaus ab 1900 wieder bewohnbar machen. Das bereits im 19. Jahrhundert parzellierte Gut wurde 1934 aufgelöst und gelangte in den Besitz des Landes Schleswig-Holstein. Mori wird ab den 1950er Jahren als Seniorenwohnheim genutzt(Morierhof). Das Grundstück mit dem Herrenhaus liegt heute (nach der Gebietsreform von 1970) wenige Meter außerhalb der Stockelsdorfer Gemeindegrenze und gehört zum Lübecker Stadtteil Groß Steinrade.

Fackenburg

Fackenburg ist die Gegend zwischen Segeberger und Morier Straße. 1751 erhält der Verwalter von Mori, Philibert Fack, von dem Gutsbesitzer von Aldebyll etwas Land sowie Brau- und Brennereirechte. Man verspricht sich gute Umsätze wegen der unmittelbaren Lage an der Lübecker Stadtgrenze. (Landgraben) Das Anwesen wird schon bald (Genitiv und etwas französelnd) Facken(s) Bourg genannt. Es entwickelt sich zu einem betriebsamen Handelsplatz,an dem nicht nur Bier sondern auch Waren aller Art angeboten wurden. Von den Lübeckern wurde Fackenburg wegen der günstigen Preise gern genutzt, da hier die strengen Zunftbestimmungen, wie sie innerhalb der Stadtmauern herrschten, nicht galten. Die Fackenburger Allee im Anschluss an die Krempelsdorfer Allee erinnert noch heute an diese Zeiten.

Ravensbusch

Ravensbusch ist eine Wohnhaussiedlung zum Gut Mori gehörig. Zunächst nur einzelne Katen, später auch Mehrfamilienhäuser. Ravensbusch wird schon früh Standort einer Schule (s. Schulweg). Das heutige Schulgebäude stammt aus dem Jahr 1907.

Mariental

Dieser Siedlungskern geht vermutlich zurück auf Maria Catharina von Lübbers, Ehefrau des Georg Nicolaus von Lübbers, der 1761 das Gut Stockelsdorf erwarb. Lübbers gilt als Gründer und großer Förderer der Fayencen-Herstellung in Stockelsdorf. (s.oben)

Gegenwart

Heute ist Stockelsdorf eine Großgemeinde mit zehn Außendörfern und insgesamt über 16.000 Einwohnern. Die Gemeinde hat zwei evangelisch-lutherische Kirchen: eine im Zentralort Stockelsdorf und eine in Curau. Stockelsdorf ist durch Buslinien der Stadtverkehr Lübeck GmbH angebunden. In zwei Industriegebieten werden diverse Gewerbe betrieben. Auch eine der größten Discotheken Schleswig-Holsteins (der "MegaParc" Lübeck - ehemals namentlich bekannt unter Atrium Lübeck und Abaco) ist dort angesiedelt. Der Ausbau der Bundesautobahn 20 vom Kreuz Lübeck in Richtung Bad Segeberg hat bereits begonnen, die Anschlussstelle Geschendorf westlich von Stockelsdorf wurde am 28. Juli 2009 dem Verkehr übergeben.

Schulen

  • Grundschulen:
    • Grundschule Ravensbusch, Segeberger Straße (eröffnet 1907)
    • Gerhart-Hauptmann-Grundschule, Breslauer Straße (eröffnet 1969)
    • Erich-Kästner-Grundschule, Dorfstraße (eröffnet 1991)
  • Grund- und Hauptschule:
    • siehe Gemeinschaftsschule (ex HS Stockelsdorf, Ahrensböker Straße)
  • Gemeinschaftsschule
    • Gemeinschaftsschule Stockelsdorf, Rensefelder Weg , Realschule mit Hauptschulteil ab 2008 (ex Realschule Stockelsdorf (eröffnet 1976))

Kirchen

Die Curauer Kirche in Curau

Seit 1969 gibt es in Stockelsdorf zwei ev.-luth. Kirchengemeinden:

  • Stockelsdorf I
  • Stockelsdorf II (Stockelsdorf-Mori mit Mori, Eckhorst, Gr. Steinrade, Bohnrade und Bargerbrück)

Sie nutzen gemeinsam die Stockelsdorfer Kirche.

Telekommunikation

Politik

Wappen

Blasonierung: „In Blau ein Bündel von drei goldenen, mit der Spitze nach oben gerichteten Pfeilen, überhöht von drei goldenen sechsstrahligen Sternen.“[5]

Partnerstädte

Die Kirchengemeinde pflegt Partnerschaften mit Tansania und Rumänien.

Söhne und Töchter

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. Dezember 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemeinden und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe dazu)
  2. A. Höppner: Lübeck - eine Hansestadt macht Geschichte, Weiland-Verlag
  3. Max Steen: Alt Schwartau - Geschichte und Geschichten , Verlag Gustav Weiland , Lübeck , 1980 (2.Aufl.)
  4. Chronik von Mori
  5. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein

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