Bahnstrecke Sonneberg–Probstzella

Bahnstrecke Sonneberg–Probstzella
Sonneberg–Probstzella
Strecke der Bahnstrecke Sonneberg–Probstzella
Kursbuchstrecke (DB): 564
Streckennummer (DB): 5121, 6689, 6688
Streckenlänge: 51,85 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 34,5 
Minimaler Radius: 180 m
Legende
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von Coburg
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von Eisfeld
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19,51 Sonneberg Hbf 386 m
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21,4 Awanst Sonneberg (Thür.) Ost Gbf
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22,09 Sonneberg (Thür.) Ost 382 m
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L 3151
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nach Stockheim
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Steinach
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Bundesstraße 89
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24,09 Sonneberg (Thür.) Nord 400 m
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L 1150
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25,76 Hüttengrund 415 m
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26,2 Awanst Hüttengrund
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L 1150
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Steinach
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28,01 Blechhammer (Thür.) 438 m
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Steinach
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Steinach
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32,04 Steinach (Thür.) Süd
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Steinach
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33,40 Steinach (Thür.) 491 m
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36,80 Unterlauscha bis 1920 572 m
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38,66 Lauscha (Thür.) (Kopfbahnhof) 611 m
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Viadukt in Lauscha (93 m)
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~39,9 Lauschensteintunnel (275 m)
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Nasse-Telle-Viadukt (145 m)
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43,22 Oberlauscha 735 m
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26,33 Neuhaus am Rennweg 830 m
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25,35 Igelshieb 821 m
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L 1145 und Rennsteig
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45,03
23,32
Ernstthal am Rennsteig 769 m
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Finstergrund-Viadukt (197 m)
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18,24 Lichte (Thür.) 623 m
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Piesau-Viadukt Lichte (258 m)[1]
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16,25 Lichte (Thür.) Ost 618 m
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Gla Erzgrube/ISOKO Schmiedefeld
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Bundesstraße 281
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14,64 Schmiedefeld 661 m
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11,44 Lippelsdorf 567 m
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Viadukt Lippelsdorf (62 m)
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~10,9 Froschbergtunnel (125 m)
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9,20 Gebersdorf 509 m
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Viadukt bei Sommersdorf (80 m)
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Viadukt in Gräfenthal (81 m)
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5,50 Gräfenthal 403 m
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2,49 Zopten 367 m
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L 1098
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0,00 Probstzella 365 m
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Probstzella Hp (1961–1993)
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Loquitz
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nach Saalfeld

Die Bahnstrecke Sonneberg–Probstzella ist eine 49 km lange eingleisige Nebenbahn der Spurweite 1435 mm (Normalspur), die von Sonneberg über den Kamm des Thüringer Schiefergebirges nach Probstzella führt. Heute ist noch der Streckenabschnitt von Sonneberg über Lauscha und Ernstthal am Rennsteig nach Neuhaus am Rennweg in Betrieb.

Der Abschnitt von Sonneberg nach Lauscha trägt die historische Bezeichnung Steinachtalbahn. Im Volksmund besaßen die übrigen Streckenteile verschiedene Namen. Der Abschnitt zwischen Lauscha und Schmiedefeld mit der Querung des Rennsteiges wurde Rennsteigbahn[2] und der stillgelegte nördliche Abschnitt von Schmiedefeld nach Probstzella Zoptetalbahn, bzw. wegen der Anbindung der Porzellanfabrik Moritz in Taubenbach und der Erzgruben der Maxhütte Unterwellenborn in Schmiedefeld auch Max-und-Moritz-Bahn genannt.

Der Abschnitt zwischen Sonneberg und Lauscha hat die Streckennummer 5121, von Lauscha bis Ernstthal am Rennsteig 6689 und Probstzella nach Neuhaus am Rennweg 6688.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Entstehung

Die älteren Teile der Bahnstrecke wurden in den Kreisen Sonneberg und Saalfeld des 1826 neu geordneten Herzogtums Sachsen-Meiningen errichtet, der dritte und jüngste Abschnitt im Kammbereich tangierte stellenweise auch das Gebiet des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt.

Streckenabschnitt Sonneberg–Lauscha

Hauptbahnhof Sonneberg

Der erste 19,2 km lange Streckenteil von Sonneberg nach Lauscha wurde im damaligen Meininger Oberland in Fortsetzung der Bahnstrecke Coburg–Sonneberg ab dem 1. Mai 1885 durch die Werra-Eisenbahn-Gesellschaft errichtet und am 1. Oktober 1886 eröffnet. Mit dem Anschluss an das in Sonneberg endende Eisenbahnnetz sollte den Porzellanherstellern in Köppelsdorf, Hüttensteinach und Steinach sowie dem Steinacher Eisenwerk und der Glasindustrie von Lauscha eine Verbesserung ihres Produktabsatzes ermöglicht werden. Auf Druck der ansässigen Unternehmen rückte die WEG von den ursprünglichen Plänen einer Schmalspurbahn ab und führte die Normalspurstrecke bis Lauscha. Die Fabrikanten waren in ihrem Anliegen durch den Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen entscheidend unterstützt worden, der den Staatsvertrag zum Bau und zum Betreiben der Bahnstrecke durch die WEG zwischen den Herzogtümern Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg und Gotha und Sachsen-Weimar-Eisenach initiierte, der am 31. März 1885 in Kraft trat.

Vom Bahnhof Sonneberg führt die Strecke südlich um die Innenstadt und den Stadtberg durch das Stadtgebiet und erreicht in einem weiten Linksbogen das Tal der Steinach. Dabei quert sie eine wichtige Straßenverbindung in das Sonneberger Unterland, was von Anfang an aufwändige Sicherungsmaßnahmen notwendig machte. Später nutzte auch die Bahnstrecke Sonneberg–Stockheim diese Trasse. Von Köppelsdorf bis Steinach folgt die Bahntrasse dem Lauf der Steinach, die sie in Köppelsdorf, in Hüttengrund, in Blechhammer und auf dem Weg nach Steinach insgesamt fünfmal überquert. Auf diesem Abschnitt waren Uferbefestigungen, kleinere Brückenbauten und Bahnübergänge anzulegen. Erst auf dem letzten Abschnitt zum Bahnhof Lauscha steigt die Strecke am Osthang der Steinach und des Lauschabachs steil an. Hier musste sie durch Stützmauern gesichert werden. Die Haltestelle Unterlauscha wurde nach 1920 aufgegeben, da die Lokomotiven wiederholt in diesem steilen Abschnitt nicht anfahren konnten.[3]

Streckenabschnitt Probstzella–Lichte-Ost

Bahnhof Lichte-Ost, früher Bock-Wallendorf

Der Bau des 14,6 km langen nördlichen Abschnittes von Probstzella nach Taubenbach wurde im November 1896 durch die Königliche Eisenbahndirektion Erfurt der Preußischen Staatsbahn, die 1895 die Werra-Eisenbahn-Gesellschaft übernommen hatte, in Angriff genommen. Die ersten Streckenkilometer vom Bahnhof Probstzella an der Frankenwaldbahn durch das Tal der Zopte bis Gräfenthal gestalteten sich ohne größere Schwierigkeiten. Noch vor dem Bahnhof Gräfenthal steigt die Bahntrasse an den südlichen Hang des Tals, kurz hinter ihm überquert sie auf einem Viadukt das Tal des Buchbachs und folgt hoch am Hang dem Gebersbach. Von Gräfenthal bis Taubenbach waren auf einer Länge von rund 9 km 256 m Höhenunterschied zu überwinden, Dammschüttungen, zwei weitere Steinbrücken sowie ein Tunnel waren zu errichten. Fünfmal weist die Streckentrasse eine Neigung von 33 Promille auf. Am 15. Oktober 1898 wurde der Streckenabschnitt bis Taubenbach in Betrieb genommen, die anschließenden 1,6 km bis Bock-Wallendorf am 18. Januar 1899. Hier waren es neben der Porzellanindustrie vor allem die Schmiedefelder Eisenerzgruben, von der Maximilianhütte Unterwellenborn 1888 erworben, die Transportbedarf mit der Eisenbahn hatten. Bis zur Schließung der Eisenerzgrube im Dezember 1972 wurden rund 8,5 Millionen Tonnen Chamositerz auf der Strecke abtransportiert.

Streckenabschnitt Lauscha–Lichte-Ost

Bahnhof Neuhaus am Rennweg

Zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der auf dem Kamm des Thüringer Schiefergebirges liegenden sachsen-meiningischen Gemeinden Bock und Teich, Piesau, Wallendorf, Ernstthal, Igelshieb und des Anwesens Bernhardsthal und der fürstlich-schwarzburgischen Orte Lichte, Geiersthal, Schmalenbuche und Neuhaus bewilligte das preußische Abgeordnetenhaus 1909 für das Projekt „Bock-Wallendorf – Neuhaus-Igelshieb mit Abzweig von Ernstthal nach Lauscha“ 5,8 Millionen Mark. Die Unternehmer der Porzellanindustrie in Lichte und in Wallendorf hatten den Lückenschluss vehement gefordert, schwierige Eigentumsverhältnisse in der Gemeinde Wallendorf die Planungen jedoch verzögert. In den Glasbläsergemeinden auf dem Gebirgskamm wurde das Projekt vorbehaltlos begrüßt. Auf dem Boden der Gemeinde Lauscha mussten die größten Eingriffe in die Landschaft und in die Grundstücke vorgenommen werden. Am 2. August 1911 begann unter der Leitung des Regierungsbaumeisters Kasten der Königlichen Eisenbahndirektion Erfurt der Bau des 13,4 km langen Streckenabschnittes zwischen Bock-Wallendorf über Ernstthal nach Lauscha einschließlich einer 3 km langen Stichbahn von Ernstthal nach Neuhaus. Auf dieser topographisch schwierigen Strecke wurden die vier größten Viadukte der Bahnstrecke aus unbewehrtem Stampfbeton errichtet, dazu die zwei längsten Tunnel und mehrere Stützmauern einschließlich einer Mauer aus 6.000 m³ Stampfbeton, die die damals für den Güterverkehr genutzten Gleise im Bahnhof Lauscha zur Bahnhofstraße sicherte. Die Bauarbeiten wurden größtenteils durch Wanderarbeiter aus Italien und der Schweiz ausgeführt. Die feierliche Eröffnung der Strecke fand nach über zweijähriger Bauzeit am 31. Oktober 1913 statt.

Der Verkehr auf der Strecke

Von 1913 bis 1990

Wasserkran im Bahnhof Lauscha

Nach der kompletten Streckeneröffnung gab es die Zugverbindungen von Coburg über Sonneberg nach Ernstthal sowie von Probstzella über Ernstthal nach Neuhaus. Wichtigster Umsteigebahnhof beider Linien war Ernstthal. Aufgrund der nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Zonengrenze unterbrochenen Eisenbahnverbindungen änderten sich die Verkehrsströme. Die Bahnstrecke von Sonneberg nach Probstzella und weiter nach Saalfeld/Saale wurde neben der Hinterlandbahn die zweite Verkehrsader der Kreisstadt Sonneberg. Daher waren ab 1945 Durchgangsverbindungen üblich, die in Probstzella eine im Jahr 1961 speziell hierfür gebaute Verbindungskurve zur Hauptbahn nach Saalfeld benutzten, wo Anschluss über Jena nach Berlin oder über Gera nach Leipzig bestand. Die Personenzüge fuhren den grenznahen Bahnhof Probstzella nicht mehr an, sondern hielten an einer neu eingerichteten Haltestelle. Der Reisezugverkehr zum Bahnhof Neuhaus am Rennweg wurde 1968 eingestellt. Für den Güterverkehr des VEB Mikroelektronik Neuhaus wurde die Stichbahn nach Neuhaus am Rennweg 1973 in einen Streckenrangierbezirk des Bahnhofs Ernstthal am Rennsteig umgewandelt. Von Beginn der 1970er Jahre an wurde die Bahnverbindung Saalfeld–Sonneberg durch viele Urlauber der Ferienorte im Thüringer Wald auch touristisch genutzt, da die Strecke nach 1973 nicht mehr im Grenzsperrgebiet lag. Ende der 1960er Jahre wurde der Bahnhof Sonneberg-Ost mit Portalkrananlagen um einen Containerbahnhof ergänzt. Der Containerbahnhof war bis 1990 die Hauptverbindung des Kreises Sonneberg im Güterfernverkehr.

Bis zum Stillegungsverfahren

Bahnhof Lauscha im Dezember 2001

Ab 1990 geriet die Strecke aufgrund der langen Fahrzeiten und zunehmender Motorisierung wie viele Nebenbahnen mit stark rückläufigem Personen- und Güterverkehr ins Abseits. Die Verbindungskurve in Probstzella nach Saalfeld wurde 1993 stillgelegt. Am 31. Dezember 1994 wurde der Güterverkehr auf der ganzen Strecke eingestellt. Wegen der Neuausrichtung des Güterfernverkehrs Richtung Oberfranken/Bayern nach der Öffnung der Grenzübergänge und der Wiedervereinigung Deutschlands wurde 1998 auch der Containerbahnhof Sonneberg-Ost geschlossen. Schließlich führte unterlassener Streckenunterhalt am 22. Januar 1997 nach einer Fahrt des Gleismesszuges zunächst zur als befristet verfügten Einstellung des Gesamtverkehrs. Nur der Güterverkehr vom Hartsteinwerk Hüttengrund wurde ab Ende März 1997 mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h provisorisch aufrechterhalten. Im Sommer 1998 erfolgte für 10 Millionen DM innerhalb von 10 Wochen die Instandsetzung des südlichen Streckenabschnittes von Sonneberg nach Lauscha. Am 26. September 1998 wurde auf diesem Abschnitt der Personenverkehr wieder aufgenommen, aber schon am 3. Oktober 1999 wegen leerer Züge und Abbestellung durch das Land von der Deutschen Bahn wieder eingestellt. Hauptursache für die mangelnde Auslastung war die fehlende Anbindung der ehemaligen Kreisstadt Neuhaus am Rennweg, in der zahlreiche Behörden des Landkreises Sonneberg Nebenstellen unterhalten, die für die Bevölkerung aber nur per Bus erreichbar waren. Sonderfahrten zum Lauscher Kugelmarkt wurden 2001 durchgeführt.

Bis heute

Bahnhof Steinach

Ab dem 1. August 2001, nach der Übernahme des Streckenteils von Sonneberg nach Neuhaus am Rennweg durch die Thüringer Eisenbahn (ThE), die die Strecke von der DB Netz AG bis zum 31. Dezember 2017 gepachtet hat, folgte mit Baukostenzuschüssen des Freistaates Thüringen die restliche Streckensanierung bis Neuhaus am Rennweg. Dazu mussten unter anderem die Brückenbögen des Viadukts Nasse-Telle wegen unzureichender Standsicherheit gesprengt werden und durch einen Stahlbetonüberbau ersetzt werden. Zusätzlich wurde die Strecke sicherungstechnisch modernisiert. Der gesamte Verkehr zwischen Sonneberg und Neuhaus am Rennweg wird heute zentral vom elektronischen Stellwerk der Firma Alcatel im Hauptbahnhof Sonneberg gesteuert, das durch die ThE neu geschaffen wurde. Am 14. Dezember 2002 wurde die Strecke nach Neuhaus am Rennweg wieder eröffnet. Nach 35 Jahren gab es dort wieder einen Personenzugverkehr. Das Container-Terminal Sonneberg-Ost wurde am 30. Mai 2006 neu eröffnet und in den internationalen Güterfernverkehr eingebunden.

Die Strecke zwischen Probstzella und Ernstthal am Rennsteig wurde am 1. Juli 2006 stillgelegt und ist seit dem 30. April 2007 an die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH verpachtet. Die Anliegergemeinden streben nach einer Wiederbelebung der Eisenbahnstrecke. Dazu wurde im Januar 2008 der DBV-Förderverein Max- und Moritz-Bahn e.V. gegründet. Am 20. August erhielt der Verein die Genehmigung zum Draisinenbetrieb. Der findet auf dem Streckenabschnitt zwischen den Bahnhöfen Schmiedefeld und Lichte Ost statt.[4][5] Die in Aussicht gestellte Prüfung der Standfestigkeit der Brückenbauten und der Betriebssicherheit der weiteren Streckenabschnitte ist bis August 2010 nicht erfolgt.

Betrieb

Der Zugverkehr bis 31. August 2000

DRG-Baureihe 95
DR-Baureihe 119

Auf dem südlichen Streckenabschnitt wurden die preußischen Tenderlokomotiven T11 und T12 eingesetzt, auf dem nördlichen Teil mit dem Erzverkehr die T13 und T15, später auch T16.

Nach 1945 war auf der Strecke von Sonneberg bis zum Bahnhof Saalfeld vor allem die DRG-Baureihe 95 anzutreffen. Am 10. März 1950 kam es zu einem schweren Unfall im Bahnhof Lauscha. Beim Rangieren geriet eine Lokomotive auf ein zwischen der Strecke nach Sonneberg und der über den Bahnhofsviadukt nach Ernstthal am Rennsteig führenden Strecke liegendes Blindgleis, das in einen einständigen Kleinlokschuppen führte, durchbrach dessen Außenwand über der 14,5 m hohen Stampfbetonmauer an der Bahnhofstraße und stürzte rückwärts auf diese. Durch den in das Führerhaus austretenden Wasserdampf erlitten der Lokführer und der Heizer Verbrennungen, denen der Lokführer fünf Tage nach dem Unfall erlag.

Von diesem Zwischenfall abgesehen bewältigte die BR 95 die anspruchsvolle Strecke sehr zuverlässig und blieb trotz ihres vergleichsweise hohen Wartungsaufwandes für Jahrzehnte alternativlos. Während die Flachstrecken in den 1960-er Jahren auf Dieseltraktion umgestellt wurden und auf den Fernstrecken die Elektrifizierung voranschritt, wurden die dampfgetriebenen Nebenbahnzüge auf dieser Gebirgsstrecke zum beliebten Fotomotiv.

Ab 1980 wurde die Baureihe 119 der Deutschen Reichsbahn die neue Standardlokomotive. Wegen anfänglicher technischer Probleme auf den steilen Rampen mussten im schneereichen Winter 1980/81 noch einmal kurzzeitig die verfügbaren Maschinen der BR 95 reaktiviert werden. Mit einer Sonderfahrt der 95 0027 von Saalfeld nach Sonneberg wurde am 28. Februar 1981 die Baureihe schließlich offiziell aus dem Plandienst verabschiedet und endgültig durch die Diesellokomotiven abgelöst, die, obwohl ihre größten Probleme mit den Steilstrecken nach und nach abgestellt werden konnten, immer etwas störanfällig blieben. Die Lokomotiven waren in den Bahnbetriebswerken Saalfeld und Probstzella stationiert.

Mit dem Eilzug dauerte 1990 die Fahrt von Sonneberg nach Ernstthal am Rennsteig 56 Minuten und nach Probstzella 96 Minuten. Für den Fahrtrichtungswechsel mit Umsetzen der Zuglok im Spitzkehrenbahnhof Lauscha wurden 12 Minuten benötigt. Die Streckenhöchstgeschwindigkeit betrug 50 km/h.

Regio-Shuttle RS1 der STB

Der Streckenbetrieb heute

Seit dem 15. Dezember 2002 fährt die Süd-Thüringen-Bahn im Stundentakt mit Leichttriebwagen vom Typ Regio-Shuttle in der Ausführung mit 71 Sitzplätzen und 77 Stehplätzen von Sonneberg über Lauscha (Zugkreuzung) und Ernstthal am Rennsteig nach Neuhaus am Rennweg. Die Fahrzeit beträgt bei einer VzG-Geschwindigkeit von 60 km/h nach Ernstthal am Rennsteig 38 Minuten und bis Neuhaus am Rennweg 46 Minuten. Verspätungen und andere Störungen sind äußerst selten, ein selbstverschuldeter Unfall kam seit der Wiederinbetriebnahme der Strecke nicht vor. Die Fahrgastzahlen liegen mittlerweile weit über den ursprünglichen Prognosen.

Das Container-Terminal Sonneberg-Ost ist seit dem 19.Juni 2006 dem unabhängigen Container-Transport-System NeCoSS (Neutral Container Shuttle System) angeschlossen, das die Verbindung zu den Überseehäfen gewährleistet. Den Transport der täglich etwa 15 Container über den Hauptbahnhof Hof realisiert die Regental Bahnbetriebs GmbH (RBG). Bei Bedarf führt die Rennsteigbahn GmbH & Co KG mit Sitz in Schmiedefeld am Rennsteig Güterverkehr vom Hartsteinwerk Hüttengrund durch. Hierbei wird die steilstreckentaugliche Diesellokomotive 213 334 eingesetzt. Insbesondere in den Höhenlagen kommt in den Wintern ein Schneepflug Bauart Meiningen W 855 der Erfurter Gleisbau GmbH zum Einsatz, der in Neuhaus am Rennweg stationiert ist.

Besonderheiten der Strecke

Kunstbauten

vereinfachtes Höhenprofil der Strecke
Nasse-Telle-Viadukt
Finstergrund-Viadukt
Piesau-Viadukt Lichte[1]

Aufgrund der Topographie – siehe Grafik – waren viele aufwändige Kunstbauten erforderlich, darunter sieben Viadukte und drei Tunnel zwischen Lauscha und Gräfenthal. Der 220 Meter lange, auf dem Streckenabschnitt von Lichte nach Ernstthal am Rennsteig in einem Bogen direkt vor dem gleichnamigen Viadukt gelegene Finstergrundtunnel wurde nach ständigem Wassereintritt mit schließlich gravierenden Durchfeuchtungsschäden zwischen 1933 und 1935 aufgeschlitzt. Heute existieren noch der 275 m lange Lauschensteintunnel sowie der 125 m lange Froschbergtunnel vor Lippelsdorf.

Viadukt (Standort) Höhe Länge Status
Bahnhofsviadukt in Lauscha (50.46845211.15962) 14,5 m 93 m in Betrieb
Nasse-Telle-Viadukt (50.46849311.150383) 31,0 m 145 m Neubau 2002
Finstergrund-Viadukt (50.50460411.173804) 25,5 m 197 m stillgelegt
Piesau-Viadukt Lichte[1] (50.52537111.202396) 30,5 m 258 m stillgelegt
Viadukt Lippelsdorf (50.52559611.246932) 16,0 m 62 m stillgelegt
Viadukt bei Sommersdorf (50.52590311.281425) 24,0 m 80 m stillgelegt
Viadukt in Gräfenthal (50.52359811.304621) 17,7 m 81 m stillgelegt

Auf dem Abschnitt zwischen Lauscha und Ernstthal am Rennsteig liegt mit 34,5 Promille die stärkste Steigung der Strecke, der kleinste Radius beträgt 180 m. Der Bahnhof von Lauscha ist ein Spitzkehrenbahnhof mit einem Mittelbahnsteig. Der Bahnhof Neuhaus am Rennweg ist mit 830,1 m ü. NN einer der höchstgelegenen Regelspurbahnhöfe in Deutschland und der erste private, von der ThE betriebene Bahnhof in Thüringen.

Umbenennungen

heutiger Name bis 1935 bis 1952 bis 2003
Sonneberg (Thür.) Hbf Sonneberg (Thür.)
Sonneberg (Thür.) Ost Köppelsdorf-Oberlind
Sonneberg (Thür.) Nord Hüttensteinach Köppelsdorf Nord
Steinach (Thür.) Süd Untersteinach
Lichte (Thür.) Ost Bock-Wallendorf
Schmiedefeld Taubenbach

Literatur

  • Wolfgang Beyer, Emil Ehle: Über den Rennsteig - Von Sonneberg nach Probstzella. Transpress Verlag, Berlin 1983
  • Wolfgang Beyer: Eisenbahn im Sonneberger Land. Eisenbahn-Fachbuch-Verlag Neustadt/Coburg, 2004. ISBN 3-9807748-5-6
  • Ulrich Rockelmann, Thomas Naumann: Die Frankenwaldbahn. Die Geschichte der Steilrampe über den Frankenwald. EK-Verlag Freiburg 1997. ISBN 3-88255-581-5

Einzelnachweise

  1. a b c Hans-Joachim Kirsche: Eisenbahndirektion Erfurt 1882–1993. VBN Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2006, ISBN 978-3-933254-76-4, S. 64
  2. Wolfgang Beyer: Eisenbahn im Sonneberger Land, S. 77
  3. Stadt Lauscha (Hrsg.):Historischer Bilderbogen - Ein Streifzug durch die Geschichte von Lauscha und Ernstthal. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 2008,S. 41, ISBN 978-3-86595-255-4.
  4. Vgl. FREIES WORT, Suhl, "Max und Moritz sollen wieder auferstehen", 11. Juli 2007. Abgerufen am 13. November 2010.
  5. Organisation des Draisinenbetriebs durch Schloss Wespenstein in Gräfenthal. Abgerufen am 13. November 2010.

Weblinks


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