Streb (Bergbau)

Streb (Bergbau)
Im Streb eines Steinkohlebergwerkes
Walzenschrämlader im Einsatz im Streb, Blick auf die voreilende Walze
Schildausbau mit Kettenförderer
Kohlenhobel

Mit dem Begriff Streb wird im Bergbau, heute vor allem im Steinkohlenbergbau, ein Abbauverfahren in flachliegenden Flözen, bezeichnet. Dabei wird (vergleichbar mit den steilstehenden Abbaublöcken im Firstenstoßbau) das Flöz durch ein Netz von Haupt- und Nebenstrecken in Strebe eingeteilt und dann aus den einzelnen Streben der Reihe nach die Kohle ausgehauen. Da das Flöz nach dem Abbau der Kohle nicht leer stehenbleiben kann, wird der abgebaute Flözabschnitt mit Abraum aufgefüllt.

Eingeführt wurde der Strebbau im Kupferschieferbergbau; dort wurde in der Regel bergauf mit einem Abbau begonnen. Wenn der erste Hauer anfing, hinter sich den Abraum unters Hangende zu schlichten, folgten ihm links und rechts die nächsten Hauer nach. Dadurch kamen im historischen Kupferschieferbergbau meist im Profil (Querschnitt) halbrunde Strebe zustande. Noch in den 1990er Jahren betrug die Bauhöhe dieser Strebe i.d.R. nur achtzig Zentimeter, denn ein Kupferschieferflöz ist meist keine 30 cm mächtig.[1]

Beim Kohlebergbau ist der Streb im Untertagebetrieb der Teil eines Flözes, in dem die Kohle abgebaut wird. Je nach der Lage des Flözes – flach oder geneigt – werden an zwei gegenüberliegenden Seiten des abzubauenden Teils des Flözes (eben des Strebs) seitlich bzw. oben und unten Förderstrecken aufgefahren, in denen das gewonnene Material abtransportiert wird. Dort sind auch der Maschinenstall genannte Bereich und die Antriebsanlage für die Abbaumaschine (siehe Gewinnung) untergebracht. Nach Verbinden der beiden Strecken wird dazwischen die Kohle abgebaut. An der Stirnseite der mit dem Abbau vorwärts wandernden Querverbindung liegt der abzubauende Teil des Flözes, an der Rückseite liegt der "Alte Mann", das ist der mit Abraum verfüllte oder eingestürzte Berg.

Die Bewetterung erfolgt durch Absaugen der Luft durch den Wetterschacht. Im Tiefbau ab ca. 800 – 1.100 m Lagerstättentiefe wird die Luft gekühlt, um das Arbeiten erträglich zu machen.

Inhaltsverzeichnis

Gewinnungsarten

Der Schildausbau stützt im Strebbau die Abbaustelle gegen den Druck des anderweitig einbrechenden Hangendes, und bewegt einen integrierten Kettenförderer (auch Panzerförderer) mit einem darauf arbeitenden Kohlenhobel oder Walzenschrämlader im schreitenden Abbau durch geeignete Kohlenflöze. Arbeitet man mit einem Kohlenhobel, so wird schälende Gewinnung betrieben. Verwendet man einen Walzenlader, so wird schneidende Gewinnung betrieben. Die sogenannte rammende Gewinnung findet heute keine Anwendung mehr.

Die technische Entwicklung der schneidenden Gewinnung begann vor ca. 100 Jahren mit den Kettenschrämmaschinen. Diese Maschinen besaßen einen oder auch mehrere Schrämarme (Kettenausleger) mit umlaufende Kette, an denen Gewinnungswerkzeuge (Schrämmeißel) angebracht waren (Vergleichbar mit einer Motorsäge). Mit diesem Verfahren wurde im Flöz ein Schram, das heißt ein Schnitt parallel zum Hangenden und Liegenden in einer Stärke von 10 bis 15 cm hergestellt. Dadurch entspannte sich die Kohle und konnte leichter mit dem Abbauhammer hereingewonnen werden. Diese Maschinen wurden weiter entwickelt und waren bis 1965 im Einsatz. Heute werden im deutschen Steinkohlenbergbau zur schneidenden Gewinnung Walzenlader der Firmen Eickhoff und Bucyrus International eingesetzt. Sie ermöglichen eine vollmechanisierte Kohlengewinnung. Dabei wird die anstehende Kohle vom Walzenlader gelöst und auf den Strebförderer geladen.

Folgende Voraussetzungen für den Einsatz von Walzenladern sind zu Beachten:

  • Lagerung
Der Walzenlader kann in allen Lagerungsbereichen eingesetzt werden. Für den Einsatz in der stark geneigten und steilen Lagerung sind zusätzliche Sicherungseinrichtungen eingebaut.
  • Nebengestein
Bei gebrächigem Hangenden ist der Walzenlader dem Hobel vorzuziehen. Durch die Arbeitsweise des Walzenladers kann der Ausbau unmittelbar nach Durchgang der Maschine gerückt werden. Am Liegenden oder am Hangenden angebrannte Kohle bereitet bei der schneidenden Gewinnung weniger Schwierigkeiten als bei der schälenden.
  • Flözmächtigkeit
Als Flözmächtigkeit bezeichnet man in der Bergmannssprache die Dicke eines Flözes. Im Strebbau werden in Deutschland Flöze zwischen ein bis drei Metern abgebaut. In den geringer mächtigen Flözen (bis ca. 1,8 m) kommt die Hobeltechnik und in den höher mächtigen die Walzentechnik zum Einsatz.
  • Geologische Störungen
Quer zur Abbaurichtung verlaufende geologische Störungen unter Flözmächtigkeit können bei schneidbarem Nebengestein mit dem Walzenlader durchörtert werden. Störungen über Flözmächtigkeit werden zum Teil auch mitgeschnitten, bereiten jedoch bei der Staubbekämpfung größere Schwierigkeiten. Durch Düsen ausgestoßener Wassernebel unterdrückt die Staubentwicklung.

Literatur

  • Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7
  • Heinz Kundel: Kohlengewinnung. 6. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1983, ISBN 3-7739-0389-8

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.wolkenburger-bergbaurevier.de/woerterbuch/main_r-z.htm

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