Streichholzbrief

Streichholzbrief
Ein entzündetes Streichholz

Ein Streichholz oder Zündholz ist ein Holzstäbchen zum Anfachen eines Feuers. Durch Reiben dessen Zündkopfes an einer Reibefläche entzündet sich dieser und bringt damit das Holzstäbchen zum Brennen.

Die ersten praktisch einsetzbaren Streichhölzer kamen Anfang des 19. Jahrhunderts auf den Markt. In der Anfangsphase enthielten sie giftige Stoffe wie weißen Phosphor oder Bleiverbindungen. Sicherheitszündhölzer gibt es seit ca. 1850.

Streichhölzer haben gegenüber Gasfeuerzeugen den Vorteil, dass sie auch bei strengem Frost funktionieren.

Inhaltsverzeichnis

Typen

Reibungsstreichholz

Reibungs- oder Überall-Streichhölzer lassen sich an jeder rauen Oberfläche entzünden. Sie enthalten Tetraphosphortrisulfid und Kaliumchlorat, die beim Reiben miteinander reagieren und das Zündholz entflammen.[1] Da sie sich auch ungewollt entzünden, zum Beispiel durch gegeneinander Pressen der Zündholzköpfe in der Streichholzschachtel, sind heutzutage fast nur noch Sicherheitszündhölzer erhältlich.

Sicherheitsstreichholz

Kopf eines Sicherheitsstreichholzes
Reibefläche für ein Sicherheitsstreichholz

Sicherheitsstreichhölzer lassen sich nur an speziellen Reibflächen entzünden. Ein Selbstentzünden ist dadurch nahezu ausgeschlossen.

Der Zündkopf enthält Schwefel (Schwefelholz) oder Antimontrisulfid als Reduktionsmittel und Kaliumchlorat als Oxidationsmittel, sowie Zusätze wie Leim, Paraffin oder Farbstoff. Die Reibefläche besteht aus einer verleimten Mischung aus Glaspulver und rotem Phosphor. Das Holzstäbchen, meist Espenholz, ist mit Paraffin getränkt, um die Brennbarkeit zu verbessern. Die Imprägnierung mit wasserlöslichen Phosphatsalzen wie z. B. Ammoniumhydrogenphosphat (siehe auch Löschpulver) verhindert ein Nachglühen.

Durch das Streichen des Zündkopfes an der Reibfläche bleiben Spuren des Phosphors am Zündkopf haften. Die Mischung aus rotem Phosphor und Chlorat ist schon bei leichtem Druck hochexplosiv (Armstrongsche Mischung), führt jedoch in diesen Spuren nur zur gefahrlosen Entflammung der brennbaren Stoffe und schließlich des Hölzchens.

Sturmstreichholz

Sturmstreichhölzer ca. 1930

Diese Form des Streichholzes wird gerne beim Campen oder Trekking, sowie beim Militär verwendet. Im Handel erhältliche Sturmstreichhölzer sind oftmals zusätzlich wasserfest verarbeitet.

Überall-Zündholz

Überall-Zündhölzer können an nahezu jeder rauheren Fläche entzündet werden. Dies wird erreicht, indem der für das Entflammen erforderliche Phosphor im Kopf des Zündholzes enthalten ist[2]. Überall-Zündhölzer dürfen zurzeit (Stand April 2009) von Fluggästen nicht in Sicherheitsbereiche oder an Bord eines Luftfahrzeugs mitgenommen werden[3].

Weitere Varianten

Neben den gewöhnlich mit nur wenig Schwefel- oder Antimonsulfid beschichteten Zündköpfen gibt es weitere Varianten, wie zum Beispiel lange Ofenstreichhölzer (bis zu 30 cm Lang), das sogenannte „Bengalische Streichholz“ oder auch das „Sicherheits-Sturm-Streichholz“, welches die Länge eines gewöhnlichen Ofenstreichholzes besitzt, aber zur Hälfte mit reduzierendem Material (Schwefel oder Antimon(III)-sulfid) beschichtet ist.

Aufbewahrung

Streichhölzer müssen vor Feuchtigkeit geschützt werden.

Schachteln

Streichholzschachtel und Zündhölzer der Deutschen Zündhölzer Monopolgesellschaft (Zeit nach 1945)

Streichholzschachteln bestehen aus einer Lade und einer Hülse mit Reibfläche. Sie bestanden früher aus Holzspan, heute werden sie meist aus Pappe gefertigt. Neben den üblichen quaderförmigen Schachteln gibt es zum Beispiel auch solche in der Form eines dreiseitigen Prismas.

Zur Aufbewahrung in der Hosentasche besaß man früher passende Metallhülsen, die seitlich im Bereich der Reibefläche Aussparungen besaßen.

Briefchen

Streiholzbriefchen mit Werbeaufdruck

Bei Streichholzbriefchen sind die Streichhölzer in einem Holz- oder Pappkamm vereint. Die Streichhölzer können einzeln abgebrochen werden. Sie sind durch ein kleines Kartonheftchen geschützt, welches auch die Reibefläche trägt. Streichholzbriefchen werden als Werbeträger oder als Bestandteil von Notrationen oder Feldausrüstung eingesetzt.

Gastronomie und Werbung

In der Gastronomie waren früher Metall-Ständer üblich, die zur Aufnahme der Streichholzschachtel-Hülse samt Streichhölzern dienten. Sie ließen die seitliche Reibefläche frei, sodass ein Streichholz mit einer Hand entnommen und entzündet werden konnte.

Heute lassen Kneipen und Bars, aber auch Firmen häufig Streichholzschachteln oder -briefchen mit eigenem Werbeaufdruck fertigen und halten diese im Gastraum oder auch auf Messen in Behältern zur kostenfreien Entnahme vorrätig.

Geschichte

Mit Schwefel getränkte Kiefernhölzchen gab es in China spätestens um 950, wahrscheinlich aber schon im 6. Jahrhundert. Diese Hölzchen entzündeten sich bei kleinster Berührung und waren im 13. Jahrhundert zumindest in Hangzhou üblich. Im Mittelalter waren ähnliche Schwefelhölzer in Europa zur gleichen Zeit weit verbreitet, die mit glimmendem Zunderschwamm, der durch Funkenschlag entzündet wurde, entflammten.

Die Voraussetzungen zur Entwicklung der Streichhölzer waren die Entdeckung des weißen Phosphors durch Aufarbeitung von Harn 1669 durch den Hamburger Alchimisten Hennig Brand und des Kaliumchlorats 1786 durch den Franzosen Claude-Louis Berthollet. Anfang des 19. Jahrhunderts erschienen die Tunkzündhölzer auf dem Markt, die die erste sichere chemische Zündung ermöglichten. Im Zündkopf dieser Hölzchen befanden sich Kaliumchlorat und Zucker, die mit einem Tröpfchen Schwefelsäure entflammten. Da sie in der Praxis einfach in die ätzende Säure getaucht wurden, waren Verspritzungen möglich. Die Tunkzündhölzer wurden daher allmählich von den eigentlichen Streichhölzern abgelöst.

Im Jahr 1826, genau am 27. November, vier Jahre nach der Entwicklung des ersten Feuerzeugs, erfand der englische Apotheker John Walker das erste moderne Streichholz. Er entdeckte, dass sich eine Mischung aus Antimon(III)-sulfid, Kaliumchlorat, Gummi und Stärke durch Reibung an einer rauen Oberfläche entzündet. Diese Streichhölzer hatten mehrere Probleme - die Flamme brannte unregelmäßig und das brennende Zündholz verursachte einen unangenehmen Geruch.

Der Franzose Charles Sauria konnte diese Nachteile 1831 durch Zusatz von Phosphor beheben. Industriell wurden dann Phosphorstreichhölzer ab 1833 durch den Deutschen Jacob Friedrich Kammerer hergestellt. Problematisch war ihre leichte Selbstentzündlichkeit. Dieses Problem wurde 1836 durch das vom ungarischen Chemiker János Irinyi patentierte lautlose, explosionsschwache Streichholz behoben (Im Streichholzkopf hatte er den Phosphor nicht mit Kaliumchlorat sondern mit Bleidioxid vermengt). Wegen Beimengungen weißen Phosphors war die Herstellung der Zündhölzer extrem gesundheitsschädigend, bis die schwedischen Chemiker Gustaf Erik Pasch und Karl Frantz Lundström 1844 den weißen Phosphor vollständig durch roten Phosphor ersetzten. Die Separierung des Phosphors aus den Zündköpfen in die Reibfläche führte 1848 zur Entwicklung der Sicherheitszündhölzer durch Rudolf Christian Boettger. Er verkaufte sein Patent an die schwedische Zündholzindustrie.

Von 1930 bis 1983 bestand im Deutschen Reich bzw. ab 1949 in der Bundesrepublik Deutschland ein staatliches Zündwarenmonopol, das auf Betreiben des schwedischen „Zündholzkönigs“ Ivar Kreuger entstand.

Interessante Fakten

  • Während der Konferenz von Teheran symbolisierten drei Streichhölzer eine Verschiebung der Staatsgrenzen Russlands, Polens und Deutschlands. Eine entsprechende Anfrage Stalins beantwortete Churchill damit, dass er drei Streichhölzer nebeneinander legte (symbolisch für Russland, Polen und Deutschland) und dann ein Streichholz nach links schob. Damit drückte er die beiden anderen beiseite.[4]
  • Das Sammeln von Streichholzschachteln und -briefchen wird als Phillumenie bezeichnet.

Siehe auch

Quellen

  1. Artikel über Zündhölzer bei spiegel.de
  2. http://www.nwl.at/Forschung/NWL7_2007/07-7d_7Warumbrenntein%20Zuendholz.pdf
  3. Liste der deutschen Bundespolizei über in Flugzeugen verbotenen Gegenstände
  4. Die polnische Westverschiebung, Artikel bei Planet Wissen

Literatur

  • Alfons Bujard: Zündwaren. Survival Press, Radolfzell 1910. (Repr. 2002). ISBN 3-8311-3948-2

Weblinks


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