Streitaxt

Streitaxt
Streitaxt
Kultura łużycka, lusatian culture.JPG
Angaben
Waffenart: Axt
Verwendung: militärische Waffe
Entstehungszeit: ca. 11500 v. Chr.
Einsatzzeit: bis heute
Ursprungsregion/
Urheber:
Europa, Ägypten
Verbreitung: Weltweit
Gesamtlänge: ca. ab 40 cm
Griffstück: Holz, Knochen, Metall, Elfenbein,
Besonderheiten: Fast in allen Ländern vertreten. Vielfältigste Formen
Listen zum Thema
Dänische Streitaxt

Der Begriff Streitaxt ist eine Sammelbezeichnung für alle ein- oder zweihändig führbare, im Fußkampf eingesetzte Äxte und Beile.[1]

Inhaltsverzeichnis

Erscheinungsformen

Die Streitaxt gab es als Reiterwaffe oder Fußsoldatenwaffe. Je nach Kultur hat sie verschiedene Längen, Klingenbreiten, Klingenformen (halbmondförmig, keilförmig, Doppel- und Einfachklinge, verschieden lange Bärte) und Stiellängen. Streitäxte gab es aus Stein, Obsidian (Südamerika), Bronze, Eisen und Stahl. Streitäxte sind in der Regel leichter als vergleichbar große Werkzeugäxte, um im Kampf den Träger nicht so schnell zu ermüden. Teilweise weisen sie Aussparungen in den Axtblättern zur Gewichtsersparnis auf. Bekannteste außereuropäische Streitaxt ist der Tomahawk, den es mit Steinklinge oder Eisenklinge gibt. In Indien ist die Tabar Zin bekannt. Dies war eine ganz aus Stahl gefertigte Streitaxt. Sie hatte gewöhnlicherweise eine halbmondförmige Klinge.

Geschichte

In der Archäologie werden Äxte von Beilen durch das Vorhandensein eines Schaftlochs abgegrenzt. Da im erweiterten Sinne bereits die Faustkeile (englisch: Handaxe) funktional zu den Hiebwaffen gehören, kann der „Grundtyp Axt“ als älteste Waffe der Menschheit bezeichnet werden. Auch die so genannten Schuhleistenkeile der ältesten bäuerlichen Kultur (Bandkeramik) waren neben ihrer Funktion als Dechsel gleichzeitig Waffen. Das lässt sich aus Exemplaren mit vertikal verlaufender Schneide ableiten.

Streitäxte im Sinne der Archäologie (mit Schaftloch) kamen in Nord- und Osteuropa erst im Jungneolithikum auf, zunächst als Importe aus Südosteuropa. Streitäxte spielten auch in allen archäologischen Kulturen des nachfolgenden Spätneolithikums eine große Rolle (zum Beispiel Trichterbecherkultur, Salzmünder Kultur). Im Endneolithikum waren sie standardmäßige Grabbeigabe in Männergräbern, und daher kulturprägend für die Kultur der Schnurkeramik in Mitteleuropa, die daher früher auch „Streitaxtkultur“ genannt wurde. Bei den Kelten, den Germanen und anderen Völkern der Antike wurden Streitäxte vor allem von Kriegern, die sich kein Schwert leisten konnten, eingesetzt, waren aber zugleich häufig Statussymbole von Anführern. Die Franken des Frühmittelalters benutzten die Franziska, eine große Wurfaxt. Im Hochmittelalter verwendeten manche Fußsoldaten (mit beiden Händen) übergroße, enorm effektive Streitäxte. Diese wurden im Laufe der Zeit noch monströser, erhielten eine Spitze und hatten sich im Spätmittelalter zur Hellebarde entwickelt. Die Reiterei hingegen verwendete viel kleinere Streitäxte. Im Osten Europas wurde die Streitaxt teilweise bis tief in die Neuzeit eingesetzt.

Im Lauf des europäischen Mittelalters schien die Zeit der Streitäxte zunächst vorbei zu sein. Die Schmiede konnten seit der Entwicklung des Damaszener Stahls immer bessere Schwerter herstellen. Die Streitaxt geriet bei den Rittern aus der Mode, was nicht zuletzt am hohen Preis eines guten Schwertes lag: es war exklusiver, dem wohlhabenden Adel vorbehalten, während eine Axt einem profanen Werkzeug eines Bauern ähnelte. Mit der Weiterentwicklung der Ritterrüstungen bis hin zum Plattenpanzer wuchs jedoch die Beliebtheit von vergleichsweise einfachen Hieb- und Wuchtwaffen wie Streithammer, Morgenstern, Streitflegel und der Streitaxt, da diesen wuchtigen Waffen auch ein massiver Panzer keinen wirksamen Schutz entgegensetzen konnte.

Verwendung im Kampf

Eine Streitaxt hat im Unterschied zu einem Schwert den Schwerpunkt im Bereich des Axtkopfes. Dadurch sind die Schläge einer Axt wuchtiger als Schwerthiebe. Eine Axt richtet sowohl durch die Schärfe der Klinge als auch die aus dem Gewicht des Axtkopfes resultierende kinetische Energie massiven Schaden an. Eine Axt eignet sich hingegen nicht zum "Fechten", da die Richtung während des Schlages kaum noch zu korrigieren ist. Die Axt eignet sich zudem kaum zum Parieren, ein Axtkämpfer muss entsprechend den Hieben des Gegners entweder ausweichen oder einen Schild verwenden. Die größte Schwierigkeit bei der Verwendung von Streitäxten ist dieselbe wie auch bei allen anderen schweren Hiebwaffen: das hohe Gewicht, das für den Schaden maßgeblich verantwortlich ist, führt zu einer schnelleren Ermüdung des Kämpfers. Die Vorteile einer Streitaxt im Vergleich zu einem Schwert sind die höhere Robustheit, niedrigere Kosten und höhere Durchschlagskraft durch Rüstungen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. * Gerhard Seifert, Fachwörter der Blankwaffenkunde: dt. Abc der europäischen blanken Trutzwaffen ; (Hieb-, Stoß-, Schlag- und Handwurfwaffen), Verlag Seifert, 1981

Weblinks

 Commons: Streitäxte in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Streitaxt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Gustav Friedrich Klemm: Handbuch der germanischen Alterthumskunde. Dresden: Walthersche Hofbuchhdlg. 1836. (verfügbar unter [1])

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