Strelitz Alt

Strelitz Alt

Strelitz, umgangssprachlich auch Altstrelitz oder Strelitz Alt genannt, war eine mecklenburgische Landstadt und von 1701 bis 1712[1] Hauptresidenz der Herzöge von Mecklenburg-Strelitz.[2] Sie wurde 1931 nach Neustrelitz eingemeindet und trägt seit 1994 offiziell den Stadtteilnamen Strelitz-Alt. Der weithin sichtbare Altstrelitzer Wasserturm ist heute das Wahrzeichen des Stadtteils.[3]

Der Altstrelitzer Wasserturm

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zur Geschichte des heutigen Stadtteils Strelitz Alt seit Eingemeindung (1931) nach Neustrelitz – siehe dort!

Name

Belegt ist der Ortsname Strelitz schon 1278, 1316, 1399, 1569 sowie in der Schreibweise Streliz 1329, Streltz 1349, Streltza 1350, Streltze 1387, Strelytze 1389, Strelisse 1389, Strelitze 1395. In der deutschen Entsprechung wird die Ortsbezeichnung Strelitz in Ableitung aus dem altslawischen Wort Strělci (die Schützen) als „Dienstdorf der Bogenschützen “ kurz „Bogenschützenort “ interpretiert. [4] [5] 1733 wurde in einem Reskript des regierenden Herzogs von Mecklenburg-Strelitz an das Ratskollegium von Strelitz erstmals von einer Umbenennung der Stadt gesprochen.[6] In diesem Schreiben gab Adolf Friedrich III. unter anderem der Hoffnung Ausdruck, dass der „Ort dergestallt anwachsen werde, daß mit der Zeit Neuen-Strelitz mit Alten-Strelitz combinieret werden“. [6] Tatsächlich bewirkten Gründung und Ausbau von Neustrelitz aber den Niedergang von Strelitz. Am 10. September 1931 erfolgte die Eingemeindung nach Neustrelitz.[7] [3] Schon bald nach Gründung von Neustrelitz (1733) wurde Strelitz zur Unterscheidung auch Altstrelitz genannt.[8] Die Bahnstation bezeichnete man schon Ende des 19.Jahrhunderts als Strelitz Alt (ohne Bindestrich). Umbenannt wurde die Stadt aber nie. Erst 1994 erhielt der heutige Neustrelitzer Stadtteil die offizielle Bezeichnung Strelitz-Alt.[7][9][10] [11]

Slawische Besiedlung

Viele Ortsnamen und auch der Name Strelitz weisen noch heute auf eine frühe slawische Besiedlung des Raumes zwischen Oder und Elbe hin.[5] Auf Strelitzer Boden siedelten die zum Liutizenbund gehörenden Redarier.[12] Es wurde überliefert, dass hier im Schutze umgebender Wasser- bzw. Sumpfflächen eine slawische Burg gestanden hat.[13] Siedlungsreste wurden jedoch bisher nicht gefunden.[4]

1147 führten sächsische, dänische und polnischer Fürsten den Wendenkreuzzug gegen die bis zu diesem Zeitpunkt unabhängigen Liutizen. Im Ergebnis wurden die liutizischen Lande zwischen den Herzogtümern Pommern (Südvorpommern) und Mecklenburg (Ostteil) sowie der Mark Brandenburg (Nordteil) aufgeteilt und damit dem Heiligen Römischen Reich einverleibt. [14] Die bereits durch viele Kriegsjahre dezimierte slawische Bevölkerung wurde christianisiert und im Zuge der zunehmend deutschen Besiedlung assimiliert.

Strelitz wird Stadt

Karte von Mecklenburg um 1300

1236 gehörte das Land Stargard noch zu Pommern.[15] Es wurde von dem in Demmin residierenden Herzog Wartislaw III. regiert. Nach dem Vertrag von Kremmen (20. Juni 1236) musste dieser die Länder Stargard, Beseritz und Wustrow an die gemeinsam regierenden brandenburgischen Markgrafen Johann I. und Otto III. aus dem Hause der Askanier abtreten.[16] Schon bald wurde das gesamte Territorium dieser drei Länder als Herrschaft Stargard oder auch Land Stargard (terra stargardiensis)[17] bezeichnet.[16]

1278 wurde Strelitz – damals noch ein Dorf im Land Stargard – erstmals urkundlich erwähnt. [4][18]

1292 heiratete der Mecklenburger Fürst Heinrich II. – auch der Löwe genannt – Beatrix von Brandenburg. Die Tochter des Brandenburger Markgrafen Albrecht III. brachte das Land Stargard als Wittum mit in die Ehe. Auf dieses Ereignis weist der „Stargarder Arm“ im Wappen der Herrschaft Stargard und in den Wappen der Städte Fürstenberg/Havel und Neustrelitz hin. Nach dem Tod seiner Söhne Otto und Johann (1298 oder 1299) verkaufte Albrecht III. seinem Schwiegersohn Heinrich II. das Land Stargard. Dieser blieb jedoch den Kaufpreis schuldig. Erst der Wittmannsdorfer Vertrag (15. Januar 1304) sicherte ihm das Land Stargard als Lehen und dem Land selbst zehn Jahre lang den Frieden.[17] [16]

Im Norddeutscher Markgrafenkrieg (1308-1317) kämpften das Königreich Dänemark, die norddeutschen Fürstenhäuser Mecklenburg, Pommern und der Deutsche Orden auf der einen und die Mark Brandenburg unter den Askaniern und die Hansestädte Wismar, Rostock und Stralsund auf der anderen Seite um die Vorherrschaft im südlichen Ostseeraum.[19] Als 1314 Beatrix von Brandenburg starb, wurde auch das Land Stargard infolge von Erbschaftsstreitigkeiten Kriegsschauplatz (1315-1317). Die Brandenburger erkannten Heinrich II. als Herrscher über das Land Stargard nicht mehr an und beanspruchten das Land für sich.[20] [19] 1315 fiel der Brandenburger Markgraf Waldemar in das Land Stargard ein. [19] Nach der vergeblichen Belagerung der Stadt Woldegk (1315/16) zog Waldemar gegen Neubrandenburg, um dort Heinrich II. zu stellen. Dieser wollte dort nicht eingeschlossen werden, positionierte seine Streitmacht zwischen Strelitz und Fürstensee und besetzte dort den Mühlenberg. 1316 kam es dann zur „Schlacht an der Domjüch. [20] „Am schrecklichsten und blutigsten aber war das Gefecht auf dem die Seen teilenden Wege.“ [20] schrieb der Historiker Karl Friedrich von Klöden. Abschließend bemerkte er: „Die Zahl der Gefangenen wie der Toten war außerdem sehr groß, und das Gefecht für die Brandenburger verloren. Es muß dies in der letzten Hälfte des Februars vorgefallen sein“ [20] Im Ergebnis von Friedensverhandlungen zwischen dem König von Dänemark, Heinrich II. von Mecklenburg und den Brandenburgern mussten die Markgrafen Waldemar und Johann von Brandenburg ihr Strelitzer Schloss verpfänden.[4] [21] Heinrich II. konnte Waldemar schließlich in der Schlacht bei Gransee im August 1316 endgültig besiegen und bekam mit dem Templiner Frieden (25. November 1317) die Herrschaft Stargard als brandenburgisches Lehen zugesprochen.[19] [22]

1328 erhielten dann Otto und Ulrich von Dewitz – die Erzieher und Berater von Heinrich II. – für ihre Verdienste „Hus und Dorf Strelitz“, eine reiche Feldmark, die später untergegangenen Dörfer Buristorpe, Cavelsbroke (Cobelbrok)[4] und Domjuche (Domjüch)[4] sowie das kleine Land Ahrensberg (Ahrensberghe)[23] zum Lehen. Das Strelitzer Schloss befand sich 1328 im Besitz von Otto von Dewitz.[3] [23] [24] Auf einem Siegel aus dem 14. Jahrhundert wird Strelitz in einer lateinischen Umschrift als „S. Burgensium opidi Strelitz“ [25] bezeichnet.

1329 starb Heinrich II. und seine Söhne Albrecht II. und Johann zu Mecklenburg teilten sich nun die Herrschaft über Mecklenburg. Das Land Stargard – darin „hus unde dorpp“ Strelitz – wurden vom brandenburgischen Markgrafen Ludwig an die beiden Fürsten als Lehen vergeben.[4] [3] Die Lehnsabhängigkeit von Brandenburg endete 1347 mit der Erhebung der Herrschaft Stargard zum Reichslehen durch den römisch-deutschen König und späteren Kaiser Karl IV. und der Vergabe an die mecklenburgischen Fürsten.[26]

1348 wurde die Grafschaft Fürstenberg gegründet und Otto und Ulrich von Dewitz damit belehnt. Die Gebrüder Dewitz schlossen Strelitz der neugegründeten Grafschaft an. Am 4. Dezember 1349 verliehen sie Strelitz das Stadtrecht. [27] [28] Der Stadt wurden auch die Feldmarken Domjüch, Buristorpe und Cobelbrok zugesprochen[4] und mit Neubrandenburger Stadtrecht („Neuen–Brandenburgisches Stadtrecht“) bewidmet.[29] Das Brandenburger Stadtrecht in der Mark Brandenburg, in Pommern und im südlichen Mecklenburg wurde aus dem Magdeburger Recht abgeleitete.[30] Mit der Verleihung des Stadtrechts war eine Reihe weiterer Privilegien und Nutzungsrechte für verschiedene Ländereien verbunden.[29]

Um 1400 wurde Strelitz landesherrlicher Besitz und Sitz eines herzoglichen Amtmanns.[4] In der Folgezeit wurde das Amt Strelitz zur Apanagierung von nicht regierenden Mitgliedern des mecklenburgischen Fürstenhauses genutzt. 1505 waren 26 Ortschaften verpflichtet, dem Amt Strelitz Pächte, Abgaben und Dienste zu leisten.[4]

Landstadt in Mecklenburg-Strelitz (1701-1931)

Mecklenburg nach der dritten Mecklenburgische Hauptlandesteilung

Am 8. März 1701 wurde im Hamburger Vergleich zum dritten Mal eine Herrschaftsteilung in Mecklenburg vereinbart, welche die (Teil-) Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz neu formierte bzw. hervorbrachte. Nachdem sich die Wahl von Neubrandenburg als Hauptstadt des neuen Landesteils Mecklenburg-Strelitz als nicht durchsetzbar erwiesen hatte, bestimmte der erste Regent des Landesteils, Herzog Adolf Friedrich II., seinen bisherigen Wohnsitz in Strelitz zu seiner Hauptresidenz und Hauptstadt.[31][32] Die Stadt lag günstig an der Wegkreuzung von Wesenberg nach Woldegk sowie Fürstenberg nach Neubrandenburg. Das Schloss wurde zum Residenzschloss ausgebaut. Aber schon bald beendete ein Schlossbrand in der Nacht vom 24. zum 25. Oktober 1712 die fürstliche Hofhaltung. Das Schloss und fast alle Nebengebäude brannten nieder. Nachdem der Wiederaufbau des Schlosses gescheitert war, erfolgte 1726–1731 der Um- und Ausbau des kleinen Jagdhauses in der Meierei Glieneke zum Residenzschloss. 1733 wurde dann in unmittelbarer Nachbarschaft vom regierenden Herzog Adolf Friedrich III. die Stadt Neustrelitz gegründet.[18][33]

1805 wurde auf dem Gelände des abgebrannten Schlosses das „Landarbeits- auch Zucht- und Irrenhaus“ erbaut. Das Altstrelitzer Gefängnis wurde 2001 geschlossen. Das „Verwaltungsgebäude des Gefängnisses“ und das „Hafthaus I mit Anbau “ stehen heute unter Denkmalschutz.[34][35][36]

In der 1848er Revolution war hier ein wichtiges Zentrum der liberalen Reformbewegung. Obwohl Strelitz - anders als Neustrelitz - eine landtagsfähige Stadt war und durch Sitz und Stimme auf den Landtagen wenigstens etwas Einfluss auf politisches Geschehen nehmen konnte, verlor Strelitz durch Gründung von Neustrelitz seit Mitte des 18. Jahrhunderts zunehmend an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung. 1931 erfolgte auf Grundlage einer Notverordnung die Eingemeindung, der in den Jahren der Weltwirtschaftskrise (1927-1928) stark verschuldeten Stadt, nach Neustrelitz.[13]

Natur und Umgebung

Wasservogelwarte am Tiefen Trebbower See

Strelitz-Alt liegt im Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte umgeben von zahlreichen Seen und Wäldern, eingebettet in eine durch die Eiszeit geformte Landschaft. Das angrenzende Naturschutzgebiet Kalkhorst bietet einer Reihe von Tieren und Pflanzen einen gesicherten Lebensraum.

Die nahegelegene Vogelwarte am Tiefen Trebbower See ermöglicht die Beobachtung zahlreicher Wasservogelarten. Zum Baden und Angeln eignet sich der Domjüchsee. Domjüchsee und Tiefer Trebbower See sind über die Stendlitz verbunden. Der Bach versorgte früher die Domjüchmühle, den Schlossgraben und die Binnenmühle mit Wasser.[37] Zwischen Strelitz-Alt und Neustrelitz liegt die Bürgerhorst. Auf einem Festplatz in diesem Laubwald fand früher das Schützenfest statt.

Sehenswürdigkeiten

Die historische Bausubstanz von Strelitz-Alt wurde 1945 durch Feuer stark zerstört. Auch das ehemalige Rathaus und die ehemalige Stadtkirche St. Marien fielen den Flammen zum Opfer. Diese Gebäude sind auf einem Serienschein der früheren Stadt Strelitz abgebildet. Wenige Denkmale, meist abseits gelegen, blieben erhalten. Sie sind in der Liste der Baudenkmale in Strelitz-Alt aufgeführt. Einige der gelisteten Denkmale werden nachfolgend vorgestellt.

Altstrelitzer Wasserturm

Der Wasserturm, errichtet auf einer Anhöhe an der Fürstenberger Straße, konnte 1907 nach vierjähriger Bauzeit in Betrieb genommen werden. Das Wasser wurde aus Tiefbrunnen in den auf einer Betondecke verankerten Kessel gepumpt. Die Fallhöhe von 40,4 Metern und eine Speicherkapazität von maximal 140 Kubikmetern gewährleisteten einen konstanten Wasserduck von 3 bar im gesamten Leitungsnetz. Weil die Speicherkapazität nicht mehr ausreichte, musste ab 1978/79 die Druckstation Kiefernheide mit den dazugehörigen Reinwasserbehältern die Trinkwasserversorgung sichern. Der Turm wurde bis 1997 restauriert. Da er in einer Trinkwasserschutzzone liegt, ist jedoch nur eine sensible Nutzung als Technisches Denkmal möglich.[38]

Technikum Strelitz

Hauptartikel: Technikum Strelitz
Seitenansicht aus Südwesten

Das einst in Buxtehude gegründete Technikum wurde am 12. März 1890 als Unterrichtsanstalt für das Baufach und verwandte Gewerke in Strelitz wiedereröffnet. 1891 erfolgte die Einweihung des im Auftrag der Stadt Strelitz errichteten Schulgebäudes. Die Pläne dafür stammten vom Architekten Max Hittenkofer, der auch bis 1899 Direktor dieses Polytechnikums war. Der Erweiterungsbau wurde, nachdem Hittenkofer das Schulgebäude gekauft und Land dazu erworben hatte, am 21. Oktober 1892 fertiggestellt. Als Anbau folgten 1893 das Schul- und Verwaltungsgebäude und 1895 das Direktorialgebäude.[39]

Heute ist das unter Denkmalschutz stehende Gebäude Sitz der Verwaltung der Stadtwerke Neustrelitz sowie der Geschäftsstelle Strelitz-Alt der Sparkasse Mecklenburg-Strelitz.

Städtische Serienscheine

Die Serienscheine der Stadt Strelitz von 1921 mit der Bezeichnung Gutschein zeigen damalige Wahrzeichen der Stadt, die heute nicht mehr vorhanden sind.

50-Pfennig-Gutsschein mit Rathaus
50-Pfennig-Gutsschein der Stadt Strelitz von 1921, Vorderseite
25-Pfennig-Gutsschein mit Torhaus
25-Pfennig-Gutschein der Stadt Strelitz von 1921, Vorderseite

Der 50-Pfennig-Schein zeigt auf der linken Seite des Marktplatzes das Rathaus mit Freitreppe (erbaut 1791)[40] und die Kirche St. Marien, erbaut 1724–1730 von Julius Löwe. Am 1. Mai 1945 wurden beide Gebäude durch Feuer zerstört.[41]

Ebenfalls dargestellt ist das Stadtwappen. Es ist gespalten. Dem Wappen der Grafen von Fürstenberg entstammen die Rauten, dem Wappen der Familie von Dewitz die mit Deckeln versehenen goldenen Pokale auf rotem Grund.[42]

Der 25-Pfennig-Schein zeigt das Neubrandenburger Torhaus. Außerdem gab es noch das Wesenberger Torhaus und das Fürstenberger Torhaus. Errichtet wurden die Torhäuser auf Grundlage der Landes-Straßenreform und Binnenzollfestlegung von 1877 an den damaligen Ausfallstraßen. Die quergestellten verputzten Fachwerkgebäude waren Amtssitz und meist auch Wohnung der Torschreiber. Jeder passierende Reiter und Wagen musste beim Torschreiber das Torgeld entrichten. Außerdem wurde am Tor auch die Akzise erhoben. Ihre Funktion verloren die Torhäuser mit dem Fall der Binnenkontrollen im Jahr 1869. Da die Tore zu Verkehrshindernissen wurden, mussten sie später abgerissen werden (Fürstenberger Torhaus 1871, Wesenberger Torhaus 1905).[43][44]

Jüdische Gemeinde

Nach dem Sternberger Judenpogrom und der Vertreibung aller Juden aus Mecklenburg im Jahr 1492 verhängten die Jüdischen Gemeinden außerhalb Mecklenburgs einen Bann über das Land. Dieser verbot es den Juden fortan sich in Mecklenburg niederzulassen. Als Anfang des 18. Jahrhunderts der Bann seine Wirkung verloren hatte, siedelten sich wieder jüdische Familien in Mecklenburg an. Um aber dort arbeiten und wohnen zu können, mussten sie sich unter den Schutz des Landesherrn stellen. 1704 regierte Adolf Friedrich II. das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz. Nur diesem stand es zu, den Juden die Niederlassung in Form eines Schutzbriefes zu erlauben. Diese Juden hießen offiziell Schutzjuden und mussten jährlich für ihre Familien ein Schutzgeld entrichten. Zu den ihnen verbrieften Rechten gehörte neben dem Wohnrecht an den dafür bestimmten Orten, das Recht untereinander zu heiraten, jüdische Knechte zu halten, ihre Religion auszuüben und Handel zu treiben. Verboten war ihnen der Erwerb von Grundbesitz und das Ausüben eines zunftgemäßen Gewerbes. Den Um- und Ausbau des kleinen Jagdhauses in der Meierei Glienke nach dem Schlossbrand von 1712 zum Residenzschloss der dann 1733 gegründeten Stadt Neustrelitz konnte der seit 1708 regierende Herzog Adolf Friedrich III. nur über Geld finanzieren, das ihm unter anderen der Hofjude Jakob Isaak beschaffte.

Der jüdische Friedhof wurde angelegt. Mit Erlaubnis des Herzogs bildeten die Strelitzer Juden schon bald eine eigene Jüdische Gemeinde. Diese wuchs mit ca. 600 Personen um 1750 zur größten in ganz Mecklenburg an. Jeder vierte Einwohner der Stadt Strelitz war damals Jude. Das notwendige Versammlungshaus, eine Synagoge, wurde am 5. September 1763 in Gegenwart des seit 1752 regierenden Herzogs Adolf Friedrich IV. eingeweiht. Die Juden lebten nicht wie in anderen Städten in einem Ghetto, sondern waren auf das ganze Stadtgebiet verteilt. 1810 waren von 2300 Einwohnern 485 Juden. Strelitz galt als das westlichste Stetl und wurde im Volksmund auch Oll Mochum genannt. Oll Mochum – in der deutschen Entsprechung „alter Ort“ – wurde abgeleitet vom jiddischen Wort Mokum (Ort, Stadt) und dem plattdeutschen Wort „oll“ (alt). Durch Abwanderung ging am Ende des 19. Jahrhunderts die Zahl der Juden auf ca. 100 zurück. [45] [3] [46] [47] [48] [49] [50] [51] [52]

Bedeutende Juden im 19. Jahrhundert waren der Rabbiner Dr. Jakob Hamburger und der Gelehrte und Lehrer Dr. Daniel Sanders sowie die Kaufmannsfamilie Wolfsohn.[45]

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Carl Born, Kaufmann, Kommerzienrat
  • Carl Siewert († 1899), Begründer der Carl Siewert Stiftung
  • Daniel Sanders (1819–1897), Philologe, Pädagoge
  • Friedrich Krüger (1819–1896), Kaufmann, Senator, Kommerzienrat
  • Julius Kohrt (1833–1907), Senator, Amtmann
  • Carl Stammer († 1898), Bäckermeister, Bürger
  • Max Hittenkofer (der Jüngere) (1876– ), Direktor des Technikums, Nachfolger des Vaters
  • Georg Maaß († 1932), Stadtverordneter, Stadtrat

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Egmont von Chasot (1716–1797), Besitzer des (späteren) Stadtgutes Marly
  • Jacob Hamburger (1826–1911), Rabbiner
  • Max Hittenkofer (der Ältere) (1844–1899), Gründungsdirektor des Technikums nach dessen Wiedereinrichtung in Strelitz
  • Karl Petermann (1807–1866), Jurist, Stadtrichter, Demokrat
  • Eduard Nauwerck (1809–1868), Jurist, Bürgermeister, Demokrat

Einzelnachweise

  1. Der Schlossbrand von 1712 beendete die fürstliche Hofhaltung in Strelitz.
  2. Gustav-Adolf Strasen: Unsere Städte. In: Heimatbuch des Kreises Neustrelitz, 1954, S.114–S.125.
  3. a b c d e Verlagsbeilage: 650 Jahre Strelitz-Alt. In: Nordkurier, 1999
  4. a b c d e f g h i j Gustav-Adolf Strasen: Unsere Städte. In: Heimatbuch des Kreises Neustrelitz, 1953, S.114–S.125.
  5. a b Julius Bilek: Die slawischen Ortsnamen des Kreises Neustrelitz. In: Heimatbuch des Kreises Neustrelitz, 1953, S.79
  6. a b Annalise Wagner: Wie aus der Meierei Glienke die Stadt Neustrelitz wurde. In: Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs, Heft 2, Aus dem alten Neustrelitz, 1968, S.6-7
  7. a b L. Lose: Ein wichtiger Tag in der Geschichte . In: Freie Erde. Ein wichtiger Tag in der Geschichte der Stadt, 1983.
  8. Ein zeittypisches Verfahren: auch Stettin nannte man zur Unterscheidung von Neustettin "Altstettin" und Brandenburg (Havel) zur Unterscheidung von Neubrandenburg "Alt(en)brandenburg".
  9. vgl. Werner Lexow: Erst 1877 erreichte die Eisenbahn Neustrelitz. In: Freie Erde. Aus der Geschichte des Eisenbahnbaus in Mecklenburg-Strelitz, 1983.
  10. Künftig heißt es Strelitz-Alt. In: Amtsblatt der Stadt Neustrelitz 94/03 , 9. Februar 1994
  11. Mario Tumm: Zu Strelitz-Alt gehört jetzt der Bindestrich.In: Nordkurier,1994.
  12. EB/Gerlinde Kienitz: Stargard kam als Lehen zu Mecklenburg. In: Nordkurier, In der Geschichte des Strelitzer Landes geblättert (2). unter Bezug auf → Adam von Bremen: Bischofsgeschichte der Hamburger Kirche
  13. a b Gerlinde Kienitz: Aus der Stadtgeschichte. In: Neustrelitz–Eine Führung durch die Stadt, Hrsg.: Museum der Stadt Neustrelitz, Neustrelitz, S. 4.
  14. s. WP-Artikel Liutizen
  15. EB/Gerlinde Kienitz: Stargard kam als Lehen zu Mecklenburg. In: Nordkurier, In der Geschichte des Strelitzer Landes geblättert (2).
  16. a b c s. WP-Artikel Herrschaft Stargard
  17. a b Sophia-Caroline Kosel: Geschichtsträchtiges Treffen an der Landesgrenze. Im uckermärkischen Vietmannsdorf versöhnen sich Mecklenburger mit ihren brandenburgischen Nachbarn. In: Nordkurier, 9. Juli 2004.
  18. a b Gerlinde Kienitz:Aus der Stadtgeschichte. In: Neustrelitz - Eine Führung durch die Stadt, Hersg.: Museum der Stadt Neustrelitz, Neustrelitz 1985, S.4.
  19. a b c d s. WP-Artikel Norddeutscher Markgrafenkrieg
  20. a b c d Walter Karbe; Walter Gotsmann: Die Schlacht an der Domjüch. In: Strelitzer Allerlei. Vom schönen Neustrelitz. Buchhandlung Otto Wagner, Neustrelitz 1938, [Nachdruck: Druckerei Lorrenz, Neustrelitz 1991, Hrsg.: Karbe-Wagner-Archiv, S.32. → unter Bezug auf den Historiker Klöden : Schlacht an der Domjüch In: Geschichte des Markgrafen Waldemar, die Reimchronik des Ernst von Kirchberg auf Krümel und die Schmettausche Karte.
  21. Annett Wieking: Erhaltenswertes in Strelitz-Alt. In: Nordkurier. Strelitzer Zeitung, Serie:Denkmale in Mecklenburg-Strelitz (15), Neustrelitz 29. Oktober 1997, S.14 → unter Bezug auf einen Vertrag von 1316
  22. EB/Gerlinde Kienitz: Stargard kam als Lehen zu Mecklenburg. In: Nordkurier, In der Geschichte des Strelitzer Landes geblättert (2)
  23. a b Anelise Wagner, E. Lubs: Geschichtliches von Alt-Strelitz In:Neustrelitzer Stadtführer, Hrsg. Rat der stadt Neustrelitz, Einband und Zeichnungen Gerd Gombert , Neustrelitz, 1965, S.6.
  24. Klaus Giese: Burg Arnsberg bringt langwierige Fehde. In: Nordkurier. Strelitzer Zeitung,Strelitz vor dem 650. Jubiläum (19), Neustrelitz 1998.
  25. Rat Siemssen: Das alte Strelitzer Stadtsiegel, Aus dem Stadtarchiv, Strelitz 1812. In: Mecklenburg-Strelitzer Kallender 1999, Ein Jahrbuch, Hrsg.: Freundeskreis des Karbe-Wagner-Archivs e.v., Neustrelitz 1999, S.5.(das Siegel selbst wird im Stadtmuseum Neustrelitz aufbewahrt.)
  26. Hermann Krabbo: Der Übergang des Landes Stargard von Brandenburg auf Mecklenburg. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 91(1927), S.17 (Digitalisat)
  27. Gerlinde Kienitz: Strelitz. Die erste Residenzstadt. In: Neustrelitz 1733–1983. Hrsg.: Museum der Stadt Neustrelitz, Neustrelitz 1983, S.10. → unter Bezug auf: Urkunde über die Verleihung des Stadtrechts. Stadarchiv Neustrelitz, V US 1.
  28. „hus unde stadt“ Strelitz werden schon 1348 als Teil der Grafschaft Fürstenberg urkundlich bezeugt.
  29. a b Walter Karbe; Walter Gotsmann: Strelitz und die Geschichtsschreiber. In: Strelitzer Allerlei. Vom schönen Neustrelitz. Buchhandlung Otto Wagner, Neustrelitz 1938, S. 11 [Nachdruck, hrsg. vom Karbe-Wagner-Archiv Neustrelitz, 1991). → unter Bezug auf den herzoglichen Archivar Chemnitz († 1687) In: Mecklenburgische Chronik.
  30. s. WP-Artikel Stadtrecht
  31. Harald Witzke: Zum dritten Mal geteilt. In: Nordkurier, Heimatkurier, 6. März 2001.
  32. Erwin Schulz: Ordensbrüder zeigen sich sehr spendabel. In: Nordkurier, Strelitzer Zeitung, 300 Jahre Mecklenburg-Strelitz (1), Neustrelitz, 14. Oktober 2000.
  33. Reiner Petrzak: Kleiner Geschichtsausflug nach Oll Mochum. In: Nordkurier ,Neustrelitz
  34. Chronik der JA Neustrelitz. In: Offizielle Website der JA Neustrelitz (30. März 2011).
  35. Harald Lachmann: Finanzstarke Liebhaber von Denkmälern gesucht. In: Nordkurier. Strelitzer Zeitung.
  36. Internet-Redaktion des Landkreises Mecklenburg-Strelitz : Denkmalliste (Stand 18. März 2011) In: http://www.mecklenburg-strelitz.de (19. April 2011).
  37. Klaus Giese: Strelitz vor dem 650.Jubiläum, (8). In: Nordkurier. Strelitzer Zeitung, 1998
  38. msb: Wasserturm restauriert. In: Nordkurier. Strelitzer Zeitung, 24. August 1997
  39. Gerlinde Kienitz: Absolventen verbreiten Ruhm in aller Welt In: Nordkurier. Strelitzer Zeitung. Neustrelitz, Juli 1999 (Reihe Mecklenburg-Strelitz im 20.Jahrhundert).
  40. Klaus Giese: Strelitz vor dem 650. Jubiläum (34). In: Nordkurier. Strelitzer Zeitung, 1998
  41. Klaus Giese: Strelitz vor dem 650.Jubiläum,(53). In: Nordkurier. Strelitzer Zeitung, 1999
  42. Aus dem Stadarchiv: Das Alte Strelitzer Stadsiegel. In: Mecklenburg-Strelitzer Kalender. 1999, S. 5
  43. Klaus Giese: Strelitz vor dem 650. Jubiläum (1). In: Nordkurier. Strelitzer Zeitung, 1998
  44. Annalise Wagner: Aus dem Leben eines Torsschreibers. In: Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs, Heft 2, Aus dem alten Neustrelitz, 1968, S. 16
  45. a b Klaus Giese: Alt-Strelitz. In: Irene Diekmann: Wegweiser durch das jüdische Mecklenburg-Vorpommern. Potsdam 1998, S.51–66.
  46. Harald Witzke: Die Synagoge zu Strelitz. In: Mecklenburg-Strelitzer Kalender. Neustrelitz 1999, S. 36-37.
  47. Heinz Hirsch: Spuren jüdischen Lebens in Mecklenburg. In: Reihe Geschichte Mecklenburg-Vorpommern, hrsg. Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Mecklenburg-Vorpommern, Nr. 4. Schwerin 2006, S.13. (Digitalisat)
  48. Harald Witzke: Die ersten jüdischen Familien in Strelitz. In: Freie Erde, Neustrelitz, 07/1988.
  49. Harald Witzke: 1760 leben in Altstrelitz 60 jüdische Familien. In: Freie Erde, Neustrelitz, 07/1988.
  50. Harald Witzke: Die Juden fordern in einer Bittschrift die Bürgerrechte. In: Freie Erde, Neustrelitz, 07/1988.
  51. Jürgen Borchert: Dr. Donaths »Geschichte der Juden«. In: Des Zettelkastens anderer Teil. Hinstorff Verlag, Rostock 1988. ISBN 3-356-00149-3. S. 81-83. → unter Bezug auf Dr. Ludwig Donath: Geschichte der Juden in Mecklenburg. Leipzig 1874.
  52. Walter Karbe; Walter Gotsmann: Strelitz und die Geschichtsschreiber. In: Strelitzer Allerlei. Vom schönen Neustrelitz. Buchhandlung Otto Wagner, Neustrelitz 1938, S. 11 [Nachdruck: Druckerei Lorrenz, Neustrelitz 1991, Hrsg.: Karbe-Wagner-Archiv Neustrelitz). → unter Bezug auf Helene von Krause: Altstrelitz. In: Unter der wendischen Krone. Berlin 1912.

Literatur und Quellen

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  • Alt-Strelitz — Alt Strelitz, Stadt, s. u. Strelitz …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Strelitz — (früher Alt S.), Stadt in Mecklenburg Strelitz, bei Neustrelitz (s.d.), (1905) 4383 E., Amtsgericht, Baugewerken und Maschinenbauschule. Dabei Amtsfreiheit S., (1900) 231 E., mit Schloß; jetzt Straf und Irrenanstalt …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Strelitz — Basisinformationen Unternehmenssitz Neustrelitz Webpräsenz www.vms bus.de …   Deutsch Wikipedia

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