Stridsvagn 122

Stridsvagn 122
Leopard 2A5 (Bundeswehr)

Leopard 2A5

Leopard 2
Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 4 (Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze, Fahrer)
Länge 7,72 m (ohne Bordkanone)
Breite 3,76 m
Höhe 3,03 m (Oberkante PERI)
Gewicht 62 t (A6)
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung 3. Generation Kompositpanzerung, Zusatzpanzerung in Schottbauweise
Hauptbewaffnung 120-mm-Glattrohrkanone
42 Schuss
Sekundärbewaffnung 2×7,62-mm-MG 3
4.750 Schuss
Beweglichkeit
Antrieb MTU MB 873 12-Zylinder-Diesel
1.103 kW (1.500 PS)
Federung Torsionsstab
Höchstgeschwindigkeit 68–72 km/h
Leistung/Gewicht ca. 17,8 kW/t (je nach Variante)
Reichweite ca. 470 km

Der Leopard 2 ist ein deutscher Kampfpanzer und der Nachfolger des Leopard 1.

Die erste Ausführung des Leopard 2 erschien 1979, die aktuelle Version A6 mit längerer Kanone steht seit 2001 im Dienst. Neben seinem Einsatz bei der Bundeswehr befindet sich der Leopard 2 auch bei den Streitkräften einer Vielzahl weiterer Staaten im Einsatz. Bis zum Jahr 2008 hat die Bundeswehr ihren Bestand an aktiven Leopard 2 von ehemals 2125 Stück im Jahr 1990 auf 350 Stück reduziert.[1]

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

Der Kampfpanzer Leopard 2 hat seine Wurzeln in einem bilateralen Rüstungsprojekt zwischen den USA und der Bundesrepublik Deutschland. Beide Staaten strebten nach einer Ablösung für die Modelle M48 Patton II in der Bundesrepublik sowie des M60 in den USA. Daher wurde im August 1963 die Entwicklung eines einheitlichen Kampfpanzers für die jeweiligen Streitkräfte im Rahmen eines Regierungsübereinkommens beschlossen. Das Projekt mit dem Namen Kampfpanzer 70 (KPz 70 beziehungsweise englisch MBT 70) scheiterte jedoch an den sehr hohen Ansprüchen, die an dieses Fahrzeug gestellt wurden: Feuerkampf aus der Bewegung auf bewegtes Ziel, Waffennachführung, automatischer Lader, 20-mm-Sekundärwaffensystem und die Anordnung des Fahrerstandes im Turm waren nur einige der Forderungen, die ihrer Zeit weit voraus waren. Nach sieben Prototypen und 830 Millionen DM Entwicklungskosten wurde das Programm im Jahre 1969 eingestellt; beide Partner ließen jedoch die Entwicklungsergebnisse des KPz 70 in ihre nationalen Panzerprojekte einfließen. Auf amerikanischer Seite wurde der M1 Abrams konstruiert, während in Deutschland der Leopard 2 entstand. Der eigentliche Beginn der Entwicklung des Leopard 2 kann auf das Jahr 1970 zurückgeführt werden – nach der Einstellung des KPz 70-Projektes wurde entschieden, einen neuen, eigenen Kampfpanzer zu bauen; eine Kampfwertsteigerung des Leopard 1 wurde abgelehnt. Der neue Kampfpanzer sollte auf den Erkenntnissen des KPz 70 sowie der Experimentalentwicklung Keiler (aus der Studie vergoldeter Leopard) aus den Jahren 1968 und 1969 aufbauen.

Für die elektrische Versorgung des Fahrzeugs bei stillstehendem Triebwerk und zum Vorheizen war bereits in der Entwicklungsphase ein „Laueraggregat“ im Motorraum projektiert worden. Aufgrund der damals angenommenen Kampfszenarien wurde jedoch auf eine Integration zugunsten eines größeren Tankvolumens verzichtet. Erst 30 Jahre später, aufgrund der gemachten Erfahrungen während der Einsätze in Krisengebieten, wurde die Zusatzstromversorgung realisiert. Durch die Reduzierung der Batteriekapazität wurde Platz in der Kettenschulter geschaffen und ein luftgekühltes 8-kW-Dieselaggregat mit permanenterregtem Schwungradgenerator integriert.

Erste Prototypen des „Leopard 2K“ (Kanone) wurden im Jahre 1972 zur Erprobung gebaut. 1973 folgte der erste Truppenversuch an der Kampftruppenschule 2 in Munster mit zwei Prototypen; weitere Erprobungen mit vier zusätzlichen Prototypen folgten im Sommer 1974.

Die ersten Prototypen, die der späteren Serienversion zumindest äußerlich recht nahe kommen sollten, waren die sogenannten „Leopard 2 AV“. Aufgrund der Erkenntnisse aus dem Jom-Kippur-Krieg 1973 wurde der Panzerschutz entscheidend verbessert, was zu einer Umgestaltung von Wanne und Turm führte, jedoch auch das Gefechtsgewicht des Panzers weit über die angestrebte MLC 50 anhob und daher die MLC 60 als neue Obergrenze etablierte. Ferner wurden unter anderem die Feuerleitanlage (FLA) vereinfacht, der Wannenboden minensicherer gestaltet und die Elektronik in das Turmheck eingebettet.

Einen weiteren wichtigen Schritt markierte 1978 die Vergleichserprobung des Leopard 2 AV und des XM1 (Prototyp des heutigen M1-Abrams-Kampfpanzers) in den Aberdeen Proving Grounds, Maryland/USA. Hier wurden erstmals die Vor- und Nachteile der beiden Waffensysteme eruiert, wobei jedoch eine Festlegung der beiden Staaten auf einen gemeinsamen Kampfpanzer von beiden Seiten von vornherein verworfen wurde. Statt dessen sollten möglichst viele Baugruppen der beiden Panzer identisch sein. Dazu kam es jedoch aufgrund der fortgeschrittenen Entwicklungsphase des deutschen Systems sowie einer unterschiedlichen Auffassung über die Leistungsfähigkeit der jeweiligen Eigenproduktion nur in Ansätzen. Wesentliche Änderungen auf dem Weg zum Serienfahrzeug waren schließlich der Einbau der 120-mm-Glattrohrkanone sowie die Entscheidung zum Einbau des Laserentfernungsmessers der amerikanischen Firma Hughes (aufgrund eines Preisvorteils). Die Amerikaner lehnten die deutsche Glattrohrkanone zunächst ab und hielten an der 105-mm-Kanone M 68 fest, übernahmen jedoch die deutschen Ketten sowie die Munitionshalterungen. Später wurde die 120-mm-Glattrohrkanone dann doch aus US-Fertigung im M1 eingebaut. Pläne zum Einbau der amerikanischen Gasturbine in den Leopard wurden aufgrund des fortgeschrittenen Entwicklungsstadiums verworfen, weil dazu die Wanne noch einmal hätte geändert werden müssen.

Im Jahre 1977 wurde die damalige Firma Krauss-Maffei als Generalunternehmer zur Lieferung von 1.800 Kampfpanzern Leopard 2 bestimmt. Nach drei Vorserienfahrgestellen zu Truppenversuchszwecken wurde der erste in Serie gefertigte Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 am 24. Oktober 1979 in München der Panzerlehrbrigade 9 in Munster übergeben.

Die Entwicklungskosten für das Leopard 2 Programm betrugen laut Beschaffungsanweisung 359,4 Millionen Deutsche Mark, jedoch ohne die Weiterentwicklung des Triebwerks aus dem Programm Kampfpanzer 70 und die Entwicklung der 120-mm-Glattrohrkanone samt Munition zu berücksichtigen. So stiegen die Kosten real auf 600 Millionen DM, was alle Posten von der Experimentalentwicklung bis zur Serienreife (1967 bis 1984) einschließt.

Als Neupreis eines Leopard 2 werden im 21. Jahrhundert Zahlen von drei bis zwölf Millionen Euro genannt, die aufgrund von Inflation und Wechselkursen schwanken.

Der Leopard 2 ist für Krauss-Maffei Wegmann der kommerziell erfolgreichste Kampfpanzer.

Funktionsbeschreibung

Leopard 2 ausgestattet für die Überquerung der Donau in Münchsmünster
Zwei Leopard 2A5 beim durchqueren eines Gewässer.ogg
Zwei Leopard 2A5 mit Tauchschacht durchqueren ein Gewässer und verstärken den Brückenkopf der Panzergrenadiere.

Der Kampfpanzer Leopard 2 ist für die Bundeswehr im Konzept des Gefechtes der verbundenen Waffen zur Panzerbekämpfung im Zusammenwirken mit dem Schützenpanzer Marder entworfen worden.

Er besteht aus einer Wanne mit aufgesetztem, selbsttragenden, um 360° schwenkbaren Turm mit einer 120-mm-Glattrohrkanone von Rheinmetall als Hauptbewaffnung, einer Nebelmittelwurfanlage und zwei Maschinengewehren unterschiedlichen Typs je nach Einsatzland als Sekundärbewaffnung. Die Feuerleitanlage ermöglicht es dem Richtschützen, sowohl aus dem Stand als auch aus der Fahrt mit stehenden oder sich bewegenden Zielen den Feuerkampf zu führen.

Der Panzer wurde mehrmals Kampfwertsteigerungen unterzogen. In der Version A5 wurde so an der Turmfront eine charakteristische Zusatzpanzerung angebracht; ein eigenes Wärmebildgerät (WBG) für den Kommandanten machte ihn vom Richtschützen unabhängig. Mit dem Restlichtverstärker für den Fahrer ist der Panzer so voll nacht- und eingeschränkt allwetterkampffähig. Die unscheinbarste Änderung war die Steigerung der Feuerkraft mit der Version A6. Im Vergleich zur Standardwaffenanlage L44 ist die Kanone L55 um 1,30 Meter länger und ermöglicht so eine bessere Umsetzung der Abschussenergie in Geschossgeschwindigkeit. Dies wiederum erhöht die Reichweite und die Schusspräzision der Kanone.

Zum Schutz der vierköpfigen Besatzung verfügt er wie alle Panzer des Kalten Krieges über eine ABC-Schutz- und Belüftungsanlage mit einer Leistung von 300 m³/h, wodurch die Durchhaltefähigkeit in mit ABC-Kampfmitteln kontaminierten Gebieten sichergestellt werden soll. Die maximale Einsatzdauer wird dabei mit 48 Stunden angegeben.

Wie andere Kampfpanzer kann auch der Leopard 2 Gewässer ohne Hilfe von Pioniertechnik überqueren. Bis 1,20 Meter Wassertiefe ist er so ohne Aufbauten oder Vorbereitungen watfähig. Mit dem mitgeführten faltbaren 50 Zentimeter hohen Tiefwatschacht steigt dann seine sogenannte Tiefwatfähigkeit auf 2,25 Meter; durch einen dreiteiligen starren, nicht mitgeführten Unterwasserfahrschacht ist er bis zu einer Wassertiefe von 4 Metern unterwasserfahrfähig. Das heißt, er verschwindet komplett unter Wasser. Beim Tiefwaten werden die Tauchhydraulik zugeschaltet, eine Tauchkappe aus Gummi auf der Kanonenmündung angebracht und die Turmdrehkranzdichtung über eine Handpumpe vom Ladeschützen aufgepumpt. Die Tauchhydraulik schließt dabei Be- und Entlüftungen am Motor und öffnet eine Brennluftklappe am Motorschott im Panzerinneren. Über diese saugt der Motor beim Tiefwaten und Unterwasserfahren die Verbrennungsluft durch die Kommandantenluke mit aufgesetztem Tiefwat- oder Unterwasserfahrschacht an. Der Kommandant steht bei der Durchfahrt in diesem Schacht und unterstützt den Fahrer. Da ein Wassereintritt nicht vollständig zu vermeiden ist, verfügt das Fahrzeug über zwei Lenzpumpen und die Besatzung ist mit Tauchrettern und Schwimmkragen ausgestattet.

Zur Kommunikation verfügen die Panzer der Bundeswehr jeweils über zwei UKW-Funkgeräte SEM (Sender/Empfänger, mobil) 80/80 oder 80/90. Wie bei der Sekundärbewaffnung kann auch hier die Ausstattung variieren. Zur Reduzierung der Wärmesignatur und zur Unterstützung des passiven Panzerschutzes ist der Leopard 2 mit einer infrarotreduzierenden Beschichtung versehen.

Bewaffnung und Munition

Blick durch das Hauptzielfernrohr EMES 15 bei Tag
Mit aktivem Wärmebildgerät, vierfache Vergrößerung

Die Hauptwaffe ist eine 120-mm-Glattrohrkanone von Rheinmetall mit Rauchabsauger für flügelstabilisierte Munition. Sie ist schildzapfengelagert und verfügt über einen Höhenrichtbereich von −9° bis +20°. Als Sekundärbewaffnung dienen ein rohrparalleles (koaxiales) Maschinengewehr („Blenden-MG“), ein Maschinengewehr zur Fliegerabwehr neben der Einstiegsluke des Ladeschützen („Fliegerabwehr-MG“) sowie eine Mehrfachwurfanlage mit 2 × 8 Wurfbechern seitlich am Turm zum Verschießen von Nebelwurfkörpern für den Selbstschutz.

Der Turm beziehungsweise die Hauptwaffe verfügt beim Leopard 2 A4 über eine hydraulische Waffennachführanlage (WNA), Leopard 2 A5 und A6 sind mit einer elektrischen Waffennachführanlage (EWNA) ausgestattet. In Kombination mit der Zentrallogik/Hauptverteilung, den Zieleinrichtungen, dem Feuerleitrechner, den Bediengeräten und dem internen Panzerprüfgerät RPP 1-8 bildet es die Feuerleitanlage des Panzers mit drei Betriebsarten. In der Betriebsart STAB EIN – werden Bodenunebenheiten, Fahrgeschwindigkeit und Zielbewegungen automatisch kompensiert, die Waffenanlage bleibt also unter allen äußeren Bedingungen uneingeschränkt einsatzfähig. Richtschütze oder Kommandant müssen das Ziel lediglich anvisieren, die Kanone wird von der führenden Optik in Höhe und Seite nachgeführt. Weitere Betriebsarten sind TURM AUS – in dem keine Stromversorgung des Turmes erfolgt, ausgenommen für Funk, Beleuchtung und MG-Lüfter. Das Richten und Abfeuern wird manuell durchgeführt und die Waffe ist nicht stabilisiert. In der Betriebsart BEOBACHTEN – erfolgt volle Stromversorgung im eingeschränkten Betrieb. Für den Richtschützen ist das grobe Richten möglich, die Optik wird der Bordkanone nachgeführt. Es können alle Zieleinrichtungen genutzt werden, in dieser Betriebsart ist jedoch kein Schießen aus der Fahrt möglich. Gegen bewegte Ziele ist ein manueller Vorhalt nötig. Für das Hochfahren des Turmes in STAB EIN benötigt die Technik etwa 25 Sekunden.

Die Munition für die Kanone befindet sich sowohl im Turmheck als auch in der Panzerwanne. Die Bereitschaftsmunition hinter einer druckdichten Schott-Tür im Turm enthält 15 Granaten (die unterschiedlichen Typs sein können) und ist für den Ladeschützen jederzeit zugänglich. Die 27 Granaten in der Wanne (in Fahrtrichtung links vom Fahrer) sind nur zugänglich, wenn sich der Turm in einer bestimmten Position befindet (3 Uhr – aus Sicherheitsgründen dann festgezurrt).

Der Leopard 2 verfügte anfangs über zwei Munitionsarten. Das gegen feindliche Kampfpanzer eingesetzte Geschoss ist die sogenannte KE-Munition (BW-Bezeichnung für Kinetische Energie, NATO-Bezeichnung APFSDS(-T) Armor Piercing Fin-Stabilized Discarding Sabot-Tracer), ein panzerbrechendes Wuchtgeschoss mit Treibkäfig und Leuchtspur. Gegen gehärtete und weiche Ziele, darunter auch Infanterie, wird die MZ-Munition (BW-Bezeichnung für Mehr Zweck-Munition, NATO-Bezeichnung HEAT-MP-T High Explosive Anti Tank Multi Purpose – Tracer), ein Hohlladungsmehrzweckgeschoss mit Leuchtspur, eingesetzt. Beide Geschossarten sind flügelstabilisiert. Alle Munitionssorten bestehen aus teilverbrennbaren Hülsen, gefertigt aus Zellulose, Nitrozellulose, Harz sowie stabilisierenden Zusätzen und hinterlassen beim Verschuss nur den Hülsenboden aus Stahl.

Bei der KE-Munition wird mittels eines Treibspiegels ein flügelstabilisiertes Pfeilgeschoss mit einem Kaliber von etwa 38 Millimetern aus gesintertem Wolframcarbid aus der 120-mm-Glattrohrkanone verschossen. Das Geschoss hat, je nach Munitionstyp und Bordkanone (DM 33 + L44), eine Mündungsgeschwindigkeit von 1.640 m/s (also ungefähr fünffache Schallgeschwindigkeit). Die Wirkung des KE-Geschosses basiert auf Bewegungsenergie; es enthält keinen Sprengstoff; seine Wirkung ist allein abhängig von seiner Auftreff-Energie. Nach dem Auftreffen auf dem Ziel und während der Penetration der Panzerung verdrängt der Pfeil durch seine hohe kinetische Energie Panzerungsmaterial. Dringt er bis in den Kampfraum vor, verursacht er an der Innenseite einen Splitterregen. Die Durchschlagsleistung nimmt mit zunehmender Entfernung infolge des Luftwiderstandes ab, womit eine Abnahme der kinetischen Energie des Geschosses einhergeht.

Bei einem Schießtest mit der L55-Kanone des Leopard A6 und der KE-Munition (DM53) ergab diese deutlich höhere Durchschlagsleistungen als mit der alten L44-Kanone. Bei diesem Test durchschlug der Penetrator eine 1000 Millimeter dicke Panzerstahlplatte. Die Entfernung zum Ziel betrug 3000 Meter.

Das MZ-Geschoss hat eine Mündungsgeschwindigkeit von 1.140 m/s. Die Geschwindigkeit hat keine erwähnenswerte Auswirkung auf die Durchschlagskraft. Dies ist begründet in der Ausbildung des Geschosses als Hohlladungsgeschoss. Infolgedessen hat auch die Schussentfernung keinen Einfluss auf die Zielwirkung. Infolge der beim Durchschlag verursachten extremen Wärme kommt es im Panzer meist zu Sekundärexplosionen. Gegen die Insassen wirken Druck und Splitter aus schmelzflüssigem Material. Die Durchschlagsleistungen gegen homogene Panzerplatten betragen etwa 600 Millimeter beim MZ- und über 800 Millimeter beim KE-Geschoss.

Aufgrund der Verbesserungen bei der Schutztechnologie gegen Hohlladungsgeschosse entwickelte die Firma Rheinmetall ein HE-Geschoss (Sprenggranate). Sie soll die alte MZ-Munition bei der Bundeswehr ersetzen und so die Wirksamkeit des Leopard 2 gegen Flächenziele, gegen Lenkflugkörperstellungen hinter Deckungen und in Unterständen, gegen Infanterie, Schützenpanzer, leichtgepanzerte Transportfahrzeuge und Stellungen in Gebäuden steigern. Die Mündungsgeschwindigkeit des 19 Kilogramm schweren Geschosses beträgt mit der L55 etwa 1100 m/s und ermöglicht Kampfentfernungen bis 5000 Meter. Dazu verfügt die Munition neben einem Zeitzünder über einen Aufschlagzünder mit und ohne Verzögerung. Das Einstellen des Zünders erfolgt dabei entweder manuell über ein separates Zünderstellgerät oder automatisch durch eine Anbindung an den Feuerleitrechner. Mit Hilfe des Zeitzünders ist es möglich, die Munition in der Luft in einem vorgegebenen Abstand zum Ziel detonieren zu lassen.

KADAG auf einem Leopard 2A5
Man beachte die schweren Kettenschürzen in der Ausführung des 2A4

Neben dieser Munition verfügen die Streitkräfte auch über Übungsmunition für den scharfen Schuss. Die Bundeswehr setzt sie für die KE- und MZ-Üb-Geschosse ein. Beide sind lichtblau markiert. Aufgrund des Sicherheitsbereiches von 90 Kilometern für die KE-Gefechtsmunition benutzt die Panzertruppe zum scharfen Schuss in Deutschland fast ausschließlich die Übungsvariante der KE-Munition. Der Penetrator der KE-Üb besteht aus einem leichteren Material und besitzt ein Lochkegelleitwerk. Auf den ersten 2000 Metern entsprechen die außenballistischen Eigenschaften weitgehend denen der Gefechtsmunition, erst auf größere Distanzen gibt es rapide zunehmende Abweichungen. Der Sicherheitsbereich beträgt 22 Kilometer, mit verbesserter KE-Üb (APFSDS-T-TP, TP steht dabei für Target-Practice) liegt er bei 7,5 Kilometern. Die MZ-Üb (HEAT-T-TP) gleicht bis auf den Gefechtskopf der Gefechtspatrone DM 12 A2. Diese hat einen Betonkopf, um die Schäden im Zielgebiet zu reduzieren und somit Kosten zu sparen.

Für Manöver und die Darstellung des Feuerkampfes mit und ohne Ausbildungsgerät Duellsimulator verfügt der Leopard über Aufnahmen für das KADAG (Kanonen-Abschuss-DArstellungs-Gerät), öfters auch unter der Abkürzung DARKAS (DARstellung-Kanonen-AbSchuss) bekannt. Die Anordnung ist dabei bis zum Leopard 2A4 über der Bordkanone und ab A5 vorne links auf der Keilpanzerung des Turmes.

Munitionstypen Leopard 2
Name Typ Masse – Patrone
in kg
Masse – Penetrator/Geschoss
in kg
Mündungsgeschw.
in m/s
Kampfentfernung
in m
Einführung
DM12 MZ 23,2 13,5 ca. 1.140 ca. 2.600 1979
DM13 KE ca. 1.650 ca. 3.200 1979
DM23 KE ca. 1.650 ca. 3.500 1983
DM33 KE 4,6 ca. 1.650 ca. 3.500 1987
DM43 KE 20 7,2 mit Treibkäfig 1.740
DM53 KE 21,4 ca. 5 1.670–1.750(L55) – 4.000 1999
DM63 KE  ? ca. 8,45 1.650 (L44) – ? 2005
HE ca. 19 ca. 950 (L44)
ca. 1.100 (L/55)
5.000

Die Firma Rheinmetall bietet außer den üblichen Munitionssorten für den Leopard 2 auch einen Nachrüstsatz namens LAHAT an, mit der eine weitere Leistungssteigerung erzielt wird. LAHAT ist eine lasergesteuerte Rakete der Israel Aerospace Industries mit einer effektiven Reichweite von mehr als 6000 Metern, die aus der Bordkanone oder aus einem positionsunabhängigen Startgerät verschossen wird. Die Verbesserung umfasst ebenfalls ein lasergestütztes Feuerleitsystem zur Waffenlenkung. Die Rakete ist gegen alle bekannten Störversuche unempfindlich und kann gegen Panzer, Hubschrauber sowie Ziele außerhalb der Sichtweite der Besatzung eingesetzt werden.

Neben der Bordbewaffnung verfügt die Besatzung über Handfeuerwaffen zur Selbstverteidigung. Bei der Bundeswehr sind das zwei MP2A1, zwei P8, eine Signalpistole HK P2A1, vier Handgranaten und die beiden MG3 des Panzers mit insgesamt 4.750 Schuss, gegurtet mit Weichkern-Leuchtspur im Verhältnis drei zu zwei.

Panzerung

Detailaufnahme der Front eines 2A5. Auf der Wannenfront befinden sich zwei Ersatzkettenglieder (Mitte) sowie mehrere Schneegreifer (links und rechts). Die Seitenteile der Keilpanzerung des Turms können abgeklappt werden und bieten so Zugang zu weiterem Stauraum. Zu sehen ist ebenfalls die Verankerung der Schwingarme in der Wanne.
Rückansicht und Aufbau der linken Zusatzpanzerung (Keilpanzerung).

Der Leopard 2 ist durch eine Verbundpanzerung (auch bekannt als Mehrschicht- oder Kompositpanzerung) der dritten Generation (C-Technologie) geschützt. Der genaue Aufbau und die Stärke unterliegen dabei der Geheimhaltung und richten sich nach der aktuellen Entwicklung der Waffentechnik. So besteht die Panzerung aus einer Mehrfach-Schottanordnung, bei der die Zwischenräume mit elastischem Gummi gefüllt sind. Als Materialien können verschiedene Stahlsorten mit unterschiedlichen Härtegraden und Verbundwerkstoffen wie Keramik, Kunststoff oder Kevlar zum Einsatz kommen. Der Aufbau folgt damit dem sogenannten Chobham-Prinzip, ist jedoch keine Chobham-Panzerung. Besonderer Wert wurde auf eine starke Frontpanzerung gelegt.

Die Wanne und der Turm werden so als Gehäuse mit integrierter Panzerung gefertigt; das heißt, die äußeren und inneren Panzerplatten übernehmen neben dem Schutz ebenfalls Karosseriefunktionen. Innerhalb dieser tragenden Struktur wird die eigentliche Panzerung in Form von Blöcken in die vorgesehenen Hohlräume eingesetzt, was dem Panzer seine eckige Form gibt.

Die seit dem Leopard 2A5 angebrachte Keilpanzerung an der Turmfront wurde dagegen als Schottpanzerung ausgeführt und hat die Aufgabe, die Bautiefe der Panzerung zu erhöhen, KE-Penetratoren zu brechen und Hohlladungsgeschosse (HL) vor der Grundpanzerung zu zünden. Dazu gliedert sich der Aufbau in der Regel in die Destabilisierungsstufe (Disturber), Brechstufe (Disrupter) und Erosionstufe (Absorber). Das oft angenommene Abprallen der Geschosse tritt jedoch nicht auf, da KE-Munition des 21. Jahrhunderts auch noch bei Aufschlagwinkeln von 10° bis 15° wirkt.

Der Munitionsbunker im Turmheck verfügt außerdem über Ausblasmöglichkeiten (Blow-out-panels) an der Oberseite, um die Energie einer Explosion der dort gelagerten Munition nach außen abzuleiten. Der Innenraum des Panzers ist mit Gewebematten (Spall-Liner) aus hochfesten Fasern wie Aramid (Kevlar) ausgekleidet, um den Splitterkegel beim Durchschlagen der Panzerung zu reduzieren oder komplett zu verhindern.

Neben diesen Schutzfunktionen besitzt der Leopard 2 je nach Nation weitere Panzerungselemente wie Bombletschutz für die Oberseite, Slat-Armour (ein Käfig gegen HL-Geschosse), erweiterten Minenschutz (siehe A6M) oder weitere Aufpanzerungen in Form der Verbundpanzerung MEXAS von IBD Deisenroth Engineering (Ingenieurbüro Deisenroth).[2]

Die verschiedenen Ausführungen des Leopard 2 verfügen über folgenden Panzerschutz (RHA-Äquivalent) gegen HEAT und KE-Geschosse:

Bauteil Leopard 2A1-A3 Leopard 2A4 Leopard 2A5 Stridsvagn 122
Wannenfront
KE-Geschosse:
350–550  mm 600  mm 620  mm 620–780  mm
Wannenfront
HEAT-Granaten:
520  mm 620–710  mm 620–750  mm 750–920  mm
Turmfront
KE-Geschosse:
500–550 mm 590–690  mm 850–930  mm 920–940  mm
Turmfront
HEAT-Granaten:
810  mm 810–1.290  mm 980–1.730  mm 1.290–1.960  mm

Laufwerk und Antrieb

Leopard 2-Triebwerk. Motor links,HSWL-Getriebe rechts, darüber die Ringkühler. Seitlich am Motor der Kombinationsluftfilter (rechteckiger Kasten) zum Filtern der Verbrennungsluft

Der Panzer besitzt ein drehstabgefedertes Stützrollenlaufwerk mit Lamellendämpfern und hydraulischen sowie mechanischen Endanschlägen über den Schwingarmen der Laufradpaare. Seine Drehstäbe sind mit jeweils 50 kN vorgespannt. Er verfügt über eine „lebende“ Endverbindergleiskette mit auswechselbaren Kettenpolstern der Firma Diehl von Typ 570 FT. Beim Fahren im Schnee, auf Eis oder um die Griffigkeit der Kette zu steigern, können pro Seite 18 Kettenpolster in kurzer Zeit gegen gusseiserne Schneegreifer ausgetauscht werden.

Der Panzer wird von einem flüssigkeitsgekühlten V12-Viertakt-Vorkammer-Mehrstoffmotor vom Typ MB 873-Ka 501 mit Ladeluftkühlung und zwei Abgasturboladern der Firma MTU Friedrichshafen angetrieben. Als Mehrstoffmotor ausgelegt, kann er auch mit einer Kraftstoffmischung von 60% Diesel und 40% einer anderen brennbaren Flüssigkeit betrieben werden.

Die Höchstleistung des sechs Tonnen schweren Triebwerks beträgt 1100 kW (1500 PS) bei 2600 U/min aus 47,6 Litern Hubraum; es beschleunigt den Panzer auf eine Höchstgeschwindigkeit von offiziell 72 km/h (die tatsächliche Höchstgeschwindigkeit variiert, kann aber bis zu 30 km/h darüber liegen) und bei der Motorendrehzahl von 2600 U/min auf 68 km/h. Eine elektronische Motorkontrollanlage verhindert Überdrehzahlen ab 2850 U/min und überwacht Kühlflüssigkeits- und Ölstand. Eine Trockensumpf-Druckumlaufschmierung sorgt auch bei Schräglage von 35° in Richtung der Kurbelwelle und 25° quer dazu für eine Ölversorgung an allen Schmierstellen.

Die Stromversorgung des 24-V-Bordnetzes erfolgt durch einen ölgekühlten 20-kW-Generator, der mittels eines Vorgeleges am Dieselmotor angebaut ist.

Wie schon bei seinen Vorgängern ist das Antriebssystem als Gesamttriebwerksblock ausgelegt, bestehend aus Motor, Getriebe, Luftfilter- und Kühlanlage, was ein Wechseln des kompletten Antriebsstrangs mit Unterstützung eines Bergepanzers im Rahmen einer dynamischen Waffenschau innerhalb von 15 Minuten ermöglicht. Dabei sind aber schon viele Tätigkeiten im voraus durchgeführt, wie das Trennen des Seitenvorgeleges oder das Lösen der Heckplatte. Ein Wechsel nach Vorgabe der Technischen Dienstvorschrift wird mit 4 Stunden angegeben. Die Versorgungsleitungen zum Fahrzeug sind mit selbstdichtenden Schnelltrennkupplungen ausgestattet, das Schalt- Wende- und Lenkgetriebe ist angeflanscht und die gesamte Kühlanlage ist auf dem Motor aufgebaut.[3]

Eine Besonderheit ist das in einem Gehäuse angeordnete Hydromechanische Schalt- Wende- und Lenkgetriebe (HSWL 354) der Firma Renk. Ermöglicht es einerseits die Kraftübertragung und Lenkung, sorgt es andererseits durch die integrierte Betriebsbremse für einen sicheren Stillstand des Fahrzeuges. Dabei arbeitet diese Bremse in zwei Stufen. Über 35 km/h wird der Panzer durch eine verschleißfreie hydraulische Strömungsbremse (Hydrodynamischer Retarder) abgebremst. Unterhalb dieser Geschwindigkeit werden die Bremsscheiben mit einem Druck von >98 bar angesprochen. Dies ermöglicht so einem Leopard 2A4 bei einer Vollbremsung aus 70 km/h einen Bremsweg von nur 20,6 Metern.[4]

Erwähnenswert ist noch der relativ niedrige Kraftstoffverbrauch des Leopard 2. Gegenüber dem oft als Vergleich herangezogenen US-amerikanischen Panzer M1 Abrams mit seiner Gasturbine vom Typ Avco Lycoming AGT-1500 liegt der Verbrauch bei rund der Hälfte. Den größten Vorteil hat der Dieselantrieb dabei im Leerlauf- und Teillastbetrieb.

Besatzung

Der Leopard 2 hat vier Mann Besatzung (Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze und Fahrer).

Kommandant

Der Kommandant ist für den Kampfpanzer und seine Besatzung verantwortlich. Im Gefecht hat er eine Vielzahl von Aufgaben zu bewältigen:

  1. Führen des Funkverkehrs mit dem Zugführer oder Kompaniechef
  2. Aufklärung des Gefechtsfeldes und Zielzuweisung für den Richtschützen
  3. Führen des Kampfpanzers im Zugverband durch entsprechende Anweisungen an den Fahrer
  4. Führen des Feuerkampfes durch Übersteuerung des Richtschützen (in Not- oder Duellsituationen)
  5. Bestimmung der zu verwendenden Munitionsart: (KE, MZ oder MG)

Dies ist nur eine Auswahl der wichtigsten Funktionen; hinzu kommen Pflichten zur Erfüllung des Fristenheftes (also der Wartung) und der Prüfliste und damit der Erhalt der Einsatzbereitschaft des Panzers. Eine mehrfache Belastung kommt hinzu, wenn der Kommandant des Panzers gleichzeitig Zugführer, Kompaniechef oder Bataillonskommandeur ist. Er ist dann nicht nur für die elementaren Aufgaben im eigenen Panzer zuständig, sondern muss auch noch die taktische Koordination, also Bewegung, Zielzuweisung und Feuerfreigabe für die ihm unterstellte Formation übernehmen.

Richtschützenplatz im Leopard 2A4

Richtschütze

Der Richtschütze ist stellvertretender Kommandant und muss bei dessen Ausfall die entsprechenden Funktionen, soweit noch möglich, übernehmen. Primär ist er jedoch für die Führung des Feuerkampfes und die Beobachtung des Gefechtsfeldes in seinem Beobachtungsbereich verantwortlich. Zudem muss er durch entsprechendes Bewegen des Turmes und der Bordkanone Beschädigungen durch Gelände oder Vegetation am Turm vermeiden. In einer Gefechtssituation wird in aller Regel der Kommandant dem Richtschützen das zu bekämpfende Ziel zuweisen, da er über eine vom Turm unabhängige (ab der Version A5 auch Wärmebildgerät/WBG) Beobachtungsmöglichkeit verfügt, die ihm einen 360-Grad-Rundumblick (durch Schwenken des Periskops/TIMs) ermöglicht, ohne den Turm bewegen zu müssen. Tritt jedoch eine sogenannte Duellsituation ein, das heißt, erkennt der Richtschütze ein Ziel (z. B. feindlichen Kampfpanzer), das zur Bekämpfung des eigenen Panzers ansetzt, ist er angewiesen, dieses Ziel ohne jede weitere Rückfrage beim Kommandanten mit der aktuell geladenen Munition zu bekämpfen. Als Sekundärwaffe bedient er das koaxial zu Bordkanone montierte Maschinengewehr.

Neben seinen Aufgaben im Gefecht ist er für die Erfüllung seiner Punkte im Fristenheft/Prüfliste verantwortlich, das heißt, er kümmert sich zusammen mit dem Kommandanten um Wartung und Pflege rund um den Turm.

Platz des Ladeschützen
rechts das Bodenstück der BK

Ladeschütze

Der Ladeschütze hat im Gefecht den körperlich anstrengendsten Auftrag: Er muss die 120-mm-Patronen aus dem Munitionsbunker im Turm entnehmen und damit die Bordkanone nachladen. Die oft angegebene Schussfolge von neun Schuss in der Minute stellt schon eine sehr gute Leistung des Ladeschützen dar, da gerade beim Führen eines Feuerkampfes aus der Bewegung heraus schon leichtes Gelände den Ladeschützen vor eine physische Herausforderung stellt. Neben dem Nachladen der Bordkanone ist er auch für das koaxiale MG3 und 7,62-mm-FlaMG (Fliegerabwehr-MG) verantwortlich. Auch wenn es in dem ihm ursprünglich zugedachten Zweck wohl selten bis nie eingesetzt wird, hat der Ladeschütze auch die Möglichkeit, mit dem an seiner Luke angebrachten MG in das Kampfgeschehen einzugreifen. Wie Kommandant und Richtschütze ist auch der Ladeschütze für Wartungsarbeiten am Panzer verantwortlich. Außerdem ist der Ladeschütze meist als Einweiser für den Panzer zuständig und macht den Panzer klar zum Gefecht, d.h. er deinstalliert die Rundumkennleuchte, deckt die Scheinwerfer ab, klappt die hinteren Kettenblenden hoch und entfernt die Schmutzfänger.

Fahrer

Der Fahrer ist im Gegensatz zu den restlichen Besatzungsmitgliedern vorne rechts in der Wanne untergebracht und damit vom Rest seiner Besatzung praktisch isoliert. Er ist das einzige Besatzungsmitglied, das direkten Einfluss auf die Bewegungen des Panzers nehmen kann und trägt damit eine besondere Verantwortung. Im Gefecht muss er das Fahrzeug so führen, dass es nie eine exponierte, also dem feindlichen Feuer ausgesetzte Position einnimmt. Er muss „ein Auge“ für das Gelände haben und möglichst günstige Stellungen erspähen und den Panzer dort positionieren. Der Kommandant gibt dem Fahrer grundsätzliche Marschbefehle beziehungsweise Ziele, die konkrete Durchführung bleibt dem Fahrer überlassen. Das Wählen der besten Fahrbewegungen wird dabei durch das unter Luke (also bei geschlossener Fahrerluke) stark eingeschränkte Sichtfeld erschwert. Bei bestimmten Notsituationen ist der Fahrer angewiesen, selbstständig auszuweichen, so z. B. bei einsetzendem Artilleriebeschuss. Für den Nachtkampf kann der Fahrer den mittleren seiner drei Winkelspiegel gegen ein Nachtsichtgerät austauschen. Zudem ist er für die Wartung der kompletten Wanne inklusive Triebwerk und Laufwerk etc. zuständig, wobei jedoch die anderen Besatzungsmitglieder, beispielsweise beim Einstellen der Kettenspannung, unterstützend mitwirken.

Im zivilen Straßenverkehr wird der Fahrer durch Kommandant und Ladeschütze unterstützt; diese helfen bei der Einschätzung der Verkehrssituation, warnen vor überholenden Fahrzeugen oder deuten nachfolgenden Fahrzeugen, mehr Abstand zu halten. In Deutschland muss der Fahrer während der Straßenfahrt über Luke fahren, das heißt, die Fahrerluke ist geöffnet und er sieht oben heraus. Der Fahrersitz kann dafür entsprechend höhenverstellt werden.

Kampferprobung

ISAF

Kanada nutzt gegenwärtig 20 Leopard 2A6M-CAN in Afghanistan beim ISAF-Einsatz. Bei einem Anschlag mit einer großen Sprengfalle auf einen kanadischen Leopard am 2. November 2007 überlebte die gesamte Besatzung: „Meine Crew stieß auf ein IED und ging in die Geschichte als erste Besatzung ein, die das 'M'-Paket getestet hat. Es funktionierte so, wie es sollte.“ schrieb ein kanadischer Offizier an das deutsche Verteidigungsministerium und sagte, dass es in einem anderen Fahrzeug wohl keine Überlebenden gegeben hätte.[5][6] Lediglich der Fahrer des Panzers erlitt einen Bruch der Hüfte, die restliche Besatzung kam mit Prellungen davon.

Der Chef des kanadischen Generalstabes, General Rick Hillier, reagierte auf Presseberichte und bestritt, dass der durch Explosion beschädigte Leopard 2 zerstört sei. Stattdessen sei der Panzer repariert worden und inzwischen wieder im Einsatz. „Die Taliban haben in mehreren Hinterhalten die neuen Leopard-2-Panzer angegriffen“ und als Ergebnis hätten die Taliban „einige sehr harte Lektionen gelernt“ und „den Kampf sehr schnell und sehr gewaltsam verloren“.[7]

Auch Dänemark hat einen Zug Leopard 2A5DK nach Afghanistan verlegt [8] und dort in der Provinz Helmand im Einsatz. Am 5. Januar 2008 bewährten sich die Panzer in einem ersten Feuergefecht bei der Unterstützung britischer Truppen gegen Talibankämpfer.[9] Am 26. Februar 2008 wurde ein dänischer Leopard 2 von einer Sprengladung getroffen. Eine Kette des Fahrzeugs wurde zerstört, die Besatzung blieb unverletzt. Der Panzer konnte trotz der zerstörten Kette durch eigene Kraft ins Lager zurückkehren und dort repariert werden. [10] Am 25. Juli 2008 wurde ein weiterer dänischer Leopard in Afghanistan von einer Sprengladung getroffen. Der Fahrer kam dabei ums Leben, da der 2A5DK derzeit nicht über zusätzliche Minenschutzausstattung verfügt.[11]

Varianten der Bundeswehr

Leopard 2-Prototyp mit Turm 14 mod. und EMES 13 von Leitz– WTS Koblenz
Leopard-2-Vorserie (Wanne Nr. 19) etwa 1980

Insgesamt baute Krauss-Maffei Wegmann von den Varianten A0 bis A4 2125 Fahrzeuge für die Bundeswehr. Von den zu Anfang bestellten 1800 Fahrzeugen entfielen 810 Panzer auf die Firma Maschinenbau Kiel Abteilung MaK Systemgesellschaft GmbH (seit 2000 der Tochtergesellschaft Rheinmetall Defence/Geschäftsbereich Fahrzeugsysteme Rheinmetall Landsysteme zugeordnet) und sie sollten in fünf Baulosen hergestellt werden. Am Projektende waren es jedoch acht Lose und somit 325 Kampfpanzer Leopard 2 mehr.

Nach abgeschlossener Umstrukturierung zum Neuen Heer im Jahr 2010 sollen sich insgesamt 400 Leopard 2, davon 50 als Version A4 (Panzertruppenschule, Gefechtsübungszentrum, Technische Erprobung), 125 als A5 (zwei Panzerbataillone der Stabilisierungskräfte), 155 als A6 und 70 als A6M (drei Panzerbataillone der Eingreifkräfte, sowie ein Bataillon der Stabilisierungskräfte) im Bestand der Bundeswehr befinden.[12]

Gemäß des Bundeswehrplan 2009 werden 50 Leopard 2 auf die Variante PSO kampfwertgesteigert.

Leopard 2AV

Prototyp des Leopard 2, auch als austere Version bezeichnet. Insgesamt existierten zwei Fahrgestelle (PT 19, 20), drei Türme (T19, 20, 21) und ein Beschussfahrzeug mit der Bezeichnung AV. Der Stückpreis betrug 1973 etwa 2,3 Millionen DM.

Leopard 2A0

Erste Serienversion. Gefertigt im Oktober 1979 bis März 1982 als erstes Baulos mit insgesamt 380 Fahrzeugen, davon 209 von Krauss-Maffei und 171 durch MaK. Die Grundausrüstung bestand aus dem Hauptzielfernrohr EMES 15, einem Laser-Entfernungsmesser, dem Rundblickperiskop PERI R17, dem Turmzielfernrohr FERO Z18, einer elektrisch-hydraulischen WNA-H22, einem Feuerleitrechner, einem Querwindsensor auf dem Turmdach sowie einem rechnergesteuerten Panzerprüfgerät RPP 1-8. Statt eines Wärmebildgerätes verfügten 200 Fahrzeuge des Loses über einen Restlichtverstärker (PZB 200 = Passives Ziel- u. Beobachtungsgerät). Zwei Fahrgestelle 10001 (KMW) und 20010 (MaK) dienten als Ausbildungsfahrzeuge.

Leopard 2A1

Zwei Baulose mit insgesamt 750 Fahrzeugen. Die Fertigung des Bauloses 2 erstreckte sich vom März 1982 bis November 1983 mit 450 Leopard 2A1, woran nahtlos das dritte Baulos mit den restlichen 300 Panzern anschloss. Die Endfertigung war im November 1984 abgeschlossen. Die Hauptänderungen umfassten vorwiegend das Baulos 2 und waren: Wegfall des Querwindsensors, Wärmebildgerät serienmäßig, einheitlicher NATO-Standard der Munitionshalterung der Hauptwaffe, verbesserte Fahrzeugelektrik, Trittbleche auf dem Triebwerksblock, Kommandantenperiskop 5 Zentimeter höher, geänderte Abgas-Grätings, Außenbordsprechstelle am Heck, Verlegung des Tankeinfüllstutzen seitlich zu den Nischenbehältern, Vergrößerung der Abdeckung der Ansaughutze für die Schutzbelüftungsanlage und Neuanordnung und Kreuzung der Abschleppseile am Fahrzeugheck. Im Baulos 3 erhielt der Kampfpanzer Detailverbesserungen im Innenraum.

Leopard 2A2

Nachrüstung aller 2A0 mit einem Wärmebildgerät. Das PZB 200 entfällt. Die Bezeichnung ändert sich zu 2A2.

Leopard 2A3

Baulos 4 mit Detailverbesserungen. Einbau einer neuen Funkanlage SEM 80/90 (VHF) mit kürzeren Antennen, verkürztem Staurohr für das Richtschützen-Hilfszielfernrohr und nunmehr Dreifarb-Tarnanstrich. Insgesamt wurden zwischen Dezember 1984 und Dezember 1985 300 Fahrzeuge gefertigt.

Leopard 2A4

Leopard 2A4 (Österr. Bundesheer)

Insgesamt 4 Baulose mit 695 Fahrzeugen. Baulos 5 im Dezember 1985 bis März 1987. Die 370 Leopard verfügten über einen digitalen Rechner für zusätzliche Munitionsarten wie die der amerikanischen Streitkräfte, Entfall der Munitionsluke an der linken Turmseite und eine verbesserte Brandunterdrückungsanlage. Baulos 6 verfügte ab dem 97. Fahrzeug über einen verbesserten Panzerschutz der Turm- und Wannenfront, eine neue schwere Kettenschürze, neue Kette der Firma Diehl, wartungsarme Batterien und instandsetzungsfreundliche Leitradabdeckungen. Zum Schutz der Soldaten wurde der Tarnanstrich auf zinkchromatfreie Lacke umgestellt. Die Fertigung erstreckte sich vom Januar 1988 bis zum Mai 1989. Das Baulos 7 folgte nahtlos und endete ohne Änderungen im April 1990. Ab dem Januar 1991 folgte das letzte Baulos 8. Die Änderungen umfassten eine verbesserte schwere Kettenschürze in D-Technologie (gerade Unterkante) und einen Feldjustierspiegel an der Mündung der Bordkanone. Der Spiegel wurde an allen Fahrzeugen nachgerüstet. Das Baulos endete am 19. März 1992 mit der feierlichen Übergabe des letzten produzierten Leopard 2A4 der Bundeswehr an das Gebirgspanzerbataillon 8.

Zwei Fahrzeuge – Fahrgestell 11156/Turm 41164 (Truppenversuchsmuster maximum); Fahrgestell 11157/Turm 41265 (Truppenversuchsmuster minimum) – des letzten Bauloses dienten schon jetzt zu Erprobung des Kampfwertsteigerungsprogramms von Krauss-Maffei.

Leopard 2A5 KWS II

Der Leopard 2A5 ist die Umsetzung der als Mannheimer Konfiguration bekannten Kampfwertsteigerung (KWS) der Stufe 2. Durch Finanzierungsprobleme bei der Umrüstung in der Bundeswehr erfolgte die Abwicklung in zwei Losen; im Jahr 1995 bis 1998 für Los 1 (225 Fahrzeuge) und 1999 bis 2002 für Los 2 (125 Fahrzeuge). Die Änderungen umfassten eine Zusatzpanzerung an der Turmfront, ein unabhängiges Wärmebildgerät mit neuen Periskop (TIM, Thermal Imaging Modul) für den Kommandanten, einen Digitalrechner, eine elektrischen Waffennachführanlage, Rückfahrkamera für den Fahrer, eine elektropneumatische Fahrerluke, Kevlarliner (Spall-Liner) an der Turminnenseite, um Absplitterungen bei Beschuss vorzubeugen, Einbau von GPS und die Vorbereitung für die Glattrohrkanone L/55. Die Panzer sind ausschließlich Umbauten, bestehend aus den ältesten Türmen (zum Teil aus dem 1. Los) und den neuesten Wannen der Lose 6, 7 und 8. Diese sind leicht an der Kombination von zugeschweißter Munitionsluke am Turm und meist sechsteiliger schwerer Kettenblenden an der Wanne zu erkennen. Der Grund hierfür lag darin, dass an der Wanne nicht viel geändert werden musste, es mussten lediglich die Fahrerluke geändert und die Rückfahrkamera angebracht werden; die Türme hingegen wurden vollständig überarbeitet, daher konnten hier die ältesten verwendet werden. Die Gesamtkosten betrugen 347 Millionen DM für Los 1 und 272 Millionen DM für Los 2.

Um Material zu schonen, aber auch aufgrund der Tatsache, dass die schweren Kettenblenden relativ häufig durch die Panzertruppe im Gelände zerstört wurden, wurde im Zeitraum 2002 wieder auf die kostengünstigere Ausführung der alten schweren Ausführung gewechselt. Für die schwere Ausführung mit gerader Unterkante (D-Technologie) erfolgte eine Langzeitlagerung. Eine Ausgabe ist nur bei Einsätzen vorgesehen.

Leopard 2A6

Leopard 2A6 mit neu angeordneter Nebelmittelwurfanlage und alter schwerer Kettenschürze
Leopard 2A6M (Bundeswehr) Heckansicht
die schwere Ausführung der Kettenschürze in „D-Technologie“ und die alte Anordnung der Nebelmittelwurfanlage sind gut zu erkennen

Der Leopard 2A6 basiert auf dem KWS-I-Programm von Krauss-Maffei, mit dem eine Erhöhung der Feuerkraft erreicht werden sollte. Die Umrüstung am Panzer betraf daher vorwiegend die Waffenanlage. Im Detail wurden so für die neue 120-mm-Glattrohrkanone L/55 die Rohr-Rücklaufbremse und die Schildzapfenlagerung verstärkt sowie die Feuerleit- und Waffennachführanlage angepasst. Von der alten Serienwaffe wurden das Wiegerohr, der Rauchabsauger, das Bodenstück und der Verschlusskeil übernommen. Vollständig erneuert wurden dagegen die Feldjustieranlage, die Rohrschutzhülle und der Hülsensack.

Neben diesen Änderungen wurde auch eine neue KE-Munition eingeführt. Die als LKE-2 bezeichnete Munition durchdringt je nach Entfernung bis zu 1000 Millimeter RHA und erfüllt die Forderungen der Bundeswehr zum Durchschlagen von Verbundpanzerung. Als Problem erwies sich die seit der Ausführung 2A4 bekannte Verschmutzung der Feldjustieranlage bei der Rückwärtsfahrt. Die Panzertruppenschule erprobt seither mit einem modifizierten Panzer (2A6 mod) Frontschürzen (siehe Strv 121), die dies unterbinden sollen. Weiterhin wurde eine neue Anordnung der Nebelmittelwurfanlage erprobt, die mit dem 2A6M offiziell eingeführt wurde und bei allen Varianten Anwendung findet.

Leopard 2A6M

Der 2A6M entspricht dem 2A6 mit zusätzlichem Minenschutz. Der Umbau umfasste den Einbau eines entkoppelten Kommandanten- und Ladeschützensitzes, eine modifizierte Notausstiegsluke, einen adaptierbaren Minenschutz, Drehstababdeckungen (um deren „Umherfliegen“ bei einer Minenexplosion zu verhindern), Abdeckung des Schleifringübertragers und eine geänderte Verstauung angebrachter Gegenstände auf dem Boden. Besonders umfangreich und ungewöhnlich sind die Änderungen am Fahrerplatz. So wurde der konventionelle Sitz entfernt und durch einen Suspended Dynamic Seat ersetzt. Entwickelt von der Firma Autoflug ist dieser Sitz mit integriertem Gurtzeug über vier Gurte an der Fahrzeugdecke aufgehängt, wodurch der Sitz und damit der Fahrer von der starren Fahrzeugstruktur des Panzers entkoppelt wird. Da diese Gurte über Retraktoren (Gurtaufroller) an der Fahrzeugdecke befestigt sind, kann der Fahrer seine individuelle Sitzhöhe (Augenpunkt) über und unter Luke nahezu stufenlos einstellen. Durch weitere Gurte wird der Sitz dann so verspannt, dass der Fahrer auch im Falle einer Kollision mit einem anderen Panzer bzw. beim Überrollen in seiner Position fixiert bleibt. Anhand eines Abstandskissens, das während der Fahrt verstaut wird, kann der Fahrer den notwendigen Mindestabstand zum Boden ermitteln. Dies ist unbedingt notwendig, da sich der Fahrzeugboden während einer unter der Wanne wirkenden Ansprengung sowohl plastisch als auch elastisch verformt, was bei Berührung schwerwiegende Folgen hat. An der Entwicklung waren Deutschland, die Niederlande, Norwegen, Schweden und die Schweiz beteiligt.[13]

Kampfwertsteigerung – Stufe III

Eine nicht umgesetzte KWS war die Stufe drei. So sollte ab 2008 die Kampfkraft des Leopard 2 durch eine 140-mm-Glattrohrkanone und eine Ladeautomatik im Turmheck gesteigert werden. Die Turmbesatzung sollte damit auf zwei Mann reduziert werden. Gleichzeitig sollte durch den Einbau eines Computersystems (Combat Forces Command and Control System IFIS) – im Sprachgebrauch der Bundeswehr als Führungs- und Waffeneinsatzsystem (FüWES) IFIS bezeichnet – und leistungsfähiger Datenfunkgeräte die Führbarkeit verbessert werden. Im Jahr 1995 erfolgte durch das Bundesministerium der Verteidigung bei einer Planungsbesprechung in Waldbröl die Einstellung. Die Geldmittel wurden dem Projekt Neue Gepanzerte Plattform zugeteilt.

Varianten Krauss-Maffei Wegmann

Leopard 2 PSO-Prototyp
Turmdach des PSO. Zu sehen ist das gepanzerte Rundblickperiskop (links) und die zusätzliche Waffenstation FLW 200 (rechts)

Leopard 2A6 EX

Der 2A6 EX ist eine privatwirtschaftliche Weiterentwicklung des Leopards 2 A6 von Krauss-Maffei Wegmann. Er dient als Präsentationspanzer für mögliche Konfigurationen und entspricht in der Ausstattung dem schwedischen Strv 122 mit zusätzlicher Wannen- und Turmpanzerung, Klimaanlage und einem Hilfsaggregat. Durch den ständigen Umbau ist jedoch keine eindeutige Konfiguration festlegbar.

Leopard 2 PSO

Eine der modernsten Varianten des Leopard 2 stellt der Leopard 2 PSO (Peace Support Operations) dar. Anfangs von KMW als eigenes Angebot für Einsätze im Ortskampf, sogenannte MOUT-Einsätze (Military Operations in Urban Terrain) entwickelt, wird der PSO seit dem Bekunden des Interesses durch die Bundeswehr in Zusammenarbeit mit der Panzertruppenschule erprobt und verbessert. Als Basis dient der Leopard 2 A5 mit zusätzlicher Rundumpanzerung und Minenschutz. Darüber hinaus verfügt diese Version über eine ferngesteuerte Waffenstation (z. B. für 12,7-mm-MG oder 40-mm-Granatmaschinenwaffe) mit Wärmebildgerät auf dem hinteren Turmdach und ein hydraulisches Räumschild, um Hindernisse und Barrikaden zu räumen. Um in allen Klimazonen, bei jeder Witterung und auch bei Nacht voll einsatzfähig zu sein, sind verbesserte Klimaanlagen („Kampfraumkühlanlage“), eine stärkere Stromversorgung und ein 360-Grad-Kamerasystem zur Rundumsicht integriert – mit Infrarot und Restlichtverstärkung für Einsätze in der Nacht oder bei widrigen Wetterverhältnissen. Da der Panzer im Orts- und Häuserkampf eng mit der Infanterie zusammenarbeitet und diese bei ihren Aufgaben unterstützen soll, befindet sich eine von außen zugängliche Kommunikationsplattform am Panzer, um der Infanterie sowohl die Kommunikation mit der Panzerbesatzung als auch die Kommunikation der Soldaten untereinander zu ermöglichen. [14]

Parallelentwicklungen

Zeitgleich zur Entwicklung lief noch während der 0-Serie die Studie „Leopard 2FK“ (Flugkörper) zum Nachweis der Verwendbarkeit der Kombinationswaffe MGM-51 Shillelagh aus dem Kampfpanzer 70, was jedoch dann nicht weiterverfolgt wurde. Einen kurzen Auftritt mit dem Turm 11 der Prototypen hatte auch die scheitellafettierte 20-mm-Maschinenkanone als Sekundärbewaffnung.

Ein bedeutenderes Projekt war dagegen der Kampfpanzer 3, eine Gemeinschaftsentwicklung zwischen Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland aus dem Jahr 1972. Da er kurzzeitig als Alternative zum Leopard 2 erschien, war oft inoffiziell auch die Bezeichnung Leopard 3 geläufig. So war das Konzept auf Feuerkraft, Beweglichkeit und Schutz ausgelegt, wobei die Beweglichkeit Priorität hatte. Das Schlagwort war Wedeln. Der Fahrer sollte beim Kontakt mit dem Gegner zur Wedelfahrt übergehen, das heißt, er sollte im unregelmäßigen Zick-Zack auf den Feind zufahren. Deutschland baute zwei Prototypen in Kasemattbauweise mit Doppelrohren. Die von MaK hergestellten Versuchsträger VT 1-1 mit 105-mm-Zugrohrkanone und VT 1-2 mit 120-mm-Glattrohrkanone ergaben keinen Vorteil zum Leopard 2, was im Dezember 1975 zur Einstellung des Projekts führte mit dem Fazit Der Vergleich in den klassischen Bereichen: Feuerkraft, Beweglichkeit und Schutz zur Beurteilung der Kampfkraft ergab keinen wesentlichen Vorteil für den Kampfpanzer 3 in der für die weitere Zusammenarbeit mit UK ausgewählten Form gegenüber dem KPz Leopard 2.[15]

Andere Plattformen auf Leopardbasis

Bergepanzer Büffel

Auf Basis der Leopard-2-Wanne wurden weitere Fahrzeuge eingeführt:

Technische Daten

Technische Daten (Leopard 2A4)
Wannenlänge: 7.720 mm
Wannenbreite: 3.750 mm
Fahrzeughöhe: 2.790 mm (Oberkante Lafette 2.990 mm)
Gefechtsgewicht: 55,15 t / A6: 62 t
Turmgewicht: 16 t
Panzerung:
geschätzt, genaue Werte Verschlusssache
Frontale Platten: 700 mm vs. APFSDS / 850 mm vs. HEAT

Seiten: 60 mm
Turmdach vorn: 60 mm
Turmdach hinten: 40 mm
Motordach: 40 mm
Heck: 40 mm
Heck Bodenplatte: 20 mm
(Version A6: Turm: 940 mm vs. APFSDS / 1.960 mm vs. HEAT
Wannenfront: 620 mm vs. APFSDS / 750 mm vs. HEAT)

Bodenfreiheit: 54 cm, nach hinten auf 50 cm abfallend
Steigfähigkeit: max. 60 %
Kletterfähigkeit: 1,10 m
Querneigung: max. 30 %
Grabenüberschreitfähigkeit: 3,00 m
Watfähigkeit o. Aufbau: 1,20 m
Tiefwaten m. Tiefwat-Schacht: 2,25 m
Unterwasserfahren m. Unterwasserfahr-Schacht: 4,00 m
Bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit: 68 km/h; rückwärts 31 km/h
Bremsweg aus V-max: ca. 36 m
Durchschnittliche Reichweite: ca. 280 km, Fahrbereich Straße: 340 km / Gelände: 220 km
Kraftstoffmenge: 1.160 l (im Frieden auf 900 l begrenzt)
Kraftstoffverbrauch gemäß Hersteller-Angaben: Straße: ca. 340 l/100 km, ca. 340 km

Gelände: ca. 530 l/100 km, ca. 220 km
Mittel: ca. 410 l/100 km, ca. 280 km
Standlauf: 12,5 l/h, 72–93 Stunden (bei 900–1.160 Liter Kraftstoffmenge)

Motor: MTU-Zwölfzylinder-Dieselmotor, 1.103,25 kW (1.500 PS) in FM-Bauart

Hubraum: 47.600 cm³, Drehzahl: 2.600 U/min

Getriebe: Renk HSWL-354
Mannschaft: 4
Technische Daten Kanone
Waffenanlage L/44 L/55 (bei A6)
Kaliber 120 mm 120 mm
Rohrlänge: 5.280 mm 6.600 mm
Masse Rohr: 1.190 kg 1.347 kg
Rohranbauteile: 50 kg 65 kg
Masse Waffenanlage: 3.780 kg 4.160 kg

Der Leopard in anderen Streitkräften

Neben der deutschen Armee verwenden mehrere andere Armeen den Leopard 2. Es folgt eine Beschreibung der Varianten nach bekannten Informationen über diese Rüstungsexporte.

Griechenland

Leopard 2A6 HEL

Griechenland ist ein weiterer NATO-Partner, der den Leopard 2 nutzt. So bestellte die griechische Regierung im März 2003 bei Krauss-Maffei Wegmann 170 Leopard 2A6 mit einem Gesamtwert von 1,7 Milliarden Euro. Der Preis beinhaltet ebenfalls zwölf Bergepanzer Büffel, acht Brückenlegepanzer Leguan auf Leopard-1-Fahrgestell, zwei Fahr- und einen Schusssimulator sowie technische Unterstützung und Ersatzteile für zwei Jahre. Die Fahrzeuge entsprechen dem Konstruktionsstand A6 und gelten als modernste Leopard 2 zum Zeitpunkt der Auslieferung der Erprobungsträger ab dem Jahr 2005 (Serie: 2006). So verfügen die Panzer über eine Klimaanlage, ein Hilfstriebwerk (engl. auxiliary power unit, APU), Zusatzpanzerung sowie länderspezifische Ausstattung wie Funkgeräte und Tarnanstrich. Insgesamt fertigt KMW 30 Panzer in Deutschland, die restlichen 150 werden bis 2009 in Griechenland bei der Hellenic Vehicle Industry (ELBO) hergestellt, was einem Auftragsvolumen von 557 Millionen Euro für die einheimische Rüstungsindustrie entspricht. Die Kennzeichnung der Panzer lautet Leopard 2A6 HEL. Eine weitere eingesetzte Variante ist der Leopard 2A4 aus Bundeswehrbeständen. Insgesamt verfügt Griechenland über 183 Panzer, von denen 130 durch KMW und Rheinmetall Landsysteme modernisiert werden. Die Änderungen umfassen die Instandsetzung, einen neuen Tarnanstrich, neue Funkgeräte und weitere kleine Änderungen. Im Zuge der Umrüstung liefert Rheinmetall Defence Electronics ebenfalls elektronische Prüfausstattungen, Führungssysteme für Bataillonsgefechtsstände und ergänzt die Depot-Prüfanlage im griechischen Velestino. Insgesamt zahlte Griechenland 270 Millionen Euro für den Kauf, der zusätzlich 150 Leopard 1A5 beinhaltete als Überbrückung bis zur Auslieferung der A6.[16]

Seit 2008 ist bekannt, dass KMW offene Forderungen in Höhe von 480 Millionen Euro an Griechenland hat. So lieferte das Unternehmen 100 Panzer, von denen lediglich 20 bezahlt wurden. Gemäß dem Geschäftsführer Frank Haun bereitet das fehlende Geld zunehmend Liquiditätsengpässe.[17][18]

Kanada

Am 10. Februar 2007 wurde bekannt, dass Kanada den Kauf von 20 Leopard 2A6M und weiteren 80 der Version A4 beabsichtigt. Aufgrund des Sofortbedarfs und daraus resultierende Lieferschwierigkeiten seitens Krauss-Maffei Wegmann werden die A6M sowie seitens Rheinmetall Landsysteme zwei Bergepanzer 3 aus den Beständen der Bundeswehr für zwei Jahre bis September 2009 geleast. Darüber hinaus enthält der Vertrag Vereinbarungen über logistische Unterstützung für den Betrieb. Der Einsatz der Fahrzeuge ist in Afghanistan vorgesehen. Am 12. April 2007 teilte das kanadische Verteidigungsministerium mit, dass anstatt der 80 deutschen A4 stattdessen die Beschaffung von 100 überschüssigen Leopard 2 (80 A4, 20 A6) im Wert von 650 Millionen Dollar aus den Beständen der Niederlande geplant sei. Von diesen sollen 20 A4 und die 20 A6 auf den Stand A6M CAN gebracht werden und die geleasten deutschen Panzer im Einsatz ablösen. Krauss-Maffei Wegmann lieferte am 2. August 2007 den ersten modifizierten Leopard 2 an die kanadischen Streitkräfte. Die Modifizierung umfasst die Zurüstung eines Käfigs (sogenannte slat armor) an Turm und Wanne gegen Hohlladungsgeschosse und eine neue Funkanlage. Die oft angenomme Klimaanlage wurde nicht eingebaut, da diese Änderungen zu umfangreich gewesen wären.[19] [20] [21] [22]

Niederlande

Leopard 2A6 der Koninklijke Landmacht

Am 2. März 1979 entschieden sich die Niederlande als erster ausländischer Abnehmer für die Beschaffung des Leopard 2. Die Panzer entsprachen dem Baulos 2 und 3, jedoch mit geänderter Funkanlage, neuer Nebelwurfanlage (NL-Standard), Fla-MG, TMG von Fabrique Nationale d'Armes de Guerre Belgien und BIV-Fahrgerät aus niederländischer Produktion. Aufgrund der engen Kooperation zwischen Deutschland und den Niederlanden erfolgte darüber hinaus ein Technologieaustausch, dessen Ergebnisse bei der Panzerproduktion der deutschen Modelle berücksichtigt wurden. Die Beschaffung der 445 Fahrzeuge war im Juli 1986 abgeschlossen. Durch Transformationen im Heer folgte ein Verkauf von 114 Leopard 2 (NL) an Österreich, 330 wurden im Rahmen des KWS-II-Programms auf den Stand A5 (NL) umgerüstet. Wie auch bei der Bundeswehr werden 180 Leopard 2 A5 (NL) auf den Stand A6 kampfwertgesteigert. Weitere 38 A6NL werden an Portugal verkauft. Derzeitige Planungen sehen einen dann aktiven Bestand von nur noch 73 A6NL vor.

Schweiz

Panzer 87 Leopard

Während der Entwicklung des Leopard 2 in Deutschland untersuchte die Schweizer Armee die Möglichkeiten, ihre veralteten Centurion-Bestände abzulösen. Es bestanden die Optionen der Neuentwicklung, des Nachbaus oder des Ankaufs eines ausländischen Serienfahrzeuges. Unter der Führung der Firma Contraves (jetzt Rheinmetall Defence) untersuchte die Schweizer Rüstungsindustrie die Möglichkeit eines Neuen Kampfpanzers (NKPZ). Das Projekt wurde am 3. Dezember 1979 eingestellt. Die Risiken dieser Neuentwicklung und die damit verbundenen Kosten wurden als zu hoch eingestuft. Daraufhin wurden je zwei Fahrzeuge der Typen M1 und Leopard 2 angemietet und erprobt. Am 9. März erfolgte die Übergabe der Leopard 2 aus den Beständen der Bundeswehr mit leichten Änderungen. So erhielten die Fahrzeuge eine 71-mm-Vorfeldbeleuchtungsanlage vom Typ Lyran sowie eine VRC-Funkanlage mit Sende- und Empfangsantennen vom Typ HX 101 A1. Nach umfangreichen Vergleichserprobungen wurde beschlossen, den Leopard 2 zu kaufen. Gründe waren u. a. dessen frühere Serienreife und die direkte Beteiligung der Schweizer Industrie und damit eine kostengünstigere Beschaffung als beim M1. Im Mai 1983 legte die Firma Contraves ein Angebot für den Lizenzbau vor, das am 11. Dezember 1984 vom Schweizer Nationalrat gebilligt wurde. Die Gesamtstückzahl belief sich auf 380 Leopard 2, von denen 35 direkt bei Krauss-Maffei produziert werden sollten. Die Endfertigung der restlichen 345 erfolgte in Thun. Die Endbezeichnung lautete Panzer 87 Leopard.

Der Panzer 87 entspricht dem Konstruktionsstand A4 des fünften Bauloses der Bundeswehr. Er unterscheidet sich durch drei zusätzliche Halterungen für Schneegreifer am Turm, einer US-Fahrzeugfunkanlage, Schweizer MG 87 und Konturänderungen am Turm. Ein Hauptmerkmal ist der Abgas-Schalldämpfer am Heck. Dieser reduziert den Geräuschpegel und erfüllt die EG-Richtlinien 70/157.

Seit 2006 werden 134 Panzer einem Werterhaltungsprogramm (Kampfwertsteigerung) unterzogen. Die Umrüstungen umfassen Titan-Zusatzpanzerung am Turm, Verbesserung der Führungsfähigkeit, Rückfahrkamera mit Fahreranzeige, einen elektrischen Turm- und Waffenantrieb sowie ein neues Kommandantenperiskop mit Wärmebildgerät. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 395 Millionen Schweizer Franken. Die Bezeichnung ändert sich zu Panzer 87 Leopard WE. Die im Jahr 2006 geplante Waffenstation wird nicht umgesetzt.[23] Weiterhin beabsichtigt die Schweizer Armee die Beschaffung der modernen DM53- oder DM63-Munition. Die gesamte Auslieferung erstreckt sich von 2008 bis 2011.

Schweden

Stridsvagn 121

Ein weiterer Rüstungsexport ist der Stridsvagn 121 und 122 nach Schweden. Die 160 Stridsvagn 121 (120-mm-Kanone, erste Ausführung) waren unveränderte Leopard 2 aus den Baulosen 1 bis 5 mit der Funkanlage SEM 25/35 der Bundeswehr. Die Beschaffung erfolgte in den Jahren 1994 bis 1995.

Der Stridsvagn 122 (120-mm-Kanone, zweite Ausführung) ist ein verbesserter Leopard 2A5. Er unterscheidet sich durch eine zusätzliche Gesamtpanzerung (MEXAS-Heavy), ein Führungssystem (Tank Command and Control System (TCCS)), modifizierte Kettenblenden und das GALIX-Nebelmittelwurfsystem. Die Gesamtstückzahl beläuft sich auf 120 Fahrzeuge mit Optionen für weitere Kampf- und Bergepanzer. Wie auch beim schweizerischen Panzer 87 wurde der Hauptteil der Fahrzeuge im Empfängerland gefertigt. Als Vertragspartner dienten Hägglunds und Bofors, aktuell (2006) BAE Systems, Generalunternehmer blieb jedoch Krauss-Maffei Wegmann. Die Version Stridsvagn 122B entspricht dem der Leopard 2A5 mit zusätzlichem Minenschutz.

Spanien

Leopard 2E der spanischen Armee bei einer Parade in der Stadt Saragossa im Jahr 2008.
Man sieht gut die zusätzliche Wannenpanzerung und den Bombletschutz auf dem Turmdach.

Mitte der 1980er-Jahre suchte Spanien nach einem neuen Kampfpanzer, der durch deutsche Firmen entwickelt werden sollte. So konzipierte der Rüstungskonzern Krauss-Maffei unter dem Arbeitsbegriff LINCE einen 49-Tonnen-Panzer mit einer 120-mm-Glattrohrkanone, der äußerlich dem Leopard 2 ähnelte. Mit diesem Konzept beteiligte sich das Unternehmen 1984 an der öffentlichen Ausschreibung, an dem auch GIAT (AMX 40 und LECLERC), General Dynamics (M1 Abrams), Vickers (Valiant) und Oto Melara (C-1 Ariete) teilnahmen. Nach weiteren zehn Jahren, in denen keine Entscheidung getroffen wurde, brachten im November 1994 Gespräche am Rande des Ministertreffens der Westeurropäischen Union (WEU) in Noordwijk (Niederlande) erneut Bewegung in den Kauf eines neuen Kampfpanzers für Spanien. So wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, die kurzfristig 108 Leopard 2 über fünf Jahre als Leihgabe und ab 1998 den Kauf von 390 neuen Leopard 2 vorsah. Wegen fehlender Haushaltsmittel und der Privatisierung des staatlichen Rüstungskonzern Santa Bárbara Sistemas wurde die Kaufabsicht nicht umgesetzt. Im Jahr 1998, also zwei Jahre später, beschloss das spanische Kabinett den Kauf von nunmehr 219 Leopard 2E, 16 Bergepanzer 3 und die Übernahme der 108 Leopard 2A4 aus den Beständen der Bundeswehr. Santa Bárbara Sistemas fungierte als Generalunternehmer.

Einen weiteren Dämpfer erhielt das Geschäft im Jahr 1999 nach der Übernahme von Santa Bárbara Sistemas durch den US-Konzern General Dynamics. Krauss-Maffei und die deutsche Bundesregierung befürchteten den Ausverkauf der deutschen Technik. Bedingt durch die Übernahme wurde mit der Produktion 2003 begonnen und erstreckte sich bis in das Jahr 2008.

Der Leopard 2E entspricht im Aufbau dem Leopard 2A6 der Bundeswehr, besitzt aber zahlreiche Verbesserungen und Änderungen unter Nutzung der verfügbaren Technologie. So verfügt der Panzer über die L/55-Glattrohrkanone, ein Wärmebildgerät der 2. Generation von Raytheon für Kommandant und Richtschütze, eine neue Gleiskette, Funkgeräte von Thales, eine Kühlanlage im Turmheck, ein Stormerzeugeraggregat (APU), ein verbessertes Nachtsichtgerät für den Fahrer, ein auf spanische Anforderungen zugeschnittenes Führungs- und Informationssystem LINCE (Leopard Information and Communication Equipment) und eine zusätzliche Wannen- und Turmpanzerung.

Türkei

Im Jahr 1999 wurde bekannt, dass die Türkei beabsichtige, 1000 Leopard 2 zu kaufen. Daraufhin stellte Krauss-Maffei Wegmann einen Exportantrag bei der Bundesregierung, der zu einer schweren Koalitionskrise (SPD/Bündnis 90/Die Grünen) führte. So weigerte sich der Koalitionspartner Bündnis 90/Die Grünen, einem Export zuzustimmen. Ein Verteidigungsexperte der Grünen, Winfried Nachtwei, sagte gegenüber der Tageszeitung Die Welt, eine Lieferung würde von den Kurden als „mißtrauensbildende Maßnahme“ angesehen, „und insofern würde so was nicht in den Reformprozeß in der Türkei passen“. Daraufhin wurde entschieden, der Türkei ein Erprobungsfahrzeug in der Variante 2A5 zu überlassen, dessen Nutzung zeitlich begrenzt war, was ausdrücklich am 29. November 1999 in einer Sitzung des Deutschen Bundestag von Ruprecht Polenz (CDU/CSU) mit den Worten „Er kommt wieder zurück!“ bekräftigt wurde. Der geplante Kauf kam nicht zustande.[24]

Nach Vergleichserprobungen in Ost- und Zentralanatolien im Jahr 2001 entschied sich die türkische Armee, gegenüber den Alternativen aus den USA (Abrams  M1A2), Frankreich (Leclerc 2) und der Ukraine (T-84-120 Yatagan) den Leopard 2 zu bevorzugen.

Am 11. November 2005 teilte die deutsche Bundesregierung mit, dass aus den Beständen der Bundeswehr 298 Leopard 2A4 an die Türkei geliefert würden. Als Begründung wurde der positive Wandel der Türkei angegeben. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf 365 Millionen Euro, von denen etwa 70 Millionen Euro für die Modernisierung der Panzer auf die deutsche Rüstungsindustrie entfallen. Das Geschäft wurde 2007 abgeschlossen,[25][26] allerdings entschied sich die Türkei Mitte 2007 dafür, zur Beschaffung der weiteren geplanten Kampfpanzer den südkoreanischen K2 Black Panther[27] in Lizenz zu fertigen. Das Projekt läuft unter dem Namen "ALTAY MBT".

Österreich

Die österreichische Regierung beschloss 1996 im Rahmen des Mech-Paketes den Ankauf von 114 Stück gebrauchter Leopard 2A4 der niederländischen Armee und rüstete damit drei Panzerbataillone aus. 2006 wurde die Zahl auf zwei Panzerbataillone reduziert. Es handelte sich um Panzer, die zwischen Dezember 1984 und Dezember 1985 gebaut und als Leopard 2A3 an die niederländische Armee geliefert wurden. Merkmal dieser Serie ist die verschweißte Munitionsluke an der linken Turmseite. Die Fahrzeuge wurden mit der niederländischen Nebelwurfanlage, einer niederländischen Funkausstattung und einem belgischen 7,62-mm-FN-MAG-MG für den Ladeschützen ausgerüstet. Mittlerweile wurden einige Fahrzeuge mit einer neuen Nebelwurfanlage und neuen Antennen ausgerüstet. Ebenfalls wurden die Panzer mit dem Bordsprechsystem VIC-3-0 von Rovis ausgestattet.

Weitere Staaten

Leopard 2A4 der Streitkräfte Singapurs
  • Chile Chile: Leopard 2 A4CHL (140 ex-Bundeswehr)[28]
  • Dänemark Dänemark: Leopard 2 A4DK modernisiert zu A5DK (57 ex-Bundeswehr)
  • Finnland Finnland: Leopard 2 A4 (124 ex-Bundeswehr)
  • Norwegen Norwegen Leopard 2 A4NO (52 ex-Niederlande)
  • Polen Polen: Leopard 2 A4 (128 ex-Bundeswehr)
  • Portugal Portugal: Leopard 2 A6(NL) (38 ex-Niederlande)[29]
  • Singapur Singapur:  Leopard 2A4 (66 ex-Bundeswehr)[30]

LEOBEN

Zur gemeinsamen Weiterentwicklung und zum Erfahrungsaustausch bilden diese Staaten eine Gemeinschaft, die "LEOBEN" (Leopard-benutzende Staaten) bezeichnet wird.[31]

Sonstiges

Beim Kauf einiger russischer T-90 durch Indien kam es zu simulierten Kämpfen zwischen T-90, M1A2 „Abrams“, Challenger 2 und Leopard 2 A4. Der Leopard 2 A4 (Baujahr 1985) war dabei wie der Challenger 2 dem T-90 (Baujahr 1993) unterlegen. Der M1A2 war etwa ebenbürtig. Später trat der aktuelle Leopard 2 A6 (Baujahr 2001) gegen einen T-90 an. Diesmal gewann der Leopard 2 A6. Ein Leopard 2 A6 gewann später auch gegen einen M1A2 Abrams und einen Challenger 2. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der reine Kampfwert in einer solch simulierten „Panzer gegen Panzer“-Duellsituation wenig aussagekräftig ist, da für eine Armee neben diesem Aspekt auch zahlreiche andere Gesichtspunkte wie Logistik, Beschaffungspreis, Unterhaltspreis, Systemintegrität und -kompatibilität darüber entscheiden, welches Panzerfahrzeug am geeignetsten erscheint.

In den 1980er-Jahren beabsichtigte das saudische Militär, den Leopard 2 zu kaufen. Allerdings kam das Geschäft trotz der Zusagen von Helmut Schmidt (Bundeskanzler bis 1982) und Franz-Josef Strauß nicht zustande, denn die Widerstände der Regierung erwiesen sich als zu groß. Die Bundesregierung unter Helmut Kohl hielt an ihrem 1983 gefassten Beschluss fest, das Waffensystem nicht an einen potentiellen Gegner Israels zu liefern.[32] Saudi-Arabien bestellte daraufhin den M1A2 Abrams.

Literatur

  • Walter J. Spielberger: Waffensysteme Leopard 1 und Leopard 2, Band 1, Motorbuch Verlag, Stuttgart, ISBN 3-613-01655-9
  • Michael Scheibert: Waffen ArsenalLeopard 2 A5 / Euro-Leopard 2, Special Band 17, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0576-3
  • Paul-Werner Krapke: Leopard 2 sein Werden und seine Leistung, Books on Demand GmbH, Norderstedt ISBN 3-8334-1425-1
  • Andrew Jaremkow, 2001: Battlefield Hazards. Steel Beasts Manual. eSim Games

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kolosse auf Ketten, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19. Oktober 2008, Seite 12
  2. Kampfpanzer Heute und Morgen: Bautechnologie der Kampfpanzer, Rolf Hilmes, Motorbuchverlag ISBN 978-3-613-02793-0
  3. Leopard 2 sein Werden und seine Leistung: Seite 74 bis 77, Paul-Werner Krapke ISBN 3-8334-1425-1
  4. Porsche oder Panzer - Wer steht schneller? Porsche 911 gegen Leopard 2A4 pdf-Datei, Zugriff am 5. Januar 2009
  5. Germany gets thank-you note from Canadian IED survivor
  6. F.A.Z., 19.11.2007, Nr. 269 / Seite 8: „Unfreiwilliger Minentest: Kanadier dankt für deutschen Leopard-Panzer“ (zitiert aus Übergabe 1. Leo 2 A6M an Kanada).
  7. Tank hit by IED back in service: Hillier
  8. http://www.liveleak.com/view?i=270_1195794094
  9. http://www.sfu.ca/casr/ft-leopard-2a5-denmark-2.htm
  10. http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E74D84BBBF12B478BBD4C7901BB39BF59~ATpl~Ecommon~Scontent.html FAZ: Leopardenjagd am Hindukusch}
  11. Dansk soldat dræbt og tre lettere såret i Afghanistan
  12. Das Schwarze Barett: Ausrüstung der Panzertruppe im „Heer 2010“, Ausgabe: 32 Seite: 23 [November 2004]
  13. http://www.europaeische-sicherheit.de/Ausgaben/2008/2008_01/Umschau/2008,01,umschau.html
  14. Pressemitteilung von Krauss-Maffei Wegmann zum PSO: LEOPARD 2 PSO Peace Support Operation. [23. Juni 2006]
  15. Leopard 2 sein Werden und seine Leistung: Seite 24, Paul-Werner Krapke ISBN 3-8334-1425-1
  16. Pressemitteilung Rheinmetall AG:Rheinmetall liefert Elektronik für Leopard 2 Panzer der griechischen Armee. [14. September 2006]
  17. Pressemitteilung Rheinmetall AG:Griechenland bezahlt gelieferte Leopard-Panzer nicht.
  18. http://www.tagesspiegel.de/politik/div/;art771,2542187 Bestellt, aber nicht bezahlt
  19. Spiegel OnlineKanada will deutsche „Leopard 2“-Panzer für Afghanistan. [10. Februar 2007]
  20. National Defence and the Canadian ForcesRenewing the Canadian Forces’ Tank Capability. [12. April 2007]
  21. Mitteilung auf Bundeswehr.de„Leoparden“ für Kanada. [31. Mai 2007]
  22. Mitteilung auf Canadian American Strategic Review inklusive Hintergrund zum Rüstungsdeal sowie Status„Background — CF Leased & Purchased Leopard 2 A6M / 2 A4 Tanks. [2. August 2007]
  23. Rüstungsprogramm 2006 der Schweiz auf einen Blick:Panzer 87 Leopard WE, S. 38ff. [2006]
  24. Rüstungsgeschäft mit der Türkei:Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll 14/64 vom 29. November 1999 Seite: 5777. [29. November 1999]
  25. Rüstungsgeschäft mit der Türkei:Germany to Sell 298 Leopard 2 Tanks to Turkey. [11. November 2005]
  26. Rüstungsgeschäft mit der Türkei:Foreign manufacturers seek share in Turk tank program. [02. März 2006]
  27. Korea in Huge Arms Export Deal to Turkey
  28. Übergabe des ersten Kampfpanzers Leopard 2 A4 an Chile
  29. Die Übergabe der ersten Exemplare fand im Oktober 2008 statt, Jane's Defense Weekly, 22. Oktober 2008, S. 14
  30. Leopard 2 für Singapur:First of SAF’s new tanks here. [07. Juni 2007]
  31. LEOBEN auf www.deutschesheer.de
  32. Zu Schmidts Haltung vgl. Mainhardt Graf von Nayhauss: Helmut Schmidt. Mensch und Macher, Bergisch Gladbach 1988, S. 395 u. 401ff.; zum Vorstoss von Strauss Frankfurter Rundschau 21.2. u. 26.2.1985.

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