Stylit

Stylit

Als Säulenheiliger oder Stylit (von griechisch stylos = Säule) wurde zunächst in der Ostkirche ab dem 4./5. Jahrhundert ein Mönch bezeichnet, der zum Zeichen besonderer Askese sein Leben auf dem Kapitell einer Säule zubrachte.

Inhaltsverzeichnis

Christliche Styliten

Die Säulenheiligen folgten drei asketischen Prinzipien: dem Verweilen an einem Ort (stabilitas loci), dem Unbehaustsein und dem Stehen.[1]

Die Säulen waren unterschiedlich hoch (drei Meter und weit mehr), auf dem Kapitell war eine Platte so angebracht, dass der Asket sich in Ruhe ausstrecken konnte. Vor dem Absturz schützte ein Geländer, Schutz vor Regen und Sonne wurden abgelehnt. Einige gingen beim "Stehen" so weit, dass sie sich lange Zeit nicht hinlegten. Nahrung und Eucharistie erhielten die Säulenheiligen über Leitern. Ab dem 6. Jahrhundert wurden verschiedene Styliten zum Priester geweiht oder stiegen erst nach der Priesterweihe auf ihre Säulen. Einige verließen die Säulen nie wieder, andere nur aus bedeutenden Anlässen, bei Verfolgungen oder weil sie zum Bischof gewählt worden waren. [2]

Der erste Säulenheilige war Symeon Stylites der Ältere, der aus dem Grenzgebiet zwischen Syrien und Kilikien stammte. Früh in ein Kloster eingetreten, wurde er 414 gezwungen, dieses wieder zu verlassen, da er sich zu exzessiven asketischen Übungen unterzog. So hatte er sich beispielsweise für zwei Jahre eingraben lassen. Er begann nun ein Eremitendasein, zeitweise eingemauert, bis er 422 in Qal'at Sim'an seine zunächst nur 3 m hohe Säule bezog, um nicht mehr ständig von ratsuchenden Besuchern gestört zu werden. Die Säule wurde bald auf etwa 20 m erhöht. Sie entwickelte sich mit ihrem Bewohner zu einem vielbesuchten Pilgerort; prominente Besucher wie Theodosius II. kletterten gar zu Symeon auf das Kapitell, um sich von ihm Rat zu holen. Symeon wurde für die verfolgten Christen im Perserreich ein Hort der Hoffnung und trat stets für die Armen und Unterdrückten ein. Er starb 459 als aerios martyr (der himmlische, d. h., zwischen Himmel und Erde lebende Zeuge/Märtyrer).

Teile seines Leichnams wurden als Reliquien verehrt und seine extreme Lebensweise fand bis etwa ins 10., vereinzelt sogar bis ins 19. Jahrhundert ihre Nachahmer. Die "heilige Festung" Qal'at Sim'an war eine gigantische Anlage, deren Überreste noch heute zu sehen sind.

Mögliche nichtchristliche Vorläufer

Nach Lukian von Samosata (De Dea Syria 28-29[3]) pflegten auch die Verehrer von Dionysos auf Säulen zu stehen. Dies geschah entweder, um den Göttern näher zu sein, oder in Erinnerung an die deukalische Flut. Sie standen in Hierapolis Bambyke zweimal jährlich für jeweils sieben Tage auf einer Säule.

Bekannte Styliten

Anmerkungen

  1. Vgl. Wilhelm M. Gessel: Styliten. In: LThK3 9,1065.
  2. Vgl. Bernhard Kötting: Styliten (Säulenheilige). In: LThK2 9,1128 f.
  3. Wieland-Übersetzung, 184 f.

Literatur

  • Hans Conrad Zander: Als die Religion noch nicht langweilig war: die Geschichte der Wüstenväter. Verlag Kiepenheuer & Witsch, ISBN 3-462-02982-7
  • Ulrich Hübner: Säulenheilige im Ostjordanland, in: Stephan Conermann/Jan Kusber (Hg.): Studia Eurasiatica, EB-Verlag, Schenefeld/Hamburg 2003, S. 139-161 (= Asien und Afrika 10), ISBN 3-930826-99-2

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