Bailo (Gesandter)

Bailo (Gesandter)

Bailo (it. bailo, osmanisch ‏بایلوس‎, İA baylos) war seit 1082 der Titel des venezianischen Gesandten in Byzanz, mit Sitz in Konstantinopel, bzw. von 1454 bis 1797 im Osmanischen Reich.

Inhaltsverzeichnis

Wahl und Funktion

Der Bailo wurde vom Großen Rat zunächst für 1-2 Jahre gewählt, ab 1503 für drei Jahre. Er hatte zwei Gehilfen (consiliarii), die ebenfalls von Venedig entsandt wurden. Weitere Bailli saßen in Tyros und in Ayas (Lajazzo).

Der Bailo fungierte als Verwalter der venezianischen Handelskolonie in Konstantinopel und als diplomatischer Vertreter Venedigs. Er war zugleich Konsularbeamter und Richter für Venezianer und für andere Händler, die in der Levante unter venezianischer Flagge segelten. Zu seinen Aufgaben zählte auch die Aufsicht über vier venezianische Kirchen in Konstantinopel, darüber hinaus auch Bemühungen zur Freilassung versklavter Christen.

Mit Ausnahme der Konsuln von Aleppo und Alexandria (Kairo), deren Entsendung sich der Große Rat vorbehielt, bestimmte der Konstantinopler Bailo alle venezianischen Konsuln in der Levante, z. B. 1586 in Izmir, Fochie, Mytilene und Anatolien, Chios, Gallipoli, Silivri, Palermo, Rhodos.

Alle Bailli entstammten dem venezianischen Patriziat, wobei der in Frage kommende Kreis aus rund 100 Personen bestand, einer "Oligarchie innerhalb einer Oligarchie".

Im 16. Jahrhundert, infolge der zunehmend schwierigen politischen Situation Venedigs (osmanisch-venezianische Kriege, Übergang der Schutzherrschaft über die kath. Christen an Frankreich), wurde der Bailo zum wichtigsten diplomatischen Posten der Republik. Das Amt galt als Sprungbrett für höhere kirchliche und weltliche Ämter. Die von den Baili an die Signoria gesandten Berichte (dispacci) sind historisch wertvoll. De ältesten erhaltenen stammen aus den Jahren 1484 und 1485 von Pietro Bembo und seinem Sekretär Giovanni Dario[1]. Die allgemeinen Erfahrungen und Vorstellungen wurden am Ende des Mandats in den Finalrelazionen dem Senat vorgetragen und schriftlich fixiert. Hier setzt die Überlieferung mit Zusammenfassungen 1496 ein.

Siehe auch

  • Baiulus

Literatur

Einzelnachweise

  1. Maria Pia Pedani, Elenco S. 17

Weblinks


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