Superintelligenz

Superintelligenz

Der Begriff Superintelligenz (wörtl. Über-Intelligenz) ist ein fester Begriff im Transhumanismus und bezeichnet Wesen oder Maschinen mit dem Menschen überlegener Intelligenz. Ein tatsächlich geistig überlegenes Wesen, das diese definierten Kriterien einer Superintelligenz erfüllt, ist nach heutigem Kenntnisstand nicht bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Eine Superintelligenz wird definiert als Intellekt, der auch dem besten menschlichen Hirn überlegen ist, und zwar sowohl hinsichtlich kreativer und problemlöserischer Intelligenz wie auch bei sozialen Kompetenzen und Weisheit. Dabei bleibt dahingestellt, ob sie biologisch, technisch oder als Hybrid dazwischen realisiert werden kann. Auch die Frage, ob sie ein Selbstbewusstsein oder Erinnerungsvermögen besitzt, bleibt außen vor.[1]

Ferner wird zwischen starker und schwacher Superintelligenz unterschieden. Die schwache Superintelligenz sei ein Intellekt, der auf dem Niveau menschlicher Denkprozesse arbeitet, aber quantitativ um ein Vielfaches schneller arbeitet. Eine starke Superintelligenz arbeite dagegen auf einem qualitativ übergeordneten Niveau, so wie ein menschliches Gehirn einem tierischen Gehirn überlegen sei.[2]

Abgrenzung

Umgangssprachlich werden bereits Hochbegabte oder auch Inselbegabte (so genannte "Savants") als superintelligente Menschen bezeichnet, sie weisen aber noch nicht die übergeordneten Fähigkeiten einer Superintelligenz auf. Ferner werden auch besonders gute oder schnelle Suchmaschinen oder das Semantische Web als superintelligent bezeichnet, sie sind dem Menschen aber kognitiv nicht überlegen. Auch eine weltweite „Gemeinschaft der Forscher“ kann nicht als Superintelligenz gewertet werden, da sie nicht klar eingegrenzt werden kann, geschweige denn eine einzelne Entität darstellt.[1]

Gestalt einer Superintelligenz

Ein zielstrebiges, seriöses Projekt zur Erschaffung einer Superintelligenz existiert nicht. Schon über den Weg zur Realisierung einer Superintelligenz herrscht im Transhumanismus wie dem Posthumanismus Uneinigkeit. Auch bei der Einschätzung der heute vorhandenen Technologie gibt es unterschiedliche Meinungen. Einige Transhumanisten meinen, dass die heutige Technologie lediglich auf die richtige Weise kombiniert werden müsse, um den Zustand einer Superintelligenz herbeizuführen. Andere vertreten die Ansicht, dass sowohl die entsprechende Technologie wie auch die Konzepte erst noch entwickelt werden müssten.

Einige Transhumanisten gehen davon aus, dass die immer schneller fortschreitende Entwicklung in allen Bereichen der Wissenschaft bereits in den nächsten Jahrzehnten zur Realisierung einer Superintelligenz führen könnte (25 Jahre[1] bis 50 Jahre[3]). Dazu gibt es unterschiedliche Entwicklungsrichtungen: Die Weiterentwicklung von Computern, die Weiterentwicklung von Menschen sowie die Verschmelzung von beidem in Cyborgs.

  • Die reine Beschleunigung der Rechengeschwindigkeit von Computern führt ebenso wenig zu Intelligenz wie die Implementierung von stärkeren Algorithmen[4]. Hingegen wird es als möglich erachtet, ein selbst lernendes Programm zu implementieren, eine so genannte starke Künstliche Intelligenz, die also nicht bloß vom Menschen einprogrammierten Verhaltensschemata folgt und dadurch Intelligenz vortäuscht. Die Forschung bemüht sich bereits seit Jahrzehnten, sich selbst verbessernde Künstliche Intelligenzen zu starten, bislang ohne Erfolg.
  • Mittels Gentechnik könnten Übermenschen gezüchtet werden - diese würden nicht auf Anhieb den Status einer Superintelligenz erreichen, in mehreren Generationen bestünde dafür aber eine Chance. Diese Richtung ist als Eugenik weitgehend geächtet.
  • Der von den meisten Transhumanisten bevorzugte Ansatz besteht in der Ausrüstung von Menschen mit verbessernden Implantaten, etwa Mikroprozessoren, um die Denkfähigkeiten massiv zu erhöhen. Über das weitere Vorgehen im Detail herrscht Uneinigkeit, das vorgeschlagene Endziel des Transhumanismus besteht in einem Vorliegen des menschlichen Bewusstseins nur noch in digitalen Speichern, die sich in Roboterkörpern oder Cyborgs befinden.[5] Auch hier befindet sich die technische Realisierung noch im Anfangsstadium. Durchbrüche bei der Integration von menschlichem Gehirn und künstlichen Implantaten - vor allem Prothesen zur Behandlung von Behinderungen - führen gelegentlich zu Euphorie in der Presse[6][7][8][9][10], eine tatsächliche Verbesserung des menschlichen Hirns durch eine Computerschnittstelle steht allerdings aus.

Vordenker

1965 schrieb I. J. Good :

„Eine ultraintelligente Maschine sei definiert als eine Maschine, die die intellektuellen Fähigkeiten jedes Menschen, und sei er noch so intelligent, bei weitem übertreffen kann. Da der Bau eben solcher Maschinen eine dieser intellektuellen Fähigkeiten ist, kann eine ultraintelligente Maschine noch bessere Maschinen bauen; zweifellos würde es dann zu einer explosionsartigen Entwicklung der Intelligenz kommen, und die menschliche Intelligenz würde weit dahinter zurückbleiben. Die erste ultraintelligente Maschine ist also die letzte Erfindung, die der Mensch zu machen hat.“[11]

Darüber hinaus geht eine Idee von Mihai Nadin, der in seinem Werk MIND - Anticipation and Chaos von 1997 vorträgt, dass eine so genannte kritische Masse an normalen Intelligenzen durch Interaktion verbunden werden könne, die dann transzendent interagiere.[12]

Der Autor Ray Kurzweil geht davon aus, dass Computer gegen das Jahr 2030 die Menschen an Intelligenz übertreffen. Diese These hat er 1999 in seinem Buch The Age of Spiritual Machines (deutscher Titel: Homo S@piens) aufgestellt. Dies wird unter dem Begriff Technologische Singularität weiter ausgeführt.

Kritik

Die philosophischen und ethischen Implikationen einer Superintelligenz werden innerhalb wie außerhalb der transhumanistischen Bewegung kontrovers diskutiert. Es gibt verschiedenartige Kritik an dem Ziel, eine Superintelligenz zu erschaffen.

Skeptiker zweifeln, ob eine Superintelligenz überhaupt technisch realisierbar ist. Die Vorgänge in einem biologischen Gehirn seien viel zu komplex, um sie zu entschlüsseln, und zudem viel zu komplex, um sie mit einem technischen Gerät zu imitieren. Auch die Verbindung von menschlichen Synapsen zur Elektronik in einem Cyborg sei problembehaftet, da ein schnelles, aber starres elektronisches System mit einem langsameren, aber lebendigen Hirn nicht einfach verdrahtet werden könne. Dieser Kritik wird zum einen entgegengehalten, dass die Erkenntnisse über die genauen Vorgänge in einem menschlichen Gehirn nicht prinzipiell zu komplex sind, um jemals verstanden zu werden. Zum anderen sei künstliche Intelligenz keineswegs auf die Imitation eines biologischen Gehirns festgelegt, sondern könne ihre Intelligenz auch auf einer anderen Funktionsweise begründen.

Andere Kritiker stören sich an der Hybris, den Menschen verbessern zu wollen. Gerade die Verbesserung durch Gentechnik ist als Eugenik gesellschaftlich geächtet. Es besteht außerdem die Frage, ob superintelligente Wesen ihre Fähigkeiten zum Wohle oder zum Nachteil der Menschheit einsetzen. Zwar meinen Befürworter, dass eine Superintelligenz per definitionem charakterlich besser sein müsse als ein normaler heutiger Mensch, aber bei einem Versuch, sie zu erschaffen, würde die Vision möglicherweise nur zum Teil umgesetzt und eine übelwollende Intelligenz erschaffen. Es ist anzumerken, dass auch die legitimen Interessen wohlwollender Parteien kollidieren können und die souveräne Partei sich durchsetzt.

Schließlich besteht eine Abneigung, sich von möglicherweise fehlerhaften Implantaten abhängig zu machen. Gerade die Verfechter des Transhumanismus argumentieren, dass die Verweigerer der neuen Technik von der Avantgarde früher oder später verdrängt oder abgehängt werden. Die Schlussfolgerung daraus ist, so die Kritiker, dass reichere Menschen sich leistungsfähigere Gehirne erkaufen könnten, und mit ihrer erhöhten Geisteskapazität die nicht aufgerüsteten Menschen umso besser unterdrücken oder ausbeuten können. Ansatzweise wird dieses Phänomen bereits heute in Gesellschaften deutlich, in denen höhere Bildungsabschlüsse bevorzugt den sozial höheren Schichten zugänglich gemacht werden.

In der Fiktion

Viele Science-Fiction-Romane und -Filme kennen Überwesen. Die zumeist scheinbar allwissenden oder allmächtigen Wesen erfüllen häufig die eingangs genannten Kriterien der Superintelligenz. Die Idee einer komplett vergeistigten, d.h. körperlosen Superintelligenz tauchte erstmals im Jahre 1962 in der Science-Fiction-Serie Perry Rhodan - in Form der Superintelligenz ES - auf.

Quellen

  1. a b c Nick Bostrom: How long before Superintelligence? - letzte Aktualisierung 2005
  2. Begriffe des Transhumanismus, Abschnitt »Was ist eine Superintelligenz«
  3. Bostrom et al: FAQ von 1999
  4. Hans Moravec: When will computer hardware match the human brain? - 1997
  5. Techno-Utopien der Unsterblichkeit aus Informatik und Physik
  6. Der Standard: Erste gedankengesteuerte Armprothese
  7. Die Zeit: Prothesen - Höher, schneller, weiter
  8. Spiegel 1997: Als Cyborg ewig leben
  9. Focus: Schrittmacher fürs Gehirn
  10. Spiegel 2008: Die Sprache des Gehirns
  11. [1]
  12. Mihai Nadin: „Mind Antizipation und Chaos“

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