Sylvin

Sylvin
Sylvin
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Farbloser Sylvin aus der Staßfurt-Kalilagerstätte, Sachsen-Anhalt
Chemische Formel KCl
Mineralklasse Halogenide - Einfache Halogenide
III/A.02-40 (nach Strunz)
09.01.01.02 (nach Dana)
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse kubisch-hexakisoktaedrisch 4/m\ \bar 3\ 2/m
Farbe weiß, grau, gelblich, rötlich, bläulich, violett
Strichfarbe weiß
Mohshärte 1,5 bis 2
Dichte (g/cm3) 1,98 bis 2
Glanz Glasglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch uneben
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}, {010} und {100}
Habitus kubische, kubisch kombinierte und faserige Kristalle
Zwillingsbildung nach {111}
Weitere Eigenschaften
Radioaktivität schwach radioaktiv: 16350 Bq/kg
Besondere Kennzeichen bitterer Geschmack

Sylvin, auch unter seiner chemischen Bezeichnung Kaliumchlorid bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der einfachen Halogenide. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung KCl und entwickelt meist würfelförmige Kristalle, die entweder farblos oder durch Fremdbeimengungen gelblich oder rötlich (seltener bläulich oder violett) gefärbt sein können.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Sylvin wurde in latinisierter Form "sal digestibus Sylvii" (Salz des Sylvius) nach dem niederländischen Physiker und Chemiker François Sylvius de le Boe (1614-1672) benannt. Erstmals gefunden und beschrieben wurde es 1832.

Bildung und Fundorte

Sylvin, gefunden in Sondershausen

Kalisalze entstehen durch Kristallisation der im Meerwasser gelösten Stoffe erst, nachdem das Löslichkeitsprodukt von Calciumcarbonat, Gips und Natriumchlorid bereits unterschritten wurde. Da Kalium- und Magnesiumchloride und -sulfate sehr leicht wasserlöslich sind, muss Meerwasser fast vollkommen verdunsten, bevor Kalisalze kristallisieren. Dies erklärt die Seltenheit von Kalisalzlagerstätten im Vergleich zu Steinsalzlagerstätten. Sylvin und Sylvinite (Gestein aus Halit, Sylvin und teilweise anderen Salzmineralien) scheinen eher durch Umkristallisation aus Carnallititen durch gesättigte Natriumchlorid-Lösungen zu entstehen, deren Folgeprodukte Sylvin(it) und eine an Magnesiumsionen angereicherte Natriumchloridlauge sind. Diese Umwandlung findet auch heute noch (meist ungewollt) in Kalisalzlagerstätten statt und führt zur Beeinträchtigung der bei der Gewinnung stehen gebliebenen Restpfeiler von carnallitischen Kalisalzlagerstätten. Sylvinitbereiche finden sich als besonders wertvolle Randfazies der viel häufigeren carnallititischen Kalisalze. Begleitminerale sind Halit, Carnallit und andere.

Fundorte waren früher unter anderem Staßfurt und Wathlingen, heute z.B. Neuhof-Ellers, Sondershausen, Zielitz und andere Kalisalzlagerstätten in Deutschland, Beresniki und Solikamsk in Russland, Kalusch in der Ukraine, in Saskatchewan in Kanada sowie Saltonsee in den USA. Grundsätzlich in allen Kalisalzlagerstätten, die Sylvinit abbauen.

Verwendung

Sylvin dient als Rohstoff für die Chemische Industrie, speziell für Düngemittel. Bestimmte Kulturen (Obst) vertragen wenig Chlorid, für solche Düngemittel werden daher Kaliumsulfate bevorzugt (z.B. aus Polyhalit).

Siehe auch

Literatur

  • Edition Dörfler: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag, ISBN 3-89555-076-0
  • Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 4. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2002, ISBN 3-921656-17-6
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-540-23812-3
  • Walther E. Petrascheck & Walter Pohl. Lagerstättenlehre. E.Schweizerbarth'sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart, 3. Aufl. (1982), ISBN 3-510-65105-7
  • Otto F Geyer, Manfred P Gwinner. Geologie von Baden-Württemberg. E.Schweizerbarth'sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart, 3. Aufl. (1986) ISBN 3-510-65126-X
  • Ludwig Baumann, Igor Nikolskij, Manfred Wolf. Einführung in die Geologie und Erkundung von Lagerstätten. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig, 2. Aufl. 1979

Weblinks

 Commons: Sylvite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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