Südvorstadt (Leipzig)

Südvorstadt (Leipzig)
Wappen von Leipzig

Südvorstadt
Ortsteil von Leipzig

Koordinaten 51° 19′ 15″ N, 12° 22′ 25″ O51.32083312.373611Koordinaten: 51° 19′ 15″ N, 12° 22′ 25″ O.
Fläche 2,55 km²
Einwohner 22.470 (31. Dez. 2010)
Bevölkerungsdichte 8812 Einwohner/km²
Postleitzahl 04275
Vorwahl 0341
Stadtbezirk Süd
Verkehrsanbindung
Bundesstraße Bundesstraße 2 number.svg
Straßenbahn 9, 10, 11
Bus 60, 70, 74, 89
Quelle: Ortsteilkatalog 2010 der Stadt Leipzig

Der Ortsteil Südvorstadt ist ein Bereich der Stadt Leipzig, der sich zwischen dem Zentrum der Stadt und dem durch Eingemeindung entstandenen Stadtteil Connewitz erstreckt. Er ist als Verwaltungseinheit im Stadtbezirk Süd in seiner jetzigen Form bei der kommunalpolitischen Gliederung der Stadt im Jahre 1992 entstanden. Davor wurde das Gebiet auch als äußere Südvorstadt bezeichnet.

Die Südvorstadt ist wegen ihrer Nähe zum Zentrum aber auch zu größeren Grünbereichen ein beliebtes Wohngebiet mit Altbausubstanz. Dass sie insbesondere von jungen Leuten bevorzugt wird, liegt nicht zuletzt an der entlang der Karl-Liebknecht-Straße entwickelten Kneipen-, Kleinkunst- und Alternativszene.

Die Lage der Südvorstadt

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Südvorstadt liegt etwa 2 km vom Zentrum (Marktplatz) der Stadt entfernt. Sie wird umgeben von den Ortsteilen Zentrum-Süd, Zentrum-Südost, Connewitz und Schleußig. Ihre Grenze bildet im Osten die ehemalige Bahnstrecke Leipzig Bayerischer Bahnhof-Hof, künftig südliche Zufahrt zum City-Tunnel Leipzig, im Süden die Richard-Lehmann-Straße, im Westen die Wundtstraße, der Schleußiger Weg und das Elsterflutbett sowie im Norden der Rennbahnweg, die Mahlmannstraße und die Körnerstraße.

Die Südvorstadt hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 1,2 km und in Ost-West-Richtung eine solche von 2 km.

Verkehr

Kreuzung Kurt-Eisner-/Karl-Liebknecht-Straße

Die Hauptverkehrsstraßen in der Südvorstadt sind in Nord-Süd-Richtung die als Promenade geltende Karl-Liebknecht-Straße (früher Süd- bzw. Adolf-Hitler-Straße), die Arthur-Hoffmann-Straße (früher Bayrische Straße), die als Allee angelegte August-Bebel-Straße (früher Kaiser-Wilhelm-Straße) mit zahlreichen Repräsentativbauten und die Wundtstraße als vierspuriger Anschluss an die B2. In Ost-West-Richtung verlaufen an der Südgrenze die Richard-Lehmann-Straße (= B2, früher Kaiserin-Augusta-Straße) und in Ortsteilmitte die Kurt-Eisner-Straße (früher Kronprinz-Straße), die durch ihren Anschluss an die südöstlichen Stadtteile über die neue Semmelweisbrücke eine wesentliche Ost-West-Achse für die gesamte Stadt geworden ist.

Durch die Südvorstadt verkehren die Straßenbahnlinien 9, 10 und 11 sowie die Buslinien 60, 70, 74 und 89.

Verkehrs-historische Bedeutung besitzt die Kochstraße. Sie war der alte Verbindungsweg von Leipzig nach Connewitz, der auch als Connewitzer Chaussee bezeichnet wurde. Sie war früher ein Teil der mittelalterlichen Handelsstraße Via Imperii. Durch sie fuhr auch ab 1872 die Leipziger Pferdebahn nach Connewitz.

Geschichte

Bis zur städtischen Erschließung

Das Brandvorwerk
Festplatz an der Connewitzer Chaussee zum Turnfest 1863
Gaststätte Gosenthal um 1900

Von einem an der heutigen Arndtstraße aufgefundenen Gräberfeld aus der Eisenzeit abgesehen, begann die Besiedlung des Raumes der Südvorstadt etwa nach dem Jahr 600 mit dem altsorbischen Dorf Lusitz im Bereich der heutigen Alfred-Kästner-Straße, das aber aus unbekannten Gründen im 14. oder 15. Jahrhundert aufgegeben wurde. Die Mühle dieses Dorfes übereignete 1241 Markgraf Heinrich von Meißen den Nonnen des Leipziger St.Georg-Klosters. Die Mühle verlegten diese zwar 1287 in Stadtnähe (Nonnenmühle), betrieben aber bis 1541 am westlichen Ende der heutigen Schenkendorfstraße ein landwirtschaftliches Vorwerk. In dem danach von Dr. Peter Rothe geführten Vorwerk kam es 1593 zu einem Streitgespräch zwischen Lutheranern und Calvinisten. In dem in Leipzig folgenden Calvinistensturm wurde das Vorwerk niedergebrannt und hieß nach seinem Wiederaufbau nun Brandvorwerk. 1746 ist von einer Ausflugs- und Vergnügungsgaststätte im Brandvorwerk die Rede. 1844 eröffnete in der Nähe des Brandvorwerks an der Grenze der heutigen Südvorstadt die Gaststätte Gosenthal. Sie bestand mit einem späteren Saalanbau - auch unter dem Namen Ballhaus Schubert - bis 1904.

Bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts war der überwiegende Bereich der heutigen Südvorstadt Feldflur, über die die Connewitzer Chaussee verlief. An ihr wurde 1863 der große Festplatz zum 3. Allgemeinen Deutschen Turnfest in Leipzig angelegt, an dem vom 1. bis 5. August 20.000 Turner teilnahmen.

Die städtische Bebauung

Gründerjahrehäuser an der Kreuzung Kurt-Eisner-/August-Bebel-Straße

Für die zu erwartende Erweiterung der Stadt Leipzig wurde 1864 vom Rat der Stadt der „Allgemeine Bebauungsplan für die Südseite der Stadt“ verabschiedet, der den gesamten Bereich der heutigen Südvorstadt umfasste und die Anlage von schachbrettartigen Bebauungsblöcken zwischen zum Teil großzügig angelegten rechtwinklig zueinander verlaufenden Straßen vorsah. Einzig die Connewitzer Chaussee behielt als heutige Kochstraße ihren gekrümmten Verlauf. Es wurden einige von Bauten freizuhaltende Schmuckplätze vorgesehen, die in ihrer Konzipierung (Baum- und Wegeverteilung) auch heute noch vorhanden sind (Albrecht-Dürer-Platz, Heinrich-Schütz-Platz).

Die Andreaskirche

In den 1870er-Jahren begann die Bebauung von Norden her und dauerte bis in die 1920er-Jahre, so dass neben dem historisierenden Baustil der Gründerjahre auch zahlreiche Bauten des Jugendstils und des Art Déco anzutreffen sind. Die Häuser des nördlichen Bereichs der Südvorstadt sind in geschlossener Blockrandbauweise mit Innenhof errichtet, wobei die Höfe weitere Wohngebäude aber auch Gebäude für Handwerksbetriebe enthielten. Die sächsische Bauordnung war einzuhalten. Das heißt zum Beispiel, dass die Häuser nicht höher sein durften als die Straßen breit waren. Durch neue Bauvorschriften von 1889 konnten die südlichen Teile der Südvorstadt zum Teil in offener Bauweise gestaltet werden, d.h. mit Einzel- oder Doppelhäusern mit Abständen von fünf bzw. zehn Metern zwischen den Häusern.

Das Königliche Landgericht in der Elisenstraße

1878 erfolgte die Verlegung des städtischen Kohlebahnhofs an den Rand zwischen Staatseisenbahn zum Bayerischen Bahnhof und Südvorstadt. Südlich davon, ebenfalls an der Eisenbahn gelegen, entstand 1886 - 1888 nach Plänen von Stadtbaurat Hugo Licht der Städtische Schlacht- und Viehhof. 1890 - 1893 wurde als zentraler Kirchenbau des Stadtviertels auf dem ehemaligen Turnfestgelände nach Plänen des Architekten Georg Weidenbach die neugotische Andreaskirche errichtet. Die Andreaskirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1958 ihre Ruine gesprengt.

Zwischen 1876 und 1896 wurden in der Südvorstadt drei Schulen und eine Lehrerbildungsanstalt gebaut. In der Elisenstraße (heute Bernhardt-Göring-Straße) entstand 1906 das Königliche Landgericht. Wegen teilweiser Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde seine Dachgestaltung verändertert. Heute beherbergt das Gebäude das Amtsgericht Leipzig .

Die Entwicklung nach 1945

Bei Luftangriffen auf Leipzig im 2. Weltkrieg entstanden vor allen im östlichen Teil der Südvorstadt schwere Schäden. Diese wurden bis in die 1960er-Jahre durch 4-stöckige Neubaublöcke zu großen Teilen behoben. Für die beiden zerstörten Schulen an der Bernhardt-Göring-Straße entstand weiter südlich eine neue, ebenfalls in Großblockbauweise.

Das Hochhaus an der Karl-Liebknecht-Straße

Obwohl in Hofbereichen neben Handwerksbetrieben auch zahlreiche Industriefirmen existierten, die im Laufe der Verstaatlichung der Wirtschaft in der DDR zumeist enteignet wurden, war die 1922 gegründete Fabrik für Werkstoffprüfmaschinen Louis Schopper an der Bayerischen Straße (Artur-Hoffmann-Straße) die einzige mit einem größeren Betriebsgelände. Sie wurde 1945 in die Sowjetische Aktiengesellschaft „Awtowelo“ überführt. 1952 baute „Awtowelo“ auf ihrem Firmengelände entlang der Alfred-Kästner-Straße eine Kranbahnhalle in relativ moderner Architektur. Später wurde aus „Awtowelo“ der VEB Werkstoffprüfmaschinen.

Nachdem mit dem Verlust der Andreaskirche an der Karl-Liebknecht-Straße eine städtebauliche Dominante verloren gegangen war, wurde von 1961 bis 1964 an der benachbarten Ecke ein 12-stöckiges Hochhaus als neue Dominante errichtet und der Platz der Kirche als Grünfläche gestaltet.

Insgesamt ist für die Südvorstadt jedoch wie für die gesamte Stadt in der Zeit zwischen 1945 und 1990 ein kontinuierlicher Verfall der Altbausubstanz zu konstatieren.

Die Nachwendezeit

Das Hochhaus des MDR
Die Media City
Die Bundesbankfiliale in der Karl-Liebknecht-Straße

Ab 1990 begann die Sanierung der Altbausubstanz. Inzwischen gehört die Südvorstadt zu den am besten sanierten Stadtbereichen in Leipzig. Es wurden auch einzelne Wohnneubauten geschaffen. Ein größeres Objekt dieser Art ist die City-Residenz am Albrecht-Dürer-Platz. In stillgelegten Betriebsgebäuden (z.B. Werkstoffprüfmaschinen, Kunstanstalt Max Breslauer) entstanden Lofts.

Von 1997 bis 1999 wurde auf dem Gelände des stillgelegten Schlachthofs die Sendezentrale des MDR errichtet. Mittelpunkt ist das kreissegmentförmige 14-stöckige Bürohochhaus mit Glasfassade. Dieses ist an der Basis von einem vierstöckigen rechteckigen Bau für die Produktionsräume umgeben. Weitere Büro- und Technik-Einheiten sowohl in Neubauten als auch in einigen in gelber Klinkerbauweise erhaltenen ehemaligen Schlachthofbauten komplettieren die Anlage.

In den Folgejahren wurde nördlich des MDR-Geländes, ebenfalls noch auf ehemaligem Schlachthofgelände, die Media City Leipzig gebaut. Das ist quasi ein Gewerbegebiet für die Medienbranche mit Bürogebäuden, Ateliers und Werkstätten. Etwa 70 Unternehmen der verschiedensten Größe sind hier tätig, wobei viele direkt dem MDR zuarbeiten. Auch die Fernsehserie "In aller Freundschaft" wird hier produziert.

An der Karl-Liebknecht-Straße entstand eine Filiale der Bundesbank mit einem turmartigen Gebäudeteil. Vier Vasen auf hohen Säulen symbolisieren die verschiedenen Münzmetalle.

Kultur und Freizeit

Die Karl-Liebknecht-Straße mit ihren zahlreichen Gaststätten, Kneipen und Straßencafés sowie kleinen Läden ist ein beliebter Ort zum Bummeln und Entspannen. Da ein breites Themenspektrum abgedeckt wird, nennen manche diesen Bereich der Südvorstadt auch ein Szeneviertel.

Ebenfalls vielseitig sind die Angebote der naTo (zur DDR-Zeit „Kulturhaus der Nationalen Front“). Konzerte, Programmkino, Literaturlesungen, Theatervorstellungen und Veranstaltungen zu politischen Themen gehören zu den Offerten der vom Verein Kultur- und Kommunikationszentrum naTo e.V. betriebenen Kultureinrichtung. Spezieller ist die Distillery. Sie ist der älteste Techno-Club Ostdeutschlands und gilt als einer der fünfzehn bekanntesten und einflussreichsten Techno-Clubs Deutschlands. Im "Haus Steinstraße" bemüht sich der "Haus Steinstraße e.V. - Verein für Kultur, Bildung und Kontakte" um kulturpädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche in den Werkstätten Theater, Tanz, Musik, Malerei, Grafik, Buchdruck, Keramik, Neue Medien, Erfinden und Bauen. Das Haus beherbergt auch das DachTheater Leipzig, eine Bühne für Kinder und jugendliche Schauspielamateure. Profis beherrschen dagegen die Veranstaltungen mit Zuschauerbeteiligung wie "Riverboat" oder "Sonntag!" in den Studios der Media City.

Die Galopprennbahn Scheibenholz
Blick vom Fockeberg über die Südvorstadt

Die traditionsreiche Galopprennbahn Scheibenholz bildet den Übergang zu Park und Auenwald. Sie war die vierte in Deutschland begründete, veranstaltet aber heute nur noch wenige Renntage, lediglich vier im Jahre 2009.

Der ebenfalls zur Südvorstadt gehörende Fockeberg, der aus Kriegstrümmern der Stadt aufgeschüttet wurde aber inzwischen bewaldet ist, bietet einen Blick über die gesamte Stadt und ist ein beliebter Erholungsort. Auf seinem Gelände werden sportliche (Fockeberglauf) und andere Wettbewerbe (Seifenkistenrennen) ausgetragen.

Südlich der Galopprennbahn liegt die 1874 gegründete Kleingartensparte „Südvorstadt“. Es handelt sich hierbei um die zweitälteste Schrebergartenanlage Leipzigs.

Impressionen aus der Südvorstadt

Literatur

  • Äußere Südvorstadt - Eine historische und städtebauliche Studie. PROLEIPZIG 1998

Weblinks


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