Sülbeck

Sülbeck
Sülbeck
Stadt Einbeck
Wappen von Sülbeck
Koordinaten: 51° 46′ N, 9° 55′ O51.7715833333339.9183111Koordinaten: 51° 46′ 18″ N, 9° 55′ 6″ O
Höhe: 111 m ü. NN
Einwohner: 484 (2010)[1]
Eingemeindung: 1974
Postleitzahl: 37574
Vorwahl: 05561

Sülbeck ist eines der ältesten Dörfer im Gebiet der Stadt Einbeck im Landkreis Northeim. Die Entwicklung des Ortes ist von der Ausbeutung der Solequellen geprägt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Sülbeck liegt im Leinegraben[2] etwa 6 km südöstlich von Einbeck und nahe der Leine, wo sich das Naturschutzgebiet Leineniederung Salzderhelden erstreckt.

Geschichte

Eine vorgeschichtliche Besiedlung in der Nähe der Solequellen ist nachgewiesen: „vom Sülbecker Berg stammen Werkzeuge, die von dort rastenden Neandertalern gefertigt wurden“.[3] Bei Erschließung des Neubaugebietes „Am Bohrturm“ in den 1980er Jahren wurden weitere archäologische Untersuchungen durchgeführt die ergaben, dass die Besiedelung bis etwa 5000 v. Chr. zurückgeht.[3] Die ersturkundliche Erwähnung ist in Schriften des Klosters Amelungsborn aus dem Jahr 1210 zu finden. Dort geht es um die „salinis“ bei Siburgehusen. Am 26. April 1686 ordnete Kurfürst Ernst August von Hannover-Calenberg an, dass in Sülbeck ein „Saltz- und Leckwerck“ zu bauen sei. Um 1700 produzierte die Saline mit den Gradierwerken dann etwa 300 Tonnen Salz pro Jahr, die Produktion wurde in den nächsten hundert Jahren auf 800 Tonnen gesteigert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stieg der Ertrag auf über 5.000 Tonnen.

1974 wurde das Dorf durch die Niedersächsische Gebietsreform ein Ortsteil der Stadt Einbeck.

Saline

Wesentlicher Unterschied der Entwicklung Sülbecks im Vergleich zu seinen landwirtschaftlich geprägten Nachbarorten ist ab 1680 die Entwicklung der Saline. Bereits in vorhistorischer Zeit und bis in die 1980er Jahre hinein traten am Dorfbach bis zu dessen Verrohrung Solequellen zu Tage. Einige verbliebene Gebäude der alten Saline sind heute Technisches Denkmal.

Bau der Saline

Der aufstrebende hannoversche Staat hatte in seiner Suche nach Einkünften die Errichtung einer Saline ins Auge gefasst. Betrieben wurde das Projekt vom Drost zu Salzderhelden, Otto Friedrich von Moltke. Zunächst war wegen des hohen Salzgehaltes der Sole von mehr als 9,4 %[4] daran gedacht worden, die Sole direkt zu versieden. Berechnungen ergaben jedoch, dass die Kosten für das dafür nötige Holz zu hoch gewesen wären. So wurde das Projekt stark erweitert und der Bau eines Gradierwerkes zur Anreicherung der Sole auf ca. 20 % Salzgehalt vorgesehen. Das Gradierwerk war ca. 166 m lang und erstreckte sich in südlicher Richtung vom jetzigen Dorfplatz in Sülbeck.

Antrieb der Pumpen, Bau des Salzgrabens

Im Jahr 1686 waren ein Hauptbrunnen und zwei kleine Nebenbrunnen fertig. Um die Sole heraufzupumpen und das Gradierwerk zu beschicken, war eine hohe Pumpleistung notwendig. Einzig gangbare Kraftquelle zu jener Zeit war die Wasserkraft, die jedoch in Sülbeck nicht vorhanden war. Daher wurde ein Graben angelegt, um Wasser der Leine in Hollenstedt abzuzweigen und ca. 6,5 km dem Leinetalrand folgend um die Ortschaften Stöckheim und Drüber herum nach Sülbeck zu führen. Am Rand des jetzigen Dorfplatzes von Sülbeck machte der Kanal eine Biegung von 90° von Süden nach Osten und von dort wurde das Wasser wieder der Leine zugeführt. Etwa einhundert hannoversche Soldaten gruben diesen Kanal, den die Anwohner Salzgraben nannten, in etwa zweijähriger Bauzeit. Ein großes unterschlächtiges Wasserrad auf dem jetzigen Dorfplatz konnte dann entsprechende Pumpen antreiben. Ein stilisiertes Wasserrad ist heute wesentlicher Bestandteil des Ortswappens. Ebenfalls auf dem jetzigen Dorfplatz in Sülbeck wurde ein Soleturm erbaut, von dem aus die Sole auf die Gradierwerke geleitet werden konnte. Im Jahr 1689 nahm die Industrieanlage den Betrieb auf.[5] Bald kamen weitere Einrichtungen, wie ein zweites Gradierwerk, hinzu.

Brennstoffbeschaffung, Hafen

Der Transport der notwendigen Brennstoffe, zunächst Holz, zur Versiedung erfolgte per Pferdewagen. Die Brennholzbeschaffung war zu allen Zeiten der größte Kostentreiber. Brennholz wurde u. a. aus dem Harz herbeigeschafft. Die nunmehr privatisierte Saline konnte inzwischen auf Kohlelieferungen mittels Eisenbahn zurückgreifen. Im Jahr 1883 wurde daher der Salzgraben durch einen kleinen Hafen in Sülbeck erweitert.[6] Der Hafen wurde direkt an der jetzigen Deichstraße in Sülbeck, gegenüber dem Dorfplatz angelegt (das Gebiet ist seit 2010 bebaut). Zunächst wurden die Schiffe getreidelt. Im Jahre 1886 wurde ein Dampfschlepper beschafft, der Schuten mit Kohle den Salzgraben von Salzderhelden bis nach Sülbeck hinaufziehen konnte. Zur Überwindung des Höhenunterschiedes zwischen Sülbeck und der Einmündung des Salzgrabens in die Leine wurden zwei Schleusen gebaut. Später wurde der erste Schlepper „Theodor“ durch den stärkeren Schlepper „Grubenhagen“ ersetzt. Nach dem Bau einer Drahtseilbahn wurde der Schiffsverkehr aufgegeben. Der Salzgraben wurde später auf voller Länge im Rahmen des Baues des Hochwasserrückhaltebeckens Salzderhelden in den 1970er Jahren verfüllt.

Bau der Drahtseilbahn

1908 wurde mit dem Bau einer Seilbahnanlage zur Kohlebeförderung vom Bahnhof Salzderhelden nach Sülbeck begonnen.[7] Die Seilbahn begann am Bahnhof in Salzderhelden, wurde durch die Leinewiesen nach Sülbeck geführt, kreuzte dort die jetzige Deichstraße und den Salzgraben und endete auf dem Salinengelände auf dem jetzigen Dorfplatz. Diese Anlage blieb bis zur kompletten Betriebseinstellung der Saline durch Konkurs im Jahre 1950 in Betrieb. Danach wurde sie, wie viele der überflüssigen Gebäude, abgebrochen. Die Betonfundamente der Seilbahnstützen sind teilweise in den Leinewiesen erhalten.

Elektrizität und Telefon

Im Jahr 1899 wurde ein kleines Wasserkraftwerk in Sülbeck mit zwei Turbinen installiert.[7] In Sülbeck und Drüber wurde die Elektrizität am 22. Dezember 1899 eingeführt. Kurz darauf folgte Vogelbeck auf der anderen Seite der Leine, am 1. Juli 1903 Stöckheim. Zum Vergleich: Die Stadt Northeim erhielt erst 1912 elektrisches Licht. Bereits im Jahre 1894 wurde eine Telefonverbindung zwischen Hollenstedt und Sülbeck installiert, die erste in der Gegend. Sie diente zur schnellen Regulierung des Wasserzuflusses des Salzgrabens von der Leine aus.

Politik

Ortsbürgermeister ist Rolf Metje (SPD). Die aktuelle Wahlperiode läuft vom 1. November 2006 bis 31. Oktober 2011.

Ortsrat Drüber/Sülbeck

Es wird ein gemeinsamer Ortsrat mit Drüber gewählt.

Sehenswertes

Die Salz-Bohrtürme aus den Jahren 1865 und 1882 sowie das Sole-Reservoir von 1882 gelten seit 1984 als Technische Denkmale.

Persönlichkeiten

  • Theodor Lockemann (1885-1945), deutscher Bibliothekar, Direktor der Universitätsbibliothek in Jena

Weblinks

Literatur

  • Gernot Schmidt: Das löbliche Saltzwerck zu Sülbeck. Geschichte und Entwicklung einer niedersächsischen Saline. Verlag des Deutschen Bergbau-Museums. Bochum 1995. ISBN 3-921533-55-4 (Das Buch bietet einen kompletten Überblick über die Entwicklung der Saline in Sülbeck und enthält einen umfangreichen Bildanhang)
  • Einbecker Geschichtsverein e. V. (Hrsg.): Einbecks Dörfer - Bilder aus vergangenen Zeiten. Duderstadt 1995. ISBN 3-923453-64-7

Quellen

  1. Stadt Einbeck: Einwohnerstatistik Oktober 2010 (PDF). Abgerufen am 22. März 2011.
  2. Hansjörg Küster: Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa: von der Eiszeit bis zur Gegenwart. C.H. Beck. 1995, S. 26 (online)
  3. a b vgl. Einbecks Dörfer - Bilder aus vergangenen Zeiten, a.a.O., S. 132 f.
  4. Gernot Schmidt: Das löbliche Saltzwerck zu Sülbeck. Deutsches Bergbau-Museum. Bochum 1995, S. 20.
  5. Gernot Schmidt: Das löbliche Saltzwerck zu Sülbeck. S. 22
  6. Gernot Schmidt: Das löbliche Saltzwerck zu Sülbeck. S. 91
  7. a b Gernot Schmidt: Das löbliche Saltzwerck zu Sülbeck. S. 92

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