Balkanfeldzug (1941)

Balkanfeldzug (1941)
Europa nach dem Balkanfeldzug im Juni 1941

Im Balkanfeldzug griff das nationalsozialistische Deutsche Reich am 6. April 1941 Jugoslawien und Griechenland an. Die Invasion der deutschen Wehrmacht wurde von italienischen und ungarischen Truppen unterstützt. Am 17. April kapitulierten die jugoslawischen Streitkräfte, Griechenland am 23. April. Die Kämpfe auf der Insel Kreta, wo britische Truppen gelandet waren, zogen sich bis zum 1. Juni hin.

Ziel des Balkanfeldzugs war es zu verhindern, dass Großbritannien oder die Sowjetunion in dieser Mittelmeerregion Fuß fassen und von dort aus den geplanten deutschen Angriff auf die Sowjetunion bedrohen könnte. Der Balkanfeldzug verzögerte den Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion um sechs Wochen und erschwerte den Plan der Wehrmacht, in einem Blitzkrieg noch vor Wintereinbruch Moskau einzunehmen.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Nachdem Deutschland bis zum Sommer 1940 große Teile West- und Nordeuropas unter seine Gewalt gebracht hatte, befanden sich die Länder des Balkans im Spannungsfeld sowjetischer, britischer, deutscher und italienischer Großmachtinteressen. Hitler bemühte sich zunächst, den Balkanraum von politischen und militärischen Verwicklungen freizuhalten. Außerdem wurden die wirtschaftlichen Beziehungen zu den südosteuropäischen Ländern intensiviert, um ihre wirtschaftlichen Ressourcen für die künftigen Vorhaben des Deutschen Reiches zu sichern.

Dem Öl-Waffen-Pakt mit Rumänien vom 27. Mai 1940 folgte die Entsendung deutscher Soldaten Mitte Oktober 1940, welche die rumänische Armee ausbilden und die Ölgebiete von Ploiești sichern sollten. Für diese Truppenentsendung hätten zunächst nach Artikel III des deutsch-sowjetischen Paktes von 1939 diplomatische Konsultationen stattfinden müssen. Auch der Einsatz deutscher und rumänischer Streitkräfte gegen die Sowjetunion sollte vorbereitet werden. Ende Juni 1940 annektierte die Sowjetunion nicht nur Bessarabien, wie im geheimen Zusatzprotokoll des Paktes vereinbart, sondern auch die nördliche Bukowina. Obwohl Deutschland und Italien eine Garantie für Rumänien abgaben, besetzte die Sowjetunion eine Inselgruppe der Donaumündung und der sowjetische Außenminister Molotow machte Ansprüche auf die Südbukowina geltend. Den Konflikt zwischen Rumänien, Ungarn und Bulgarien löste Hitler im Wiener Schiedsspruch am 30. August 1940. Rumänien hatte sich politisch zuvor an Frankreich orientiert, das aber im Westfeldzug von Deutschland besiegt worden war. Es lehnte sich nun mit der Ernennung von Ion Antonescu zum Ministerpräsidenten und Staatsführer an Deutschland an.

Die Großmachtambitionen des italienischen Diktators Mussolini waren bereits seit den 1930er Jahren auch auf den Balkan gerichtet. Rom und Berlin hatten hier unterschiedliche Zielsetzungen. Als Garantiemacht des Wiener Schiedsspruchs richtete Italien sein Interesse auf Jugoslawien und Griechenland. Beides waren neutrale Staaten, die eher deutschfreundlich orientiert waren. Am 10. Juni 1940 trat Italien in den Krieg gegen die britisch-französische Allianz ein. Hitler machte dem italienischen Außenminister Ciano im August 1940 klar, dass er „Ruhe auf dem Balkan“ für äußerst wichtig halte und einen italienischen Angriff auf Jugoslawien ablehne. Italien hatte Deutschland ersucht, eine gemeinsame Militäraktion gegen Jugoslawien vorzubereiten. Ohne Abstimmung mit dem Deutschen Reich griffen am 28. Oktober 1940 [1] italienische Verbände mit ca. 155.000 Soldaten vom seit 1939 italienisch besetzten Albanien aus Griechenland an, woraufhin britische Truppen Kreta besetzten und die griechischen Küstengewässer gegen Landungsversuche verminten. Am 4. November wurde der italienische Angriff gestoppt, Mussolinis Blitzkrieg war gescheitert. Die italienischen Truppen mussten bis hinter ihre Ausgangsstellungen zurückweichen. Am 12. November 1940 befahl Hitler dem Oberkommando des Heeres in seiner Weisung Nr. 18, einen deutschen Angriff über Bulgarien auf Griechenland vorzubereiten. Einen Tag später unterschrieb er die entsprechende Weisung Nr. 20 (Fall Marita).

Griechenland bemühte sich, eine militärische Auseinandersetzung mit dem Deutschen Reich zu verhindern. Im Januar 1941 teilte die Regierung Metaxas der deutschen Seite mit, die britische Militärhilfe beschränke sich auf Luftunterstützung gegen Italien, es gebe keine britischen Truppen auf dem Festland. Sie schlug vor, das Deutsche Reich solle im Streit mit Italien mit einem Schiedsspruch schlichten, wie es das im August 1940 bereits im Grenzstreit zwischen Ungarn und Rumänien getan hatte. Allerdings hatte der britische Premierminister Winston Churchill bereits am 19. Dezember 1940 in einer Rede die Verlegung britischer Verbände von Nordafrika in die Ägäis erwähnt. Der griechische Ministerpräsident Metaxas verhandelte etwa zur selben Zeit mit Großbritannien und forderte mindestens neun britische Divisionen. Anfang Februar 1941 sagte Churchill zu, wollte allerdings nicht viel mehr als drei Divisionen zugestehen.

Aus Sicht des Deutschen Reiches bedrohte das britische Engagement in Griechenland die kriegswichtigen rumänischen Erdölfelder. Der bulgarische Zar Boris räumte im November 1940 der Wehrmacht ein Durchmarschrecht nach Griechenland ein. Die Sowjetunion versuchte, Bulgarien vom Beitritt zum Dreimächtepakt abzuhalten und bot eine Garantieerklärung an, die jedoch abgelehnt wurde. Das Deutsche Reich machte der Sowjetunion deutlich, dass Bulgarien in der deutschen Sicherheitszone liege und es mit Bulgarien einen Beistandspakt ratifizieren wolle.[2] Gegenüber der Türkei sicherte Bulgarien sich am 17. Februar 1941 durch den Austausch von Freundschafts- und Nichtangriffserklärungen ab. Vom Deutschen Reich erhielt Bulgarien die Zusicherung territorialen Zugewinns in Griechenland und eines Zugangs zum Ägäischen Meer. Vertreter des bulgarischen Generalstabs und der 12. Armee vereinbarten den Aufgabenbereich bulgarischer Truppen bei den deutschen Operationen in Griechenland. Am 1. März 1941 trat Bulgarien dem Dreimächtepakt bei. Bereits am nächsten Tag setzten deutsche Truppen über die Donau und rückten in ihre bulgarischen Einsatzräume vor. Großbritannien berief daraufhin seinen Botschafter aus Sofia ab und unterbrach die Wirtschaftsbeziehungen mit Bulgarien. Das Deutsche Reich hatte die Sowjetunion, mit der es durch einen Freundschaftsvertrag verbunden war, vom geplanten Einmarsch offiziell vorab informiert. Moskau bedauerte den deutschen Schritt, erwähnte aber keine nachteiligen Folgen für das beiderseitige Verhältnis. Bis zum 28. März 1941 standen 14 deutsche Divisionen in Bulgarien, vorwiegend an der bulgarisch-griechischen Grenze.

Am 25. März 1941 unterzeichnen jugoslawische Regierungsvertreter in Wien den Beitritt zum Dreimächtepakt. Jugoslawien stand seit 1934 dem Deutschen Reich nahe, militärisch gab es bis 1941 aber keine Kooperation. Auf diese Nachricht hin kam es in Jugoslawien zu antideutschen Demonstrationen. Am 27. März 1941 putschten Offiziere in Belgrad gegen die Regierung von Premierminister Dragiša Cvetković und setzten den 17-jährigen Peter II. auf den Thron; Prinzregent Paul von Jugoslawien floh nach Griechenland. General Dušan Simović bildete eine neue Regierung und annullierte den Beitritt zum Dreimächtepakt. Cvetković und andere Unterzeichner des Paktes wurden verhaftet. Daraufhin entschloss sich Hitler, nicht nur Griechenland, sondern auch Jugoslawien anzugreifen. Am selben Abend noch befahl Hitler in der Weisung Nr. 25, in einem Blitzfeldzug Jugoslawien „militärisch und als Staatsgebilde zu zerschlagen“. In Bulgarien nahm die 12. Armee, acht Divisionen und drei Regimenter, ihre Angriffspositionen ein. In Österreich stand die 2. Armee zum Einmarsch in Jugoslawien bereit. Der jugoslawische Operationsplan „R-41“ sah einen defensiven Einsatz von 27 Divisionen entlang der Grenze vor.

Die neue jugoslawische Regierung hatte umgehend eine Delegation nach Moskau entsandt, um Verhandlungen mit der sowjetischen Regierung über einen Beistandspakt aufzunehmen. Zwar wies die Sowjetführung dieses Ansinnen zurück, erklärte sich aber zum Abschluss eines Freunschafts- und Nichtangriffspaktes bereit, der nach nur zweitägigen Verhandlungen am 5. April, einen Tag vor dem deutschen Angriff, unterzeichnet wurde.

Feldzug

Zerschlagung Jugoslawiens

Verlauf des Feldzugs gegen Jugoslawien

Am 6. April 1941 um 5.15 Uhr griffen Wehrmachtsverbände ohne vorherige Kriegserklärung oder Ultimatum mit 33 Divisionen (davon sechs Panzerdivisionen) und insgesamt 680.000 Soldaten Griechenland und Jugoslawien an. Die deutsche 12. Armee stieß von Bulgarien aus auf Saloniki vor, die 2. Armee und die Panzergruppe 1 mit 15 Divisionen operierten von der Steiermark, Ungarn, Rumänien und Bulgarien aus gegen Jugoslawien. Nach kurzer Zeit griffen die ungarische 3. Armee (10 Brigaden) sowie die italienische 2., 9. und 11. Armee (38 Divisionen) in die Kämpfe ein. 1.153 deutsche und 320 italienische Flugzeuge wurden eingesetzt.

Das jugoslawische Heer gliederte sich in 32 Divisionen und neun Brigaden, die Luftstreitkräfte verfügten über 400 Flugzeuge. Griechenland besaß 21 Divisionen, vier Brigaden, und 80 Flugzeuge. Dazu kamen zwei britische Infanteriedivisionen, eine Panzerbrigade sowie sieben Staffeln (84 Maschinen) der Royal Air Force.

Zerstörungen in Belgrad, 1941

484 Bomber und Stukas sowie 250 Jagdflugzeuge der Achsenmächte eröffneten den Krieg mit dem für die Zivilbevölkerung verheerenden Luftangriff auf Belgrad und auf jugoslawische Flugplätze. Am selben Tag begann auch der Angriff zweier Armeekorps der Wehrmacht auf den rechten und linken Flügel der jugoslawischen Armee Ost-Mazedonien unter General Bakopoulos. Am 8. und 9. April näherten sich deutsche Verbände Belgrad. Im Laufe des 10. Aprils wurde Zagreb besetzt. Belgrad wurde am 12. April von der aus drei Richtungen vordringenden Panzergruppe 1 eingenommen. Am 17. April um 21 Uhr unterschrieb General Danilo Kalafatović als Vertreter des jugoslawischen Obersten Befehlshabers in Belgrad die bedingungslose Kapitulation der jugoslawischen Streitkräfte, es gingen 6.298 Offiziere sowie 337.864 Unteroffiziere und Mannschaften serbischer und montenegrinischer Abstammung in deutsche Kriegsgefangenschaft. König Peter und seine Regierung gingen außer Landes.

Jugoslawien wurde in zehn Teile mit unterschiedlichem staatsrechtlichem Status aufgeteilt. Kroatien erklärte sich bereits am 15. April zum Unabhängigen Staat Kroatien. Das Deutsche Reich erkannte diesen neuen Vasallenstaat, der von der Ustascha regiert wurde und zu dem auch Slawonien, Syrmien und fast ganz Dalmatien, Bosnien und die Herzegowina gehörten, diplomatisch an. Anders erging es Serbien: Ihm blieben nur noch sein Territorium in den Grenzen von 1912 (ohne Mazedonien und das Westbanat). Sein Gebiet umfasste mehr als ein Viertel der Gesamtfläche des ehemaligen Jugoslawien. Von den Gebieten, die vor 1941 noch zu Serbien zählten, besetzte Ungarn die Südbaranja und die Batschka, Bulgarien den Großteil von Mazedonien. Zwar erhielt es eine eigene Landesregierung, doch war diese von den Deutschen abhängig. Das Land wurde zur ausschließlich deutschen Einflusszone erklärt und unter deutsche Militärverwaltung gestellt.

Zerstörte jugoslawische Panzer

Die jugoslawischen Kriegsgefangenen wurden je nach ethnischer Zugehörigkeit behandelt. Die slowenischen, bosnisch-muslimischen, kroatischen, ungarischen, deutschen (donauschwäbischen) und mazedonischen Soldaten - die Hälfte der jugoslawischen Armee - wurden freigelassen. Etwa 180.000 Serben wurden zum Arbeitseinsatz nach Deutschland gebracht.

Vier Infanteriedivisionen wurden speziell als Besatzungstruppen für den Balkan zusammengestellt, die 704., 714., 717. und 718. Infanteriedivision. Zwei davon in Österreich, die 717. im Wehrkreis XVII, die 718. im Wehrkreis XVIII. Auch nach der Neuaufstellung der 717. als 117. Jägerdivision und der Zuführung von Offizieren und Mannschaften aus anderen Wehrkreisen stellten Österreicher die Mehrheiten der Mannschaften. Beide in den österreichischen Wehrkreisen aufgestellten Divisionen blieben bis zur Kapitulation auf dem Balkan; die 718. Infanteriedivision in Kroatien, die 717. Infanteriedivision und spätere 117. Jägerdivision wurde im Frühjahr 1943 von Jugoslawien nach Griechenland verlegt.[3]

Operationen in Griechenland

Griechenlandfeldzug

Die in Bulgarien stationierte deutsche 12. Armee unter Generalfeldmarschall Wilhelm List überschritt am 6. April 1941 die Grenze nach Griechenland. Dabei kam ihnen der Umstand zugute, dass der Hafen Piräus am 7. April bei einem Luftangriff durch einen Zufallstreffer auf ein Munitionsschiff total verwüstet wurde und die britischen Truppen daraufhin Nachschubprobleme bekamen. Am 9. April durchbrach ein Wehrmachtskorps mit starker fliegerischer Unterstützung durch Sturzkampfflugzeuge die Gebirgsbefestigungen der Metaxas-Linie bei dem Fort Roupel im Tal des Strymonas. Am gleichen Tag erreichten deutsche Panzerverbände Thessaloniki und besetzten die Stadt, die somit eingeschlossene griechische 2. Armee kapitulierte daraufhin.

Frontlinien am 15. April

Gleichzeitig rückten deutsche Verbände nach der Einnahme der Vardarska banovina im heutigen Mazedonien entlang des Vardar-Tals (Axios) sowie auf der Ebene Florina-Bitola (Monastir) nach Griechenland vor und trafen dabei auf die Westflanke der von gemischten britischen und Commonwealth-Verbänden unter dem Befehl von General Henry M. Wilson („W Force“) gehaltenen Aliakmonas-Linie. Am 11. April 1941 eroberten deutsche Verbände, darunter auch die SS-Division Leibstandarte Adolf Hitler, den Klidi-Pass südöstlich von Florina sowie am 14. April Kozani. Das gegnerische Expeditionskorps zog sich hierauf hinter den Aliakmonas sowie im Osten nach Platamon am Fuße des Olymp zurück. Am 16. April gab General Wilson dem griechischen Oberbefehlshaber Alexandros Papagos seine Entscheidung bekannt, die Aliakmonas-Linie aufzugeben und bei den Thermopylen eine neue Verteidigungsstellung aufzubauen. Parallel begannen Vorbereitungen für die Evakuierung der alliierten Truppen. Dadurch wurde den deutschen Truppen der Weg über das Pindos-Gebirge nach Epirus freigegeben.

Am 16. April versperrten Wehrmachtsverbände der sich von der Epirus-Front zurückziehenden griechischen 1. Armee den Rückzugsweg durch den Katarra-Pass bei Metsovo. Die vom Gebirgsmassiv eingeschlossenen griechischen Truppen wurden nun von den Achsenmächten im Westen und Osten bedrängt. Am 18. April beging Ministerpräsident Alexandros Koryzis in Athen Selbstmord, die neue Regierung bildete Emmanouil Tsouderos. Am 20. April entband General Georgios Tsolakoglou in Absprache mit anderen Offizieren den Befehlshaber der Epirus-Armee Ioannis Pitsikas seines Kommandos und präsentierte anschließend SS-Obergruppenführer Josef Dietrich die Kapitulation. Dies erfolgte gegen den ausdrücklichen Befehl des Oberkommandierenden der griechischen Armee General Alexandros Papagos. Nach italienischen Protesten über dieses Vorgehen wurde am Folgetag eine zweite Kapitulation in Anwesenheit italienischer Offiziere in Ioannina sowie am 23. April in Thessaloniki eine dritte, offizielle Kapitulation Griechenlands gegenüber Deutschland und Italien vollzogen. Am gleichen Tag schiffte sich König Georg II. mit seiner Regierung nach Kreta ein.

Am 21. April ordnete der alliierte Oberbefehlshaber im Mittelmeer und Nahen Osten Archibald Wavell endgültig die Evakuierung der verbleibenden alliierten Truppen nach Kreta und Ägypten (Operation Demon) an. Bis zum 30. April konnten von der Royal Navy rund 50.000 Mann über Häfen in Attika und auf dem Peloponnes evakuiert werden, allerdings ohne schwere Waffen und Gerät. Am 24. April gaben die alliierten Nachhutverbände die bis dahin verteidigte Thermopylen-Stellung auf. Am Samstag dem 26. April besetzten Wehrmachtverbände Korinth und am 27. April rückten Vorausabteilungen der 5. Panzerdivision in Athen ein. Der Feldzug Hitlers auf dem griechischen Festland endete am 29. April mit der Einnahme von Kalamata im Süden des Peloponnes. Einige größere ägäische Inseln, darunter Lemnos, Lesbos und Chios wurden bis Anfang Mai von deutschen Infanterie- und Luftlandetruppen besetzt. Italienische Truppen besetzten gleichzeitig die Ionischen Inseln.

Die alliierten Verluste auf dem Festland betrugen ca. 12.000 Mann, die in Gefangenschaft gerieten, sowie das gesamte schwere Kriegsgerät. Die Wehrmachtsverluste auf dem Festland betrugen 2.559 Tote, 5.820 Verletzte und 3.169 Vermisste.

Kreta gab Großbritannien als militärische Basis die Möglichkeit, den Zugang zur Ägäis zu kontrollieren und die Ölfelder in Rumänien zu bombardieren. Am 20. Mai begann die deutsche Luftlandeoperation zur Eroberung Kretas unter Beteiligung von Heereskräften sowie der deutschen und italienischen Marine. Sie gelang unter hohen Verlusten der deutschen Truppen. Im Anschluss wurde Griechenland von den Achsenmächten in Besatzungszonen aufgeteilt, Italien besetzte den größten Teil. König Georg II. und seine Regierung gingen ins englische Exil.

Bis zur Kapitulation wurden etwa 210.000 Soldaten der griechischen Armee in deutschen Gewahrsam genommen, danach die gesamte etwa 430.000 Mann umfassende Armee zu Kriegsgefangenen erklärt. Nach kurzer Zeit wurden sie jedoch nach Hause entlassen. Ein Teil der griechischen Streitkräfte konnte sich dem deutschen Zugriff entziehen und in Ägypten sammeln. Sie bildeten die ca. 20.000 Mann starke griechische königliche Armee, die unter britischem Oberbefehl unter anderem in El Alamein und 1944 in Italien kämpfte.

Folgen

Der Balkanfeldzug hatte im besetzten Jugoslawien wie auch in Griechenland einen lang andauernden Partisanenkrieg zur Folge, dessen die Wehrmacht nicht Herr wurde. Sie wurde von verschiedenen Partisanengruppen bekämpft, wobei sich die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee unter Tito durchsetzen konnte. Ähnlich hatte in Griechenland die kommunistische Volksbefreiungsarmee ELAS die Oberhand unter den Partisanenverbänden. In diesem Fall führte das nach Kriegsende allerdings nicht zur Herrschaft der Kommunisten, sondern wegen der Intervention britischer Truppen zum griechischen Bürgerkrieg.

Der Balkanfeldzug ermöglichte auch die Ermordung der jugoslawischen Juden. Ein Teil der kroatischen Juden wurden ab August 1941 in eigenen Lagern des Ustascha-Regimes umgebracht, ein anderer wurde von August 1942 an auf deutsches Drängen hin nach Auschwitz deportiert. In Serbien dagegen war der Holocaust weitgehend ein Verbrechen der Wehrmacht. Nachdem seit Anfang Oktober 1941 die Kämpfe mit Partisanen- und Tschetnik-Einheiten erheblich zugenommen hatten, begann sie unter dem Befehl des Kommandierenden Generals General der Infanterie Franz Böhme, zumeist jüdische Zivilisten als Vergeltungsmaßnahme für die Angriffe zu erschießen. Dadurch war Serbien nach Estland das zweite besetzte Land, welches als „judenfrei“ bezeichnet werden konnte.[4] In Griechenland wurden fast 90 Prozent der dort lebenden Juden ermordet, nach Polen der prozentual höchste Anteil. Das lag nicht zuletzt daran, dass der größte Teil der griechischen Juden in Thessaloniki lebte, das von Anfang an zur deutschen Besatzungszone gehörte. Auf Zakynthos, in Chalkis und Athen konnte die jüdische Bevölkerung sich wegen der Mithilfe ihrer christlichen Nachbarn, teilweise auch der Behörden und der Kirche, oftmals retten, im Fall Zakynthos sogar komplett. In Ioannina, auf Korfu und auf Kreta war dies nicht möglich.

Gemeinsam mit dem Afrikafeldzug trug der Balkanfeldzug dazu bei, dass sich der geplante Überfall auf die Sowjetunion um mehrere Wochen verzögerte. Der Historiker Hans-Ulrich Wehler hält es für möglich, dass bei einem früheren Beginn des „Unternehmens Barbarossa“, der Winterkrieg hätte vermieden werden können, der die Wehrmacht im Dezember 1941 daran hinderte, Moskau zu erobern.[5]

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Der 28. Oktober ist noch heute in Griechenland Nationalfeiertag, der sog. „óchi-Tag“, weil der damalige Machthaber in Griechenland dem Ansinnen des italienischen Diplomaten mit einem entschlossenen „Nein“ (=óchi) antwortete.
  2. Detlef Vogel: Das Eingreifen Deutschlands auf dem Balkan, in: ders. / Gerhard Schreiber/ Bernd Stegemann (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 3: Der Mittelmeerraum und Südosteuropa – Von der „non belligeranza“ Italiens bis zum Kriegseintritt der Vereinigten Staaten.', Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1984, ISBN 3-421-06097-5, S. 428f.
  3. Walter Manoschek, Hans Safrian: Österreicher in der Wehrmacht in: E.Talos, E.Hanisch, W.Neugebauer (Hrsg.): NS-Herrschaft in Österreich 1938-1945, Wien 1988, ISBN 3-900351-84-8, S.342f.
  4. Walter Manoschek: „Gehst mit Juden erschießen?“ – Die Vernichtung der Juden in Serbien, in: Hannes Heer und Klaus Naumann (Hrsg.): Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944, Hamburger Edition, 2. Auflage, 1995, Seite 52 und 53
  5. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 4: Vom Beginn des ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914-1949 C.H. Beck Verlag, München 2003, S. 533.

Literatur

  • Heinz Richter: Griechenland im Zweiten Weltkrieg 1939-1941. Contingenza Grecia - Operationen Barbarity, Lustre und Marita . 2. Auflage, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-447-06410-1.
  • Heinz Richter: Operation Merkur. Die Eroberung der Insel Kreta im Mai 1941. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-447-06423-1.
  • Jozo Tomasevich: War and Revolution in Yugoslavia, 1941–1945. Occupation and Collaboration, Stanford University Press, 2001 ISBN 0-804-73615-4
  • Detlef Vogel: Das Eingreifen Deutschlands auf dem Balkan, in: ders. / Gerhard Schreiber/ Bernd Stegemann (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd.3: Der Mittelmeerraum und Südosteuropa – Von der »non belligeranza« Italiens bis zum Kriegseintritt der Vereinigten Staaten, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1984, S.417–511. ISBN 3-421-06097-5
  • Detlef Vogel: Deutschland und Südosteuropa - Von politisch-wirtschaftlicher Einflußnahme zur offenen Gewaltanwendung und Unterdrückung, in: Wolfgang Michalka (Hrsg.): Der Zweite Weltkrieg - Analysen, Grundzüge, Forschungsbilanz, Verlag Piper, München/ Zürich 1989, S.532–550. ISBN 3-492-10811-3

Weblinks

 Commons: Balkanfeldzug – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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