Tabletop (Spielekategorie)

Tabletop (Spielekategorie)
Warhammer 40,000 während des Spiels.

Als Tabletop (engl. „Tisch-“) bezeichnet man ein Strategiespielsystem, bei dem mit Miniaturfiguren (früher aus einer Zinnlegierung gegossen oder aus Papier ausgeschnitten, heute meist Zinn- oder auch Kunststofffiguren) auf einer beliebigen Oberfläche (besonders Tischen) gespielt wird. Die Spielfläche wird oft mit sogenannten „Geländestücken“ (Hügel, Wälder, Ruinen aus Modellbauläden oder selbstgebaut) gestaltet. Da es kein herkömmliches Spielbrett gibt, werden Entfernungen (Bewegungs- oder Schussreichweiten) in den meisten Regelsystemen mit einem Maßband ausgemessen. Einige Systeme verwenden Hexfelder, um Entfernungen darzustellen (Battletech, Demonworld u. a.). Die Figuren werden meistens aus vorgefertigten Bausätzen sorgfältig zusammengebaut und aufwendig bemalt oder in Form von Sammelfiguren erworben. Das Tabletop lässt sich in den Bereich der Konfliktsimulationen einordnen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die heutigen Tabletopspiele sind Weiterentwicklungen des sogenannten „Kriegsspiels“, das Anfang des 19. Jahrhunderts von Baron von Reisswitz entworfen wurde, um preußische Offiziere in Strategiefragen zu trainieren.

Genres

historische Miniatur

Die derzeit in Deutschland am weitesten verbreiteten Tabletopspiele sind in eine Fantasiewelt eingebettet, die sich entweder am Fantasy-Genre, am Science-Fiction-Genre oder einer Mischung aus beidem orientiert. In dieser Gattung werden oft Elemente aus weitläufig bekannten Fantasiewelten wie z. B. J. R. R. Tolkiens Herr der Ringe oder dem Star-Wars-Universum verwendet, um den Wiedererkennungswert zu erhöhen und die Einstiegshürden zu minimieren. Die am häufigsten anzutreffenden Elemente bei diesen Fantasy Tabletops sind Magie, fiktive Rassen wie z. B. Orks, oder futuristische Gegenstände wie Laserwaffen und Raumschiffe.

Neben den Fantasy-Tabletops gibt es aber auch etliche Tabletops, die in historische Hintergründe eingebettet wurden (Historische Tabletops). Bei diesen Spielen werden Truppen oder Armeen dargestellt, die in der Geschichte tatsächlich einmal existiert haben. Die weitere Einteilung dieser Gattung erfolgt nach geschichtlichen Epochen und nach Regionen. (Zum Beispiel Historische Tabletops der Antike, des Mittelalters, des Siebenjährigen Krieges, der Napoleonischen Kriege, Szenarien zum Zweiten Weltkrieg, der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg etc).

Bisher weniger verbreitet sind Genres wie Horror, Abenteuer (Piraten u. ä.), Western oder Pulp (Pseudohistorisch im Comic- oder Hollywoodstil), allerdings ist die Anzahl an Publikationen in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

Abgrenzung zu Brett- und Rollenspielen

Die Grenzen zwischen Tabletop- und anderen Spielen sind oft fließend. Einige Brettspiele mit Miniaturen wie z. B. HeroQuest sind für Tabletop-Einsteiger konzipiert, Varianten mit variablem Spielplan können dabei schon fast als Tabletop bezeichnet werden. Auf der anderen Seite können klassische Tabletops wie Battletech oder Demonworld durch ihre vorgefertigten Spielpläne beinahe als Brettspiele bezeichnet werden. Ähnlich fließend ist der Übergang zum Rollenspiel. Während Rollenspieler durchaus Miniaturen zur Darstellung ihrer Aktionen im Spiel verwenden, gibt es auch Tabletops, deren Regeln einen starken Rollenspielanteil haben.

Spielregeln

Mit teilweise sehr komplexen Spielregeln wird versucht, möglichst alle Aspekte einer tatsächlichen Schlacht im Spiel umzusetzen. So werden in vielen Tabletops die Moral der Truppe, Vor- und Nachteile von Gelände und Ausrüstung sowie Einheiten mit speziellen Fähigkeiten und Taktiken wie Phalanx, Plänkler, Kavallerie und natürlich die Eigenschaften der verschiedenen Waffen regeltechnisch umgesetzt. Es muss immer ein Kompromiss zwischen komplizierten, realistischen Regeln und einfachen, abstrakten Regeln gefunden werden. Hierin liegt auch der grundlegende Unterschied der verschiedenen Regelsysteme.

Gemäß den Regeln werden die meisten Aktionen über Würfelwürfe bestimmt. Viele Systeme nutzen neben gewöhnlichen sechsseitigen Würfeln auch spezielle Würfel mit anderen Seitenzahlen. Einige weniger verbreitete Systeme werden mit Hilfe von Spielkarten gespielt oder nutzen Kombination aus Würfeln und Karten. Daneben gibt es Systeme, die den Zufall weitgehendst ausschalten und vor allem über den Vergleich von Eigenschaftswerten funktionieren.

Maßstäbe

Die Figuren von Tabletops gibt es in verschiedenen Größen und Maßstäben. Am meisten verwendet werden Figuren der Größe 6 mm, 10 mm, 15 mm, 25 mm, 28 mm, 32 mm und 54 mm, sowie der Maßstäbe 1:87, 1:76, 1:72 und 1:64. Die mm-Anzahl gibt die Größe eines durchschnittlichen Menschenmodells in Millimetern an. Bei klassischen Figuren kann damit allerdings auch die Höhe der Miniatur vom Boden bis zu den Augen gemeint sein, da die meisten historischen Miniaturen Kopfbedeckungen tragen, was zu einer ungenauen Größenangabe führen könnte. Der 6-mm-, 10-mm- und 15-mm-Maßstab wird zumeist für historische Tabletops genutzt, während der 25-mm- und der 28-mm-Maßstab vorwiegend für Fantasy- und Science-Fiction-Tabletops genutzt wird, da er einen höheren Detailgrad der Figuren ermöglicht.

Der Maßstab entscheidet, ob das Tabletopspiel eher dazu gedacht ist, um große Truppenverbände mit großen Regimentern darzustellen, oder ob mehr Wert auf Einzelminiaturen gelegt wird, die entsprechend weniger zahlreich, dafür aber detaillierter modelliert und mit genaueren Sonderregeln ausgestattet sind.

Sammelminiaturenspiele

Mage Knight bezog den von Trading Card Games bekannten Sammlereffekt mit ein, indem die (hier schon vorbemalten) Figuren in „Boosterpacks“ verkauft wurden. Zudem wird hier die Standfläche (Fachbegriff: Base) als Lebenspunkt- und Werteanzeige verwendet. Auch gibt es einen Sammlermarkt, der sich auf alte, nicht mehr produzierte Miniaturen konzentriert.

Die durch Trading Card Games großgewordene US-Firma Wizards of the Coast brachte im August 2006 auf ähnlicher Basis das Sammelminiaturenspiel Dreamblade auf den Markt.

Das letzte große System stammt ebenfalls von Wizards of the Coast. Es handelt sich dabei um die Star Wars Reihe, unter anderem gibt es ein System bei denen man Raumschlachten nachstellen kann.

Tabletopsysteme und anbietende Firmen

Warhammer zählt zu den traditionelleren Systemen und stellt Schlachten zwischen Fantasy-Armeen dar. Truppen werden in Kampfverbänden oder Regimentern zusammengefasst und in Gruppen gesteuert. Die Modellanzahl liegt pro Armee meist bei über 100 Modellen.

Skirmish Tabletops hingegen benötigen ungleich weniger Modelle. Meistens wird jedes Modell separiert gespielt (z. B. Fearless) oder in kleineren Truppenverbänden zu 2–4 Modellen zusammengefasst (z. B. Confrontation, Dark Age, Arcane Codex Arena und Warmachine/Hordes).

Zwischenbereiche stellen Chronopia, Warzone oder Titan2577 dar, welche erheblich größere Truppenverbände nutzen können, aber eine Vielzahl an Einzelmodellen einsetzen.

Am weitesten verbreitet sind die Produkte von Games Workshop wie Warhammer Fantasy, Warhammer 40000 und Herr der Ringe.

Neben Games Workshop gibt es weitere bekannte Firmen: Excalibur Miniaturen mit Fearless, Titan2577 und Magic Challenge; Rackham mit Confrontation und AT-43; Urban Mammoth mit Void; Wizkids mit Mage Knight, Mechwarrior: Dark Age und Crimson Skies; FANPRO LCC mit Classic BattleTech (dem bekannteren Mechwarrior-Vorgänger), Kraken Editions mit Alkemy, Asmodee mit Helldorado und Privateer Press mit WARMACHINE und Hordes.

Im Bereich historischer Schlachten ist De Bellis Multitudinis (oder DBM) zusammen mit seinem kleineren Bruder De Bellis Antiquitatis(DBA) sehr verbreitet. In Deutschland wird DBM hauptsächlich im 15-mm-Maßstab gespielt. Beide Systeme decken den Zeitraum von etwa 3000 vor Christus bis ins späte 16. Jahrhundert ab. Games Workshop ist mit Warhammer Ancient Battles, Legends of the Old West u. a. vertreten. Weitere in den letzten Jahren erschienene, bedeutende Systeme sind Field of Glory von Osprey Publishing, einem Fachverlag für Militärgeschichte und Flames of War von Battlefront.

Daneben gibt es noch viele Firmen, welche eine Vielzahl an Figuren in ihrem Sortiment haben, die nicht für ein bestimmtes Spielsystem produziert werden, zum Beispiel Ral Partha, Gamezone, Fenryll, Foundry, Reaper Miniatures, Thomarillion, Freebooter Miniatures, TIN Bitz und Assassin Miniaturen.

2004 wurde vom Spielzeugriesen Hasbro ein Einsteiger Tabletop namens Heroscape auf den Markt gebracht, dass im Vergleich zu seinen großen Brüdern ein eher simples Regelsystem besitzt. Der Hauptunterschied ist, dass Heroscape eine veränderbare 3D-Landschaft besitzt, auf der die Kämpfe stattfinden.

Siehe auch: Gloire (Brettspiel)

Weblinks


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