Tagangst

Tagangst
Klassifikation nach ICD-10
F51.4 Pavor nocturnus
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Der Pavor (lateinisch die Angst) oder der Angor (lateinisch die Beklemmung, vergleiche Angina) ist eine Form der Schlafstörung, eine Parasomnie, die vorwiegend Klein- und Schulkinder betrifft, aber auch Erwachsene ein Leben lang begleiten kann. Sie kann nach dem zeitlichen Auftreten in zwei Formen unterteilt werden:

  • der Pavor nocturnus ist die Nachtangst,
  • der Pavor diurnus ist die Tagangst (Form beim Mittagsschlaf).

Der Pavor Nocturnus tritt häufig gemeinsam mit dem Schlafwandeln auf und wird als grundsätzlich harmlos angesehen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Symptome

Während der ersten Non-REM-Schlafphase (typischerweise 15 Minuten bis eine Stunde nach dem Einschlafen) schreckt das Kind mit einem Schrei aus dem Tiefschlaf und ist vegetativ zunächst so aktiviert, dass es für bis zu fünfzehn Minuten nicht ansprechbar sein kann. Das Kind verspürt in dieser Zeit eine große Angst, welche man am Vegetativum messen kann. Als Zeichen dieser vegetativen Erregung kommen kalter Schweiß, schneller Puls (Tachykardie) und beschleunigte Atmung (Tachypnoe) vor. Das Kind erkennt seine Eltern nicht und ist nur sehr schwer erweckbar. Am Ende des Anfalls erwacht es und schläft meist wieder ruhig ein. Meist kann es sich daraufhin nicht an den Vorfall erinnern (Amnesie).

Epidemiologie

Der Pavor nocturnus betrifft ungefähr drei Prozent aller Kinder unter 15 Jahren. Jungen sind öfter als Mädchen betroffen. Auch bei Erwachsenen kommt die Störung vor.

Differentialdiagnose

Diese Anfälle sind nicht zu verwechseln mit Albträumen, deren Traumthemen nach dem Erwachen meist gegenwärtig sind und die nach heutiger Lehrmeinung als eigenständige Krankheitsentität aufzufassen sind.

Eine EEG-Kontrolle zum Ausschluss einer latenten Epilepsie ist erforderlich. Die weitere Differentialdiagnose kann auch Hypnagoge Halluzinationen, nächtliche Verwirrtheitszustände bei dementen Patienten, das Schlaf-Apnoe-Syndrom, sowie medikamenteninduzierte Angstzustände durch Neuroleptika oder trizyklische Antidepressiva umfassen.

Ätiologie

Nach psychoanalytischer Auffassung handelt es sich beim Pavor nocturnus um eine Angstreaktion bei aktuellen Konflikten oder aufregenden Erlebnissen. In der evidenzbasierten Medizin wird von einer Reifungsstörung des Systems der Regulierung der Schlafphasen ausgegangen. Wegen der familiären Häufung wird auch eine genetische Komponente diskutiert.

Einzelnachweise

  1. Brunnhuber, S., Frauenknecht, S. & Lieb, K. (2005). Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie (S.344). Urban & Fischer: München. ISBN 3-437-42131-X

Literatur

  • Steinberg, Weeß & Landwehr: Schlafmedizin - Grundlagen und Praxis. Uni-med Verlag, Bremen 2000, ISBN 3-89599-465-0.
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