Tagespresse

Tagespresse
Dieser Artikel behandelt die allgemeine Bedeutung des Begriffs Tageszeitung; zu dem Blatt die tageszeitung (taz) siehe ebenda.

Eine Tageszeitung ist ein mehrmals wöchentlich, heute meist täglich von Montag bis Samstag, erscheinendes Printmedium, das eine umfassende Berichterstattung bietet und sich an ein allgemeines Publikum richtet. Tageszeitungen werden nach ihrem Verbreitungsgebiet als Regionalzeitungen und überregionale Zeitungen unterschieden. Eine Sonderform der Tageszeitung ist die Boulevardzeitung. Fast alle Tageszeitungen in Deutschland erscheinen mittlerweile als Morgenausgabe, d. h. die Zustellung erfolgt in den frühen Morgenstunden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ein Vorläufer der Tageszeitung waren die im alten Rom täglich erscheinenden Nachrichtenbulletins, die Acta diurna.

Die erste Tageszeitung der Neuzeit erschien am 1. Juli 1650 in Leipzig. Zwei Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges wandelte der Leipziger Drucker und Buchhändler Timotheus Ritzsch seine bereits seit 1643 vier Mal in der Woche erscheinende „Wöchentliche Zeitung“ in eine Tageszeitung um. Die neue „Einkommende Zeitungen“ erschien ab 1650 sechs Mal in der Woche. Jede Ausgabe bestand aus vier Seiten im Format von etwa 13,5 mal 17 Zentimetern. Die Auflage betrug etwa 200 Exemplare. Gesetzt waren die „Einkommenden Zeitungen“ in Metall-Lettern, gedruckt wurden sie auf einer hölzernen Druckerpresse von Hand.

Mehr dazu in den Artikeln: Pressegeschichte, Zeitung, Intelligenzblatt

Aufgabe und Merkmale einer Tageszeitung

Vier Merkmale charakterisieren eine Zeitung, erstens die Publizität, das heißt die allgemeine Zugänglichkeit der Publikation. Das zweite Merkmal ist vor allem bei Tageszeitungen wichtig, die Aktualität, die Veröffentlichung der Nachricht sollte möglichst zeitnah zum dazugehörigen Ereignis stehen. Drittens muss die Zeitung regelmäßig erscheinen (Periodizität), das heißt bei Tageszeitungen sechsmal die Woche. Die Universalität, das vierte Merkmal, bezeichnet die redaktionelle und damit inhaltliche Vielfalt der Zeitung. Eine Tageszeitung muss mindestens zweimal die Woche erscheinen, anderenfalls wird sie als Wochenzeitung bezeichnet. In der Regel erscheinen in Deutschland Tageszeitungen sechsmal die Woche.

Eine Tageszeitung hat die Aufgabe die Bevölkerung zu informieren, die Ereignisse zu kommentieren und zu analysieren. Sie ist somit sehr wichtig für die tägliche Informationsverbreitung und damit auch für die Meinungsbildung in der Gesellschaft.

Die fünf wichtigsten und klassischen Ressorts einer Tageszeitung sind Politik, Wirtschaft, Kultur, Lokales und Sport, dazu kommen heute oft noch die Wissenschaft, Reise, Unterhaltung und weiteres. Eine Zeitung besteht aus einzelnen gefalteten Papierlagen, die nicht zusammengeheftet sind. Diese Lagen werden auch Bücher genannt, bei Tageszeitungen befindet sich immer im ersten Buch die Politik, im zweiten zumeist die Wirtschaft, dann folgen die Kultur und der Sport. Eine Tageszeitung besteht aus zwei Teilen, dem redaktionellen Teil und dem Anzeigenteil. Beide müssen sich in der Gestaltung deutlich voneinander unterscheiden.

Früher gab es nahezu ausschließlich Vollredaktionen, die alle Beiträge für ihre Publikation selbst geschrieben und erstellt haben. Heute geht, vor allem bei Lokal- und Regionalzeitungen hauptsächlich aus Kostengründen der Trend zu Mantelredaktionen.

Mit einem Leserbrief, der heute häufig auch in Form eines E-Mail- oder Blog-Kommentars abgegeben werden kann, kann sich die Leserschaft ihres Rechts auf Meinungsfreiheit bedienen. Für die Zeitung hat der Leserbrief zwei positive Aspekte, zunächst bekommen die Zeitungen, beziehungsweise die Redakteure ein Feedback über ihre Arbeit, außerdem stärkt es die Leser-Blatt-Bindung. Heute leisten Zeitungsverlage noch weitere Dienstleistungen für ihre Leser, sie organisieren beispielsweise Veranstaltungen oder Reisen, außerdem sponsern sie oft kulturelle Ereignisse.

Die Tageszeitung wird häufig erst in der Nacht gedruckt und dann gleich ausgeliefert, denn es werden circa 80 % der verkauften Auflage einer Tageszeitung zwischen 5 Uhr und 11 Uhr morgens verkauft oder an die Abonnenten ausgeliefert. Hierfür muss es ein funktionierendes Vertriebssystem geben (Pressevertrieb). Tageszeitungen werden entweder im Handel, dieser wird von so genannten Pressegrossisten beliefert oder durch das Abonnement (ca. 50 %) verkauft. Boulevardzeitungen dagegen, wie die Bild-Zeitung, werden allerdings nur im Einzelverkauf vertrieben. Die verkauften Exemplare, die verkaufte Auflage ging in den letzten Jahren kontinuierlich zurück, vor allem im Einzelverkauf. Auch die täglich aufgewendete Zeit des Lesens einer Zeitung nimmt kontinuierlich ab.

Überregionale Zeitungen werden zumeist aus beruflichen Gründen am Arbeitsplatz gelesen und sprechen eine gehobene Zielgruppe an. Regionalzeitungen sollen dagegen eine breitere Bevölkerungsschicht ansprechen. Überregionale Tageszeitungen werden oft als Zweitzeitungen neben den Regionalzeitungen genutzt.

Die Leser vertrauen der Glaubwürdigkeit und der Qualität ihrer Tageszeitung immer noch mehr als Fernseh- oder Internetnachrichten. Weitere Vorteile einer Tageszeitung sind, sie kann überall mitgenommen und gelesen werden, mehrere Personen können ein Exemplar lesen und Artikel lassen sich gut archivieren.

Der Tageszeitungsmarkt in verschiedenen Ländern

Tageszeitungen in Deutschland

2006 gab es in Deutschland 353 Tageszeitungs-Titel mit einer täglichen Gesamtauflage von 21,19 Millionen, davon 334 lokale oder regionale Tageszeitungen (Auflage: 14,85 Millionen).[1]

Viele dieser Titel kooperieren eng mit anderen und sind mit ihnen teilidentisch. Alle Zeitungen, die mit einem gemeinsamen Mantel erscheinen, werden auch als „Publizistische Einheit“ bezeichnet. 2006 gab es 137 dieser Einheiten in Deutschland, die angesichts der vielfältigen Kooperationen als beste statistische Näherung für Zeitungs-Hauptredaktionen und damit als Maß für die publizistische Vielfalt angesehen werden.

Die Zahl der wirtschaftlich unabhängigen, miteinander im Wettbewerb stehenden Einheiten ist wesentlich geringer, da insbesondere den wenigen großen Zeitungsverlagen viele Zeitungen und Publizistische Einheiten gehören.

2004 waren bereits 299 von insgesamt 443 deutschen Kreisen (Landkreise und Städte) sogenannte Einzeitungskreise, die nur durch eine tägliche Lokal- oder Regional-Zeitung versorgt wurden.

2007 fiel die Gesamtauflage der deutschen Tageszeitungen um 1,85 Prozent auf 25,9 Milliarden Stück. [2]

Überregionale Tageszeitungen

Nur wenige deutsche Tageszeitungen gelten als überregionale Zeitungen, die bundesweit wahrgenommen werden. Die Definition dieser überregionalen Zeitungen ist schwierig, weil es bis heute nicht gelungen ist, exakte Kriterien zu finden. Die meisten der als überregional geltenden Tageszeitungen verkaufen nach wie vor mehr als die Hälfte ihrer Auflage in ihrem Regionalgebiet, in dem sie Lokalredaktionen unterhalten, und sind damit gleichzeitig auch Regionalzeitungen.

Die sinnvollste Abgrenzung von reinen Regionalzeitungen gelingt über das Kriterium der bundesweiten Verfügbarkeit im Einzelverkauf in Kiosken und Supermärkten sowie über die bundesweite Wahrnehmung und meinungsbildende Funktion der Hauptredaktionen. Die so anerkannten Zeitungen beinhalten - mit Ausnahme der Boulevardzeitung Bild - einen quantitativ und qualitativ deutlich überdurchschnittlichen Politik-, Feuilleton- und Wirtschaftsteil. Da das Gewicht bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung von der Größe, Ausstattung und Kompetenz der Redaktion abhängt, ist es zwischen den Zeitungen unterschiedlich. Außerdem ändert es sich im Lauf der Zeit, so dass eine Liste nicht als dauerhaft angesehen kann.

Die bundesweit verbreiteten, überregional wahrgenommenen Tageszeitungen Deutschlands mit Erscheinungsort:

Die überregionalen Zeitungen werden häufig in das politische Spektrum Deutschlands eingeordnet: So gelten die FAZ als konservativ-liberal, die Bild-Zeitung und Die Welt (beide aus dem Axel-Springer-Verlag) als konservativ, die Süddeutsche Zeitung als linksliberal. Die Frankfurter Rundschau wird ebenso als linksliberal eingestuft. Deutlich niedrigere Auflagenzahlen haben die links-alternative taz sowie die ehemaligen Zentralorgane von SED und FDJ Neues Deutschland (links) und junge Welt (linksextrem).

Ebenfalls deutschlandweit erscheinen folgende Zeitungen mit Wirtschaftsschwerpunkt:

Aufgrund ihrer thematisch eingeschränkten Ausrichtung wird ihre Zuordnung zu den per Definition allgemein interessierten Tageszeitungen nicht einheitlich gesehen.

Tageszeitungen in der Schweiz

Erste Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung

Auf Grund der Sprachverhältnisse kann man in der Schweiz zwischen französischsprachigen und deutschsprachigen Zeitungen unterscheiden. Wegen des politischen Systems der Schweiz lassen sich die Zeitungen einer politischen Ideologie zuordnen; so ist die Neue Zürcher Zeitung ein liberal-konservative Zeitung, der Tages-Anzeiger positioniert sich in der mitte-links Ebene. In der Romandie ist Le Temps eine überregionale Tageszeitung. Die am meisten gelesenen Tageszeitungen der Westschweiz sind aber Le Matin, gefolgt von 24 heures.

Die auflagenstärksten Tageszeitungen sind die Boulevard- und Gratisblätter. Die Pendlerzeitung 20 Minuten ist hier die auflagenstärkste Zeitung, dicht gefolgt von der Boulervardzeitung Blick. Nebst der 20 Minuten finden sich auch an öffentlichen Plätzen wie Bahnhöfen weitere Pendlerzeitungen wie .ch, Blick am Abend und News.

In Einzelnen Städten und Regionen werden Tageszeitungen publiziert: Aargauer Zeitung, Basler Zeitung, Berner Zeitung, Der Bund (Bern), Neue Luzerner Zeitung, St. Galler Tagblatt und die Südostschweiz (Chur).

Tageszeitungen in Österreich

Die überregionalen, großformatigen Tageszeitungen Österreichs sind Der Standard, Die Presse, der Kurier, die Salzburger Nachrichten und die Wiener Zeitung.

Die mit Abstand auflagenstärkste Tageszeitung ist aber die kleinformatige Kronen Zeitung (bis 2000 „Neue Kronen Zeitung“), gefolgt von der Kleinen Zeitung.

Am 1. September 2006 startete die 17. österreichische Tageszeitung mit dem Namen Österreich und einer Startauflage von 250.000 Stück (an Wochenenden bis zu 600.000 Stück). Herausgeber ist der österreichischer Journalist und Medienmacher Wolfgang Fellner.

Am 5. Juni 2006 wurden die Vorarlberger Nachrichten als "Newspaper of the Year 06" ausgezeichnet.

siehe auch: Liste österreichischer Zeitungen

Tageszeitungen in Dänemark

Die überregionalen Qualitäts-Tageszeitungen in Dänemark sind Berlingske Tidende, Politiken und die Jyllands-Posten. Von geringerer Auflage und Bedeutung sind Børsen, Dagbladet Information und Kristeligt Dagblad. Des Weiteren gibt es die boulevardorientierten Ekstra-bladet sowie B.T.

Tageszeitungen in den Niederlanden

Die auflagenstärksten bezahlten Tageszeitungen der Niederlande sind De Telegraaf, das AD, de Volkskrant und das NRC Handelsblad. In Westdeutschland sind diese niederländischen Zeitungen in der Regel tagesaktuell im Zeitschriftenhandel zu finden. Seit 1999 erscheinen auch landesweite Gratiszeitungen mit redaktionellem Inhalt, die sich schnell zu einer ernsthaften Konkurrenz zu den Bezahlzeitungen entwickelten.

Zeitungsantiquariate

Ältere Zeitungen für Museen, Archive, Film- und Fernsehaufnahmen und als Geschenk (Zeitung vom Tag der Geburt, der Hochzeit oder zum Jubiläum) bieten spezialisierte Zeitungsantiquariate an.

Literatur

  • Noelle-Neumann, Elisabeth; Schulz, Winfried; Wilke, Jürgen (Hrsg.): Fischer Lexikon. Publizistik Massenkommunikation. Frankfurt 2000. ISBN 3596122600
  • Faulstich, Werner (Hrsg.): Grundwissen Medien. München 1994. ISBN 3770529189
  • Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger: Zeitungen 2006. Berlin 2006, ISBN 978-3-939705-00-0

Einzelnachweise

  1. Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger: Zeitungen 2006. Berlin 2006, ISBN 978-3-939705-00-0
  2. der journalist 8/2008, S. 6

Siehe auch

Weblinks


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