Taslima Nasreen

Taslima Nasreen
Taslima Nasrin 2007

Taslima Nasrin (bengalisch: তসলিমা নাসরিন, Taslimā Nāsrin, anglisiert: Taslima Nasreen; * 25. August 1962 in Maimansingh) ist eine bangladeschische Ärztin und Schriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Taslima Nasrin tritt für die Gleichberechtigung der Frau ein und wendet sich gegen die Unterdrückung nicht-islamischer Minderheiten in islamisch geprägten Gesellschaften wie ihrer Heimat Bangladesch. Von muslimischen Extremisten mit dem Tode bedroht, war sie 1994 gezwungen, aus ihrem Lande zu fliehen.[1] Sie wandte sich zunächst nach Schweden. Nasrin lebt seitdem immer wieder im Exil. Im Jahr 1995 lebte sie zunächst in Berlin.

Taslima Nasrins schriftstellerisches Werk wurde in dreißig Sprachen übersetzt.[2] Von ihrem Buch Lajja (Scham) wurden innerhalb von fünf Monaten sechzigtausend Exemplare verkauft, aber dann wurde das Buch verboten und ihr Pass eingezogen.[3] Ebenso wurden weitere Werke in Bangladesh und in Westbengalen verboten.

Im Jahre 2004 wurde Taslima Nasrin mit dem UNESCO-Preis für die Förderung von Toleranz und Gewaltlosigkeit ausgezeichnet[4] sowie mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit des Europäischen Parlaments[5]. Schon 2002 erhielt sie den Erwin-Fischer-Preis des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten.

Sie gehört zu den Unterzeichnern des Manifestes der 12 gegen den Islamismus als neue totalitäre Bedrohung.

2004 bot ein indischer muslimischer Geistlicher 20.000 Rupien Belohnung für jeden, der „ihr Gesicht schwärzen“ würde, eine als schwere Beleidigung angesehene Handlung. Im März 2007 setzte der „All India Ibtehad Council“ 500.000 Rupien für ihre Enthauptung aus. Der Präsident der Gruppe, Taqi Raza Khan, sagte, dass das Kopfgeld nur zurückgenommen werden würde, wenn sie sich „entschuldigen, ihre Bücher verbrennen und [Indien] verlassen würde“.[6] [7]

Nasrin wurde aufgrund ihrer Überzeugungen bereits Opfer von Gewaltakten. So wurde sie im August 2007 bei einer Lesung im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh von Anhängern radikaler Muslime angegriffen.[8] Nasrin beabsichtigte, sich im Exil in Westbengalen niederzulassen. Nach gewaltsamen Protesten bengalischer Moslems in Kolkata (Kalkutta) im November 2007, die zum Ausrücken der Armee und zur Verhängung einer nächtlichen Ausgangssperre über die Stadt führten, zog Nasrin zunächst nach Jaipur und von dort nach Delhi. Die indische Zentralregierung hat sie darauf hingewiesen, dass ihre Sicherheit nur in Delhi gewährleistet werden könne und ihr Visum möglicherweise nicht verlängert würde, sofern sie darauf bestehe, nach Kolkata zu ziehen.[9] Nach weiteren Morddrohungen ist sie Mitte März 2008 nach Europa ausgereist. Anfang 2009 wurde bekannt, dass sie in Frankreich Zuflucht finden werde. Die Stadt Paris werde ihrer Ehrenbürgerin zum 1. Februar eine Wohnung zur Verfügung stellen.[10]

Kritiker werfen Taslima Nasrin vor, sie habe für Änderungen am Koran plädiert, um mehr Rechte für Frauen zu erwirken. Sie bestreitet dies jedoch.[11] Im Jahre 1994 erklärte sie zu Vorwürfen dieser Art, nicht den Koran, sondern die Scharia habe sie zugunsten von Frauen zu ändern gefordert.[12]

Vorwürfe Mitte der 1990er

In deutschen Medien gab es Vorwürfe gegen Nasrin, sie würde ihren Ruhm nur der medialen Inszenierung ihrer Person als vermeintlichem Opfer verdanken. In der Süddeutschen Zeitung wurde Nasrin eine „Falsche Märtyrerin“ genannt.[13] Burkhard Müller-Ullrich schrieb 1998 über Nasrin: „Es ist einfach grotesk, daß eine Asylantin von solchem geistigen Kleinformat wie Taslima Nasrin bei uns als intellektueller Star gefeiert wird[14] [...] Ihr Romanpamphlet 'Lajja' fiel bei der heimischen Kritik vollkommen durch – nicht nur, weil es als sprachlicher Schund erkannt wurde, sondern auch, weil es sich herumsprach, daß die Autorin hemmungslos bei anderen abgeschrieben hatte“.[15]

Der in Berlin lebende Schriftsteller Daud Haider aus Bangladesch schrieb in der taz über die Motivation Nasrins:

„Als sie als Dichterin angefangen hatte, mußte sie feststellen, daß niemand ihre Gedichte zur Kenntnis nahm. Da wurde ihr klar: Berühmt werde ich nur, wenn ich mir Ärger einhandle, am besten mit Frauenthemen. […] Dann begann sie in der Zeitung ihres ehemaligen Ehemannes eine wöchentliche Kolumne zu diesen Themen zu schreiben. […] Aber auch das machte sie nicht berühmter. Intellektuelle, auch die Frauen, hielten ihre Texte noch immer für blanken Unfug.“

Werke

  • Scham. Lajja. ISBN 3-59613-153-7
  • Lied einer traurigen Nacht. Frauen zwischen Religion und Emanzipation. ISBN 3-45312-298-4 oder ISBN 3-45511-141-6
  • Reden über das eigene Land, 1995. ISBN 3-89480-126-3
  • Das Mädchen, das ich war. ISBN 3-49960-945-2

Literatur

  • Peter Priskil: Taslima Nasrin – Der Mordaufruf und seine Hintergründe. Ahriman. ISBN 3-89484-402-7 (apologetisch)
  • Burkhard Müller-Ullrich: Medienmärchen. Gesinnungstäter im Journalismus, S. 77-90; München 1998. ISBN 3-442-75532-8 (kritisch)

Quellen

  1. BBC 13.10.2002
  2. Klappentext des Buches Meyebela. My Bengali Girlhood
  3. The New Yorker, September 12, 1994
  4. UNESCO 14.10.2004
  5. Europäisches Parlament
  6. Indian Muslim group calls for beheading of writer (Indische Muslimgruppe fordert Enthauptung einer Schriftstellerin), Khaleej Times Online / AFP, 17. März 2007
  7. Basler Zeitung: Muslime fordern Ermordung der Schriftstellerin Nasreen 17. März 2007
  8. http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=4A3C82C4-1422-0CEF-70D2ABB1F4B0AE0C
  9. http://www.telegraphindia.com/1071221/jsp/frontpage/story_8694587.jsp
  10. tagesschau 3.1.2009
  11. BBC, 24.11.2007
  12. taz vom 28.6.1994
  13. vgl. Burkhard Müller-Ullrich: „Medienmärchen“, S. 86
  14. Burkhard Müller-Ullrich, a. a. O., S. 88
  15. Burkhard Müller-Ullrich, a. a. O., S. 87

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Taslima Nasreen — en mars 2010 lors de la Global Atheist Convention, à Melbourne en Australie. Taslima Nasreen, ou Taslima Nasrin (née le 25 août[1] 1962 à Mymensingh) est une …   Wikipédia en Français

  • Taslima Nasrin — Taslima Nasreen Taslima Nasreen en 2005 feuilletant son Vent en rafales Taslima Nasreen (ou Taslima Nasrin, en bengali : তসলিমা নাসরিন) est une femme de lettres bangladaise née le 25 août 1962 à Mymensingh au Bangladesh. Taslima Nasreen fait …   Wikipédia en Français

  • Taslima Nasrin — (bengalisch: তসলিমা নাসরিন, Tasalimā Nāsarin, anglisiert: Taslima Nasreen; * 25. August 1962 in Maimansingh) ist eine bangladeschische Ärztin und Schriftstellerin. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Taslima Nasrin — Infobox Writer name = Taslima Nasrin imagesize = 153px caption = Taslima Nasrin pseudonym = birthdate = Birth date and age|1962|8|25|df=y birthplace = Mymensingh, East Pakistan deathdate = deathplace = occupation = Author, Poet, Columnist… …   Wikipedia

  • Taslima Nasrin — Nacimiento 25 de agosto de 1962, 49 años …   Wikipedia Español

  • Насрин Таслима — Таслима Насрин у себя дома в Колькате, 2007 Таслима Насрин, англ. Taslima Nasrin, бенг. তসিলমা নাসরিন, урождённая Насрин Джахан Таслима, нередко упоминается в прессе только под личным именем «Таслима» (род. 25 августа 1962, Майменсингх, ныне… …   Википедия

  • Насрин, Таслима — Таслима Насрин Taslima Nasrin …   Википедия

  • Насрин — Насрин, Таслима Таслима Насрин Taslima Nasrin Таслима Насрин у себя дома в Колькате, 2007 Дата рождения: 25 августа 1962 …   Википедия

  • Prix Simone-de-Beauvoir — pour la liberté des femmes Le Prix Simone de Beauvoir pour la liberté des femmes, ou plus couramment Prix Simone de Beauvoir[1],[2],[3] …   Wikipédia en Français

  • Prix Simone de Beauvoir — pour la liberté des femmes Le Prix Simone de Beauvoir pour la liberté des femmes, ou plus couramment Prix Simone de Beauvoir[1],[2],[3] …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”