Temperamentstypologie

Temperamentstypologie
Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker und Sanguiniker
Die vier Apostel von Albrecht Dürer, eine Darstellung der vier Temperamente: Johannes, Petrus, Markus und Paulus

Die fast 2500 Jahre alte Temperamentenlehre kategorisiert Menschen nach ihrer Grund-Wesensart und ist heute wissenschaftlich gesehen eine überholte Theorie.

Antike und Mittelalter

Sie geht auf die Humoralpathologie (Viersäftelehre) zurück, die Hippokrates von Kós (griech. Arzt, 460–375 v. Chr.) zugeschrieben wird. Innerhalb des Corpus Hippocraticum wurde sie in der Schrift „Die Natur des Menschen“ erstmals entwickelt, welche dem Polybos, Schwiegersohn und Schüler des Hippokrates zugeschrieben wird.

Die Verknüpfung der Viersäftelehre mit der Lehre von den vier Temperamenten erfolgte durch Galenus von Pergamon, der den vier Flüssigkeiten des Körpers („humores“) je ein Temperament zuordnete. Je nach Vorherrschaft einer dieser vier Flüssigkeiten bilde sich das damit verbundene Temperament besonders hervor. Galen griff dabei eine Auffassung auf, die in gewissen Bereichen, z.B. der Melancholie bereits zuvor gebildet worden war, und systematisierte sie:

  • Blut („Sanguis“): Sanguinisch (heiter, aktiv)
  • Schleim („Phlegma“): Phlegmatisch (passiv, schwerfällig)
  • Schwarze Gallenflüssigkeit („Melas Cholé“): Melancholisch (traurig, nachdenklich)
  • Gelbe Gallenflüssigkeit („Cholé“): Cholerisch (reizbar und erregbar)

Im Mittelalter wurde die Temperamentenlehre Galens noch durch entsprechende Sternzeichen und Tonarten ergänzt.

20. Jahrhundert

Die Temperamentenlehre wurde viele Jahrhunderte akzeptiert und inspirierte moderne Persönlichkeitspsychologen wie Hans Eysenck (1916–1997), der in seinem Persönlichkeitszirkel die Eigenschaft „instabil“ zwischen melancholisch und cholerisch, „extrovertiert“ zwischen cholerisch und sanguinisch, „stabil“ zwischen sanguinisch und phlegmatisch sowie „introvertiert“ zwischen phlegmatisch und melancholisch einordnete.

Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie und Waldorfschule, entwickelte neben einer Vielzahl die Pädagogik betreffenden Thesen, eine Variante der Temperamentenlehre. Sie teilt, wie ihre griechische Vorläuferin, die Menschen in vier Grundtypen – Sanguiniker, Phlegmatiker, Melancholiker und Choleriker – ein, wobei Mischformen dieser Typen auftreten können.

Einen Popularitätsschub erhielt die Temperamentenlehre in den letzten Jahren durch die Veröffentlichungen von Florence Littauer, wie z.B. „Einfach typisch“.

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