Theodor Barth

Theodor Barth

Wilhelm Theodor Barth (* 16. Juli 1849 in Duderstadt; † 3. Juni 1909 in Baden-Baden; Pseudonyme: Ferdinand Svendsen und Junius[1]) war ein liberaler deutscher Politiker und Publizist. Er war von 1881 bis 1884, von 1885 bis 1898 und von 1901 bis 1903 Mitglied des Deutschen Reichstages und von 1898 bis 1903 auch des Preußischen Abgeordnetenhauses.

Der Sohn eines Apothekers verbrachte seine Kindheit seit 1853 in Bremerhaven und studierte Nationalökonomie und Rechtswissenschaften von 1868 bis 1871 in Heidelberg, Leipzig und Berlin. Danach war er Anwalt in Bremen, Amtsassessor in Bremerhaven und von 1876 bis 1883 Syndikus der Handelskammer Bremen. In der Tarifkommission des Bundesrates vertrat er ab 1879 die Hansestädte, wo er sich gegen die Schutzzollpolitik Bismarcks engagierte.[2] Barth begann seine politische Laufbahn als Nationalliberaler, wechselte aber bald ins Lager des Linksliberalismus und wandte sich dort allmählich von manchesterliberalen Positionen ab und propagierte die soziale Verantwortung des Liberalismus. Als Konsequenz daraus suchte er zunehmend die Kooperation mit den Sozialdemokraten und geriet mehrfach in Opposition zur jeweiligen Führung seiner eigenen Partei. In der Deutschen Freisinnigen Partei, der er seit 1884 angehörte, entwickelte er sich allmählich zur „Seele der Opposition“ gegen den Vorsitzenden Eugen Richter. Bei der Spaltung dieser Partei 1893 schloss er sich der Freisinnigen Vereinigung (FVg) und nicht der von Richter geführten Freisinnigen Volkspartei an. Zeitweise arbeitete er eng mit Friedrich Naumann zusammen, der 1903 zur FVg stieß. Die Wege der beiden trennten sich jedoch im Jahre 1908 wieder, als Barth zusammen mit Rudolf Breitscheid und Hellmut von Gerlach die Demokratische Vereinigung gründete, die sich aus Protest gegen die Beteiligung der FVg am sog. Bülow-Block von dieser abspaltete. In dieser neuen Partei konnte Barth aber nichts wesentliches mehr bewirken, da er bereits ein Jahr nach ihrer Gründung starb.

Er war von 1883 bis 1907 Herausgeber der Zeitschrift Die Nation, einer liberalen Wochenzeitschrift, in der nicht nur Politiker und Literaten, sondern auch Wissenschaftler wie Theodor Mommsen publizierten.

Literatur

  • Th. B. im Interview über den Antisemitismus, in: Hermann Bahr; Hermann Greive (Hg): Der Antisemitismus. Ein internationales Interview Jüdischer, Königstein 1979 (zuerst 1894, Neuaufl. 2005)
  • Theodor Heuss: Barth, Theodor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 606 f.
  • Konstanze Wegner: Theodor Barth und die Freisinnige Vereinigung. Studien zur Geschichte des Linksliberalismus im wilhelminischen Deutschland Mohr, Tübingen 1968 (Tübinger Studien zur Geschichte und Politik Bd. 24)

Einzelnachweise

  1. Konstanze Wegner: Theodor Barth und die Freisinnige Vereinigung, Tübingen 1968, S. 10
  2. Biographien zur deutschen Geschichte von den Anfängen bis 1945, Berlin 1991, S. 36

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Theodor Barth — (16 July 1849 ndash; 3 June 1909) was a German liberal politician and publicist. He was a member of the Reichstag between 1881 and 1884, between 1885 and 1898, and between 1901 and 1903.Barth started his political career with the National Liberal …   Wikipedia

  • Carl Theodor Barth — (eigentlich Johann Anton Carl[1]) (* 2. Oktober 1805 in Lauterecken; † 19. November 1837 in Liechtenstein) war Jurist und demokratischer Publizist. Leben Carl Theodor Barth besuchte das Gymnasium in Zweibrücken. 1826 immatrikulierte er sich an… …   Deutsch Wikipedia

  • Barth (Familienname) — Barth ist ein Familienname. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z …   Deutsch Wikipedia

  • Theodor Curtius — Nacimiento 27 de mayo, 1857 Duisburg, Alemania Fallecimiento 8 de febrero, 1928 (70 años) Heidelberg, Alema …   Wikipedia Español

  • Theodor Curtius — Julius Wilhelm Theodor Curtius (Duisburg 27 mai 1857 Heidelberg 8 février 1928) est un chimiste allemand. Biographie Curtius a été l élève de Kolbe et de Adolf von Baeyer. Il enseigna aux universités de Kiel …   Wikipédia en Français

  • Barth [2] — Barth, 1) Kaspar von, philolog. Vielschreiber, geb. 22. Juni 1587 in Küstrin, gest. 17. Sept. 1658 in Leipzig, studierte seit 1606 in Wittenberg und Jena, machte 1610–19 Reisen in Deutschland, Italien, Holland, Frankreich und der Schweiz und… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Barth — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Theodor Curtius — Infobox Scientist name = Otto von Fürth image width = 200px caption = Theodor Curtius, approx. 1880 birth date = birth date|1857|5|27 birth place = Duisburg Germany residence = nationality = German death date = death date and… …   Wikipedia

  • Theodor Heughlin — Martin Theodor von Heuglin (* 20. März 1824 in Hirschlanden in Württemberg; † 5. November 1876 in Stuttgart) war Afrika und Polarforscher sowie Ornithologe. Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Theodor Heuglin — Martin Theodor von Heuglin (* 20. März 1824 in Hirschlanden in Württemberg; † 5. November 1876 in Stuttgart) war Afrika und Polarforscher sowie Ornithologe. Leben …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”