Theodor Baums

Theodor Baums

Theodor Baums (* 29. April 1947 in Birresborn / Eifel) ist Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Frankfurt/Main.

Er hat dort seit 2006 eine Stiftungsprofessur für Bank- und Kapitalmarktrecht inne. Nach Schulbesuch und Grundwehrdienst studierte Theodor Baums Rechtswissenschaften und katholische Theologie an der Universität Bonn. Das juristische Studium schloss er 1974 mit dem ersten juristischen Staatsexamen ab. Dem juristischen Vorbereitungsdienst von 1974 bis 1977 folgten das zweite juristische Staatsexamen und die Teilnahme am Steuerrechtslehrgang des Instituts für Steuerrecht der Rechtsanwaltschaft. In den Folgejahren bis 1985 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Handels- und Wirtschaftsrecht der Universität Bonn (Lehrstuhl Ulrich Huber). Dort entstanden die Dissertation (1980; Universitätspreis) und die Habilitationsschrift (1985).

Theodor Baums wurde 1986 auf eine Professur für Bürgerliches Recht und Wirtschaftsrecht an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster berufen, von 1987 bis 2000 war er Professor für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht an der Universität Osnabrück. In den Jahren 1990 und 1991 war Theodor Baums Visiting Scholar an der University of California in Berkeley als Akademiestipendiat der VW – Stiftung. In den Folgejahren schlossen sich dem Gastprofessuren an den Universitäten Wien (1992), Stanford (1994) und Columbia/New York (1999) an.

1991 erhielt Theodor Baums einen Ruf auf das Ordinariat für Handelsrecht der Universität Bern, den er jedoch ablehnte. In der Folge gründete und baute er das Institut für Handels- und Wirtschaftsrecht der Universität Osnabrück auf, dessen Direktor er von 1992 bis 2000 war. Von April 1994 bis April 1995 war Theodor Baums Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaften der Universität Osnabrück. In den Jahren 1997 bis 2003 übernahm er zusätzlich Lehraufträge im Wirtschaftsrecht an der European Business School. Nach dem Sommersemester 2000 folgte Baums einem Ruf auf den Lehrstuhl für Bankrecht der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit übernahm Theodor Baums seit Anfang der 1990er Jahre zahlreiche weitere neben- und ehrenamtliche Aufgaben und setzte sich insbesondere maßgeblich in der wissenschaftlichen Politikberatung ein. Neben einer Beratungstätigkeit für die Weltbank (1992 bis 1995; Banksysteme in Entwicklungsstaaten) und für die Monopolkommission wirkte er in zahlreichen Anhörungen des Bundestages und der Fachministerien mit. 1999 war Theodor Baums Initiator und Mitglied der Frankfurter Grundsatzkommission "Corporate Governance"; im selben Jahr wurde er vom Bundeskanzler in die von diesem geleitete Regierungskommission „Übernahmegesetz" (1999 bis 2000) berufen. Im Jahr 2000 war Theodor Baums Hauptgutachter des 63. Deutschen Juristentags. Im selben Jahr wurde er vom Bundeskanzler zum Vorsitzenden der Regierungskommission „Corporate Governance – Unternehmensführung – Unternehmenskontrolle – Modernisierung des Aktienrechts“ (2000 bis 2001) bestellt, deren Empfehlungen vom Gesetzgeber und von der Regierungskommission zur Entwicklung eines Deutschen Corporate Governance Kodex weitgehend übernommen und umgesetzt wurden.

Theodor Baums prägte maßgeblich die rechtspolitische Entwicklung in diesem Bereich auch in der Folge durch zahlreiche Veröffentlichungen und Vorträge sowie Beratung der Gesetzgebungsorgane; ferner als Initiator und Mitglied des Arbeitskreises Abschlussprüfung und Corporate Governance (2002 bis 2003); als Initiator und Mitglied des Arbeitskreises Asset Management und Corporate Governance (2004); als Mitglied des Fachbeirats der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) (seit 2002); als Corporate Governance – Beauftragter des Vorstands der Deutschen Bundesbank (seit 2004); als Mitglied des Beirates der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung e. V. (seit 2005) und als sachverständiger Berater der Regierungskommission „Reform des Mitbestimmungsrechts“ (2005 bis 2006). Seit 2002 ist Baums ferner Mitglied des Präsidiums der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. 2005 berief ihn die Europäische Kommission in ihren Beirat für Corporate Governance und Gesellschaftsrecht. Seit Juni 2009 gehört Baums zudem der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex an.[1][2]

An der Universität Frankfurt/Main ergriff Theodor Baums 2001 die Initiative zur Gründung des Institute for Law and Finance (ILF), das sich in der Folge zu einer renommierten Ausbildungs- und Forschungsinstitution entwickelte. Seit 2006 hat Baums dort eine von der DekaBank und der Helaba gestiftete Forschungsprofessur für Bank- und Kapitalmarktrecht inne. Seit 2002 ist Baums ferner Fellow des European Corporate Governance Institute (ECGI) in Brüssel; 2006 wurde er als wissenschaftliches Mitglied (Fellow) an das Wissenschaftskolleg zu Berlin für das akademische Jahr 2008/2009 berufen.

Neben seiner wissenschaftlichen und politikberatenden Tätigkeit und organisatorischen Aufgaben an der Universität hat sich Theodor Baums vielfach als Berater in Beiräten und Aufsichtsräten von Unternehmen, als Gutachter, Schiedsrichter sowie in ehrenamtlichen Tätigkeiten engagiert. Von 1991 bis 2011 war er Of Counsel der internationalen Anwaltssozietät Shearman & Sterling. Seit 2001 ist Baums Mitglied des Kuratoriums der Schirn Kunsthalle Frankfurt, in den Jahren 2001 bis 2005 war er für das Kuratorium der Bundesbankstiftung „Geld und Währung“ tätig. Seit 2002 ist er Mitglied des Kuratoriums der Eurohypo-Stiftung und Mitglied des Wirtschaftsbeirats der RWE AG. Seit 2004 ist Theodor Baums Mitglied des Beirates von Ernst & Young und Mitglied des Beirats des Technologie- und Gründerzentrums Daun.

Theodor Baums hat zwei Söhne (* 1975 und 1977).

Ehrungen

Theodor Baums erhielt 1980 den Universitätspreis für seine Dissertation; die European Business School verlieh ihm im Jahr 2002 die Ehrendoktorwürde (Dr. rer. pol. h.c.). Die Bundesministerin der Justiz würdigte 2005 sein Engagement durch die Verleihung des Euro Corporate Governance Leadership Award; 2006 verlieh ihm der Bundespräsident für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 2008 ernannte ihn die Universität Luxemburg zum Professeur Associé. 2009 verlieh ihm die Aarhus School of Business die Ehrendoktorwürde (Dr. jur. h.c.).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Personalien des Tages. Financial Times Deutschland, 28. Mai 2009, abgerufen am 26. Juni 2009.
  2. Wechsel in der Kommission Corporate Governance Kodex. Betriebs-Berater, abgerufen am 26. Juni 2009.

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