Theodor Groppe

Theodor Groppe

Theodor Groppe, auch der Schwarze General genannt, (* 16. August 1882 in Trier; † 28. April 1973 ebenda) war ein deutscher Offizier, zuletzt Generalleutnant im Zweiten Weltkrieg. Aufgrund seiner regimekritischen Haltung wurde er Ende 1941 aus der Wehrmacht entlassen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

Theodor Groppe kam aus einer Familie von Gutsbesitzern, Juristen, Ärzten und Offizieren aus dem Fürstbistum Paderborn, wo sie Gülten- und Zehntenmeister stellte. Der Vater von Theodor Groppe war zuerst Offizier, dann Verlagsbuchhändler. Theodor besuchte in Trier das Gymnasium und wurde dann Offizier. Theodor Groppe war stark geprägt durch den Katholizismus.

Erster Weltkrieg und Reichswehr

Theodor Groppe trat 1900 in das 2. Lothringische Infanterieregiment 131 in Metz ein. Er war dort der einzige römisch-katholische Offizier. Er besuchte die Kriegsakademie[1], die ihn ganz hervorragend beurteilte.[2] Im Ersten Weltkrieg zeichnete er sich als Frontoffizier aus und wurde Brigade- sowie Divisionsadjutant. Bereits am 31. August 1914 erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse. Er legte immer größten Wert darauf, dass die Feldgottesdienste abgehalten werden konnten. 1918 führte er als Hauptmann ein Bataillon und erhielt den Orden Pour le Mérite.

Weimarer Republik

1919 verhinderte er im Hafen von Pillau, dass ein französischer Kreuzer landen und Unterstützung für die Spartakisten in Königsberg an Land bringen konnte. Dieser Widerstand gegen eine der Siegermächte löste in der Politik zum Teil Empörung aus. Reichswehrminister Gustav Noske aber erklärte im Reichstag, dass das Verhalten des Hauptmanns Groppe nicht zu tadeln sei. In Königsberg lernte er auch seine spätere Frau kennen, Irma Schwarz. In der Reichswehr durchlief er die Laufbahn des Generalstabsoffiziers.

Während der NS-Diktatur

Vorkriegsphase

Unmittelbar nach der Machtergreifung der NSDAP wurde Groppe – zu diesem Zeitpunkt charakterisierter Generalmajor[3] - vom neuen Reichswehrminister von Blomberg, zuvor sein unmittelbarer Vorgesetzter, mit der Begründung entlassen, dass er „seiner ganzen Weltanschauung nach für das Heer des künftigen nationalsozialistischen Staates ungeeignet erscheine“.

Kurz darauf wurde er wieder übernommen, da die Regierung bei ihrer Politik der Ausweitung des Militärs erfahrene Offiziere brauchte. Zum 1. Oktober 1933 wurde er Kommandeur einer Grenzschutzdivision in Gleiwitz. Auch hier leistete er aktiv Widerstand bei Übergriffen von Nationalsozialisten auf die römisch-katholische Kirche. Aus Kirchenkreisen wurde er damals gewarnt, dass die Nationalsozialisten einen Mordanschlag auf ihn planten. 1935 wurde Theodor Groppe nach Köslin versetzt. Als er auch hier auffiel, wurde er als Landwehrkommandant nach Hanau versetzt, wo die NSDAP als besonders stark eingeschätzt wurde. Aber auch hier rückte er von seiner römisch-katholischen Position und seiner Verachtung für das Regime nicht ab, verweigerte zum Beispiel den Hitlergruß. Selbstverständlich wurde er von der Gestapo bespitzelt. Dies führte zu seiner zweiten Entlassung zum 1. Oktober 1939 die aber kriegsbedingt nicht mehr vollzogen wurde.

Zweiter Weltkrieg

Vielmehr übernahm Theodor Groppe zu Beginn des Zweiten Weltkrieges das Kommando der 214. Infanterie-Division, die im Herbst 1939 zwischen Merzig und Dillingen am Westwall lag. Dort hatte der örtlich zuständige Kreisleiter der NSDAP für eine im Frontbereich gelegene Ortschaft „spontane Kundgebungen“ gegen die Juden befohlen. Der Generalmajor erließ daraufhin einen Divisionsbefehl, dass Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung, wenn nötig, mit Waffengewalt zu verhindern seien.[4] Über das Korps wurde dies dem Oberbefehlshaber der 1. Armee, Generaloberst Erwin von Witzleben, gemeldet. Der spätere Generalfeldmarschall billigte nicht nur die Maßnahmen Groppes, sondern befahl auch für den gesamten Armeebereich, Ausschreitungen gegen Juden mit allen Mitteln zu verhindern. Wieder sorgte er dafür, dass Feldgottesdienste in ausreichender Zahl stattfinden konnten. Er stellte sich schützend vor Geistliche. Gegen den Befehl Heinrich Himmlers an SS und Polizei vom 28. Oktober 1939, der es deren Mitgliedern zur Verpflichtung erklärte, um jeden Preis Kinder zu zeugen – auch außerehelich – erhob er wütenden Protest gegenüber dem Generalkommando und anderen. Gedeckt durch die Generalobersten Erwin von Witzleben und Wilhelm von Leeb wurde er am 21. Januar 1940 nur in die Reserve versetzt. Als diese beiden Ende 1941 ebenfalls in Ungnade fielen, wurde Theodor Groppe gleichfalls verabschiedet.

Mit Schreiben vom 3. Mai 1942 wurde ihm verboten, Uniform zu tragen und die Dienstbezeichnung „Generalleutnant a.D.“ aberkannt. Er arbeitete als Werk- und Luftschutzleiter bei Heraeus, wurde aber auch eingesetzt, um Splitterschutzgräben auszuheben. Nach mehreren Verhören – Hauptpunkt war sein Widerstand gegen den Himmlerbefehl – wurde er am 10. August 1944 verhaftet und im Januar 1945 in die Wehrmachtsfestungsanstalt Küstrin verbracht. Dort war er unter anderem gemeinsam mit Ernst Wirmer, dem Bruder des von den Widerstandskämpfern avisierten Reichsinnenministers Josef Wirmer, mit dem Befehlshaber der holländischen Armee, General van Roell, und Generalleutnant Hans Speidel inhaftiert. Am 26. April 1945 unmittelbar vor der auf persönliche Anordnung Himmlers geplanten Erschießung konnte die Gruppe mit Hilfe des Kommandanten der Festungshaftanstalt Dr. Leussing und eines Ordensgeistlichen fliehen und im Bodenseekreis untertauchen; dort wurden sie in den letzten Kriegstagen von französischen Truppen gestellt.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg wurde Theodor Groppe am 17. Januar 1952 von der Bundesregierung rehabilitiert. Papst Pius XII. verlieh ihm anlässlich seines 70. Geburtstages das Komturkreuz des Gregoriusordens. Im Jahre 1947 veröffentlichte er seine Schrift Ein Kampf um Recht und Sitte[5]. Sein Sohn ist der Jesuitenpater und Schriftsteller Lothar Groppe. Die Bundeswehr ehrte Groppe im Jahr 1990 durch die Benennung einer Truppenunterkunft in der Rommel-Kaserne in Augustdorf. In Hanau ist eine Straße nach ihm benannt.

Auszeichnungen

Werke

  • Theodor Groppe: Ein Kampf um Recht und Sitte. Erlebnisse um Wehrmacht, Partei, Gestapo. 2. überarb. Auflage, Trier 1959

Literatur

  • Lothar Groppe: Theodor Groppe (1882-1973) - Der „Schwarze General“. Ein deutscher Soldat im Kampf für Recht und Sitte, Wien 1977
  • Lothar Groppe: Theodor Groppe, der "schwarze General" als Widerstandskämpfer, Wien 1985
  • Lothar Groppe, Des „schwarzen Generals“ Kampf um Recht und Sitte. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2008, S.193–222
  • Horst Mühleisen: Theodor Groppe. Ein General im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. In: Kurtrierisches Jahrbuch 27. Jahrgang, 1987, S.145-210
  • Thomas Marin (Hrsg.): Theodor Groppe, der "Schwarze General" - ein katholischer Soldat im Kampf für Recht und Sitte, Bad Schussenried 2008, ISBN 978-3-87336-909-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Besuch der Akademie erfolgte gemeinsam mit Kurt von Schleicher.
  2. „Eine unverwüstliche Soldatennatur von hinreißender Frische und Verantwortungsfreudigkeit“ (Lothar Groppe, Des „schwarzen Generals“ Kampf, S. 193).
  3. Das bedeutete, dass ein Offizier den nächsthöheren Rang bekleiden durfte, ohne aber das entsprechende Gehalt zu beziehen.
  4. Theodor Groppe, Ein Kampf, Zeitungsberichte aus den 1950er Jahren und Lothar Groppe, Des „schwarzen Generals“ Kampf.
  5. Siehe: Werke. Vollständiger Nachdruck der 2. Aufl. in: Marin, Theodor Groppe...
  6. a b c d e f g h Rangliste des Deutschen Reichsheeres, Mittler & Sohn Verlag, Berlin 1930, S.115
  7. a b c Marin: Theodor Groppe - der "Schwarze General", aaO, S.175f



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