Theodor Schneller

Theodor Schneller

Theodor Schneller (* 25. September 1856 in Jerusalem; † 16. April 1935 ebenda) war ein deutscher Theologe, der im Nahen Osten diakonisch wirkte.

Lebenslauf

Trauerfeier für Theodor Schneller in der Anstaltskirche des Syrischen Waisenhauses, April 1935.
Trauerzug für Theodor Schneller beim Verlassen des Syrischen Waisenhauses.

Thedor Schneller, ältester Sohn des Lehrers und Missionars Johann Ludwig Schneller und seiner Frau Magdalene, wuchs in Jerusalem im Umfeld des Syrischen Waisenhauses, das sein Vater gegründet hatte, auf. Mit seinen vier Geschwistern wuchs er unter arabischen Jungen auf. Die schulische Bildung wurde ihnen vom Vater vermittelt. Theodor wurde 13-jährig gemeinsam mit seinem Bruder Ludwig nach Deutschland geschickt; von 1869 bis 1873 besuchten sie die Lateinschule in Schorndorf. Nach dem Abitur studierte er Evangelische Theologie. Am 8. August 1887 heiratete Theodor Johanna Allmendinger; in Fellbach wurde das Paar durch Theodors Bruder Ludwig getraut.

Seit 1885 unterstützte Theodor seinen Vater in der Leitung des Syrischen Waisenhauses. Nach dessen Tod übernahm er die Leitung der Einrichtung. Am 24. April 1910 wurde der Grundstein für ein Waisenhaus im galiläischen Nazareth gelegt. Es wurde durch amerikanische Spenden, die auf eine Amerika-Reise seines Bruders Ludwig in den Jahren 1907/08 zurückgingen, finanziert. 1927 konnte es fertiggestellt werden und seine Tätigkeit aufnehmen.

Nach dem Ende Osmanischen Reiches infolge des Ersten Weltkriegs wurde Schneller durch die britische Mandatsgebietsverwaltung, die das Haus bis 1923 dem Amerikanischen Roten Kreuz bzw. dem für diese Aufgabe gebildeten Near East Relief unterstellte, seines Amtes enthoben. Von 1920 bis 1923 verließ er Palästina.

Die britischen Behörden gestatteten Theodor Schneller 1923 die Einrichtung wieder zu leiten. Sein ältester Sohn, Hermann (1893–1993), gleichfalls Theologie, stand seinem Vater als Inspektor zur Seite. Der jüngere Sohn, Ernst, der Ingenieurwissenschaften studiert hatte, errichtete auf dem Schneller-Gelände, dem von der britischen Mandatsverwaltung Kommunalrechte und damit auch Unabhängigkeit in Zivilrechtsfragen zuerkannt wurden, einen Werkhof mit dem modernsten und größten Elektrokraftwerk des Nahen Ostens ein. Unter Theodors Leitung erfolgte 1926 die Bildung eines Lehrerseminars und 1927 die Wiedereröffnung der Anstalt in Bir Salem. Schneller konnte noch die Anfänge des Baus einer Gemeindesiedlung sowie 1934 die Neuerrichtung eines Mädchenheims erleben. Seit der nationalsozialistischen Machtergreifung waren Spenden und Überweisungen von Deutschland nach Palästina verboten. So war es nun wichtig, dass das Syrische Waisenhaus auch amerikanische Förderer besaß, wofür vor allem die USA-Reise seines Bruders Ludwig in den Jahren 1908/1909 verantwortlich war.

Theodor Schneller starb am 16. April 1935 in Jerusalem und wurde dort, wie seine Eltern auf dem Zion auf dem Protestantischen Friedhof der St. George’s Anglican Cathedral beigesetzt.

In Würdigung seines Einsatzes trägt die Theodor-Schneller-Schule im jordanischen Amman seinen Namen.

Literatur

  • Siegfried Hanselmann: Deutsche evangelische Palästinamission. Handbuch ihrer Motive, Geschichte und Ergebnisse; Erlangen: Verlag der Evangelisch-Lutherischen Mission, 1971; ISBN 3-87214-027-2
  • Arno G. Krauß: In gläubiger Demut und Liebe zu den Waisenkindern – Theodor Schneller; in: Evangelischer Verein für die Schneller-Schulen e.V. im Evangelischen Missionswerk in Süddeutschland e.V. (Hg.): Schneller. Magazin über christliches Leben im Nahen Osten; 121 (2006), Heft 3, S. 22–23.; Stuttgart 2006; ISSN 0947-5435
  • Mitri Raheb (Mitr¯i Rã.hib): Das reformatorische Erbe unter den Palästinensern; Gütersloh: Mohn, 1990; ISBN 3-579-00127-2
  • Ludwig Schneller: Lichtgestalten an meinem Wege; Kapitel: Theodor Schneller, S. 29–120; Leipzig: H. G. Wallmann, 1937
  • Dominique Trimbur (Hg.): Europäer in der Levante zwischen Politik, Wissenschaft und Religion (19.–20. Jahrhundert); frz. Titel: Des Européens au levant; München: Oldenbourg, 2004; ISBN 3-486-57561-9

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Theodor-Schneller-Schule — 31.7907535.2126583333337Koordinaten: 31° 47′ 27″ N, 35° 12′ 46″ O Das Syrische Waisenhaus war eine …   Deutsch Wikipedia

  • Schneller — ist der Familienname folgender Personen: Adelheid Schneller (1873–1955), österreichische Schriftstellerin Andreas von Schneller (1755–1840), General in dem Banate Arnold Schneller (* 1952), deutscher Chemiker Christian Schneller (1831–1908),… …   Deutsch Wikipedia

  • Schneller-Schulen — 31.7907535.2126583333337Koordinaten: 31° 47′ 27″ N, 35° 12′ 46″ O Das Syrische Waisenhaus war eine …   Deutsch Wikipedia

  • Theodor Gottlieb von Hippel d. J. — Theodor Gottlieb von Hippel Theodor Gottlieb Hippel, ab 1790 von Hippel (* 13. Dezember 1775 in Gerdauen; † 10. Juni 1843 in Bromberg) war ein preußischer Staatsmann und der Verfasser des Aufrufs An Mein Volk von 1813 …   Deutsch Wikipedia

  • Theodor Gottlieb von Hippel der Jüngere — Theodor Gottlieb von Hippel Theodor Gottlieb Hippel, ab 1790 von Hippel (* 13. Dezember 1775 in Gerdauen; † 10. Juni 1843 in Bromberg) war ein preußischer Staatsmann und der Verfasser des Aufrufs An Mein Volk von 1813. Inhaltsverzei …   Deutsch Wikipedia

  • Theodor Harpprecht — (* 8. August 1841 in Stuttgart; † 31. August 1885 bei Ludwigsburg) war ein deutscher Alpinist, der durch zahlreiche Erstbesteigungen und Erstbegehungen, vor allem in den Ortleralpen, bekannt wurde. Theodor Harpprecht studierte in Stuttgart… …   Deutsch Wikipedia

  • Theodor Steinweg — Christian Friedrich Theodor Steinweg (* 6. November 1825 in Seesen; † 26. März 1889 in Braunschweig) war ein Sohn des Tischlermeisters und Orgelbauers Heinrich Engelhard Steinweg (Henry E. Steinway, dem Gründer der Firma Steinway Sons),… …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelischer Verein für die Schneller-Schulen — 31.7907535.2126583333337Koordinaten: 31° 47′ 27″ N, 35° 12′ 46″ O Das Syrische Waisenhaus war eine missionarisc …   Deutsch Wikipedia

  • Johann-Ludwig-Schneller-Schule — 31.7907535.2126583333337Koordinaten: 31° 47′ 27″ N, 35° 12′ 46″ O Das Syrische Waisenhaus war eine …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Ludwig Schneller — (* 15. Januar 1820 in Erpfingen; † 18. Oktober 1896 in Jerusalem) war ein schwäbischer Lehrer und Missionar. Inhaltsverzeichnis 1 Lebenslauf 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”