Therese Malfatti

Therese Malfatti
Therese Malfatti, Ausschnitt aus einem anonymen Pastellbild
Therese Malfatti am Klavier im Kreis ihrer Familie, um 1810

Therese von Droßdik (geborene Malfatti; * 1. Januar 1792 in Wien; † 27. April 1851 ebenda; ab 1806 Malfatti von Rohrenbach zu Dezza) war eine österreichische Musikerin und Freundin Ludwig van Beethovens.

Leben

Therese Malfatti war die Tochter des Wiener Kaufmanns Jacob Friedrich Malfatti (1769–1829) und eine Cousine des berühmten und wohlhabenden Arztes Johann Baptist Malfatti (1775–1859). Ihr Vater, der ab 1804 ein Gut in Walkersdorf am Kamp besaß, wurde am 2. April 1806 mit dem Titel "Edler von Rohrenbach zu Dezza" in den erbländischen Adelsstand erhoben. Ihre jüngere Schwester Anna (1792–1869) heiratete am 29. Mai 1811 in Etsdorf am Kamp Beethovens Freund Ignaz von Gleichenstein.[1]

Durch Gleichenstein kam Beethoven 1810 in Kontakt mit Thereses Familie, bei der er sich sehr wohl fühlte. Er schrieb:

ich danke dir guter g. daß du mich dorthin gebracht hast.[2]

Beethoven machte Therese im Frühjahr 1810 einen Heiratsantrag, wie Ludwig Nohl später von ihrer Schwester erfuhr,[3] erhielt jedoch offensichtlich eine Ablehnung. Der Plan einer Heirat mit Therese Malfatti kommt auch in mehreren Briefen des Komponisten zum Ausdruck:

  • Beethovens Brief an Nikolaus Zmeskall von Domanovecz vom 28. April 1810: „errinnern sie sich nicht der Lage, worin ich bin, wie einst Herkules bey der Königin Omphale??? […]nie habe ich die Macht oder die schwäche der Menschlichen Natur so gefühlt als izt.“ [4]
  • seine Bitte an Gleichenstein, ihm um 300 fl. Hemdenstoff und Halstücher zu besorgen[5]
  • seine Bitte an Wegeler am 2. Mai 1810 um Zusendung eines Taufscheins[6]
  • sein Brief an Therese Ende Mai 1810 mit der Aussage „vergeßen Sie das Tolle“ [7]
  • Breunings Mitteilung an Wegeler vom Sommer 1810, Beethovens „Heirats-Parthie habe sich zerschlagen.“
  • die Reaktion auf Thereses offensichtliche Absage: „Deine Nachricht stürzte mich aus den Regionen des höchsten Entzückens wieder tief herab.“ [7]

Beethoven übersandte Therese die Klaviersonate op. 78,[2] außerdem besaß sie das heute verschollene Autograph der Bagatelle WoO 59 („Für Elise [Therese?] am 27. April 1810 zur Erinnerung von Ludwig van Beethoven“). Ludwig Nohl entdeckte es 1865 bei Babette Bredl in München. Dorthin könnte das Autograph durch Bredls unehelichen Sohn[8], den Pianisten Rudolf Schachner, der Therese Malfattis Hausfreund gewesen war und ihre Musikalien geerbt hatte, gelangt sein. Obwohl Nohl ausdrücklich bemerkt, das Stück sei „nicht für Therese geschrieben“, stellte Max Unger die These auf, Nohl habe sich verlesen und die Widmung müsse „Für Therese“ lauten.

Therese heiratete am 14. Juni 1816 in Worms den k. k. Hofrat Johann Wilhelm von Droßdik (1771–1852).[9] Therese von Droßdik bezeichnete sich noch im Alter als Schülerin Beethovens und spielte seine Sonaten mit „unvergleichlicher Virtuosität“. [10] Wenig beachtet ist ihre Freundschaft mit Franz Schubert, den sie im Fasching 1828 zu einem ihrer jährlichen Hausbälle einlud.

Literatur

  • Virginia Beahrs: The Beethoven-Malfatti Connection Revisited. In: The Beethoven Journal 13/1, 1998, ISSN 1087-8262, S. 12-16.
  • Sieghard Brandenburg (Hrsg.): Der Freundeskreis der Familie Malfatti in Wien. Gezeichnet von Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld. Beethoven-Haus, Bonn 1985, (Jahresgaben des Vereins Beethoven-Haus 4 = Jg. 1985).
  • Michael Lorenz: „Baronin Droßdik und die verschneyten Nachtigallen“. Biographische Anmerkungen zu einem Schubert-Dokument. In: Schubert durch die Brille 26, 2001, S. 47–88.
  • Michael Lorenz: Studien zum Schubert-Kreis. Wien 2001, (Wien, Univ., Diss., 2001).
  • Ludwig Nohl (Hrsg.): Neue Briefe Beethovens. Nebst einigen ungedruckten Gelegenheitscompositionen und Auszügen aus seinem Tagebuch und seiner Lectüre. Cotta, Stuttgart 1867, S. 28–33.
  • Max Unger: Beethoven and Therese von Malfatti. In: Musical Quarterly 11, 1925, ISSN 0027-4631, S. 63-72.

Anmerkungen

  1. Michael Lorenz: "Baronin Droßdik und die »verschneyten Nachtigallen«.", Schubert durch die Brille 26, Schneider, Tutzing 2001, S. 64.
  2. a b Ludwig van Beethoven, Briefwechsel. Gesamtausgabe, Hrsg. von Sieghard Brandenburg, München 1996–1998, Bd. 2, Nr. 436.
  3. Alexander Wheelock Thayer, Ludwig van Beethovens Leben, deutsch bearbeitet von Hermann Deiters, neu bearbeitet von Hugo Riemann, Band 2, Leipzig 1922, S. 322
  4. Ludwig van Beethoven, Briefwechsel. Gesamtausgabe, Hrsg. von Sieghard Brandenburg, München 1996–1998, Bd. 2, Nr. 430
  5. Ludwig van Beethoven, Briefwechsel. Gesamtausgabe, Hrsg. von Sieghard Brandenburg, München 1996–1998, Bd. 2, Nr. 432
  6. Ludwig van Beethoven, Briefwechsel. Gesamtausgabe, Hrsg. von Sieghard Brandenburg, München 1996–1998, Bd. 2, Nr. 439
  7. a b Ludwig van Beethoven, Briefwechsel. Gesamtausgabe, Hrsg. von Sieghard Brandenburg, München 1996–1998, Bd. 2, Nr. 442
  8. Michael Lorenz: Die „Enttarnte Elise“: Elisabeth Röckels kurze Karriere als Beethovens „Elise“. In: Bonner Beethoven-Studien 9. Bonn 2011, S. 169–190. Aufsatz online.
  9. Michael Lorenz: Studien zum Schubert-Kreis. Wien 2001, (Wien, Univ., Diss., 2001).
  10. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon, Bd. 29, S. 29.



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