Banküberfall

Banküberfall
Bankraub (nachgestellt)

Als Bankraub oder Banküberfall bezeichnet man den Überfall auf ein Kreditinstitut mit dem Ziel, Geld und andere Wertgegenstände zu erbeuten. Obwohl der Begriff „Raub“ eigentlich den Einsatz oder die Androhung von Gewalt voraussetzt, wird er umgangssprachlich auch für Einbrüche in Banken benutzt.

Inhaltsverzeichnis

Rechtliche Einstufung

In Deutschland wird Bankraub je nach Tathergang rechtlich entweder als Raub oder als räuberische Erpressung eingeordnet. Das Strafmaß ist allerdings in beiden Fällen identisch: Die Mindeststrafe beträgt ein Jahr Freiheitsstrafe. Verwendet der Täter eine Waffe, so beträgt die Mindeststrafe fünf Jahre Freiheitsstrafe.

Aufklärungsrate

Entgegen weit verbreitetem Glauben werden nur etwa die Hälfte aller Banküberfälle aufgeklärt. Das insbesondere seitens der Polizei ohne Angabe exakter Zahlen vermittelte Bild des fast immer geklärten Verbrechens dürfte dem Interesse an Abschreckung geschuldet sein (vgl. Handwerk hat goldenen Boden - reale Technik und ein fiktiver Raub in Vabanque).

„Allein mit einem Bild aus einer Überwachungskamera - das gibt auch die Linzer Polizei zu - wurde noch kein einziger Banküberfall geklärt, weil die Täter in der Regel ohnehin maskiert sind. Kameras wirken lediglich abschreckend, erzeugen ein Sicherheitsgefühl und bewirken laut Moechel immerhin, dass sich die Leute besser benehmen als früher‘.“

OÖNachrichten-Online vom 16.1.2003: [1]

Geschichte

USA

Der erste Bankraub in Amerika geschah in der Nacht des 31. August oder am frühen Morgen des 1. September 1798 in der Bank of Pennsylvania in Philadelphia. Aus dem Banktresor wurden $ 162.821 geraubt. Weil es keine Beweise für Gewalteinwirkung gab, nahmen die Behörden an, dass es Insider waren. Einige Verdächtige wurden sofort eingesperrt und strafrechtlich verfolgt, aber die wirklich Schuldigen waren Isaac Davis und ein Partner. Wenige Tage nach dem Bankraub fiel Davis’ Partner einer Gelbfieberepidemie zum Opfer, die in Philadelphia in jenem Sommer ausgebrochen war.

Zu den bekanntesten Bankräubern gehören die Dalton-Brüder, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Jahren mäßigen Erfolgs als Farmarbeiter ihr Talent für Eisenbahnüberfälle entdeckten und am 5. Oktober 1892 im Ort Coffeyville Kriminalgeschichte schrieben, indem sie versuchten, zwei Banken zur gleichen Zeit auszurauben. Dabei kamen zwei der vier Brüder ums Leben.

Auch das Paar Bonnie und Clyde (Bonnie Parker und Clyde Barrow) waren bekannte Bankräuber und reisten während der Weltwirtschaftskrise durch den Südwesten der USA. Sie raubten Banken aus und verursachten üblicherweise ein Chaos bei den Überfällen.

Am 9. Mai 1980 entwickelt sich nach einem Bankraub eine der größten Schießereien der US-Geschichte, als fünf schwerbewaffnete Männer die Security Pacific National Bank in Norco, Riverside County, Kalifornien überfallen. Ein Passant, der den Überfall beobachtet, alarmiert die Polizei. Als die Täter die Bank verlassen, trifft gerade der Riverside County Sheriff's Deputy Glyn Bolasky am Tatort ein und wird sofort unter Beschuss genommen. Als die Bankräuber in ihr Fluchtfahrzeug steigen und losfahren, tötet Bolasky den Fahrer Belisaro Delgado (17) durch einen Kopfschuss. Die anderen vier steigen daraufhin wieder aus dem Wagen und greifen den Deputy gezielt an, dessen Streifenwagen von 47 Geschossen getroffen wird. Bolasky selbst wird von fünf Schüssen niedergestreckt und schwer verletzt. Den Tätern gelingt es inzwischen, unter dem Beschuss zweier weiterer Deputies, in einem gestohlenen Fahrzeug zu entkommen. Während der Verfolgung zerstören oder beschädigen die Flüchtigen 33 Streifenwagen und zwingen einen Polizeihubschrauber zur Notlandung. Im ländlichen Gebiet gelingt es ihnen sogar, die verfolgende Polizei in einen Hinterhalt zu locken, wobei der Officer James Evans getötet wird. Anschließend flüchteten sie in die naheliegenden Wälder. Erst am 11. Mai gelingt es der Polizei, die drei Flüchtigen Christopher Gregory Harven (30), Russell Harven (27) und George Wayne Smith (28) zu verhaften. Manuel Delgado, der Bruder des getöteten Belisaro Delgado, stirbt in den Bergen bei einem Feuergefecht mit SWAT-Teams. Insgesamt wurden acht Polizisten verletzt und einer getötet. Die drei Verhafteten wurden zu lebenslanger Haft ohne Aussicht auf Bewährung verurteilt. Der Film Rapid Fire beruht auf diesem Geschehnis.

Ein fehlgeschlagener Bankraub am 28. Februar 1997 ist unter dem Namen "North Hollywood Shootout" in die amerikanische Kriminalgeschichte als schlimmste Schießerei zwischen Polizei und Verbrechern eingegangen. An diesem Tag überfallen die zwei schwerbewaffneten Männer Larry Eugene Phillips, Jr. (26) und Emil Dechebal Matasareanu (30) die Bank of America an der Kreuzung Laurel Canyon Boulevard und Archwood Street in Nordhollywood, Kalifornien. Beim Betreten der Bank werden die beiden jedoch von einer LAPD-Patrouille gesehen, die daraufhin Verstärkung anfordert. Die beiden Bankräuber tragen Sturmhauben, besitzen kugelsichere Ganzkörperpanzerungen, darüber schwarze Kleidung und sind mit einer chinesischen AK-47, einer deutschen HK-91 (Zivilversion des G3) und einer amerikanischen AR-15 (Zivilversion der M16) bewaffnet. Alle drei Waffen sind vollautomatisch und zum Aufnehmen von Trommelmagazinen modifiziert worden. Daneben tragen sie noch zwei Pistolen Beretta 92F und einen .38 Kaliber Revolver sowie über 3.300 Schuss Munition. Sie fordern die Bankangestellten auf den Tresorraum zu öffnen und feuern dabei mehr als hundert Schüsse über die Köpfe der Angestellten und Kunden hinweg, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen und eventuelle Gegenwehr zu unterdrücken. Mit der Beute verlassen die Täter anschließend das Gebäude, das bereits von der Polizei umstellt ist und eröffnen das Feuer. Nach einem siebenminütigen, heftigen Schusswechsel gegen mehr als 50 Beamte gelingt es einem der Täter, ein Fahrzeug vor der Bank in Betrieb zu nehmen und im Schritttempo die Flucht anzutreten, wobei sein Komplize zu Fuß das Fahrzeug begleitet und die Polizei in Schach hält. Die Flüchtigen können während der nächsten 35 Minuten weder von der Straße gedrängt noch aufgehalten werden. Plötzlich verlässt der zu Fuß unterwegs gewesene Täter die Nähe des Fluchtwagens und liefert sich im Alleingang ein Gefecht mit den Polizisten. Dabei wird er an der linken Hand getroffen. Wegen einer Ladehemmung gelingt es ihm auch nicht mehr, sein Sturmgewehr nachzuladen, worauf er mit der noch intakten rechten Hand eine Pistole zieht und weiterfeuert, ehe er sich, umringt von der Polizei, selbst erschoss. Sein Komplize hielt unterdessen drei Blocks weiter sein Fahrzeug an, da es zu stark beschädigt worden war. Beim Versuch, den Fluchtwagen zu wechseln, gerät er in eine Schießerei mit einem SWAT-Team, wobei er in ungeschützte Stellen seiner Beine getroffen und schwer verletzt überwältigt wird. Kurz darauf erliegt er jedoch einem Schock, der durch den hohen Blutverlust verursacht wurde. Insgesamt wurden zwölf Polizisten und acht Passanten zum Teil schwer verletzt. Die Körperpanzer und Waffen der Beiden können im Los Angeles Police Department Museum besichtigt werden. Der Film 44 Minutes beruht auf diesem Geschehen.

Deutschland

Im Jahre 1965 überfiel mit Gisela Werler erstmals eine Frau in Deutschland eine Bank.

Am 4. August 1971 wird in München der erste Banküberfall mit Geiselnahme begangen. Bei dem Schusswechsel mit der Polizei wurden zwei Personen getötet (eine Geisel, ein Täter).

Der Banküberfall in Berlin-Zehlendorf 1995 ist wohl der spektakulärste, den es in Deutschland bisher gegeben hat. Er zog wegen seiner ungewöhnlichen Vorgehensweise (Einbruch in die Bank durch einen eigens gegrabenen Tunnel) auch weltweite Aufmerksamkeit auf sich.

Als die ältesten Bankräuber Deutschlands gilt die sogenannte "Opa-Bande", drei ältere Herren von 64, 73 und 74 Jahren, die von 1989 bis 2005 bei 14 Banküberfällen mehr als eine Million Euro erbeutet haben. Sie waren jeweils schwer bewaffnet. Sie sind inzwischen vom Landgericht Hagen (Westfalen) verurteilt.

Aktuellen Meldungen zufolge konzentrieren sich Bankräuber in jüngster Zeit immer mehr auf die Sprengung von Geldautomaten. Am 9. Juni 2005 drangen erstmals Täter in die Bank in Breitenfelde (Kreis Herzogtum Lauenburg) ein, besprühten die Kameras um ungestört arbeiten zu können, leiteten Gas in den Geldautomaten und sprengten ihn in die Luft. (Quelle: Aktenzeichen XY ZDF-Sendung). Diese Art Überfälle wiederholten sich seither mehrmals.

Gegenmaßnahmen

Während man in den deutschsprachigen Ländern seitens der Geldinstitute noch weitgehend von ständig anwesendem Wachpersonal absieht, gehören Sicherheitskräfte in den USA und auch in südlichen europäischen Ländern, zum Teil vor den Banken platziert, zum alltäglichen Erscheinungsbild. Nicht zuletzt auf Druck der Versicherungen haben viele Banken allerdings die Sicherheitsvorkehrungen um Banküberfälle zu vermindern oder zu verhindern, verschärft. So sind inzwischen bei vielen Banken üblich:

  • vermehrte und verstärkte sogenannte Alarmpakete, das heißt GPS-Ortungssender und Live-Bilder aus den Geldinstituten in den zuständigen Polizeirevieren.
  • digitalisierte Videoanlagen
  • reduzierter Bargeldbestand.
  • Alarmknöpfe, die für Täter nicht sichtbar sind und heimlich gedrückt werden können
  • Bereithalten von Registriergeld.
  • präparierte Geldscheine, die sich nach einer gewissen Zeit verfärben und somit kennzeichnen
  • mit Sicherheitspäckchen präparierte Geldbündel, die auf der Flucht explodieren und Farbe oder Tränengas freisetzen
  • Schulungen des Personals über das Verhalten bei einem Bankraub. Dies soll vor allem den Schusswaffengebrauch des Räubers vermeiden und damit Personenschäden und damit verbundene Regressansprüche vermeiden.
  • Geldbeträge ab einer bestimmten Höhe werden vom Computersystem erst nach über einer Minute freigegeben – dies kann nicht umgangen werden und führt zu großen Verzögerungen

Folgen für die Opfer

Opfer von Banküberfällen, Kunden sowie Angestellte, erleiden häufig ein starkes Trauma, das einhergeht mit einem chronischen Gefühl der Unsicherheit, auch lange über den Zeitpunkt des eigentlichen Überfalls hinaus. Bankangestellte werden häufig lange arbeitsunfähig, weil sie das Erlebte nicht verarbeiten können.

Bekannte Bankräuber

Folgende Bankräuber wurden auch über die Region hinaus bekannt:

Siehe auch

Zitate

Literatur

  • Klaus Schönberger (Hg.): Vabanque. Bankraub, Theorie, Praxis, Geschichte. Berlin/Göttingen 2000.
  • Heinrich Böll: Höflichkeit bei verschiedenen unvermeidlichen Gesetzesübertretungen. (zum Thema höflicher Bankraub) in: Gesammelte Erzählungen 2. Kiepenheuer & Witsch, 1981
  • Karl Painer: Überfall, Geld her! wie man eine Bank überfällt, oder es doch besser sein lässt. novum-Verlag. ISBN 3-902057-68-8
  • Kirchner, Lawrence R.: Robbing banks. An American History. 1831-1999. ISBN 188511964X, Verlag: Da Capo Press
  • Deborah Lamm Weisel: Bank Robbery (PDF, 610 KB), Problem-Oriented Guides for Police, Problem-Specific Guides Series No 48, U.S. Department of Justice, Office of Community Oriented Policing Services, März 2007, ISBN 1-932582-78-9

Quellen

  1. [1]

Weblinks


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