Thomas Bartholin

Thomas Bartholin
Thomas Bartholin.

Thomas Bartholin (* 20. Oktober 1616 in Kopenhagen; † 4. Dezember 1680 ebd.) war ein dänischer Arzt, Anatom, Mathematiker und Theologe. Er gilt als der bedeutendste Anatom seiner Zeit und als Entdecker des Lymphsystems.

Leben

Thomas Bartholin war der zweite von sechs Söhnen des Mediziners und Theologen Caspar Bartholin d.Ä., die im 17. Jahrhundert eine bedeutende dänische Wissenschaftlerdynastie bildeten: 12 Mitglieder der Familie wurden Professoren an der Kopenhagener Universität. Nach dem Tod seines Vaters übernahm dessen Schwager Ole Worm (1588-1654), ebenfalls Professor für Medizin, die Fürsorge für ihn.

1634 begann er, Theologie zu studieren. Drei Jahre später unternahm er, mit Unterstützung des Königs und Worms, eine neunjährige Studienreise durch Europa mit Aufenthalten an den Universitäten Paris, Leiden, Basel, Montpellier und Padua. In Leiden beschloss er 1637, zur Medizin überzuwechseln. Dort beschäftigte er sich als Schüler von Johannes de Wale (auch Johannes de Waal oder Johannes Walaeus (1604–1649)) hauptsächlich mit den Lymphgefäßen und der Theorie vom Blutkreislauf William Harveys. De Wale regte ihn dazu an, eine neue verbesserte Ausgabe des von seinem Vater begründeten Anatomie-Lehrbuches zu erarbeiten, die mit Unterstützung von de Wale und Franciscus Sylvius publiziert wurde. Diese Ausgabe berücksichtigte erstmals die Arbeiten Harveys und von Gaspare Aselli.

Ole Worm empfahl Bartholin, sich auf die Anatomie zu konzentrieren. Bartholin ging nach Basel und erhielt dort 1645 den Doktortitel für Medizin. 1646 kehrte er nach Kopenhagen zurück, wurde Professor für Philosophie und lehrte auch Mathematik und Philologie. 1649 heiratete er Else Christoffersdatter. Eines ihrer Kinder, Caspar Bartholin wurde ebenfalls ein berühmter Anatom. Ein anderer Sohn, Thomas Bartholin, war ein bedeutender Sammler isländischer und dänischer Handschriften und gilt als Begründer der Wissenschaft über die skandinavische Geschichte. 1649 übernahm Bartholin von Simon Pauli die Professur für Anatomie an der Medizinischen Fakultät.

Bartholin litt an Tuberkulose, erholte sich aber durch Reisen nach Orléans, Montpellier und Padua. Dafür litt er anschließend an einem starken Nierensteinleiden, weshalb er 1656 seine Lehrverpflichtungen aufgab. 1661 wurde er zum Honorarprofessor gewählt, was ihn von allen akademischen Verpflichtungen befreite.

1663 erwarb Bartholin das Anwesen Hagestedgaard, 75 km von Kopenhagen, und erholte sich dort. Er hatte als angesehenster Mediziner seiner Zeit in Dänemark einen sehr guten Kontakt zum dänischen König und initiierte dessen 1672er Dekret zur Organisation des dänischen Gesundheitswesens. 1675 wurde Bartholin Assessor am Obersten Gericht und lehnte aus diesem Grund einen Ruf als Anatomieprofessor an die Universität von Padua ab. Gesundheitlich stark angeschlagen, verkaufte Bartholin 1680 Hagestedgaard und kehrte nach Kopenhagen zurück. Lange nach seinem Tod wurden er und seine Familie 1731 geadelt.

Leistungen

Mit Duldung des Königs, führte Bartholin Sektionen an menschlichen Leichen durch. Dabei entdeckte er beim Menschen den Ductus thoracicus, einen Lymphsammelstamm, der bereits einige Jahre zuvor von Jean Pecquet bei Hunden beobachtet worden war. Bartholin beforschte in dieser Zeit intensiv die Lymphgefäße und ihre Beziehung zu den Blutgefäßen. Bartholins bedeutsamste Entdeckung, ist die des Lymphsystems als eigenständiges Organsystem. Er beschrieb sie in der Schrift „Vasa lymphatica nuper hafniae in animalibus inventa et hepatis exsequiae“ (1653). Da in dieser das Entdeckungsdatum nur mit 28. Februar ohne Jahreszahl angegeben war, beanspruchte Olof Rudbeck (1630-1702), diese Entdeckung für sich, da er sie im April 1652 gemacht hatte. Es gilt allerdings als gesichert, dass das Entdeckungsjahr 1652 war und Bartholin diese Entdeckung somit zwei Monate vor Rudbeck machte.

1673 begründete er die erste dänische wissenschaftliche Zeitschrift, die Acta medica et philosophica hafniensa.

Mit der Bartholinsgade ist eine Straße in Kopenhagen nach der Familie Bartholin benannt. Nahe dieser befindet sich das Bartholin-Institut (Bartholin Institutet).

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