Tibor Szamuely

Tibor Szamuely
Tibor Szamuely [1]
Tibor Szamuely an der Seite von Béla Kun und Jenő Landler im Memento Park, Budapest

Tibor Szamuely, auch: Tibor Szamuelly[2] (* 27. Dezember 1890 in Nyíregyháza, Ungarn; † 2. August 1919 in Lichtenwörth, Österreich) war ein ungarischer Journalist und kommunistischer Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Tibor Szamuely war das älteste von fünf Kindern einer jüdischen Familie. Nach seinem Universitätsabschluss in Geschichte wurde er Journalist. Er begann seine politische Laufbahn als Mitglied der Ungarischen Sozialdemokratischen Partei.

Tibor Szamuely war Soldat im Ersten Weltkrieg und wurde 1915 von Russen gefangen genommen. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde er freigelassen und wurde Kommunist. Zusammen mit Béla Kun organisierte er unter den ungarischen Kriegsgefangenen eine kommunistische Gruppe. Viele von den ungarischen Kriegsgefangenen traten der Roten Armee bei und kämpften im Russischen Bürgerkrieg. Später ging Szamuely nach Deutschland und trat dem Spartakusbund bei.

Im März 1919 fand in Ungarn unter der Führung von Béla Kun eine kommunistische Revolution statt. Tibor Szamuely war einer der prominenten Führer der jungen Ungarischen Räterepublik. Er besetzte eine Anzahl von Posten und wurde letztlich Volkskommissar für militärische Angelegenheiten und Chef der Organisation „Roter Terror“ zur Niederschlagung konterrevolutionärer Aktivitäten. Ende Mai 1919 flog Szamuely nach Moskau, um zusammen mit Lenin für die Weltrevolution zu agitieren.

Die Ungarische Räterepublik hatte nur einige Monate, bis zum Sturz der kommunistische Regierung durch rumänischen Invasionstruppen, Bestand. Szamuely schaffte es, dem „Weißen Terror“ zu entgehen, und floh mit dem Auto Richtung Österreich bis Sauerbrunn, von wo er zu Fuß die Leitha erreichte, die im Flussbett verlaufende Grenze illegal überquerte und in der Folge von den österreichischen Behörden festgenommen und nach Lichtenwörth gebracht wurde. Noch vor der Leibesvisitation zog Tibor Szamuely einen Revolver[Anm. 1] und gab einen Schuß gegen seine Brust ab.[3][Anm. 2] — Manche Quellen geben an, dass Tibor Szamuely von den österreichischen Grenzorganen bei der Anhaltung getötet worden sei.

József Lengyel, Mitkämpfer und Mitarbeiter am Blatt Vörös Újság[4], hat Szamuely 1929 in Visegrádi utca (deutsch: Visegrader Straße)[5], einem Dokumentarroman über die Räterepublik, ein Denkmal gesetzt[6]

Schriften

  • Alarm. Ausgewählte Reden und Aufsätze. Dietz, Berlin sowie Corvina, Budapest 1959. [7]
  • A nemzetiszocializmus. Gondolattár, Band 21. Gondolat, Budapest 1964. [8]
  • The Russian Tradition. 1. Auflage. Secker & Warburg, London 1974. [9]

Literatur

  • Ladislaus Bizony: 133 Tage ungarischer Bolschewismus. Die Herrschaft Béla Kuns und Tibor Szamuellys, die blutigen Ereignisse in Ungarn. Authentische Darstellung über den Ausbruch und Sturz des Bolschewismus, die Gegenrevolution, Morde, Hinrichtungen und Gewalttaten der Lenin-Buben. Waldheim-Eberle, Leipzig/Wien 1920. [10]

Einzelnachweise

  1. Tibor Szamuely, der Henker Ungarns, hat auf der Flucht Selbstmord begangen. In: Volksblatt für Stadt und Land, Nr. 32/1919 (L. Jahrgang), 10. August 1919, S. 2. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/vbl.
  2. Szamuely Tibor. In: hu.wikipedia.org.
  3. Der Selbstmord Tibor Szamuelys. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt (Nr. 19734/1919), 3. August 1919, S. 5, rechts. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/nfp.
  4. ZDB-ID 1457902-9.
  5. József Lengyel: Visegráder Strasse. Mit einem Vorwort von Béla Kun. Dietz, Berlin 1959, Permalink Deutsche Nationalbibliothek.
  6. Gedenktag der Woche. In: Burgenländische Freiheit. LIX. Jahrgang, Nr. 31/1989, S. 34. – Volltext online.
  7. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  8. Permalink Deutsche Nationalbibliothek.
  9. Katalogzettel Österreichische Nationalbibliothek.
  10. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.

Anmerkungen

  1. (…) Er zieht sein Taschentuch hervor, scheinbar, um den Schweiß vom Gesicht abzutrocknen. Im Taschentuch ist ein Revolver. Er drückt ihn ruhig, sicher gegen sich ab. Tibor Szamuely ist tot. (…) — Aus: Tibor Szamuely geht über die Grenze. Zum Gedenken an den 3. August 1919. In: Egon Erwin Kisch, Bodo Uhse (Hrsg.): Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Band 8: Mein Leben für die Zeitung. Band 1: 1906–1925. 1. Auflage. Aufbau-Verlag, Berlin 1983, Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund, S. 474.
  2. (…) Nachdem die hiesige israelitische Kultusgemeinde, zu der Lichtenwörth gehört, wo sich Tibor Szamuley selbst gerichtet hat, sich ganz entschieden geweigert hat, dessen Leiche auf dem ihr gehörigen Friedhofe in Wiener-Neustadt beerdigen zu lassen, wurde diese nach Sauerbrunn zur Beerdigung überführt. — Siehe: Szamuely, an der Grenze verhaftet, verübt Selbstmord. In: Volksblatt für Stadt und Land, Nr. 32/1919 (L. Jahrgang), 10. August 1919, S. 2, links Mitte. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/vbl

Weblinks


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