Todor Kristow Schiwkow

Todor Kristow Schiwkow

Todor Christow Schiwkow (bulgarisch Тодор Христов Живков; * 7. September 1911 in Prawez; † 5. August 1998 in Sofia) war vom 4. März 1954 bis zu seinem erzwungenen Rücktritt am 10. November 1989 Staatschef von Bulgarien und erster Sekretär der Bulgarischen Kommunistischen Partei. Unter allen Staatsoberhäuptern des Warschauer Paktes war er derjenige mit der längsten Amtszeit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schiwkow wurde als Kind armer Bauern in dem kleinen Dorf Prawez geboren. Als Jugendlicher zog er auf der Suche nach Arbeit und einer besseren Zukunft nach Sofia. Dort wurde er 1932 Mitglied des Komsomols, der Jugendabteilung der damaligen bulgarischen Kommunistischen Partei.

Während des Zweiten Weltkriegs stieg Schiwkow in der Partei auf und war am Widerstand gegen das Deutsche Reich – der Volksbefreiungsarmee – beteiligt. In der Nachkriegszeit hatte Schiwkow wichtige Positionen innerhalb der nun von sowjetischer Seite gestützten Regierung inne, unter anderem leitete er die Volksmiliz, die unter seiner Führung Tausende Menschen aus politischen Gründen inhaftierte. Im Jahre 1951 wurde er Vollmitglied des Politbüros sowie Generalsekretär des Zentralkomitees und damit jüngster Staatschef eines Ostblocklandes.

In den ersten zwei Jahren von Schiwkows Amtszeit als Generalsekretär der Partei war der stalinistisch orientierte Wulko Tscherwenkow noch der eigentliche Staatschef; dieser wurde jedoch 1956 zum Rücktritt gezwungen, nachdem Chruschtschow nach Stalins Tod 1953 den Prozess der Entstalinisierung eingeleitet hatte. Im Jahre 1965 überstand Schiwkow den Versuch eines Staatsstreiches abtrünniger Armeeoffiziere und Parteimitglieder; ein solcher Vorfall war in einem kommunistischen Land bis dahin einmalig.

Erich Honecker dankt Schiwkow für seine Begrüßungsansprache auf dem VIII. Parteitag der SED (1971)

Während seiner Amtszeit hatte Bulgariens Wirtschaft hohe Wachstumsraten und machte einen schnellen Strukturwandel vom Agrarland zum Industriestaat durch. Schiwkow trieb die Verstädterung seines Landes massiv voran. Die allgemeine Versorgungslage verbesserte sich erheblich. Auch das Bildungsniveau der Bevölkerung entwickelte sich rasch. Trotzdem blieb Bulgarien neben Rumänien und Albanien eines der ärmsten Länder Europas. Die politische Opposition im Land bekämpfte der Diktator mit äußerster Härte; abertausende Menschen waren als Dissidenten in ganz Bulgarien inhaftiert.

Als Chruschtschow-Schützling und persönlicher Freund von Leonid Breschnew war Schiwkow während des Kalten Krieges für seine äußerst loyale Haltung der UdSSR gegenüber bekannt. Er schlug sogar einmal vor, Bulgarien an die Sowjetunion anzuschließen, mit den Argumenten der gemeinsamen slawischen Herkunft und des ähnlichen kyrillischen Schriftsystems. Georgi Markow sagte einmal, „er diente der UdSSR mit mehr Inbrunst als die sowjetischen Führer selbst“.

Familie und Kinder

Seine Frau Mara Maleewa verstarb 1971.

Todor Schiwkow versuchte seinen Kindern – Tochter Ljudmila Schiwkowa und Sohn Wladimir Schiwkow – eine Karriere in der Hierarchie der Bulgarischen Kommunistischen Partei zu sichern. Ljudmila wurde Mitglied des Politbüros und Kulturministerin. Sie verfolgte einige Ideen, die auf fernöstlichen Philosophien basierten und von der alten Garde missbilligt wurden. Einige unsichere Quellen sind der Meinung, dass ihr früher Unfalltod im Jahre 1981 auf sowjetische Einmischung zurückzuführen ist.

Ihr Ehemann Iwan Slawkow wurde zum Leiter des bulgarischen Staatsfernsehens ernannt und war später Präsident des Bulgarischen Olympischen Komitees.

Währenddessen führte sein Sohn Wladimir Schiwkow ein Playboyleben. Seine Trinkgelage machten es unmöglich, ihn höher zu befördern als zum Vorsitzenden des Jugendverbandes (Komsomol).

Nachfahren seiner Familie leben heute in Deutschland, Kanada und Bulgarien.

Das Ende

Gegen Ende seiner Amtszeit unternahm Schiwkow einige Versuche, Bulgarien zu modernisieren, abgeschwächte Versionen von Glasnost und Perestroika einzuführen, ohne die Kontrolle über das Land ganz aufgeben zu wollen. Jedoch konnten diese Versuche den Fall des Kommunismus und schließlich seine eigene Amtsenthebung nicht verhindern. Im Jahre 1989 wurde er aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen, und im Januar 1990 wurde er verhaftet. Zwei Jahre später wurde er wegen Plünderung der Staatskassen und Korruption zu siebenjähriger Haft verurteilt, die aus Gesundheitsgründen später in Hausarrest umgewandelt wurde. Schiwkow starb 1998 an Lungenentzündung. Nach seinem Tod fielen alle Anklagen gegen ihn weg.

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