Tontafel

Tontafel

Die Tontafel ist eines der ältesten Schreibmaterialien der Menschheit. Sie fand vor allem im Gebiet des fruchtbaren Halbmonds in vorwiegend trocken-heißen Klima seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. Anwendung.

Inhaltsverzeichnis

Beschaffenheit

Eine Tontafel ist eine Tafel aus Ton oder Lehm, in die mittels eines Griffels Symbole eingeritzt oder eingedrückt werden können. Danach härtete die Tafel aus. Die eingravierte Schrift kann durch abschaben der oberen Schicht ausgelöscht oder korrigiert werden, ein Brennen, oft unbeabsichtigt durch Brandkatastrophen, der Tontafel macht sie dauerhaft haltbar. Durch besondere Handhabung des Griffels als Stempelkeil entstand die Keilschrift. Die Form der Tontafeln und die Art, wie sie beschrieben wurden änderte sich im Laufe der Zeit und ermöglicht, wie die Entwicklung der Schrift und der Sprache, eine grobe chronologische Einordnung[1]

Verbreitung

Tontafeln wurden in Mesopotamien genutzt. Sie stellen eines der ältesten dauerhaften Medium in der Kulturgeschichte dar, das die Fixierung sowohl von Bild- als auch Schriftaufzeichnungen ermöglichte. Daneben wurden Inschriften in Stein gemeißelt und in Knochen geritzt (China[2]).

Die frühesten auf Tontafeln fixierten Texte in Keilschrift halten Eintragungen aus dem Steuer- und Rechnungswesen fest. Später kam diplomatische Korrespondenz, Liturgie und Dichtung hinzu. Ca. 2300 v. Chr. wurde eine Karte von in die sogenannte Tontafel von Nuzi (auch Ga-Sur), dem heutigen Jorgan Tepe, südwestlich von Kirkuk im Irak, geritzt. Auf der ca. 7 x 7 cm großen Tontafel sind Berge, Flüsse und Städte eingezeichnet.

Die Nutzung von Tontafeln verbreitete sich, zusammen mit der Keilschrift, nach Assyrien, Anatolien (Hethiter), Syrien, die Levante und Ägypten (Amarna-Archiv), Zypern und Urartu (seit Rusa II.). In spätassyrischer Zeit wurde die Tontafel als Speichermedium zunehmend von Papyrus abgelöst, der in aramäisch beschrieben wurde.

Auch Linear A und die griechische Linear-B-Schrift auf Kreta wurden auf Tontafeln geschrieben, ebenso wie die kyprische Silbenschrift.

Archive

Die Alten Reiche der bronzezeitlichen Hochkulturen hatten Palastarchive von wirtschaftlicher und diplomatischer Korrespondenz, sowie von Verwaltungsschriften. Bedeutende Archive wurden in Babylon, Uruk, Ugarit, Hattuša, Aššur, Ninive und Amarna in Ägypten gefunden. Daneben gab es Privatarchive, in denen Schuldscheine, Besitzurkunden, aber auch Gerichtsurteile aufbewahrt wurden. Sie stammen z.B. aus Kaneš in Anatolien, Isin und Ḫana. Aus Sippar stammt das Archiv des Ur-Utu, das fast 2000 Tafeln umfaßte und 250 Jahre abdeckt, aus Dilbat das Archiv des Ilī-amranni, das 180 Jahre abdeckt[3].
Bedeutende Archive:

Hilfsmittel

Es sind vorbereitete, aber unbeschriebene Tontafeln bekannt, zum Beispiel ais Terqa. Als Radiergummi fungierte ein axtförmiges Gerät, das sowohl einzelne Zeichen als auch ganze Zeilen löschen konnte [4].

Literatur

Einzelnachweise

  1. Amanda H. Podany, The Land of Hana. Kings, chronology and scribal tradition. Bethesda, CDL-Press 2002, 3
  2. Paola Demattè, The Origins of Chinese Writing: the Neolithic Evidence. Cambridge Archaeological Journal 20/2, 2010, 211-228.
  3. Amanda H. Podany, The Land of Ḫana. Kings, chronology and scribal tradition. Bethesda, CDL-Press 2002,20
  4. Giorgio Buccellati, Marilyn Kelly-Buccellati, Mario Liverani, The scribes of Terqa. Archaeology at UCLA 14/2, 1983, http://www.iimas.org/terqa/website/pages/70-news.html

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