Bardellino

Bardellino

Pietro Bardellino (* 17. Februar 1728 in Neapel; † 1806 ebenda) war ein italienischer Maler des Barock. Er war Schüler von Francesco De Mura.

In seiner frühen Schaffensphase unter de Mura orientierte B. sich stark an seinem Lehrer. Repräsentativ für die Zusammenarbeit de Muras und Bardellinos sind das Deckenfresko "Marco und der verwundete Krieger" (1750; Neapel, Ospedale degli Incurabili), das "Letzte Abendmahl" (1764; Bitonto Kathedrale) – das auf Francesco de Muras "Die Heilige Familie" (Version, 1775; Gravina Kathedrale) beruht – sowie das Gemälde "Die Jungfrau erscheint Pius V. und Don Giovanni von Österreich" (1778; Naples, S Giacomo degli Spagnoli). Letzteres Werk weist eine schon viel freiere und leichtere Gestaltung als die vorhergehenden auf. Diese Eigenschaften entwickelte Bardellino weiter, z. B. im Gemälde "Apotheose des Ferdinand IV. von Neapel und Maria Carolina von Österreich" (1781; Neapel).

Bardellinos freie und dekorative Malerei war stark beeinflusst von Corrado Giaquinto und dem „gebrochen flackernden“ (vgl. Grove Dictionary of Art) Stil des Giacomo del Pò. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ein Bozzetto der "Apotheose" ursprünglich del Pò zugeschrieben wurde.

Bardellino war ab dem Jahre 1773 Leiter der Accademia Napoletana del Disegno und repräsentierte mit seiner leichten Malweise die Opposition gegenüber dem in Neapel populärer werdenden klassizistischen Stil. Bardellino blieb seinem Stil auch in seiner späten Schaffungsphase treu. Hierzu seien das Portrait "Gaetano Barba" (1790; Rom, Accad. N. S Luca) und die Deckenmalerei für die Biblioteca dei Girolamini in Neapel (1792) genannt.

Werke

  • Die Aufnahme Psyches in den Olymp (um 1780, Gemäldegalerie, Berlin)

Das Gemälde zeigt ein prunkvolles Himmelreich. Es handelt sich hier um ein Bozetto für ein Deckenfresko; darauf weisen insbesondere die zwei ineinander greifenden Kreise hin, welche die Szenerie einrahmen und das Gewölbe andeuten. Dabei findet eine Vermischung des antiken Themas mit christlicher Symbolik statt.

Bardellino entwickelte in seinem Gemälde eine dynamische, dramaturgisch dicht geladene Bildwelt, in der die Emporhebung Psyches zu göttlichem Status abgebildet ist. Der Olymp, hier anstelle eines Bergmassivs als Himmelreich dargestellt, wird bewohnt vom Göttergeschlecht, Engeln und unzähligen Amoretten.

Das Zentrum bildet Jupiter, der Göttervater - hinter ihm eine gleißende Lichtquelle. Diese illuminiert das Himmelreich einerseits und hüllt es andererseits in tiefe Schatten: So erscheint der Halbgott Herkules im Vordergrund fast nur als Silhouette, während Athene links daneben hell erleuchtet ist.

Die zweite Lichtquelle liegt außerhalb des Bildes und erhellt die Figur der Psyche. Merkur reicht Psyche die Hand um sie hinauf zu führen. Durch den Einsatz von Licht und Schatten und die Überlappung der Wolkenformationen und Figuren entsteht eine beeindruckende perspektivische Tiefe.

Die proportional korrekt angelegten Figuren sind meist in wallende, vornehmlich rote, blaue, grüne und weiße Gewänder gekleidet und sitzen auf voluminösen Wolkengebilden. In den Wolken selbst werden die Farben der Kleider aufgenommen: während am Rande alles in Blau gehüllt ist, fließen die Farben zum Zentrum hin über rote Farbtöne zum beinahe gleißenden Weiß. So entsteht eine direkte farbliche Parallelität zwischen dem Ort und seinen Bewohnern.

Unten links – außerhalb der Himmelsöffnung – sitzt eine farblos, grisaillehaft gestaltete Figur, deren Bedeutung nicht eindeutig geklärt ist. Die Attribute der „weiblichen Gestalt mit turmartiger Kopfbekrönung, Liktorenbündel, Schlüssel, Krone und Löwen [...] könnten auf die allerdings auch im Olymp dargestellte Ceres deuten, die Göttin der Erde, der Ehe und der Gerechtigkeit“ (Katalog Gemäldegalerie Berlin - Berlin-Dahlem 1975, S. 42)

Auffallend ist die unterschiedliche Festigkeit der abgebildeten Körper. Während einige Figuren detailliert dargestellt sind - wie z. B. Psyche - verschwinden andere im hellen Glanz oder im tiefen Schatten. Manche Figuren verschmelzen fast mit dem Hintergrund und sind nur schwer auszumachen.

Über Herkules liegt der Hirtengott Pan, zu erkennen an seinen Bocksfüßen und seiner Flöte. Es zeigt sich hier ein gewisser Bildwitz: Die Amorette zu Pans Füßen hält die Flöte – die restliche Szenerie nicht beachtend - an ihren Mund, allerdings verkehrt herum.

Hinter Pan, halb verdeckt und im Schatten, hält Neptun - der Gott des Meeres - seinen Dreizack empor. Darüber sitzt Bacchus. Rechts neben ihm und fast nicht zu sehen befindet sich Venus, Göttin der Liebe und Schönheit, mit einer Taube auf dem Schoß.

Rechts daneben thront Juno, Gemahlin des Jupiter, Beschützerin der Ehe und der Frauen, mit ihrem Pfau und einem Stirnreif. Ihr Blick ist auf Jupiter gerichtet, der rechts über ihr thront. Seine linke Hand deutet auf die Hand seiner Gattin, sein Blick ist auf Amor rechts von ihm gerichtet, der sich für seine Geliebte einsetzt. Jupiter deutet auf die Göttin der Ehe und verlangt – der Erzählung des Apuleius in "Der goldene Esel" zufolge - die Eheschließung Psyches und Amors.

Literatur

  • Katalog Gemäldegalerie Berlin - Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin
  • The Grove Dictionary of Art

Weblinks


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