Traditio Apostolica

Traditio Apostolica

Die Traditio Apostolica (deutsch: Apostolische Überlieferung) ist eine Kirchenordnung aus den Jahren 210 – 235. Sie wurde früher dem hl. Hippolyt von Rom zugeschrieben; diese Zuschreibung gilt mittlerweile als unsicher. Es handelt sich dabei um ein kirchenrechtlich-liturgisches Werk.

In der „Apostolischen Überlieferung“ werden die Aufgaben und Funktionen des Bischofs, Presbyters, Diakons in der christlichen Gemeinde und deren Weihe geschildert. Es behandelt die Stände der Witwen, Lektoren, Jungfrauen, Subdiakone und Exorzisten, die Vorbereitung und Durchführung der Taufe, Firmung und Eucharistie. So befindet sich in diesem Werk auch die Schilderung der Bischofsweihe, wobei erstmals ein Hochgebet schriftlich formuliert ist. Bei der Ausarbeitung der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde auch auf dieses Werk zurückgegriffen.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Osternacht

In diesem liturgischen Werk befindet sich eine ausführliche Beschreibung zur Feier der Osternacht. Es ist festgelegt, welche Geistlichen in der Osternacht die Sakramente spenden dürfen.

Taufe

Die „Apostolische Überlieferung“ enthält in dem Kapitel über die Taufe ein altes Bekenntnis, das Romanum, eine frühe Form des Apostolikums. Hier findet sich eine Beschreibung, wie die genaue Abfolge der einzelnen Riten verlief. Am Anfang sprach der Bischof ein Gebet über das Wasser, danach legten die Täuflinge ihre Kleidung ab. Der Bischof konsekrierte die Öle des Exorzismus und des Dankes. Danach folgte die Absage der Täuflinge an das Böse und die erste Salbung mit dem Öl des Exorzismus durch einen Presbyter. Der Täufling wurde dann an den Bischof übergeben. Er legte ihnen die Hände auf, befragte sie mit den drei Tauffragen und taufte sie. Nach dem Heraufsteigen aus dem Taufwasser folgte eine zweite Salbung mit dem Öl der Danksagung durch einen Presbyter. Die Täuflinge zogen sich danach wieder an und gingen zur Kirche.

Firmung

Der erste bekannte Firmritus findet sich in der „Apostolischen Überlieferung“, danach ziehen die Täuflinge nach der Wassertaufe und der Salbung mit geweihtem Öl aus dem Baptisterium in die Bischofskirche. Der Bischof legt den Getauften unter Gebet die Hände auf und gießt auf das Haupt jedes einzelnen geheiligtes Öl mit den Worten: „Ich salbe dich mit dem heiligen Öle in Gott, dem allmächtigen Vater, und in Christus Jesus und im Heiligen Geiste“.[1]

Eucharistiefeier

Die Eucharistie ist im christlichen Sinne die Danksagung für eine empfangene Gabe und wird unter besonderen Worten der Bitte um das Wirken des Heiligen Geistes vollzogen. So wird schon in der „Apostolischen Überlieferung“ des Hippolyt gefleht, „dass Du Deinen Heiligen Geist auf die Darbringung Deiner heiligen Kirche herab senden mögest“.[2] Ebenso wird eine frühe Form der Heiligen Messe geschildert.

Hochgebet

In der „Apostolischen Überlieferung“ wurde das früheste Zeugnis für eine Textfassung des Hochgebets niedergeschrieben. Es beginnt mit einem Lobpreis auf Gottes Heilshandeln in Jesus Christus, der im Bericht über die Einsetzung des Abendmahls durch Jesus Christus seinen Höhepunkt findet. Anders als in heute üblichen Hochgebeten enthält dieser Lobpreis kein Sanctus, ist also auch nicht in eine Präfation vor dem Sanctus und in eine Fortsetzung des Lobes danach aufgegliedert. Es folgt das Darbringungsgebet, die Bitte um den Heiligen Geist (Epiklese) und die Schlussdoxologie. Die Epiklese ist dabei nicht, wie in späterer liturgischer Tradition, in eine Herabrufung des Heiligen Geistes auf die Gaben Brot und Wein (sog. Wandlungs- oder Konsekrationsepiklese) und auf die Empfänger der eucharistischen Speisen (sog. Kommunionepiklese) aufgeteilt.[3]

Das zweite Hochgebet des Missale romanum, auch als Kanon nach Hippolyt bekannt, schöpft in seinen Formulierungen weitgehend aus der Traditio Apostolica, weicht aber in der Struktur davon ab. In der Christkatholischen Kirche der Schweiz findet seit der Herausgabe des revidierten Gebet- und Gesangbuches 2004 das (ins Deutsche übersetzte) Hochgebet der Traditio Apostolica unverändert Verwendung als eines von fünf Eucharistiegebeten.

Bischofsweihe

Wie im Pontificale Romanum angegeben, wiederholt der Hauptzelebrant der Bischofsweihe nach der Anrufung um die Ausgießung des Heiligen Geistes die Worte, die schon in dem alten Text der „Apostolischen Überlieferung“ stehen (vgl. Pastores gregis Nr. 1): „Du, Vater, kennst die Herzen und hast deinen Diener zum Bischofsamt berufen. Gib ihm die Gnade, dein heiliges Volk zu leiten“.

Gültigkeit

Die „Apostolische Überlieferung“ hat in der katholischen und orthodoxen Kirche bis zur Gegenwart Aktualität, allerdings fanden die Schriften Hippolyts im Altertum keinen weiteren Nachhall im Abendland: Die Schriften waren in griechischer Sprache verfasst, doch im dritten Jahrhundert hatte sich unter den Christen die lateinische Sprache durchgesetzt. Wohl aber fanden seine Schriften im Osten Anklang, sodass sie auf Griechisch, in den ägyptischen Dialekten, auf Arabisch und Äthiopisch zum Teil erhalten sind.[4] Ein dem Apostolischen Glaubensbekenntnis ähnliches Glaubensbekenntnis wurde hier bereits aufgezeichnet und findet noch heute Anwendung.

Literatur

  • Norbert Brox, Wilhelm Geerlings, Gisbert Greshake, Rainer Ilgner, Rudolf Schieffer, Georg Schöllgen: Didache. Traditio Apostolica = Zwölf-Apostel-Lehre. Apostolische Überlieferung: Griechisch - Lateinisch - Deutsch. Herder, 3. Auflage, Stuttgart 1991, ISBN 3451222019

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Entwicklung der Firmung - Firmgeschichte [1]
  2. Die Sakramente (Mysterien) der Kirche und die Gemeinschaft der Heiligen [2]
  3. Die Feier der Eucharistie - eucharistische Liturgie (liturgia eucharistica)[3]
  4. Der heilige Hippolyt Patron der Diözese und der Stadt St. Pölten [4]

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