Tscheche

Tscheche

Die Tschechen (tschech. Češi) sind ein zur westslawischen Sprachgruppe gehörendes Volk mit geschätzt etwa 12 Mio. Angehörigen. Mit knapp 10 Mio. Angehörigen sind sie das Staatsvolk in Tschechien. Insgesamt leben etwa 2 Mio. Angehörige als Minderheiten in den USA, in der Bundesrepublik Deutschland, in Kanada, Frankreich, Großbritannien, der Slowakei, Kroatien, in Österreich, Rumänien, Polen und anderen Staaten Europas und Amerikas.

Inhaltsverzeichnis

Name

Nach einer Abstammungssage wird die Selbstbezeichnung des tschechischen Volkes von dem mythischen Führer Čech [tschech] abgeleitet, der die Tschechen zur Zeit der Einwanderung in die neue Heimat geführt haben soll. Die älteste Version dieser Sage überliefert um 1120 der Chronist Cosmas von Prag in seiner Chronica Boemorum.

Tatsächlich ist der Ursprung des Wortes anders: das Wort „Tscheche“ (Čech, [tschech]) hängt mit dem heutigen Wort „člověk“ ([tschlowjek], Mensch, vergleiche noch heute „tschelovek“ im Russischen) zusammen; das „ch“ (im Tschechischen wird „ch“ für ein Buchstabe und Laut gehalten) ist ein archaisches Suffix, das Menschen bezeichnet (es wird noch heute gelegentlich benutzt z. B. Worte wie „staroch“, "brach für „stařec“ (Greis), bratr (Bruder)).

Volksgruppen

Volksgruppen innerhalb des tschechischen Volkes sind z. B. die Choden, die Mährer oder die Tschechischen Schlesier.

Einige Angehörige der Mährer und Schlesier sehen sich selber gern als eigenständiges Volk, in der letzten Volkszählung, die 2001 stattfand, bekannte sich allerdings nur eine Minderheit dazu: Nur noch 380.000 Menschen zur mährischer Nationalität, 11.000 Menschen zur schlesischen Nationalität (also 3,7 % und 0,1 % der Bevölkerung von Tschechien). Das Bekenntnis zur mährischen (und schlesischen) Nationalität ist eher als ein Ausdruck des wiederbelebten lokalen Patriotismus nach der Zeit des kommunistischen Zentralismus zu verstehen.

Geschichte

Die Slawen sind in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. in das Gebiet des heutigen Tschechien eingewandert (es gab zwei Wellen der Zuwanderung). Die verschiedenen westslawischen Stämme verschmolzen später zu einem Volk. Die Westslawen bildeten zunächst im 7. Jahrhundert das Reich des Samo, die (heute bereits oft zu den Tschechen zählenden) Mährer bildeten im 10. Jh. Großmähren. Der direkte Vorgänger des heutigen tschechischen Staats entstand wahrscheinlich Ende des 9. Jahrhunderts. Er ist Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches geworden, dennoch war er bis zum Jahr 1620 (Schlacht am Weißen Berg) weitestgehend unabhängig.

Ihre Unabhängigkeit erhielten die Tschechen als eigenständige Nation zunächst 1918 zusammen mit den Slowaken (Tschechoslowakei), jedoch zerfiel dieser Staat 1993 mit der Aufspaltung in Tschechien sowie die Slowakei.

Die tschechische Bevölkerung konzentrierte sich sehr lange ausschließlich auf das heutige Gebiet Tschechiens. Ab dem 13. Jahrhundert existieren auch kleinere tschechische Enklaven in der Gegend um Schytomyr und ab etwa 1600 um Lemberg (beides in der heutigen Ukraine gelegen) sowie vom Beginn der industriellen Revolution bis 1945 auch in Wolhynien. Daneben gibt es in den USA bis heute noch größere Auswandererkolonien. Seit der Vertreibung der Sudetendeutschen (die nach Böhmen von tschechischen Herrschern vor allem im 13. Jahrhundert eingeladen wurden) nach dem Zweiten Weltkrieg bilden Tschechen auch im vormals hauptsächlich von Deutschen bewohnten Sudetenland die Bevölkerungsmehrheit.

Sprache

Die Tschechen sprechen die Tschechische Sprache, eine westslawische Sprache, die eng mit dem Slowakischen und dem Sorbischen verwandt ist. Sie wird in Lateinischer Schrift geschrieben.

Religionszugehörigkeit

Die meisten Tschechen (wenigstens die auf dem Gebiet Tschechiens lebenden) sind konfessionslos. Von den einer Religionsgemeinschaft angehörenden Tschechen sind die meisten römisch-katholisch, daneben gibt es Protestanten und die Tschechoslowakische Hussitische Kirche.

Siehe auch


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