Tschetschene

Tschetschene
Tschetschenische Kämpfer beim Beten (1992)

Die Tschetschenen sind eine große Bevölkerungsgruppe im Nordkaukasus. Sie selbst nennen sich Nochtscho. Mit ihren sprachlich und kulturell eng verwandten Nachbarn, den Inguschen, werden sie in die ethnologische Gruppe der Wainachen eingeordnet. Ihre Sprache, die Tschetschenische Sprache, gehört zusammen mit der Inguschischen Sprache zum wainachischen Zweig innerhalb des nachischen Zweiges der nacho-dagestanischen (nordostkaukasischen) Sprachfamilie. Die Tschetschenen gehören in ihrer großen Mehrheit dem sunnitischen Islam an.

Inhaltsverzeichnis

Siedlungsraum

Anfang der 1990er Jahre lebten 76,7 % der Tschetschenen in der russischen Tschetscheno-Inguschischen Republik, die 1991 aufgeteilt wurde in Tschetschenien und Inguschetien. Bei der Volkszählung von 2002 bildeten sie mit 93,47 % (1.031.647) die größte Volksgruppe in Tschetschenien.

Frühere Geschichte

Tschetschenischer Krieger (1892)

Die Ursprünge der Tschetschenen und Inguschen liegen weitgehend im Dunkeln. Nach archäologisch nicht zu belegenden Theorien gingen beide Völker aus den Hurritern hervor. Danach wären hurritische Stämme nach der Zerschlagung des Mitannireiches in den unwegsamen Kaukasus abgewandert und hätten sich dort mit den Angehörigen der sogenannten Koban-Kultur vermischt, daraus seien die Wainachen entstanden. Götterstatuen und Kurgane in unwegsamen Tälern zeugen heute noch von der frühen Periode der wainachischen Kultur.

In der Antike und im frühen Mittelalter wurde das Siedlungsgebiet der Wainachen zum Berührungspunkt verschiedener expandierender Reiche: In den Höhenlagen bestand das Königreich Serir, in der nördlichen Ebene herrschten die Alanen, denen es vorübergehend gelang, die Wainachen zu unterwerfen. Dabei wurden die Alanen für einige Jahrhunderte sesshaft und übernahmen Elemente der wainachischen Kultur. Darüber hinaus wurden die Römer in der Region aktiv, später der sasanidische Iran, die arabischen Kalifate, die Chasaren sowie verschiedene Nomadenstämme. Im Lauf der Jahrhunderte veränderte sich das wainachische Siedlungsgebiet entsprechend der Bedrohungslage: In friedlichen Zeiten expandierten die Wainachen in die Ebene im Norden des Kaukasus, wenn Krieg war, zogen sich die Menschen in befestigte Siedlungen in den Bergen zurück. Sie besetzten damit eine wichtige strategische Position, da mehrere Handelswege durch den Kaukasus führten.

Beginnend ab dem 10. Jahrhundert wurden die Wainachen von Georgien aus christianisiert. In dieser Zeit entstanden neben Kirchen auch zahlreiche Wohn- und Verteidigungstürme. Die Christianisierung fand im 13. Jahrhundert ihren Abschluss. Kurz darauf überrannten die Mongolen den Kaukasus, was die Wainachen zwang, sich wieder in die Berge zurückzuziehen. Nach dem Zerfall des Timuridenreiches expandierten die Wainachen wieder in die Ebenen. Etwa zu dieser Zeit spalteten sie sich vermutlich in Tschetschenen und Inguschen auf. Die Tschetschenen entwickelten eine Stammesgesellschaft mit starken Tendenzen zur Aufsplitterung. Die Bildung eines gemeinsamen Staates gelang nie. Erst im 16. Jahrhundert war die Islamisierung abgeschlossen (siehe auch Islam in Russland).

Spätere Geschichte

Literatur

  • Rudolf A. Mark, Die Völker der ehemaligen Sowjetunion, 2. neubearbeitete und erweiterte Auflage, 1992, Opladen, ISBN 3-531-12075-1

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tschetschene — Tsche|t|sche|ne, der; n, n: Ew. zu ↑ Tschetschenien …   Universal-Lexikon

  • Tschetschene — Tsche|t|sche|ne, der; n, n (Angehöriger eines kaukasischen Volkes) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Geiselnahme von Beslan — Denkmal zur Beslaner Geiselnahme in St. Petersburg Bei der Geiselnahme von Beslan im September 2004 brachten tschetschenische Terroristen mehr als 1100 Kinder und Erwachsene in einer Schule im nordossetischen Beslan in ihre Gewalt. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Adlan Abujewitsch Warajew — (russisch Адлан Абуевич Вараев; * 1962) ist ein ehemaliger sowjetrussischer Ringer. Werdegang Adlan Warajew, ein Tschetschene aus Grosny begann 1975 im Alter von 13 Jahren mit dem Ringen. Er entwickelte sich zu einem ausgezeichneten… …   Deutsch Wikipedia

  • Adlan Varaev — Adlan Abujewitsch Warajew (russisch Адлан Абуевич Вараев; * 1962) ist ein ehemaliger sowjetrussischer Ringer. Werdegang Adlan Warajew, ein Tschetschene aus Grosny begann 1975 im Alter von 13 Jahren mit dem Ringen. Er entwickelte sich zu einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Adlan Varaew — Adlan Abujewitsch Warajew (russisch Адлан Абуевич Вараев; * 1962) ist ein ehemaliger sowjetrussischer Ringer. Werdegang Adlan Warajew, ein Tschetschene aus Grosny begann 1975 im Alter von 13 Jahren mit dem Ringen. Er entwickelte sich zu einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Artur Beterbijew — (russisch Артур Бетербиев;* 21. Januar 1985 in Chassawjurt, Dagestan) ist ein russischer Boxer. Er wurde 2006 in Plowdiw Europameister und 2007 in Chicago Vize Weltmeister der Amateure im Halbschwergewicht. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang …   Deutsch Wikipedia

  • Aslanbek Bissultanow — Aslanbek Germanowitsch Bissultanow (russisch Асланбек Германович Бисултанов; * 1955 in Grosny) ist ein ehemaliger sowjetrussischer Ringer. Er war im Jahre 1977 Welt und Europameister im freien Stil im Schwergewicht. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang …   Deutsch Wikipedia

  • Aslanbek Bisultanow — Aslanbek Germanowitsch Bissultanow (russisch Асланбек Германович Бисултанов; * 1955 in Grosny) ist ein ehemaliger sowjetrussischer Ringer. Er war im Jahre 1977 Welt und Europameister im freien Stil im Schwergewicht. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang …   Deutsch Wikipedia

  • Aslanbek Germanowitsch Bissultanow — (russisch Асланбек Германович Бисултанов; * 1956 im Gebiet Dschambul, Kasachische SSR; † 2001) war ein sowjetischer Ringer. Er war im Jahre 1977 Welt und Europameister im freien Stil im Schwergewicht. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”