Turbina corymbosa

Turbina corymbosa
Turbina corymbosa
Turbina corymbosa

Turbina corymbosa

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Windengewächse (Convolvulaceae)
Gattung: Turbina
Art: Turbina corymbosa
Wissenschaftlicher Name
Turbina corymbosa
(L.) Raf.

Turbina corymbosa (Synonym: Rivea corymbosa (L.) Hallier f.) ist eine Kletterpflanze aus der Familie der Windengewächse und dient als rituelle Droge sowie Heilpflanze. Die Droge Ololiuqui aus den Samen der Pflanze enthält die psychoaktiven Wirkstoffe Lysergsäureamid (LSA) und Lysergsäurehydroxyethylamid (LSH), sowie weitere Alkaloide.[1]

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

Turbina corymbosa ist eine Kletterpflanze, deren Stängel an der Basis verholzen, an den Spitzen jedoch krautig sind. Die Pflanze ist unbehaart oder verkahlend. Die meist unbehaarten oder nur selten fein behaarten Laubblätter sind herzförmig-eiförmig, werden 4 bis 10 cm lang und sind nach vorn spitz oder kurz zugespitzt.

Die Blüten stehen in achselständigen oder endständigen Thyrsen. Die Kelchblätter sind langgestreckt und etwa 8 bis 12 mm lang und unbehaart. Die weiße, 2,5 bis 3 cm lange Krone weist im inneren, unteren Teil der Kronröhre einen dunkelbraunen bis violetten Bereich auf. Die Blütezeit reicht im ursprünglichen Verbreitungsgebiet von Februar bis März.

Die Frucht besitzt keinen Aufspringmechanismus, sie ist eiförmig-langgestreckt, 1 bis 1,5 cm lang und enthält einen, selten zwei Samen.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet von Turbina corymbosa umfasst Mexiko bis Panama, die Westindischen Inseln, den Süden Floridas und Teile Südamerikas. Auf den Philippinen wurde die Art in ausgewilderter Form entdeckt.

Geschichte

Turbina corymbosa war als rituelle, aber auch medizinische Pflanze schon bei den Azteken bekannt. Die Samen wurden Ololiuqui (zu Deutsch ungefähr: „rundes Ding“) genannt. Daher leitet sich auch der deutsche Name Ololiuquiranke ab. Eine der frühesten Dokumentationen über den Gebrauch wurde im Jahr 1629 von Hernando Ruiz de Alcaron (1581–1639)[2], einem spanischen Missionar, unter dem Titel „Traktat über die heidnischen Aberglauben, die heute zwischen den Indianischen Eingeborenen Neu-Spaniens lebendig sind“ verfasst. Anfangs des letzten Jahrhunderts wurde lange Zeit angenommen, dass der Ololiuquigebrauch ausgestorben war. Es ist nun aber klar, dass es immer noch mittelamerikanische Völker wie beispielsweise die Zapoteken, Mixteken, Mazateken oder Mixe gibt, welche Ololiuqui zu rituellen Zwecken verwenden.2 Der berühmte Ethnobotaniker Richard Evans Schultes (1925–2001)[3][3] vermochte die Identität der Pflanze in den vierziger Jahren zu bestimmen. Im Jahr 1941 wurde die Monografie „A Contribution to Our Knowledge of Rivea corymbosa: The Narcotic Ololiuqui of the Aztecs“ veröffentlicht, welche einen sehr guten Überblick über alle botanischen, ethnologischen aber auch historischen Aspekte der Ololiuquiranke verschafft.[4] Die Wirkstoffe wurden einige Jahre später von Albert Hofmann (1905–2008), dem Entdecker des LSDs (Lysergsäurediethylamid), identifiziert. Gefunden hatte er, unter anderem, Lysergsäureamid (LSA), welches als Mutterkornalkaloid nahe verwandt ist mit LSD.[5] [3]

Anwendungen

Zur Anwendung werden meist die Samen genutzt, seltener auch die Blätter oder Wurzeln. Auch der Honig ist psychoaktiv und wurde vor allem bei den Mayas zur Herstellung eines Ritualgetränks (balché) verwendet. Das Vertreiben von bösen Geistern, mit Verstorbenen in Kontakt treten und Wahrsagerei sind Beispiele der rituellen Verwendung der Ololiuquiranke. Auch heute noch halten die Mixe damit Hexen von ihren Häusern fern.[5]

Medizinisch kann Turbina corymbosa zur Behandlung von Wunden, Quetschungen und Tumoren verwendet werden. Auch eine diuretische (harntreibende) Wirkung wird beschrieben.[5]

Wirkstoffe

Der Hauptwirkstoff der frischen Samen ist das Alkaloid Lysergsäureamid, welches vor allem als LSA oder Ergin bekannt ist. Die Blätter und Stängel hingegen enthalten Indolalkaloide, welche aber auch eine psychoaktive Wirkung entfalten können.[5]

Dosierung

Traditionellerweise werden 15 bis 22 zerriebene Samen in eine halbe Tasse Wasser gegeben. Diese Dosierung erzielte bei Versuchen mit westlichen Personen jedoch keine Wirkung, so wird hierzulande die Dosierung deutlich höher angegeben. Allerdings wird ab 300 Samen an aufwärts meist nur noch von schlechten Nebenwirkungen wie Erbrechen und Durchfall berichtet. Zudem sollte immer beachtet werden dass Turbina croymbosa als stark giftig klassifiziert ist.[5][3]

Wirkung

Die Wirkung setzt sehr rasch ein und führt zu leichten Halluzinationen, die mit Schwindelzuständen abwechseln. Danach folgen Mattigkeit, Euphorie und schließlich Schläfrigkeit. Dieser hypnotische Zustand ist nicht zu vergleichen mit einem LSD-Rausch, die Wirkung lässt sich eher als „[…] eine Art Trance oder Dämmerschlaf mit Traumbildern“ (Rätsch 1998) beschreiben.[5]

Quellen

Einzelnachweise

  1. http://www.catbull.com/alamut/Lexikon/Pflanzen/Turbina%20corymbosa.htm (zugegriffen am 12. Mai 2008)
  2. http://www.linkgua.com/index.php?option=com_content&task=view&id=269&Itemid=48 (zugegriffen am 1. Juni 2008)
  3. a b c d http://www.erowid.org/plants/ololiuqui/ololiuqui.shtml (zugegriffen am 12. Mai 2008)
  4. Richard Evans Schultes: A Contribution to our Knowledge of Rivea corymbosa: The Narcotic Ololiuqui of the Aztecs. Cambridge MA: Botanical Museum of Harvard University, 1941
  5. a b c d e f Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendungen. 3. Auflage. AT Verlag, Aarau 1998, ISBN 3-85502-570-3

Literatur

  • Daniel F. Austin: Turbina corymbosa, In: Robert E. Woodson, Jr. und Robert W. Schery (Hrsg.): Flora of Panama, Annals of the Missouri Botanical Garden, Band 62, 1975, Seiten 218−219.

Weblinks

 Commons: Turbina corymbosa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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