Typenrad

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Das Typenrad (engl. daisy wheel, wörtlich: Gänseblümchen-Rad, russisch печатающее колесо) zählt neben Typenhebel und Kugelkopf zu den häufigsten Typenträgern von Schreibmaschinen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Die darstellbaren Zeichen (Typen) sind kreisförmig um die Mitte des Typenrades angeordnet. Durch entsprechende Drehung wird das jeweils gewünschte Zeichen in Position gebracht und durch einen elektromagnetisch betätigten Stift und über ein Farbband auf das Papier gedruckt. Durch Austausch des Typenrades lässt sich die Schriftart wechseln. Einige Hersteller (z. B. Brother) haben Typenräder in einer Cartridge hergestellt, sodass das Typenrad auch beim Wechseln geschützt war und Einsetzen und Verriegeln mit nur einem Handgriff erledigt wurde.

Schreibmaschinenhersteller boten in der Anfangszeit der Personal Computer auch Drucker mit einem Typenraddruckwerk und Schreibmaschinen mit einer eigenen Schnittstelle oder einem RS-232-Anschluss zum Computer an. Zu dieser Zeit war der Nadeldrucker das konkurrierende System. Typenraddrucker erzielten das bessere Schriftbild, waren aber auf den Zeichensatz des Typenrades beschränkt.

Geschichte

Vor rund einhundert Jahren gab es bereits zwei verwandte Typenträger. Sie stehen für das gleiche Anschlagsystem und haben heute als Vorläufer der modernen Kugelköpfe und Typenräder historische Bedeutung.

  • Beim Typenzylinder (auch als Typenwalze bezeichnet) sind die Typen im Kreis rund um eine Zylinderoberfläche angeordnet. Außerdem sind sie übereinander auf mehreren Ebenen verteilt. Bei der Zeigerschreibmaschine Mignon von AEG sind dies 12 Typen in sieben Ebenen, entsprechend der Anordnung auf einem Schriftfeld. Über diesem Feld befindet sich ein Zeiger, der von Hand ausgerichtet wird und den Zylinder in zwei Dimensionen ansteuert. Dieser wird in einem bestimmten Winkel gedreht und parallel zur Drehachse verschoben, bevor er mit einem Tastendruck auf die Papierwalze gedrückt wird.
  • Auf einem Typenrad, ebenfalls in Zylinderform, sind mehr Typen in einer Reihe auf weniger Ebenen, meist zwei oder drei Reihen, angeordnet. Es ermöglicht die häufigsten Buchstaben mit weniger Zeigerpositionen oder Tasten anzusteuern und mit Umschalttasten (Ebenenumschaltung) Großbuchstaben, Ziffern oder Sonderzeichen zu wählen. Auf dem Typenrad der Blickensderfer-Schreibmaschine sind 30 Typen rund um einen Zylinder nebeneinander angeordnet sowie übereinander in drei Ebenen, also bis zu 90 Typen. Es ist relativ breit und flacher als der Typenzylinder der Mignon und wird deshalb in der Fachliteratur als Typenrad bezeichnet.[1]
  • Für beide Typenträger wurden verschiedene Schreibmaschinenmodelle entwickelt, die die Bedienung und Kraftübertragung auf unterschiedliche Weise gelöst haben.[2] Aus diesem Anschlagsystem ist der moderne Kugelkopf hervorgegangen, der sich vom historischen Typenrad durch seine Kippachse und die Kugelform unterscheidet (statt der Ebenenverschiebung).
  • Beim modernen Typenrad hingegen ist die Drehachse nicht quer, sondern frontal zur Blattoberfläche ausgerichtet. Obwohl es technisch wie ein Rückschritt wirkt, gilt es als Weiterentwicklung des Kugelkopfs. Das filigranere Rad ist nur etwa halb so schwer wie der massivere Kopf (rund 5 statt 10 Gramm), es kommt mit nur einer Bewegungsachse aus (keine Ebenen) und ermöglicht dadurch eine einfachere Elektronik, die in der Herstellung wesentlich preiswerter als die Kugelkopftechnik ist und die über die gesamte Lebensdauer nahezu wartungsfrei bleibt. Dadurch ist es vor allem aus wirtschaftlichen Gründen das heute einzig verbliebene Anschlagverfahren für Schreibmaschinen geblieben.

Druckwerke

Es gibt zwei unterschiedliche Konstruktionsprinzipien von Typenraddruckwerken:

Beim sogenannten „Dauerläufer“, der früheren und heute veralteten Technik, dreht sich das Typenrad ständig mit einer konstanten Drehzahl. In der einfachsten Ausführung dieses Prinzips ist einer der Typenträger um eine Nase verlängert, welche bei jeder Umdrehung kurz eine Gabellichtschranke unterbricht. In jeweils exakt vorherbestimmten Zeitabständen nach der Unterbrechung stehen Typenträger für Typenträger in Anschlagposition. Die Reihenfolge der Typen auf dem Typenrad ist in der Digitalelektronik gespeichert. Der von der Digitalelektronik entsprechend zeitrichtig angesteuerte, elektromagnetisch betätigte Anschlagstift schlägt so schnell auf einen Typenträger und kehrt auch vergleichbar schnell in seine Ausgangsposition zurück, dass das Typenrad nicht anzuhalten braucht und der Abdruck trotzdem ausreichend exakt erfolgt. Statt eines verlängerten Typenträgers mit Gabellichtschranke sind auch andere Sensoren zur Erzeugung eines Startimpulses pro Umdrehung möglich. Um Energie zu sparen kann der "Dauerläufer" in Schreibpausen von der Digitalelektronik auch zeitgesteuert abgeschaltet werden.

Beim „Wechselrichtungsdruckwerk“, das auch heute noch bei einfachen Schreibmaschinen eingebaut wird, ist das Typenrad direkt auf der Achse eines Schrittmotors befestigt. Der Schrittmotor dreht das Typenrad immer auf dem kürzesten Weg, vorwärts oder rückwärts, zur nächsten benötigten Type. Da in diesem Fall das Typenrad bei jedem Abdruck steht, kann der elektromagnetisch betätigte Anschlagstift einfacher gestaltet sein. Die Schnelligkeit dieses Druckwerktyps wurde dadurch gesteigert, dass häufig benutzte Typen auf dem Typenrad nebeneinander platziert wurden. Oftmals wird auch bei diesem Druckwerktyp ein Typenrad mit einem verlängerten Typenträger mit Gabellichtschranke oder Vergleichbarem eingesetzt. Dieses Detail wird hier jedoch nur zur Kalibrierung (Nullstellung) der Schrittmotorachse einmalig nach dem Einschalten des Gerätes benötigt.

Quelle

  1. Werner von Eye: Geschichte der Schreibmaschine und des Maschinenschreibens. Georg Achterberg, Verlag für Berufsbildung GmbH, Berlin 1958
  2. Eine Auswahl verschiedener Maschinentypen mit historischen Typenrädern und Typenzylindern im virtuellen Schreibmaschinenmuseum www.stb-betzwieser.de

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