Typha

Typha
Rohrkolben
Rohrkolben (Typha spec.), fruchtend

Rohrkolben (Typha spec.), fruchtend

Systematik
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae)
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Rohrkolbengewächse
Gattung: Rohrkolben
Wissenschaftlicher Name der Familie
Typhaceae
Juss.
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Typha
L.

Die Rohrkolben (Typha), regional auch als Lampenputzer, Schlootfeger oder Kanonenputzer bezeichnet, sind die einzige Gattung der Familie der Rohrkolbengewächse (Typhaceae) innerhalb der Ordnung der Süßgrasartigen (Poales). Sie umfasst etwa acht bis dreizehn Arten. Manche Autoren stellen auch die Arten der Gattung Igelkolben (Sparganium) in diese Familie.

Sie sind Wasser- und Sumpfpflanzen, welche in Feuchtgebieten dichte Bestände entwickeln können. Besonderes Kennzeichen der Rohrkolben ist der auffallend zweiteilige Blütenstand aus einem rein weiblichblütigen und darüber befindlichem rein männlichblütigen Kolben.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der Name Typha leitet sich vom Griechischen týphos = Rauch ab. Es wird damit auf die braune rauchähnliche Farbe der Fruchtkolben Bezug genommen.

Verbreitung

Rohrkolben sind weltweit in den gemäßigten Zonen bis in die Tropen verbreitet (kosmopolitisch) und häufig. Die Arten sind unterschiedlich verbreitet. Eine weite Verbreitung hat beispielsweise der Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia). Er kommt in den temperaten Zonen der Nordhalbkugel bis nach Südamerika sowie in Teilen Afrikas vor. Andere Arten besiedeln nur ein eingeschränktes Areal. T. capensis beschränkt sich ausschließlich auf ein Gebiet von Uganda bis Südafrika oder T. davidiana nur auf China.

Schematische Darstellung der Einzelblüten und des Blütenstandes der Rohrkolben
Die Flugsamen werden mit dem Wind fortgetragen.
Röhricht aus Breitblättrigem Rohrkolben an einem nährstoffreichen Gewässer.

Beschreibung

Rohrkolben sind sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanzen. Es sind Wasser- und Sumpfpflanzen (Hydrophyten, Helophyten) mit kräftigen unterirdisch kriechenden Rhizomen. Sie sind in der Lage dichte Bestände zu entwickeln (Polykormone). An den stets unbehaarten Stängeln sind Blätter wechselständig und streng zweizeilig (distich) angeordnet. Die ungestielten, einfachen Laubblätter wachsen steif aufrecht, können eine Länge von bis zu 4 Meter erreichen, sind linealisch grasartig und bestehen aus einem schwammartig-zusammendrückbaren Schwimmgewebe. Die parallelnervigen Blattspreiten sind nach außen gewölbt und innen flach, so dass sich im Querschnitt ein Halbkreis ergibt - im Gegensatz zu den Igelkolben mit dreieckigem Blattquerschnitt. Die Blattscheiden sind stets offen. An den Scheidenmündungen im Übergang zur Spreite sind keine Blatthäutchen (Ligulae) entwickelt.

Rohrkolben sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Der Gesamtblütenstand (Infloreszenz) der Rohrkolben besteht aus einem dickeren, rein weiblichblütigen und einem darüber befindlichen, durch einen artspezifisch langen Sprossabschnitt getrennten, dünneren rein männlichblütigen Teilblütenstand. Diese sind als walzenförmige oder kugelige Kolben ausgebildet, in denen die Einzelblüten dicht gedrängt stehen. Der Blütenstand ist nie von Hochblättern (Brakteen) durchsetzt - im Gegensatz zu den Arten der Igelkolbengewächse. Die eingeschlechtigen, dreizähligen Einzelblüten sind spelzenlos. Die weibliche Blüte besteht aus der Blütenhülle (a) (Perigon), die ist zu einem dichten Haarkranz reduziert und einem gestielten Fruchtknoten (c) mit spatelförmiger Narbe (d). Die auf einem Stiel sitzenden zwei bis fünf Staubblätter (b) der einzelnen männlichen Blüten sind von wenigen Hüllborsten (a) umgeben. Die Blütezeit der Rohrkolben erstreckt sich von Mai bis August.

Die Verbreitungseinheit (Diaspore) wird aus der Achäne, eine einsamige Nussfrucht und den Perigonhaaren gebildet.

Ökologie

Die Arten der Gattung Typha werden durch den Wind bestäubt (Anemogamie). Die Ausbreitung der Diasporen erfolgt durch den Wind (Anemochorie) und durch Wasser (Hydrochorie). Dabei dienen die feinen Perigonhaare als Flug- oder Schwimmorgane. Bei den meisten Arten verlassen die Samen die Fruchthülle bei längerem Kontakt mit dem Wasser, sinken ab und keimen unter Wasser (anaerob). Bei einigen Arten verbleiben sie in der Fruchthülle und keimen an der Luft unter aeroben Bedingungen.

Die vegetative Ausbreitung erfolgt über Rhizome. Die Arten können an geeigneten Standorten dichte artenarme Bestände, sogenannte Röhrichte entwickeln. Die Arten der Gattung sind an feuchte bis nasse, zum Teil brackige und zeitweise überflutete Lebensräume angepasst. Sie besiedeln Gewässerufer, Sümpfe und Moore.

Systematik

Die systematische Gliederung ist uneinheitlich und noch nicht abschließend geklärt. Teilweise werden von einigen Autoren die Arten der Gattung Igelkolben (Sparganium) in die Familie der Rohrkolbengewächse aufgrund ihrer morphologischen Ähnlichkeit mit aufgenommen. Von anderen Autoren wird die Beibehaltung der eigenständigen Familien Typhaceae und Sparganiaceae vorgezogen. Entsprechend sind die Arten der Gattung Sparganium mal der Familie der Rohrkolbengewächse und mal jener der Igelkolbengewächse zugeordnet.

Die beiden Familien werden nach der Systematik der Bedecktsamer nach Cronquist in einer gemeinsamen systematischen Ordnung Typhales vereinigt. Nach der strikt phylogenetisch orientierten Systematik der Bedecktsamer der Angiosperm Phylogeny Group (APG) sind die Familien der früheren Ordnungen Typhales, Bromeliales, Juncales, Cyperales, Restionales und noch einiger anderer Ordnungen zu den Süßgrasartigen (Poales) zusammengefasst. Somit fallen auch die genannten Familien in die Ordnung der Süßgrasartigen. Nach der APG sind die beiden Familiennamen weiterhin anerkannt und werden nach dem Internationalen Code der botanischen Nomenklatur ungeachtet ihrer Gültigkeit als sogenannte „nomina conservanda“ (kurz: nom. cons.), als zweckmäßige Ausnahme beibehalten.

Arten

Die Gattung Typha beziehungsweise die Familie enthält etwa 27 Arten[1]:

  • Typha albida Riedl
  • Typha alekseevii Mavrodiev
  • Schmalblättriger Rohrkolben Typha angustifolia L.
  • Typha azerbaijanensis Hamdi & Assadi
  • Typha capensis (Rohrb.) N.E.Br.
  • Typha caspica Pobed.
  • Typha changbaiensis M.Jiang Wu & Y.T.Zhao
  • Typha davidiana (Kronf.) Hand.-Mazz.
  • Typha domingensis Pers.
  • Typha elephantina Roxb.
  • Typha grossheimii Pobed.
  • Typha joannis Mavrodiev
  • Typha kalatensis Assadi & Hamdi
  • Breitblättriger Rohrkolben Typha latifolia L.
  • Laxmanns Rohrkolben Typha laxmannii Lepech.
  • Typha lugdunensis P.Chabert
  • Zwerg-Rohrkolben Typha minima Funck
  • Typha orientalis C.Presl
  • Typha persica Ghahr. & Sanei
  • Typha przewalskii Skvortsov
  • Shuttleworths Rohrkolben Typha shuttleworthii W.D.J.Koch & Sond.
  • Typha sistanica De Marco & Dinelli
  • Typha subulata Crespo & Pérez-Mor.
  • Typha tichomirovii Mavrodiev
  • Typha turcomanica Pobed.
  • Typha tzvelevii Mavrodiev
  • Typha valentinii Mavrodiev

Verwendung

Rohrkolben werden zur Reinigung von Abwässern in Kläranlagen eingesetzt und zur Entgiftung von Böden und Schlämmen. Diese naturnahen Verfahren werden unter dem Fachbegriff „Phytosanierung“ zusammengefasst, bei denen die komplexen Fähigkeiten von Pflanzen und der mit ihnen im Wurzelraum vergesellschafteten Mikroorganismen genutzt werden. Rohrkolben qualifizierten sich wegen ihrer hohen Primärproduktion zur Kultivierung. Sie gewinnen an Bedeutung als nachwachsender Rohstoff zum Beispiel für Dämmmaterial, als Torfersatz oder Bau- und Heizmaterial. Ferner werden Rohrkolben als dekorative Bepflanzung von Teichen im Gartenbau oder die getrockneten Blütenstände in der Floristik eingesetzt. Schließlich sind alle Pflanzenteile essbar. Besonders die stärkereichen Rhizome können wie Gemüse gekocht werden.

Quellen

Einzelnachweise

  1. nach Govaerts, R. (2004). World Checklist of Monocotyledons Database in ACCESS: 1-54382. The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. online in Royal Botanic Gardens KEW

Literatur

  • R. Kiffmann: Sauergräser, Binsengewächse und sonstige Grasartige Pflanzen, Selbstverlag: Rudolf Kiffmann, CH 6994 Aranno/Ti (Schweiz), 1991
  • Mäggi Hieber: Neue Erwerbsmöglichkeiten - Rohrkolbenanlagen, UFA-Revue 4/03, PDF, abgerufen am 2. Februar 2007

Weblinks


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