Türschloss

Türschloss
Historisches Türschloss (für türinnenseitige Montage)
Oben: Hebefalle (a)
Mitte: Zuhaltefeder (b) für Riegel, Schlüsselhaus (c)
Unten: Nachtschieber (d)
Oben: Falle, unten: Riegel
Drehschloss - Die Türklinke dreht sich mit auf die andere Seite.

Ein Türschloss ist ein Schloss, das dazu dient, eine Tür geschlossen zu halten und Unbefugte am Öffnen dieser zu hindern.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Das Element, das ein Vierkantloch besitzt und zur Aufnahme des Türdrückervierkants dient, nennt man Nuss oder Drückernuss.

Schlösser sind in der Regel mechanische Vorrichtungen, die mit einem Schlüssel verschlossen und/oder einem Türgriff, -stange (Notausgang) oder -drehknauf geöffnet werden können.

Sonderfälle:

  • ein Türöffner, meist anzutreffen bei Haustüren von Mehrfamilienhäusern oder wenn anderweitig der Wunsch nach einer Fernöffnung besteht – statt der Türfalle wird hier bei Freigabe eine Sperrzunge am Schließblech elektromechanisch bewegt – und meist zu Schließanlagen gehörende Kartentürschlösser in Hotels.
  • Neubauschlüssel sind Universalwerkzeuge zum Öffnen von Türen, bei denen noch keine Türklinke angebracht ist.

Hauptsächlich werden derzeit Einstemm- bzw. Einsteckschlösser verwendet, die ins Türblatt eingesetzt werden. Der Riegel und die Falle werden in Ausnehmungen des Schließblechs, der Türzarge oder (meist bei älterer türinnenseitiger Montage, vgl. historisches Türschloss im Bild rechts) eines vorstehenden Schlossbügels an ihr geschoben.

Als Alternative gibt es das Drehschloss (siehe Bild rechts), das im Gegensatz zu allen anderen Systemen beweglich gelagert ist und bei dem sich der komplette Schlosskasten mit Türdrücker drehen lässt. Man nimmt also den Türdrücker mit auf die andere Seite.

Für Außentüren werden aktuell Profilzylinderschlösser – oft mit Aufbohrschutz – verwendet, im Gebäudeinneren – je nach Anwendung – ebenfalls Zylinder- oder aber unsichere Buntbartschlösser.

Zur Steigerung der Sicherheit können Türschlösser mit einem Riegelschaltkontakt einer Einbruchmeldeanlage versehen sein sowie mit mehreren Zuhaltungen; auch zwei Fallen – meist über und unter dem Riegel angeordnet – sind bekannt. Zum Schutz gegen Nachschlüssel ist bei Profilzylinderschlössern der gehobenen (Preis-)Klasse auf Wunsch eine Schlüsselfangvorrichtung integrierbar. Bei exponierten Türen werden auch Mehrfachverriegelungen und Sperrkrallen oder mehrere Türschlösser verbaut.

Die Schlossfalle ragt bei geöffneter Tür an der dem Türanschlag abgewandten Seite aus dem Schloss heraus und ist an einer Seite abgeschrägt. Fällt die Tür ins Schloss, wird die Falle entlang ihrer Schrägfläche gegen Federdruck ins Schloss geschoben und schnappt dann zurück in eine Ausnehmung in der Zarge. Bei älteren Türen (Kastenschlössern) befindet sich am Schloßbügel eine Schrägfläche, welche die Falle seitlich auslenkt. Durch Betätigung des Türdrückers (umgangssprachlich Türklinke oder auch Türschnalle genannt) zieht sich die Falle zurück, und die Tür kann geöffnet werden.

Kurbelfallen werden bei Behördenschlössern für ein besonders leises Schließen verwendet.

Eine Tür ist 'verschlossen', wenn sie nur durch Drückerbetätigung geöffnet werden kann. Eine Tür ist 'versperrt', wenn sie zusätzlich durch einen ungefederten, starren Riegel gesichert wird, welcher in eine passende Aussparung in der Zarge greift. Bei einer Holzzarge greifen Falle und Riegel üblicherweise in ein zusätzlich angebrachtes widerstandsfähiges Schließblech.

Mit einer Umdrehung eines Schlüssel, der zu diesem Schloss passt, kann der Riegel – oft stufenweise je Schlüsselumdrehung, üblich sind ein oder zwei, aber auch fünf und mehr sind bekannt – in die dafür vorgesehene (meist darunter liegende) Ausnehmung geschoben werden. Die Tür wird so zugesperrt beziehungsweise abgeschlossen. Modernere Sicherheitsschlösser schieben mit einer Schlüsselumdrehung den Riegel mindestens 20 mm vor, was einen höheren Widerstand gegen Aufdrücken bewirkt, da der Riegel so richtig ins Schließblech oder die Türzarge eingreift. Schlösser mit erhöhtem Sicherheitsanspruch sind auch mit einem verstärkten Riegel (gehärtet oder mit eingearbeiteten Stahlbolzen) erhältlich.

Das Öffnen funktioniert in umgekehrter Reihenfolge: Aufsperren durch Zurückdrehen des Schlüssels in die Gegenrichtung – Einziehen der Falle in das Schloss durch nochmaliges Drehen oder Drücken des Türdrückers bzw. -knaufes oder Schlüssels – Öffnen der Tür.

Bei Verlust oder Vergessen des Schlüssels sowie auf richterlichen Beschluss und bei „Gefahr im Verzug“ (zum Beispiel deutlich wahrnehmbarer Gasgeruch oder hervortretendes Wasser sowie nach Bedingungen der Strafprozessordnung oder nach Polizeirecht) wird meist ein Schlüsseldienst oder die Feuerwehr gerufen, um mit geeigneten Werkzeugen eine (Wieder-)Öffnung zu erreichen.

Entwicklung

Renaissance-Schlossbeschlag
  • Zunächst gab es neben Bändern nur hölzerne Riegel, die von außen durch Spalten oder Löcher in der Tür verschoben oder gehoben werden konnten, um eine Tür zu verschließen oder zu öffnen.
  • Die ersten Schlösser aus Metall wurden meist an der Innenseite der Türen angebracht, und die Mechanik war oft sichtbar. Sie wurden vielfach mit sehr großen und kunstvoll verzierten Schlüsseln gesperrt.
  • Die Firma Julius Bauer in Heilbronn fertigte im Jahre 1910 das erste selbstschließende Türschloss („Sicherheitstürschloss“) der Welt.

Verwandte Themen

  • Das Öffnen von Schlössern ohne Schlüssel aus sportlichen Gründen nennt sich Lockpicking.
  • Die Verriegelung der Türen im PKW ist unter Türverriegeler beschrieben.

Literatur

  • Fritz Nüssel (Fotos), Erich Pfeiffer-Belli (Text): Schlüssel und Schloss. Schönheit, Form und Technik im Wandel der Zeiten. Aufgezeigt an der Sammlung Heinrich Pankofer, München. 4. Auflage. Callwey: München 1984, ISBN 3-7667-0702-7
  • Friedrich Werner Schlegel: Türschloss und Beschlag. Geschichte, Probleme, Konstruktionen. Lange: Duisburg 1952
  • Friedrich Werner Schlegel: Kulturgeschichte der Türschlösser. Lange: Duisburg 1963

Weblinks

 Commons: Türschlösser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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