UNGG-Reaktor

UNGG-Reaktor
Die beiden UNGG-Reaktoren im Kernkraftwerk Saint-Laurent
Kernkraftwerk Chinon mit drei UNGG-Reaktoren

Reaktoren der Baureihe UNGG (fr. Uranium Naturel Graphite Gaz, übersetzt Natürliches Uran Graphit Gas)[1] wurden in Frankreich und Spanien gebaut. Das Programm gasgekühlter Reaktoren in Frankreich bestand ursprünglich aus acht der mit Natururan betriebenen[2], gasgekühlten und graphitmoderierten Reaktoren der ersten Generation.[2] Sie sind nun allerdings alle abgeschaltet. Alle acht Reaktoren zusammen hatten eine Nettoleistung von 2375 MWe und waren zusammengerechnet 163 Jahre in Betrieb.[3][4]

Die französische Erfahrung mit dem Betrieb gasgekühlter Reaktoren begann 1959 mit der Inbetriebnahme des G2-Reaktors im Kernkraftwerk Marcoule. Bis 1972 wurden noch sieben andere Reaktoren dieses Typs eingesetzt und 145 Betriebsjahre wurden inzwischen erzielt. Mit Ausnahme zweier Paare duplizierter Reaktoren (G2 und G3, Saint-Laurent 1 und Saint-Laurent 2) waren alle diese Reaktoren Prototypen.[4]

Der Reaktortyp wurde gemeinsam vom Commissariat à l'énergie atomique (CEA) und von Électricité de France (EDF) entwickelt. Im Jahr 1963 wurde im Kernkraftwerk Chinon der erste UNGG-Reaktor in Betrieb genommen.[5]

Die Natururanreaktoren nutzen Graphit als Moderator und Kohlendioxid (CO2) unter Druck als Kühlmittel. In den französischen Reaktoren bestand der Kern aus einem Stapel von Graphit-Ziegeln in sechseckiger Form. Durch jeden Ziegel führte ein Kanal. In jedem dieser Kanäle war Brennstoff in Form von Kassetten untergebracht, worin Gas zirkulierte.

Ende der 1960er-Jahre beschloss EDF, auf die UNGG-Baureihe zu verzichten und ab diesem Zeitpunkt nur noch Druckwasserreaktoren zu errichten. Der erste UNGG-Reaktor, der G1 in Marcoule, wurde im Jahr 1956 in Betrieb genommen. Der letzte, Bugey 1, folgte 1972.[6]

Um die UNGG-Reaktoren in Chinon, Bugey und St. Laurent stillzulegen, wählte EDF die teilweise Demontage bzw. auch endgültige Demontage. Diese dauert seit 50 Jahren an. In Frankreich ist in Marcoule eine Recycling-Anlage für Stahl aus demontierten kerntechnischen Anlagen in Bau. Dieses Metall ist voraussichtlich radioaktiv kontaminiert, aber es kann für andere Kernkraftwerke recycelt werden.[7]

Standorte

An folgenden Kernkraftwerks-Standorten waren UNGG-Reaktoren in Betrieb (Stückzahl steht in Klammern):

Quellen

  1. Akronyme - UNGG (englisch)
  2. a b La France nucleaire/Nuclear France: URANIUM (englisch)
  3. Conference Article: French activities on gas cooled reactors (englisch)
  4. a b Conference Article: Twenty-nine years of French experience in operating gas-cooled reactors (englisch)
  5. Commissariat à l'énergie atomique, Atomic Energy Commission (englisch)
  6. La France nucleaire/Nuclear France: Types of Reactors UNGG (englisch)
  7. Nuclear Decommissioning: WNA - Decommissioning Expierience (englisch)

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