Ulrich Jasper Seetzen

Ulrich Jasper Seetzen

Ulrich Jasper Seetzen (* 30. Januar 1767 in Sophiengroden in der Herrschaft Jever; † im Oktober 1811 in der Nähe von Taizz im Jemen) war ein deutscher Arzt, Wissenschaftler, Naturforscher, Reisender und Orientalist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ulrich Jasper Seetzen wurde in Sophiengroden in der Herrschaft Jever als Sohn des bemittelten Landmannes Ulrich Jaspers Sietzen und dessen Ehefrau Trienke Otten geboren. Er besuchte die Schule in Jever und ging im Herbst 1785 an die Georg-August-Universität Göttingen, um Medizin zu studieren. Daneben widmete er sich den Naturwissenschaften, in denen Blumenbach sein Lehrer war, sowie auch der Technik.

1789 erlangte er durch die Dissertation Systematum de morbis plantarum brevis dijudicatio die Doktorwürde. Er gründete mit mehreren jungen Leuten, unter denen auch Alexander von Humboldt war, die göttingsche physikalische Gesellschaft.

1790 unternahm er eine halbjährige Reise durch Westfalen und Westdeutschland, sammelte dabei Pflanzen und Mineralien und besuchte Fabriken und Bergwerke. 1791 ging er nach Wien, später nach Böhmen und Sachsen und kehrte 1792 in seine Heimat nach Jever zurück.

1794 kaufte er eine Windsägemühle und eine Muschelkalkbrennerei in Jever, publizierte dabei aber weiter in zoologischen, botanischen und technischen Zeitschriften. 1795 wurde er zum Mitglied der naturforschenden Gesellschaft in Berlin und Jena ernannt. Später arbeitet er auf den Gütern des Reichsgrafen von Münster-Meinhövel in Ost- und Westpreußen.

Nachdem er in Jever am 2. März 1802 in die Freimaurerloge Zum silbernen Schlüssel aufgenommen worden war, brach er am 13. Juni 1802 zu einer Reise in den Nahen Osten auf, die ihn über Konstantinopel, Syrien und Palästina nach Kairo führte, wo er zwei Jahre verweilte und eine reiche Sammlung von Handschriften, Altertümern und Naturalien zusammenbrachte, die er nach Gotha brachte.

1809 besuchte er Mekka und Medina, im März 1810 den Jemen, von da Aden und Mokka und starb im Oktober 1811 auf dem Weg nach Sanaa.

Leistungen

Angeregt durch die Nachrichten von Reisen seiner früheren Studienkollegen Alexander von Humboldt nach Südamerika und Friedrich Konrad Hornemann nach Afrika beschließt Seetzen 1802 eigene Forschungsreisen in den Vorderen Orient nach Arabien und Afrika zu unternehmen. Dafür setzt Seetzen eigenes Vermögen ein, erhält aber auch Förderungen durch die Landesfürstin von Anhalt-Zerbst und den Herzog von Gotha. Er gelangt nach Aleppo, wo er arabisch lernt.

Verkleidet als Pilger kommt er nach Kairo und Mekka und kann dort 1809 einen genauen Plan der Kaaba anfertigen. Seine medizinischen Kenntnisse, die Beherrschung der arabischen Sprache und die Befolgung der Gebote des Koran verschafften ihm den Zutritt zur arabischen Welt. Er sammelte Kunstgegenstände, wie Plastiken und Mumien, sowie zahlreiche Schriften, die er seinem Förderer dem Herzog von Gotha schickte. Vieles davon ist noch heute in der Forschungsbibliothek Gotha erhalten.

Seetzen starb im Oktober 1811 in Arabien im heutigen Jemen unter ungeklärten Umständen auf dem Wegen von Taizz nach Mokka.[1] Seetzens Tagebücher und seine Vokabellisten der arabischen Sprache sind noch heute wichtige Quelle der Arabistik. Er gehört damit zu den bedeutendsten deutschen Orientalisten. Sein Tagebuch gaben Kruse und Fleischer (Berlin 1854-59, 4 Bde.) mit Kommentar heraus.

2011 bereiteten die Landesbibliothek und das Landesmuseum für Natur und Mensch, Oldenburg die Publikation von zwei weiteren Bänden vor, darunter das Tagebuch des Aufenthalts in Aleppo 1803 bis 1805.

Veröffentlichungen

Literatur

  • Jutta Schienerl: Der Weg in den Orient. Der Forscher Ulrich Jasper Seetzen: Von Jever in den Jemen (1802–1811). (Schriftenreihe, Heft 16). Oldenburg: Landesmuseum für Natur und Mensch Oldenburg 2000

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Beduine ist wirklich ein humaner Räuber in: FAZ vom 7. September 2011, Seite N4

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