Umberto I. (Italien)

Umberto I. (Italien)
König Umberto I. von Italien (1882)

Umberto I., mit vollem Namen Umberto Rainerio Carlo Emanuele Giovanni Maria Ferdinando Eugenio di Savoia (*14. März 1844 in Turin – † 29. Juli 1900 in Monza durch ein Attentat) entstammte dem Hause Savoyen und war von 1878 bis 1900 italienischer König.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Jugend

Umberto wurde am 14. März 1844 in Turin als ältester Sohn des Kronprinzen Viktor Emanuel und dessen Ehefrau Adelheid von Österreich geboren. Sein Vater bestieg 1849 als Viktor Emanuel II. den Thron des Königreiches Piemont-Sardinien und der erst fünfjährige Umberto wurde neuer Kronprinz. In der Folge erhielt er eine zeitgemäße und standesgemäße Erziehung. Der Privatunterricht stand unter der Leitung des Schriftstellers Massimo d’Azeglio und Pasquale Stanislao Mancini.

Als Kronprinz

Im März 1858 trat der 14-jährige Kronprinz als Hauptmann in die piemontesisch-sardische Armee ein und begann unter der Anleitung von Agostino Ricci eine Offizierslaufbahn. Und schon bald musste sich Umberto als Offizier in den italienischen Einigungskriegen beweisen. Im Zuge der italienischen Einigungsbewegung (Risorgimento), an dessen Spitze sich sein Vater und Ministerpräsident Camillo Benso von Cavour setzten, kam es zum kriegerischen Konflikt mit Österreich. 1859 nahm Umberto an der siegreichen Schlacht von Solferino teil. Durch diese entscheidende Schwächung Österreichs, konnte sich sein Vater am 17. März 1861 in Turin offiziell zum König von Italien proklamieren und Umberto stieg somit zum Kronprinzen des geeinten Landes auf.

Doch noch war der neu geschaffene Nationalstaat nicht befriedet und so kam es 1866 zum Dritten Unabhängigkeitskrieg gegen Österreich, den Italien an der Seite Preußens bestritt. In der Schlacht von Villafranca befehligte Umberto eine Division. Als sich in der Schlacht bei Custozza eine italienische Niederlage abzeichnete, deckte Umberto mit seinen Einheiten erfolgreich den Rückzug der Hauptstreitmacht und verhinderte so hohe italienische Verluste. Letztendlich musste Österreich Venetien an Italien abtreten. Einer vorerst letzten großen militärischen Anstrengung bedurfte es im September 1870, als der Kirchenstaat und Rom erobert wurden und dem Königreich Italien einverleibt wurden. Nun standen fast alle italienisch besiedelten Gebiete unter italienischer Hoheit. Zum Dank für seine hervorragenden militärischen Leistungen wurde Umberto von Viktor Emanuel II. zum Generalleutnant befördert und zum Oberbefehlshaber der römischen Garnison ernannt.

Auch politisch erlangte Umberto zunehmend an Bedeutung. Sein Besuch mit Ehefrau Margarethe am kaiserlichen Hof zu Berlin zur Taufe der jüngsten Tochter des Deutschen Kronprinzen im Juni 1872, bahnte das freundschaftliche Verhältnis zwischen der hohenzollernschen und der savoyischen Dynastie sowie dem deutschen und dem italienischen Volk an.

Ehe und Nachkommen

Die Suche nach einer standesgemäßen Ehefrau für Umberto gestaltete sich problematisch, da die alten europäischen Adelshäuser zunächst Abstand von einer Verbindung mit den „Emporkömmlingen“ nahmen. Dazu trug auch der Konflikt mit dem Papsttum bei, der nach der Auflösung des Kirchenstaates entflammt war. So kamen für Umberto nur wenige katholische Bräute in Frage. Deshalb musste Umberto am 22. April 1868 schließlich seine Cousine ersten Grades, Margarethe von Genua (*20. November 1851) heiraten. Mit ihr bekam er einen Sohn, Thronfolger Viktor Emanuel (später König Viktor Emanuel III.).

Als König (1878 bis 1900)

Nach dem Tod seines Vaters am 9. Januar 1878 bestieg Umberto als König von Italien und Herzog von Savoyen den Thron. Er nahm nicht den Titel Umberto IV. von Savoyen an, sondern nannte sich Umberto I. Er willigte ein, dass die Überreste seines Vaters im Römer Pantheon beigesetzt werden sollten und nicht im königlichen Mausoleum in der Basilika von Superga bei Turin. Dies wurde als Zeichen gewertet, dass Rom die neue Hauptstadt Italiens wurde. Umbertos Haltung gegenüber dem Heiligen Stuhl war nicht kompromissbereit, sondern er erklärte Rom für „unberührbar“ und bekräftigte die Dauerhaftigkeit des italienischen Besitzes an der „Ewigen Stadt“, die für ein Symbol der nationalen Einheit war.

Als neu gekrönter König machte Umberto eine Rundreise durch sein Land und kam am 17. November nach Neapel. Während der Parade durch die Stadt wurden er und Ministerpräsident Benedetto Cairoli von dem Anarchisten Giovanni Passannante mit einem Säbel angegriffen. Der König wurde nur leicht verletzt und der Attentäter wurde zum Tode verurteilt, obwohl das Gesetz die Todesstrafe nur bei der Ermordung des Königs hätte angewendet werden dürfen. Umberto I. wandelte die Strafe in eine lebenslängliche Zuchthausstrafe um.

Innenpolitik

Umberto I. regierte ganz im Geiste seines Vaters streng konstitutionell, stellte aber die finanzielle Ordnung in der Zivilliste wieder her und galt nebst seiner Gemahlin als Beispiel „feinster Bildung und wahrhaft vornehmer, edler Haltung.“

Italienische 20-Lire-Goldmünze von Umberto I. (1888)

Doch innenpolitisch war die Regierungszeit Umbertos I. eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs unter dem Zeichen der „sozialen Frage.“ Soziale Spannungen im neu gegründeten Königreich traten offen zu Tage. Die Sozialisten standen im Gegensatz zur außenpolitischen Expansionspolitik. Ministerpräsident Francesco Crispi finanzierte die italienische Kolonialpolitik mit Steuererhöhungen und staatlichen Sparmaßnahmen, wodurch sich die Gegnerschaft zur Arbeiterschaft weiter verschärfte. Die konservative Regierung reagierte mit der Beschneidung bürgerlicher Freiheiten, was zur Verabscheuung Umbertos I. durch die Linksextremen und Anarchisten führte. Diese Gegensätze gipfelten im Bava-Beccaris Massaker von Mailand. Am 7. Mai 1898 kam es in Mailand zu Massendemonstrationen wegen ständig steigender Brotpreise. General Fiorenzo Bava-Beccaris schlug die Demonstration mit Waffengewalt nieder, was 200 Todesopfer forderte. Umberto gratulierte dem General in einem Telegramm und zeichnete ihn mit einem Orden aus, was zu großer Empörung in weiten Teilen der Bevölkerung führte

Außenpolitik

Obwohl nationalistische Kreise Italiens Einigung noch nicht als abgeschlossen sahen, sie forderten Südtirol, Triest und Istrien von Österreich-Ungarn, forcierte Umberto die Kolonialexpansion Italiens. Er war ein Vertreter des Imperialismus und forderte für sein Königreich Kolonien in Übersee, um nicht hinter den anderen Großmächten Europas zurückstehen zu müssen. 1885 besetzten italienische Truppen die Stadt Massawa und schufen damit den Grundstein zur späteren Kolonie Eritrea. Von hier aus weiteten die Italiener ihren Einfluss auf Somalia aus und Umberto wurde nachgesagt, er strebe die Errichtung eines großen Imperiums in Nordostafrika an. Die katastrophale Niederlage der italienischen Invasionstruppen in der Schlacht von Adua in Abessinien 1896 dämpfte jedoch diese Ambitionen. Im Sommer 1900 war die italienische Marine Teil der Acht-Nationen-Allianz, die den Boxeraufstand im Kaiserreich China niederschlug. Daraus resultierte für Italien eine Handelskonzession mit der chinesischen Stadt Tientsin.

Taler der Kolonie Eritrea mit dem Porträt von Umberto I.

Bündnispolitisch war Italien Teil des Dreibundes mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn. Immer wieder besuchte der Monarch Berlin und Wien, um die guten Beziehungen zu Wilhelm II. und Franz Joseph I. zu demonstrieren. Kritik rief die Verbindung mit Österreich-Ungarn hervor, da die Habsburger mit Südtirol und Istrien Gebiete besetzten, die Italien beanspruchte.

Einkaufspassage Galleria Umberto I in Neapel (um 1890)

Ermordung

Am 29. Juli 1900 besuchte König Umberto die Stadt Monza. Unterwegs war er in einer offenen Kutsche, als der Anarchist Gaetano Bresci aus der jubelnden Menge am Straßenrand viermal mit einem Revolver auf den König feuerte. Noch am gleichen Tag erlag Umberto I. seinen Verletzungen und verstarb 56-jährig. Der Attentäter erklärte sein Verhalten sei ein Racheakt gegen das Verhalten Umbertos in seiner Haltung zum Bava-Beccaris-Massaker.

Beigesetzt wurde Umberto I. am 9. August 1900 im Pantheon zu Rom, an der Seite seines Vaters. Er war der letzte Savoyer, der dort begraben wurde. Sein Sohn, Viktor Emanuel III. starb im ägyptischen Exil und wurde auch dort beerdigt.

Nachruf

„Ein reiner Mensch, der jedes Herz gewann!
Ein Fürst voll Hoheit, edel, stark und schlicht,
Der nie auf And'res, denn auf seine Pflicht
Und seines Landes Glück und Ruhe sann!

Der half, wo guter Wille helfen kann
Und Sorgen brach, wo Liebe Sorgen bricht!
Den Selbstsucht nie geblendet hat und nicht
Berauscht die Macht hat – jeder Zoll ein Mann! -

Und i h m hat sich ein Mörder doch genaht,
Ein wüster Narr, dess rohen Unverstand
Der Königskrone lichter Schein verdross!

So ohne Grenzen hässlich ist die That,
Dass kaum der Schmerz darüber Thränen fand,
Weil Zorn und Staunen ihren Born verschloss.“

Weblinks

 Commons: Umberto I. (Italien) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Viktor Emanuel II. König von Italien
1878–1900
Viktor Emanuel III.

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